Nazis im Marburger Umland: ein Überblick

Pit 11.11.2009 17:00 Themen: Antifa
Im Folgenden soll ein Überblick über Geschehnisse und Entwicklungen im Marburger Umland gegeben werden, die im Zusammenhang mit extrem rechter Gewalt stehen. Denn in vielen Orten um die beschauliche Uni-Stadt hat sich eine rechte Szene entwickelt, die mit Übergriffen auf Andersdenkende von sich reden macht.Der Schwerpunkt liegt aus aktuellem Anlass bei der aus sieben Dörfern (u.a. Goßfelden und Sterzhausen) bestehenden Gemeinde Lahntal, circa sieben Kilometer von Marburg entfernt.

Was bisher geschah...

Immer wieder gerieten in den vergangenen Jahren kleine Städte und Dörfer in Hessen in die Schlagzeilen, weil sich die örtliche rechte Szene, oft über eine lange Zeit herangewachsen, nicht mehr verstecken ließ.So war es im Jahr 2004 Kirtorf im Vogelsbergkreis: Über längere Zeit fanden in einem ehemaligen Schweinestall Rechtsrock-Konzerte mit bundesweiter Bedeutung statt, doch in Kirtorf selbst schien das nicht viele zu stören. Erst nach Fernsehberichten begann eine Diskussion und die Konzerte konnten nicht mehr so einfach stattfinden bzw. wurden teilweise verboten. Doch die rechte Kultur und der rechte Lifestyle blieben und sind bis heute fest verankert.

In der Gemeinde Dautphetal war es Anfang 2008 ein rassistischer Brandanschlag auf ein Haus welcher den Ort in den Fokus des Interesses rückte, in Wetter eine Schändung des jüdischen Friedhofs und im Schwalm-Eder-Kreis der Überfall auf ein linkes Zeltlager. Doch auch abseits dieser bekannteren Angriffe ist die Lage für Menschen, denen Nazis auf die Nerven gehen, schwer. Immer wieder kommt es zu Übergriffen, welche nicht medial thematisiert werden.

Lahntal...

Aktuell sind es die beiden Dörfer Sterzhausen und Goßfelden welche für Aufregung in der Region sorgen: Einem größeren Kreis wurde bewusst, dass hier offensichtlich ein massives Problem vorliegt als am 15. August 2009 zwei Männer von einer Gruppe vermummter Nazis im Ortskern von Goßfelden angegriffen wurden und die verständigte Polizei es erstmal nicht für nötig hielt überhaupt zu erscheinen. [Oberhessische Presse 19.08.09]

Doch schon länger war klar, dass hier vieles im Argen liegt. Reichskriegsflaggen wehten offen in Vorgärten und auch schon zuvor war es zu Gewalttaten durch Neonazis gegen Menschen gekommen, die nicht in ihr Weltbild passen oder das Treiben nicht widerspruchslos hingenommen haben. So kam es beispielsweise zu einem Übergriff auf zwei Frauen einige Monate vorher [Oberhessische Presse: 06.10.09].

Als Folge des Überfalls im August 2009 gründete sich das „Bürgerforum gewaltfreies Lahntal“. Bei einem der ersten Treffen des Forums erschienen mehrere Nazis, um an der Veranstaltung „teilzunehmen“. Unter ihnen war auch der bekannte Neonazi und NPD-Direktkandidat aus Marburg Manuel Mann. Nachdem die Nazis von der anwesenden Polizei durchsucht und ihnen die Teilnahme am Treffen verweigert wurde, führten sie eine Spontandemo mit 10-15 Personen in Goßfelden durch.

