Unistreik: Zwischen "Simulation" und Revolte
Seit 3 Wochen ist die Uni in Wien besetzt. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich der Protest über Europa. Hunderte Universitäten in Österrreich, der Schweiz und vor allem der BRD sind in der Hand der Studierenden. Die Mainstreampresse berichtet wohlwollend und ausführlich, und auch die politischen Entscheidungsträger gegen die sich der Protest richtet, äußern sich positiv. Ein kritische Bestandsaufnahme der ersten Protestbewegung seit Schwarz/Gelb
Eine erste Bestandsaufnahme der Proteste, die sich nicht aus Selbstsuggestion und Verarschung die Fakten schönredet, sieht ziemlich düster aus. Protestieren tun ein paar hundert, wenn‘s hochkommt ein paar tausend. Die überwiegende Mehrheit der Studierenden interessiert sich nicht dafür, im Gegensatz zur Mainstreampresse. Die bläht die Proteste wegen fehlender anderer Themen auf. Denn tote Fußballspieler reichen keine ganze Woche, um das Fernsehen voll zu machen. Die Protestierenden sollten jedoch nicht den Fehler machen, eine gute Presse mit gesellschaftlicher Relevanz oder Verankerung zu verwechseln. Wegen des wachsenden sozialen Drucks wollen immer mehr Studierende ihr Studium schnell beenden, um noch einen der wenigen Plätze an den Fleischtöpfen des Systems zu ergattern. Zeit für „Revolution spielen“, 20 Jahre Bummelstudium und „Welt & Wale retten“ war gestern. Die Hochzeit der Linken an den Unis ist vorbei, die Elite von Morgen weiß, dass sie sich keine Spielchen à la ´68 mehr leisten kann. Es muss gebuckelt und Karriere gemacht werden. So kann es schon mal vorkommen das eine Handvoll streikender Studierende von einer großen und wütenden Masse studierwilliger Erstsemester aus dem Hörsaal vertrieben wird, weil die keine Vorlesung verpassen wollen. Das hat weniger damit zu tun, dass Studenten schnöselige und spießige Selbstdarsteller sind, sondern mit der sozialen Realität in der BRD und dem verinnerlichten Klassenauftrag der kommenden Elite.
Die aktuellen Proteste sind vor allem eine mediengerechte „Simulation“ sozialer Bewegung. In Presseerklärungen wird auf dicke Hose und Revoluzzer gemacht, wenn die Bullen kommen wird kleinlaut der Saal geräumt, wie in Tübingen. Könnte ja sein, dass mensch eine Anzeige riskiert. Es ist leider davon auszugehen, dass das so bleibt. Ein „überspringender Funke“ und eine Radikalisierung der Studis ist sehr unwahrscheinlich.
Die Aktiven an den Unis sind gesellschaftlich auf verlorenen Posten. Sie können ihre Ziele (die nicht revolutionär sind: keine Studiengebühren, mehr Geld, Weg mit Bachelor/Master etc.) nicht durchsetzen, weil sie auf längere Zeit eine Minderheit bleiben, mit der Verschärfung der sozialen Auseinandersetzung unter Schwarz/Gelb wahrscheinlich sogar noch weniger werden. Es gibt einfach Bereiche in der Gesellschaft, in denen es den Leuten noch dreckiger geht, der Verweis darauf, macht den Protest für ein Großteil der Zielgruppe unattraktiv. Den der gesellschaftliche Reichtumskuchen ist kleiner geworden. Wer zuviel Zeit mit streiken verbringt,, dem droht der soziale Abstieg. Dann kann er sich dann GANZ PRAKTISCH und nicht nur symbolisch mit Gebäudereinigern und anderen prekär Beschäftigen solidarisieren. Er darf statt Anwalt zu werden, dann vielleicht die Uni-Klos putzen. Angesichts einer solchen Perspektive haben verständlicherweise wenige Bock den Revoluzzer zu spielen.
