Siempre Antifa: Neonazi-Outing in Berlin

Timur und sein Trupp 10.11.2009 22:55 Themen: Antifa
Am 9.November 2009 wurde in Berlin-Weißensee der Neonazi und Holocaustleugner Klaus Krusche in seinem näheren Wohnumfeld geoutet. Krusche gehört zum politischen Umfeld der rechtsradikalen Gruppierung "Reichsbürger" und ist seit mehreren Jahren in die Netzwerke der Holocausleugner-Szene eingebunden. Mit Flugblättern wurde seine Nachbarschaft auf sein Treiben hingewiesen und aufgefordert Stellung gegen ihn zu beziehen.

Die Aktion ist Teil der vom 11. bis 21. November stattfinden "Siempre Antifascista"-Aktionstage, die das Ziel haben durch überregionale Gedenk-Aktionen an die Opfer der (Neo)nazis zu erinnern. "Siempre Antifascista", so die Initiator_innen der Kampagne, ist auch ein Apell für eine aktive Gedenkpolitik. Mit der Aktion gegen Krusche soll den Opfern des Holocaust, am Gedenktag an die Novemberpogrome, entsprechend gedacht werden. Das Erinnern an die Ermordeten und deren Mörder, wie auch der Kampf gegen die Täter und geistigen Brandstifter von heute gehören untrennlich zusammen!
Beteiligt euch an den "Siempre Antifascista!"-Aktionstagen und macht Aktionen in eurer stadt. Hängt Transparente für die Ermordeten auf, geht sprühen, macht kreative Aktionen gegen eure lokalen Nazi-Strukturen.

Siempre Antifascista!
Erinnern heißt kämpfen!

Aufruf:
 http://siempre.red-skins.de/index.php/festival/siempre-antifascista-2009-kick-fascism-out-of-your-subculture.html

Im folgenden dokumentieren wir das gesteckte Flugblatt.




Achtung: Holocaust Leugner in der Nachbarschaft!
Klaus Krusche, Am Steinberg 6, 13086 Berlin-Weißensee

Werte Nachbarn.
In unserer Nachbarschaft wohnt der mehrfach vorbestrafte Neonazi und Holocaustleugner Klaus Alfred Krusche. Er verbreitet seit mehreren Jahren menschenverachtende Propaganda, vor allem gegen jüdische Menschen. Wir können das nicht länger hinnehmen und möchten Sie darum hiermit über Krusches Treiben informieren.

Verharmlosung des Nationalsozialismus

International existiert eine große Holocaustleugner-Szene, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Holocaust, also die massenhafte Vernichtung jüdischer Menschen durch die Nazis, als harmlos darzustellen oder schier wegzulügen. Krusche ist in die deutschen Teile dieses Netzwerkes bestens integriert und umgibt sich mit Menschen aus diesen Kreisen. Ziel eben jener Szene ist es, den Holocaust, also den Mord an rund 5,6 bis 6,3 Millionen Juden und Jüdinnen, zu verharmlosen. Zumeist geschieht dies durch Artikel, Bücher und Studien, die mit scheinbar wissenschaftlichen Belegen die Todeszahlen der durch die Nazis ermordeten jüdischen Menschen als wesentlich niedriger darstellen als sie sind oder gar behaupten, es hätte den Holocaust nie gegeben. Hierbei versuchen Protagonisten wie Klaus Krusche, Holocaustleugnung als Meinungsfreiheit zu deklarieren. Die Relativierung des millionenfachen Massenmordes hat für uns aber nichts mit einer „gesunden" oder "freien Meinung" zu tun.
Im Netz wird Klaus Krusche ganz in diesem Sinne von Neonazis als „Nonkonformist“ und "Streiter für die Wahrheit" gepriesen. Und das trotz tausender wissenschaftlicher Untersuchungen seit dem Zweiten Weltkrieg, die die Totenzahlen belegen und den vielen Augenzeugenberichten über die Konzentrationslager.

Mehrfach verurteilt

Klaus Krusche verbreitete bis 2007 antisemitische und rassistische Propaganda auf seiner Website. Aufgrund seiner im Internet veröffentlichten holocaustleugnenden Aussagen wurde er bereits mehrfach verurteilt. Seine Seite „Die Oppositionelle“ (www.klaus-krusche.de), wurde zeitnah zum Prozess am 20. Februar 2007 (0) von ihm aus dem Netz genommen, um einer weiteren Strafverfolgung zu entgehen. Der Staatsanwalt warf ihm vor, auf seiner Website in den Jahren 2005 und 2006 wiederholt den Holocaust geleugnet und gegen MigrantInnen gehetzt zu haben. Im November 2005 und im Mai 2006 wurde er wegen Volksverhetzung bereits zwei Mal verurteilt, beide Urteile wurden in einer Revisionsverhandlung vom Landgericht bestätigt (1). Am 20. Februar 2007 wurde er infolge seiner antisemitischen Aussagen zu einer Geldstrafe in Höhe von 2250 Euro verurteilt.