Als erste öffentliche Reaktion veranstaltete das Bürgerforum ein Fest auf der Brücke im Ortskern, wo zwei Monate zuvor die beiden Männer zusammengeschlagen wurden. Bei diesem Fest zeigte sich wieder das teilweise mangelnde Verständnis der Problems: Ein örtlicher Nazi besuchte das Fest und wurde nicht ausgeschlossen. Man ist also nicht gewillt, Nazis aus der Idylle der Dorfgemeinschaft auszugrenzen. Diese These wird auch von den Äußerungen eines Mitglieds des Bürgerforums in der Oberhessischen Presse unterstrichen, der betonte: „Wir sind kein Forum gegen Rechtsradikale, sondern gegen Gewalt“ [Oberhessische Presse: 26.10.09].

Unterdessen ereignete sich in der Nacht zum 01. November der nächste Vorfall: Wieder wurde ein Mann in Goßfelden von Nazis attackiert. Im dazu erschienen Polizeibericht freute sich die Marburger Polizei zunächst, dass „während der Auseinandersetzung keinerlei Parolen“ gerufen worden seien. Am nächsten Tag musste dieses jedoch berichtigt werden: Die Täter fielen schon Stunden vor der Tat durch das Grölen rechter Parolen auf.



Die dargestellten Ereignisse und Entwicklungen im Marburger Umland sind nicht hinnehmbar und müssen bekämpft werden. Alle Menschen in Marburg und anderswo sind aufgefordert, sich offen und offensiv gegen rechte und extrem rechte Bestrebungen, auch innerhalb der Dorfgemeinschaft, zu positionieren und diesen entgegenzutreten.


Kein Friede mit Faschisten! Es gibt kein ruhiges Hinterland!
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Ergänzungen

Korrektur

Pit 11.11.2009 - 17:28
Die "Spontandemo" am 24.09.09 fand nicht in Gossfelden sondern in Sarnau statt. Gehört auch zur Gemeinde Lahntal.

Infos zu MM

Informant 11.11.2009 - 17:52
Manuel Mann ist nicht nur NPD Direktkandidat sondern auch Betreiber des Naziforums:

 http://forum.an-ba.info/phpBB3/

Das Projekt Autonome Nationalisten Bundesweite Aktion scheiterte ja bekanntlich wie alles was Manuel Mann gestartet hat. Das Forum besteht jedoch weiter.

Manuel Mann ist auf Bundesebene von anderen Nazis isoliert. Ganz besonders die autonomen Nazis aus dem Rurgebiet scheinen einen ziehmlichen Hals auf den guten zu haben, wenn man dem forum widerstand.info glauben schenken darf. Der Grund dafür ist ein Interview was er der Tagesschau gegeben hat.

 http://www.tagesschau.de/inland/autonomenationalisten2.html

mensch sollte nicht untertreiben...

antifa 12.11.2009 - 18:47
Redskin? na ja, 15 "kameraden" im umfeld sind zwar nicht viele, aber auch kein pappenstiel. 15 nazis + x in marburg sind 15 nazis zu viel. er scheint aber noch kontakte zu haben, oder wie erklärt sich das letzten monat zu seinem geburtstag über 100 nazis feierten, in lasst uns mal raten....... gossfelden bei marburg. im anschluss der feier lungerten ca 30 nazis im "autonomen" stil rund um den blochmann-platz rum. auch am letzten mittwoch tauchte manuel in der linken kollektivkneipe Bolschoi in der ketzerbach auf, trank mit weiteren 4 nazis über zwei stunden sein bier. nachdem einige genossinnen den wirt (günther) aufmerksam machten das die gäste nazis seien, warf er uns raus!

marburg ist nicht mehr das was es mal war....

Bolschoi

Mistress 16.04.2010 - 17:01
Das Bolschoi ist keine Kollektivkneipe sondern ein kommerziell betriebener Laden und Günther n alter Choleriker der ausser Sowjetnostalgie politisch nix zu bieten hat. Da seid ihr wohl in der falschen Kneipe gelandet. Die einzige Kollektivkneipe in Marburg ist das h8 unten beim Subway die Straße hoch.
Trptzdem interessant das Günther das Nazi-Saufen nicht stört

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geil — autonomy

Wie ????? — pascha

Es ist ruhig geworden... — antifa mr

zu heiß geduscht? — Redskin

Hurra — Ronny