Während die Bedingungen für Protest und linke Politik an den Unis von Jahr zu Jahr beschissener werden (Rechtsruck der Studis und Lehrenden, Wegbrechen der erkämpften Strukturen), kriselt es in anderen Bereichen des Bildungssystems wie bei den Schülern und Azubis. Während in den 70er und 80er Jahren die Unis fest in der Hand linksradikaler Gruppen waren, sind die Leute an den Sekundarschulen und in den Betrieben größtenteils unpolitisch oder rechts gewesen und waren froh über eine Zukunft als Malocher bei Opel. Mit Kühlschrank, Farbfernsehen, Malle-Urlaub und sicherer Rente. Von den Revolutionsphantasien der Studis wollten die nichts hören. Doch damit ist jetzt essig. Die Situation an den Schulen ist untragbar geworden, dort ist eine soziale Bombe kurz vorm Explodieren (Rütli-Schule). Und sichere Jobs für Haupt- und Realschüler gibt’s schon lange nicht mehr. Ein Grossteil der Schüler hat schon jede Hoffung aufgeben und geht garnicht mehr. Lehrkörper kriegen immer häufiger auf die Fresse und klagen über „unkontrollierbare Zustände“ an den Schulen. Und Immer häufiger kommt es zu Schulstreiks und anderen Protestformen. Und zwar nicht weil die Proletenkids auf einmal links gewordenen sind und ihren Marx gelesen haben, während die Studis immer häufiger ihrer Klassensituation entsprechend FDP wählen, sondern weil ihnen einfach kein Teil in der Gesellschaft mehr offensteht, nicht mal mehr Opel. Für sie ist eine Karriere als HartzIV-Empfänger vorgesehen. Und das wissen sie. Und das macht sie sauer. Auch, wenn Mensch sich mehr für „Popstars“ interessiert als für linke Politik. Die Perspektivlosigkeit ist “real“ und nicht „gefühlt“. Die proletarischen Kids stehen mit dem Rücken zur Wand. Die Studierende haben noch eine Notleiter. Sich müssen sich in einem Konkurenzkampf behaupten, aus dem ein Teil der SchülerInnen mangels Chancen schon de facto ausgestiegen sind.
Die neue Qualität der letzten Bildungsstreiks lag nicht in den Aktionen an den Unis. Die studentischen Protestwellen ´68, ´88, ´98 und ´03 waren um einiges größer. Die neue Qualität war das GEMEINSAME agieren mit der Schülerbewegung und den Azubis. Entstanden ist die Idee der Bildungsstreiks aus dem Schulstreik am 12. November 2008, an dem sich überraschender Weise über 120 000 Schüler beteiligt haben. Auch beim Streik im Juni bestand die überwiegende Mehrheit auf den Straßen aus Schülerinnen und Schülern. Doch die politische Repräsentation wird von den Studis und ihren Strukturen erledigt. So geht der „Bildungsstreik“ vom Juni nicht als GEMEINSAME Aktion, sondern als „Studentenprotest“ in die Geschichte ein, bei dem es vor allem um Studi-Forderungen wie „Keine Studiengebühren“ und „Abschaffung von Bachelor und Master“ ging und das, obwohl nur eine Minderheit Studierende waren. Der Mehrheit von Schülern und Azubis ging es aber auch nicht um „kleinere Klassen“ und „mehr Geld“. Sie wollten nur mal – ganz diffus – „Es reicht!“ sagen. Und darin lag die Chance der Proteste, welche die Studis durch ihre Selbstbezogenheit gerade zerstören.
Die Stärke der Bildungsstreiks sollte es sein, die Lebensbedingungen junger Menschen und ihre Situation im Bildungssystem zu thematisieren. Und angesichts der Revolten in Frankreich und Griechenland vor allem in einem INTERNATIONALEN Kontext. Es sollte also nicht nur um Studiengebühren gehen, sondern darum die Lebenssituation junger Menschen im Kontext der kapitalistischen Krise zu thematisieren. SICH POSITIV AUFEINANDER BEZIEHEN UND SOLIDARITÄT ÜBEN! Leider kochen die Studis aber – so elitär wie sie es als wichtige Glieder der Gesellschaft gelernt haben – ihr eigenes Süppchen. Und drehen damit der Internationalen Protestwelle den Hahn ab bevor sie begonnen hat. Indem sie sich an die Spitze setzen und aus einem Bildungsstreik ein „Bachelor und Master-Hörsaal-Übernachtungshappening“ machen.
