Göttingen: Konzert der Bundeswehr gestört

Fuck_the_army 18.11.2009 00:31 Themen: Militarismus
Am heutigen Dienstag, den 17. November, spielte in Göttingen das Heeresmusikkorps 2 aus Kassel. Diese als „Wohltätigkeitskonzert“ getarnte Propagandaveranstaltung der „klingenden Visitenkarte der BRD“ wurde von ca. 30 Antimilitarist_innen kritisch begleitet bzw. gestört.
Veranstaltungen wie diese (bei denen jedes Mal für einen „guten Zweck“ Geld gesammelt wird) sollen laut Eigendarstellung die „Bindung zwischen Bundeswehr und Bevölkerung festigen und das Ansehen der Bundeswehr im In- und Ausland stärken“.

Bereits im letzten Jahr hatte es gegen den Auftritt der Bundeswehrblaskapelle in Göttingen diverse antimilitaristische Widerstandsaktionen gegeben ( http://de.indymedia.org/2008/11/233206.shtml) und so überraschte es auch niemanden, dass in diesem Jahr ca. 50 Polizist_innen und ein privater Sicherheitsdienst den reibungslosen Ablauf sichern sollten. Die Einlasskontrollen waren -offensichtlich als Antwort auf die letztjährigen Aktionen- deutlich strenger: Alle Menschen unter 30 und alle auch nur ansatzweise alternativ aussehenden Leute wurden abgetastet und alle Besucher_innen mussten ihre Taschen durchsuchen lassen.

Ungefähr 30 Leute protestierten mit diversen Transparenten lautstark gegen die Veranstaltung, verteilten Flugblätter und diskutierten mit Polizei und Securitys über deren Rolle als Beschützer der Bundeswehr vor Protest.

Vor der Stadthalle war es einem Kletterer gelungen an einer Laterne ein Transparent aufzuhängen mit der Aufschrift „Spiel mir das Lied vom Tod“. Dieses Transparent war auch von innerhalb des Konzertgebäudes zu lesen und sorgte dort für erregte Diskussionen.

Vier Antimilitarist_innen war es gelungen in die Veranstaltung zu gehen. Nach Zwischenrufen („Soldaten sind Mörder“) und Trillerpfeifkonzerten wurden sie nach und nach (und sehr unsanft) und unter Gewaltdrohungen des restlichen Publikums aus dem Saal geräumt und erhielten Platzverweise.

Wohl auch in diesem Zusammenhang wurde bereits in der Nacht auf den 17. die Fassade der Stadthalle in der das Konzert stattfand mit einem promilitaristischen Jubelgraffiti („Danke für die Bomben“) verschönert und der Soldatenhelm eines Kriegsdenkmals in der Nähe erstrahlte am Morgen in lieblichem rosa.
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Ergänzungen

Flyer der SDAJ Göttingen

SDAJ Göttingen 18.11.2009 - 13:52
Soziales Militär?!
Heute Abend gibt das Heeresmusikkorps II ein Benefiz-Konzert im Rahmen der Aktion „keiner soll einsam sein“. Die Einnahmen sollen sozial benachteiligten Menschen zugute kommen. Soziales Engagement ist in den letzten Jahren zur Notwendigkeit geworden, weil viele Menschen – oft trotz Arbeit – nur unzureichende finanzielle Mittel zur Verfügung haben und auf soziale Leistungen angewiesen sind. Sie wenden sich an Organisation wie die „Tafel“, wo sie mit dem Nötigsten versorgt werden. Dies ist eine Lösung auf der Erscheinungsebene. Denn Verarmung ist das Ergebnis des Sozialabbaus der letzten Jahre, wie der Hartz-Gesetze, der Gesundheitsreform oder der Rentenreform und der Nullrunden bei der Rente. Deswegen kann eine Benefiz-Veranstaltung zwar beispielsweise die Göttinger Tafel einige Male decken, aber die Ursache des Problems wird dadurch nicht berührt. Hierfür sind politische Lösungen notwendig. Wir sagen:
• Weg mit Hartz IV!
• Rente mit 60!
• kostenlose Gesundheitsversorgung!
Mit der aktuellen kapitalistischen Krise haben sich die sozialen Widersprüche verschärft, denn Zehntausende werden auf die Straße gesetzt, wie aktuell bei Quelle und Karstadt. Die Lohnkosten für die Kapitalisten werden durch Kurzarbeit gesenkt, wie bei Karmann. Aber die Krise trifft am stärksten die Arbeiterjugend und die Frauen. Und die Bundeswehr…

Aggression nach Außen, Repression nach Innen
Im Konkurrenzkampf des deutschen Imperialismus um die Neuverteilung der Welt führt dieser mit Hilfe der Bundeswehr Kriege im Ausland – und auch im Inland soll (und wird) die Bundeswehr eingesetzt. Die Militarisierung schreitet voran, so befindet sich die Bundeswehr inzwischen mit etwa 9000 Soldaten auf drei Kontinenten im Einsatz. Aber auch nach Innen wird die zivil-militärische Zusammenarbeit gestärkt. So sollen im Ausnahmezustand beispielsweise das Rote Kreuz und das Technische Hilfswerk den Befehlen der Truppe folgen.

Ausbildungsplätze statt Kriegseinsätze!
Die Bundeswehr nutzt den allgemeinen Ausbildungs- und Arbeitsplatzmangel unter Jugendlichen zur Rekrutierung aus und tritt regelmäßig in Schulen, Jobmessen und Arbeitsämtern auf. Dabei stellt sich die Truppe als „ganz normaler“ Arbeitgeber dar. Aber wie „normal“ ist ein Arbeitgeber, der seine „Beschäftigten“ für mehrere Jahre verpflichtet, um andere Länder wie Afghanistan zu besetzen, andere Menschen auf Befehl zu töten und das eigene Leben aufs Spiel zu setzen? Und wie „normal“ ist ein Arbeitgeber, der öffentliche Gelder für Eurofighter, Kriegsschiffe und anderes Material zum Töten verschwendet – Gelder, die für neue Lehrkräfte, Arbeits- und Ausbildungsplätze im Öffentlichen Dienst fehlen?
Mit dem Auftritt in der Stadthalle will sich das Heeresmusikkorps II als soziale Institution darstellen; sollen doch immerhin 15.000 Euro an soziale Einrichtungen gespendet werden. Das ist allerdings nur geheuchelte Nächstenliebe, weil jährlich ca. 31.000.000.000 Euro an Rüstung und Militär verschwendet, statt in soziale Projekte investiert werden. Die wahren Ziele des HMK II werden schon in ihrer Selbstdarstellung im Internet genannt: „vor allem die Verbindung zwischen Bevölkerung und Bundeswehr fördern“.
• Keinen Menschen, keinen Cent der Bundeswehr!
• Bundeswehr raus aus den Schulen, Jobmessen und Arbeitsämtern!
• Bundeswehrfreie Zonen schaffen!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Schöne Aktion — Weiter so

Weiter so Göttingen... — besser schwach als nix