Auf Krusches Homepage wurde unter anderem auch ein Aufruf gegen den Irakkrieg veröffentlicht, in dem die „Verhältnisse unter dem alten Regime im IARK [als] paradiesische Zeiten“ im Vergleich zur Besatzung durch die USA bezeichnet wurden. Beides sehen wir als abzulehnende Unterdrückung an. Zitate wie dieses zeigen aber sehr gut, wem sich Krusche und seines Gleichen zugehörig fühlen. Relevant für Krusches Verurteilung war beispielsweise die Veröffentlichung von Publikationen des international bekannten Holocaustleugners David Irwing (2). Irwing wurde mehrmals strafrechtlich verurteilt, da er unter anderem bestritt, dass die Gaskammern von Auschwitz tatsächlich für den industriellen Massenmord benutzt wurden.


Krusche und der rechte Sumpf.

Bei den beiden ersten Prozessen im Jahr 2005 und 2006 beanspruchte eine rund 40 Personen starke Gruppe Neonazis die Hoheit im Gerichtssaal. Sie waren gekommen, um Krusche seelisch und moralisch beim Prozess beizustehen. Mobilisiert wurden sie auch über die rechtsradikale Online-Informationsplatform „Altermedia“ Das rechte Medienportal dokumentierte öfter die Prozesse gegen Krusche und solidarisierte sich mit ihm (3). Genauso publizierte Klaus Krusche auch selbst auf „Altermedia“.
Die Unterstützung Krusches durch die radikale Rechte beruht auf einer Gegenseitigkeit. So warb Krusche auf seiner Homepage dafür, die Prozesse der beinharten Neonazis und Holocaustleugner Rainer Link, Karl-Heinz Pantteleit und Gerd Walter zu besuchen. Alle drei gehören der rechten Organisation der „Reichbürger“ (4) an, die fest an einem weiteren Bestehen des "Großdeutschen Reiches" festhält. Seine Nähe zu dieser Strömung äußerte Klaus Krusche in einem Artikel auf "Altermedia" wie folgt: „Ich gehöre inzwischen zu der Gruppe, die für die Wiedereinsetzung der Verfassung des Deutschen Reiches eintritt.“ (5). Den Reichbürgern gehört auch der ehemalige NPD-Anwalt Horst Mahler an, der derzeit in Haft sitzt, da er zum Beispiel eine „Endlösung der Judenfrage“ (O-Ton Mahler) fordert (6).

Für ein aktives Gedenken.

Im Gegensatz zur Berichterstattung über Prozesse gegen bekanntere Holocaustleugner wie z.B. David Irwing waren Krusches Verurteilungen der Presse lediglich eine Randnotiz wert. So ist es nur logisch, dass er hier in Weißensee weitgehend unbehelligt von seinen Nachbarn leben kann. Kaum jemand in Krusches näherer Umgebung konfrontiert ihn mit seinen menschenverachtenden Aussagen. Dem möchten wir mit diesem Flugblatt ein Ende setzen. Denn wir finden es unerträglich, dass Holocaustleugner wie Krusche ungestört hier wohnen können. Wir haben das heutige Datum nicht zufällig gewählt. Rund um den 9. November 1938 hatten die Nationalsozialisten eine landesweite Zerstörung und Plünderung jüdischer Einrichtungen und Geschäfte organisiert. Im Zuge dessen wurden unter anderem am 10. November 30.000 JüdInnen in Konzentrationslager verschleppt. Die wenigsten von ihnen überlebten. Wir können 71 Jahre nach den Novemberpogromen die Verbrechen der Nazis nicht ungeschehen machen, aber wir können dafür sorgen, dass solche Verbrechen nicht mehr ermöglicht werden. Krusches publizistische Tätigkeit bietet den Nährboden für eben jenen Antisemitismus. Indem wir die Täter von heute in ihrem Handeln stören, zum Beispiel durch das Veröffentlichen ihrer Tätigkeiten, möchten wir den Opfern rechter Gewalt ein aktives und würdiges Gedenken verleihen.

Wer Antisemitismus als Meinungsfreiheit begreift, hat in unserer Nachbarschaft nichts verloren.

Siempre Antifascista!
Keine Toleranz für Antisemiten und Neonazis!
Im Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome und alle Opfer rechter Gewalt


Quellen:
0: Bericht zum Prozess gegen Krusche:
21.02.2007, TAZ,  http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2007/02/21/a0210

1: 29.05.2006, Redok,  http://www.redok.de/content/view/73/38/


2: Infos zu David Irwing:  http://de.wikipedia.org/wiki/David_Irving

3: Quelle: 19.10.2006, „Altermedia“

4: Informationen zu den Reichbürgern:
08.11.2009, Antifa Teltow Fläming:
 http://aatf.antifa.net/index.php?option=com_content&task=view&id=125&Itemid=34

Video von Rainer Link bei Naziaufmarsch in Treptow mit antisemitischen Aussagen:
Dez. 2003, Kanal B:  http://www.youtube.com/watch?v=0QSthm6mGms

5: 20.10.2006, „Altermedia“

6: 25.04.2008, NPD.Blog  http://npd-blog.info/2008/04/25/horst-mahler-erneut-vor-gericht/
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Ergänzungen

Kein Vergeben, Kein Vergessen!

Conny Demo in Göttingen 10.11.2009 - 23:17

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 4 Kommentare an

Kein Vergeben, Kein Vergessen! — Conny Demo in Göttingen

Danke — ^^

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Falsch zitiert — Pater Rolf Hermann Lingen