Kaum ein Schüler oder Azubi, der die Proteste auf sich bezieht. „Und was haben wir damit zu tun? Ich komm doch eh nie an die Uni“ ist die Standardantwort, die mensch hört, wenn versucht wird Schüler für den Aktionstag am 17. November zu mobilisieren.
Deshalb liebe Studis, umdenken. Die Mehrheit an den Unis – das merkt ihr jeden Tag und wisst es nur zu genau – will von euch und eurem Protest nichts wissen. Eine Chance habt ihr nur mit den Schülern und Azubis zusammen.
Also: In der Presse mehr Bescheidenheit üben und in der Realität entschlossener kämpfen. Und auch mal Knast riskieren. Und selbstbewusster Akzeptieren das wir in der Minderheit sind. Wir müssen uns nicht mit allen gut stellen und niemanden Weh tun. Militanter und glaubhafter werden, und vor allem NICHT IMMER SO IM VORDERGRUND SPIELEN.
Denn im Moment ist folgender Satz leider bittere Realität:
Politisch steht die Studierendenbewegung in der Nähe jeder Fernsehkamera…
Auf denn:
Internationaler Protesttag // 17.November 2009 – One Struggle, one fight!
Die aktuellen Proteste sind vor allem eine mediengerechte „Simulation“ sozialer Bewegung. In Presseerklärungen wird auf dicke Hose und Revoluzzer gemacht, wenn die Bullen kommen wird kleinlaut der Saal geräumt, wie in Tübingen. Könnte ja sein, dass mensch eine Anzeige riskiert. Es ist leider davon auszugehen, dass das so bleibt. Ein „überspringender Funke“ und eine Radikalisierung der Studis ist sehr unwahrscheinlich.
Die Aktiven an den Unis sind gesellschaftlich auf verlorenen Posten. Sie können ihre Ziele (die nicht revolutionär sind: keine Studiengebühren, mehr Geld, Weg mit Bachelor/Master etc.) nicht durchsetzen, weil sie auf längere Zeit eine Minderheit bleiben, mit der Verschärfung der sozialen Auseinandersetzung unter Schwarz/Gelb wahrscheinlich sogar noch weniger werden. Es gibt einfach Bereiche in der Gesellschaft, in denen es den Leuten noch dreckiger geht, der Verweis darauf, macht den Protest für ein Großteil der Zielgruppe unattraktiv. Den der gesellschaftliche Reichtumskuchen ist kleiner geworden. Wer zuviel Zeit mit streiken verbringt,, dem droht der soziale Abstieg. Dann kann er sich dann GANZ PRAKTISCH und nicht nur symbolisch mit Gebäudereinigern und anderen prekär Beschäftigen solidarisieren. Er darf statt Anwalt zu werden, dann vielleicht die Uni-Klos putzen. Angesichts einer solchen Perspektive haben verständlicherweise wenige Bock den Revoluzzer zu spielen.
Während die Bedingungen für Protest und linke Politik an den Unis von Jahr zu Jahr beschissener werden (Rechtsruck der Studis und Lehrenden, Wegbrechen der erkämpften Strukturen), kriselt es in anderen Bereichen des Bildungssystems wie bei den Schülern und Azubis. Während in den 70er und 80er Jahren die Unis fest in der Hand linksradikaler Gruppen waren, sind die Leute an den Sekundarschulen und in den Betrieben größtenteils unpolitisch oder rechts gewesen und waren froh über eine Zukunft als Malocher bei Opel. Mit Kühlschrank, Farbfernsehen, Malle-Urlaub und sicherer Rente. Von den Revolutionsphantasien der Studis wollten die nichts hören. Doch damit ist jetzt essig. Die Situation an den Schulen ist untragbar geworden, dort ist eine soziale Bombe kurz vorm Explodieren (Rütli-Schule). Und sichere Jobs für Haupt- und Realschüler gibt’s schon lange nicht mehr. Ein Grossteil der Schüler hat schon jede Hoffung aufgeben und geht garnicht mehr. Lehrkörper kriegen immer häufiger auf die Fresse und klagen über „unkontrollierbare Zustände“ an den Schulen. Und Immer häufiger kommt es zu Schulstreiks und anderen Protestformen. Und zwar nicht weil die Proletenkids auf einmal links gewordenen sind und ihren Marx gelesen haben, während die Studis immer häufiger ihrer Klassensituation entsprechend FDP wählen, sondern weil ihnen einfach kein Teil in der Gesellschaft mehr offensteht, nicht mal mehr Opel. Für sie ist eine Karriere als HartzIV-Empfänger vorgesehen. Und das wissen sie. Und das macht sie sauer. Auch, wenn Mensch sich mehr für „Popstars“ interessiert als für linke Politik. Die Perspektivlosigkeit ist “real“ und nicht „gefühlt“. Die proletarischen Kids stehen mit dem Rücken zur Wand. Die Studierende haben noch eine Notleiter. Sich müssen sich in einem Konkurenzkampf behaupten, aus dem ein Teil der SchülerInnen mangels Chancen schon de facto ausgestiegen sind.
Die neue Qualität der letzten Bildungsstreiks lag nicht in den Aktionen an den Unis. Die studentischen Protestwellen ´68, ´88, ´98 und ´03 waren um einiges größer. Die neue Qualität war das GEMEINSAME agieren mit der Schülerbewegung und den Azubis. Entstanden ist die Idee der Bildungsstreiks aus dem Schulstreik am 12. November 2008, an dem sich überraschender Weise über 120 000 Schüler beteiligt haben. Auch beim Streik im Juni bestand die überwiegende Mehrheit auf den Straßen aus Schülerinnen und Schülern. Doch die politische Repräsentation wird von den Studis und ihren Strukturen erledigt. So geht der „Bildungsstreik“ vom Juni nicht als GEMEINSAME Aktion, sondern als „Studentenprotest“ in die Geschichte ein, bei dem es vor allem um Studi-Forderungen wie „Keine Studiengebühren“ und „Abschaffung von Bachelor und Master“ ging und das, obwohl nur eine Minderheit Studierende waren. Der Mehrheit von Schülern und Azubis ging es aber auch nicht um „kleinere Klassen“ und „mehr Geld“. Sie wollten nur mal – ganz diffus – „Es reicht!“ sagen. Und darin lag die Chance der Proteste, welche die Studis durch ihre Selbstbezogenheit gerade zerstören.
Die Stärke der Bildungsstreiks sollte es sein, die Lebensbedingungen junger Menschen und ihre Situation im Bildungssystem zu thematisieren. Und angesichts der Revolten in Frankreich und Griechenland vor allem in einem INTERNATIONALEN Kontext. Es sollte also nicht nur um Studiengebühren gehen, sondern darum die Lebenssituation junger Menschen im Kontext der kapitalistischen Krise zu thematisieren. SICH POSITIV AUFEINANDER BEZIEHEN UND SOLIDARITÄT ÜBEN! Leider kochen die Studis aber – so elitär wie sie es als wichtige Glieder der Gesellschaft gelernt haben – ihr eigenes Süppchen. Und drehen damit der Internationalen Protestwelle den Hahn ab bevor sie begonnen hat. Indem sie sich an die Spitze setzen und aus einem Bildungsstreik ein „Bachelor und Master-Hörsaal-Übernachtungshappening“ machen.
Kaum ein Schüler oder Azubi, der die Proteste auf sich bezieht. „Und was haben wir damit zu tun? Ich komm doch eh nie an die Uni“ ist die Standardantwort, die mensch hört, wenn versucht wird Schüler für den Aktionstag am 17. November zu mobilisieren.
Deshalb liebe Studis, umdenken. Die Mehrheit an den Unis – das merkt ihr jeden Tag und wisst es nur zu genau – will von euch und eurem Protest nichts wissen. Eine Chance habt ihr nur mit den Schülern und Azubis zusammen.
Also: In der Presse mehr Bescheidenheit üben und in der Realität entschlossener kämpfen. Und auch mal Knast riskieren. Und selbstbewusster Akzeptieren das wir in der Minderheit sind. Wir müssen uns nicht mit allen gut stellen und niemanden Weh tun. Militanter und glaubhafter werden, und vor allem NICHT IMMER SO IM VORDERGRUND SPIELEN.
Denn im Moment ist folgender Satz leider bittere Realität:
Politisch steht die Studierendenbewegung in der Nähe jeder Fernsehkamera…
Auf denn:
Internationaler Protesttag // 17.November 2009 – One Struggle, one fight!
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
spiel?
hier nochmal, für alle, die zu faul zum suchen sind die positionen der besetzten uni münchen: http://www.unsereunibrennt.de/positionen
ich persönlich empfinde es nicht gerade als spiel, auf harten hörsaal-bänken meine nächte zu verbringen und in stundenlangen diskussionen komplizierte sachverhalte zu bearbeiten. wenn ich spielen will, geh ich zum sportverein oder setz mich vor die xbox, aber tu mir nicht diese anstrengung an. das risiko verhaftet zu werden hatte jedeR von uns mit sicherheit mehrere male. ich finde es wirklich traurig, dass nichtmal hier kompetent über die studentenbewegung berichtet wird.
guter aufrufv
http://de.indymedia.org/2009/11/265820.shtml
weiter... und dranbleiben...
Mobilisierungsvideo zum Bildungsstreik
Bildungsstreik in Uelzen (NDS)
Demonstration:
24.11.09 - Dienstag - 11Uhr
Uelzen
Kreuzung Lüneburgerstraße-Gudesstraße (vor dem Alten Rathaus)
Bei Fragen meldet euch bei bildungsstreik-uelzen@web.de
AG Bildungsstreik Uelzen
Internationaler Kontext der Proteste
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Interessante Texte zu den Bildungsstreiks:
Text Berliner Antifagruppen zum Bildungsstreik am 17.November:
http://www.arab.antifa.de/index.php/themen/klassenkampf/357-schulstreik-die-zeit-der-forderungen-ist-vorbei09
Hört auf zu studieren – fangt an zu begreifen!
Text zur Kritik des Bildungsstreik in Würzburg von den „wütenden“
http://aau.blogsport.de/
Nie wieder (Schul) Klassen!
Text des antinationalen Zeitungsprojekts „Strassen aus Zucker“ zur Schule und Schulstreiks:
http://strassenauszucker.blogsport.de/2009/04/20/nie-wieder-schul-klassen/
Schule und freie Marktwirtschaft
Text der Schüler-Zeitung „Klassenkampf“ zur Bildung im Kapitalismus
http://www.schulstreik-berlin.de/archives/234-kk1_schule-und-freie-marktwirtschaft/
mehr Text
„Unser“ Bildungssystem soll schöner werden?
Text des Gegenstandpunkt zur Kritik des Bildungsstreik im Juni:
http://www.gs-marburg.de/texte/2009-06-17bildungsstreik2009.htm
Warum Studiengebühren zwar dein Studium, aber nicht deine Zukunft verändern
Ein Text von jimmy boyle berlin:
http://www.junge-linke.de/schule_und_bildung/warum_studiengebhren_zwar_dein.html
"Bildungsstreik" ist zur Kontrolle
Hier in Berlin sind einzelne Universitäre Bündnisse bereits so weit, dass keine politischen Symbole verwendet werden dürfen. Man will ja nicht die Massen verschrecken, so dass sich alle wohlfühlen und mitprotestieren können. Man will halt nicht, dass der Protest zu radikal rüberkommt, sondern im Fahrwasser schwimmen , um dann hinterher sagen zu können, das waren wir.
Wenn man sich anschaut, wie wenige dann doch im Vergelich zu 2003 protestieren, sieht man, wie fehlgeleitet diese Strategie ist.
Und was die Arab im verlinkten Text auf radikale Dicke Hose macht, ist mir auch schleierhaft. Die arbeiten doch wo es geht mit SDS und Co zusammen. Und diese Gruppen, sind von einer radikalen Kritik weit weit entfernt. An der Fu gab es immerhin einen StuPawahlflyer, in dem vom dortigen SDS (nicht in der linken Koalition) der linke AStA angegriffen wird, weil er die Strukturen der Verfassten Studierendenschaft Basisdemokratisch versucht auszugestalten. Und das wäre ja nicht im Sinne der parlamentarischen Demokratie. An der HU wurde von SDS-Vertretern bei der Diskussion auf dem Innenhof mit dem Präsi doch allen ernstes die Forderung nach Abschaffung der Regelstudienzeit zur Formulierung: "Anpassung der Regelstudienzeit an die realen Verhältnisse" heruntermoderiert. Welche realen Verhältnisse dabei auch immer gemeint waren.
Naja, wir werden sehen, wo die Reise hingeht. Schaut euch in den AGs die Arbeit an. Schaut euch an, wer immer redet und moderiert, wer jede noch so kleine radikale Forderung abschwächt, damit sie auch schon Massen- und Medienkonform ist. Denn nur realpolitische Forderungen sind teilweise durchsetzbar und der Erfolg hinterher als das Produkt der eigenen politischen Arbeit darzustellen.
Nun ja, wir werden sehen, wo die Reise hingeht.
Warum nur?
Nun ja, scheinbar ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Streik oder besser gesagt der simulation eines Streiks bzw einer Besetzung nicht gewollt, auch hier nicht. Insofern liebeR Mod, der oder die du das verantwortest, bleib schön in deiner Traumwelt von der großen Revolution, die von den Unis ausgeht.
Kritik
Das der Text nicht auf die Startseite kommt und VOR ALLEM das die inhaltlichen Ergänzungen versteckt werden ist ein Armutszeugniss für Indymedia. Zu dem Ergänzungen. SDS sind Idioten die ihr politisches Wirken ein einer (falsch) verstandenden Medialen Öffentlichkeit aussrichten, jedoch ist der Bildungsstreik ein (wenn auch blöde) authentische Bewegung und kein Vesuch irgendwelcher Konterrevolutionäre Verschwörer in der Linkspartei die Revolution an den Unis zu verhindern. Das ist Paranoia, die deine richtige Politische Kritik unglaubwürdig macht.
INDYMEDIA gibt jedlichen kritischen Gehalt auf. Hurra Hurra, die Studenten spielen Streik..
PS: Die verlinkten Texte sind gut. Aber die ARAB macht den Fehler die Studis richtig zu kritisieren um aus irgendwelchen mythischen Gründen die Revolution bei den Hauptschülern zu vermuten, was auch falsch ist.
Sehr gut ist die Kritik von GSP und junge Linke. Lesbar ist der Text von "Strassen aus Zucker" und "Klassenkampf"
KEIN CROSSPOSTING
@Paul Blisset
It a hard hard life. So muss sich Che Guevara im Dschungel von Boliven auch gefühlt haben.
Lieber Paul Blisset!
Für mich ist es evident, dass Bildung frei verfügbar sein muss. Für alle, die sie wollen. Wenn die Unis in diesem Land nun tatsächlich Orte der intellektuellen Emanzipation wären, und zudem wirklich allen Menschen unabhängig vom Einkommen und anderen Barrieren freistünden, dann wäre das bestimmt ganz wunderbar.
Tatsächlich aber sind Unis Orte gesellschaftlicher Auswahl, und sie geschieht wohl kaum als Nebenwirkung (oder Kollateralschaden), die elitäre akademische Cliquen-Bildung, sondern ist von vornherein im System angelegt. Der akademische Lehrbetrieb ist in diesem Land ein Mittel zum Zweck, und der ist, zur Zeit zumindest, eben nicht „für alle“. Nach der Devise: Wenn es Reichtum gibt, der arm macht, muss es auch Bildung geben, die blöd macht. Solche „Bildung“ kann Mensch wollen, muss Mensch aber nicht.
Kommt hinzu, dass die studentische Klientel der akademischen Einrichtungen derzeit eben nicht ausschließlich aus Leuten besteht, die von „ganz unten“ oder sonstwie „weit weg“ kommen. Doch wohl eher im Gegenteil. Sich zu entblöden, nach dem Staat zu rufen, wie es von studentischer Seite in dieser so genannten "Revolte" immer wieder geschieht, "Vater Staat" möge für sie die Kastanien aus dem Feuer holen (nachdem er sie zuallererst mal da reingetan hat) - das kann nicht Anliegen einer emanzipativen sozialen Bewegung sein, die es ernst mit sich meint! Um es mal pointiert zu sagen: Ist es die Aufgabe der Allgemeinheit, Zahnarzttöchtern und Anwaltssöhnen aus dem Alstertal (vom Starnberger See, aus Zehlendorf, oder, oder, oder...) die Eintrittskarte an die Futtertröge des Systems zu finanzieren? Ich finde, die können das selbst bezahlen.
Leider fehlt zur freien Assoziation freier Menschen so manches. Bis dahin ist die Welt an der Uni auch bloß eine kapitalistisch verfasste. Vor diesem Hintergrund fände ich es wichtig, zu differenzieren. Damit alle studieren können, die das wollen: Für Studierende ohne adäquate Familienfinanzen gibt es das Studierendengehalt. Finanziert werden sollte das aus meiner Sicht von denjenigen Studierenden, deren (Familien-)Finanzmittel reichlich sprudeln. Wer sich in seiner/ihrer freien Studienwahl dadurch eingeschränkt sähe, dass ihm/ihr die Eltern die Uni bezahlen, kann das von mir glaubhaft darlegen und ebenfalls ein Studierendengehalt bekommen. Das wäre dann auch ein Stück gelebte Solidarität, damit keiner mehr so „fiese“ Sachen von den Studierenden behaupten kann, wie sie sich anscheinend so hartnäckig im Bewusstsein einiger Menschen halten.
PS: Noch ein persönlicher Tipp an Dich, Paul. Nimm Dir doch einfach ein Sitzkissen mit in die Uni, wenn Dir die Bänke dort zu hart sind. Aufleger vom Campingstuhl oder so...
Warum wurde der link wegmoderiert?
Ebenen der Kritik stärker Reflexieren
1. Die Ebene der Sozialkritik
2. Die Ebene der Künstlerkritik
3. Die Ebene der Unsicherheitskritik
Lassen sich die ersten beiden Ebenen noch recht gut mit den von Boltanski und Chiapello im Buch „Der neue Geist des Kapitalismus“ beschriebenen Ebenen vergleichen, die sich schon in den 68er Protesten entwickelten, hat die dritte Ebene eine Dimension, die nicht explizit „links“ ist, sondern aus einer Position der Einforderung des eigenen Elitenstatus heraus zu verstehen ist.
Die Ebene der Sozialkritik umfasst generell Forderungen nach sozialer Fairness und Gleichheit. Die Kritik richtet sich nach strukturell feststellbaren Ungleichheiten im Zugang zur Bildung, z.B. Studiengebühren, Elitenprogramme, dreigliedriges Schulsystem, Weiterbildungsmöglichkeiten für Auszubildende, etc.. Diese Ebene der Kritik erwächst auch aus einer Position der Grundsolidarität anderen gesellschaftlichen Gruppen gegenüber, z.B. die gemeinsamen Proteste mit Gewerkschaften, SchülerInnen oder Auszubildenden.
Die Ebene der Künstlerkritik greift die „Entzauberung“ der mit Muße und Geist, Selbstentfaltung und Erkenntnis konnotierten Bildungsstätten an. Hierbei geht es z.B. um Themen wie die „Studierbarkeit“ des BA/MA, die Kritik an der Ökonomisierung, Modularisierung, Verschulung und des Pflichtlernens. Diese Kritik erwächst in erster Linie aus einer Position des Selbstbezugs. Die Kritik bleibt auf die Universitäten begrenzt. Diese Kritik, in ihrer alten Form, wie sie z.B. Ende der 70er Jahre die zunächst beherrschende Sozialkritik abgelöst hat, war Hauptimpulsgeber für die Veränderungen hin zum „neuen Kapitalismus“, wie er sich im Neoliberalismus formierte und auch Impulsgeber für die Transformation der Hochschulen. Hierbei sind es Schlagworte oder Kampfbegriffe (Wiesel-Words) wie Kreativität, Flexibilität oder Mobilität, die ursprünglich die Befreiung von starren Lehr –und Lernformen forderten, politisch-ökonomisch jedoch zu anderen Formen der Reglementierung des Wissensmanagements geführt haben. Diese Kritik ist leicht zu Instrumentalisieren und kann missbraucht werden.
Die Ebene der Unsicherheitskritik können wir dort ausmachen, wo Kritik am BA/MA dahingehend formuliert wird, dass sie den Studierenden schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt bringen würden. Diese Position offenbart eine noch stärkere Fokussierung des Selbstbezugs. Sie ist nicht unter Sozialkritik zu subsumieren, weil hier die Ebene der eigenen Unsicherheit einen späteren gesellschaftlichen Elitenstatus einzunehmen als wichtiger erachtet wird, als die Feststellung, das prekäre Arbeitswelten gerade in „bildungsfernen“ Schichten immanent sind. Ihr fehlt auch der Ansatz des „gleicher Zugang für Alle“, da sie den eigenen Status als gegeben hinnimmt und die Idealvorstellung der eigenen ökonomischen Sicherheit in den Vordergrund der Forderungen stellt. Sie ist auch nicht unter Künstlerkritik zu subsumieren, weil sie nicht unbedingt die „Entzauberung“ der eigenen Bildungswelt als Folie des Argumentation benutzt, sondern die Studienstruktur anhand einer quasi-kapitalistischen Arbeitsmarktperspektive analysiert und kritisiert.
Diese Ebenen existieren nicht unbedingt starr getrennt voneinander, sondern überschneiden sich in vielen Einzelpunkten der Forderungen und des Protestes. Generell wäre meine Kritik, dass diese Ebenen von verschiedenen Seiten unreflektiert benutzt werden. So lässt sich auch in Positionen der basisdemokratischen Linken Unsicherheitskritik ausmachen. Generell ist jedoch das größte Problem, dass im Bewusstsein der Studierenden die sich an den Protesten beteiligen die letzen beiden Ebenen den größten Raum einnehmen. Es hat schon eine gewisse Ironie, dass gerade in Szenen in denen am lautesten über die Vereinzelung und den Selbstbezug, den Egoismus und die fehlende Solidarität geklagt wird, diese Kritik nicht auf sich selbst bezogen wird, um die eigenen Positionen kritisch und auf einer tieferen theoretischen Ebene zu hinterfragen. So sollte Hochschulpolitik einfach nicht zu ernst genommen werden, sonst nimmt mensch sich selber zu ernst und sieht nur sich selbst. Mein Wunsch wäre eine deutliche Fokussierung und inhaltliche Auseinandersetzung der Sozialkritik und eine radikale Art, diesen Forderungen Ausdruck zu verleihen. Auch andere Kritik hat immer ihren Platz, um das Übel an der Wurzel zu fassen, müssen wir zusammen als Einzelpersonen grundlegend anpacken und uns ständig neu selbst kritisieren.