STAAT.NATION.KAPITAL.SCHEISSE. Demo

Bernd Kudanek alias bjk 09.11.2009 14:26 Themen: Antifa Antirassismus Militarismus Repression Soziale Kämpfe
Demo gegen die Herrschaft der falschen Freiheit!


Fast 2.000 überwiegend junge Menschen setzten in Berlin am vergangenen Samstag, den 7. November, engagiert ein deutliches Zeichen gegen den wie ein Krebsgeschwür wuchernden menschenzerstörerischen Kapitalismus und gegen die BRD-staatlich verordnete Jubelhysterie anläßlich des 20. Jahrestages der Maueröffnung auf der Bornholmer Brücke. Unter anderem dort ist nämlich in den späten Abendstunden der Grenzübergang zwischen Ost- und Westberlin geöffnet worden und euphorisierte Menschenmassen strömten in das als "Goldener Westen" verklärte Westberlin. Der "Tanz ums Goldene Kalb"  http://de.wikipedia.org/wiki/Goldenes_Kalb war eröffnet.
Wie es aber Euphorien an sich haben, zerplatzten alle hoffnungsvollen Wunschträume für das Gros der Bevölkerung hüben wie drüben sehr schnell. Denn noch schneller wurde die DDR von der Herrschaftselite der BRD als willkommene Beute-Kolonie Neufünfland einkassiert, filetiert und abkassiert. Für weite Teile der Bevölkerung der neuen großdeutschen BRD begann nicht nur ein sozialer Abstieg ohnegleichen, auch wurden immer mehr Grund- und Bürgerrechte einkassiert, das Grundgesetz mit Füßen getreten und beliebig gebrochen. Endlich konnte die großdeutsche Herrschaftselite weltweit wieder blutige neokolonialistische Kriege um Rohstoffe und Handelswege ganz offen führen. Willige Verfassungsorgane nicken seither beflissen ab, daß Großdeutschland auch am Hindukusch verteidigt werden dürfe. Mit vorher vor allem im christlichen Großbürgertum eher heimlich gepflegten und gehegten rassistisch-faschistoiden Gedankengut berieseln uns seit mindestens 20 Jahren nunmehr ziemlich offen die staatlichen Zwangsglotzen und die gleichgeschalteten herrschaftseigenen Medienkonzerne a là BLÖD-Zeitung zwecks einlullender Massenverblödung - Hauptzielgruppe ist die konsumsüchtige, mit "Brot und Spielen"  http://de.wikipedia.org/wiki/Panem_et_circenses leicht verführbare Spießbürgerschaft. Aktuell sind hier die abstoßenden Propaganda-Spektakel in Berlin zu nennen, die mit zum Teil geschichtsfälschend bemalten Styroporblöcken auf anderthalb Kilometern die ehemalige Grenzmauer simulieren und am 9. November, also heute abend, qua Dominoeffekt zum Einstürzen gebracht werden sollen.

Wie auch immer, die Berliner Samstags-Demo stand deshalb unter dem Motto: "STAAT.NATION.KAPITAL.SCHEISSE. - GEGEN DIE HERRSCHAFT DER FALSCHEN FREIHEIT!"

Bei diesem Slogan war klar, daß die Staatsmacht darüber not amused sein würde. Zumal der medien- und emotionsträchtige Demo-Sammelpunkt am Checkpoint Charly sowie die Demo-Route über die Konsum- und Renommiermeilen Friedrichstraße und Unter den Linden ohne weltweite Negativ-Schlagzeilen schwer zu verbieten war. Immerhin wollte die Hauptstadt Berlin sich ja mit den Jubelfeiern über die "gelungene" sogenannte friedliche Revolution von oppositionellen DDR-Bürgerrechtlern ins beste Licht setzen und da würde es schlecht passen, jetzigen wenn auch ungeliebten "linksradikalen" Oppositionellen eine Demo ausgerechnet dann zu verbieten, wo die Welt auf Berlin blickt.

Aber wozu hatte der rotrote Senat seine berüchtigten Kampfmilizen-Hundertschaften! Gleich 800 BeamtInnen der bewährtesten Schläger-Kohorten wurden aufgeboten, um den flanierenden und shoppenden Touries schon in der Friedrichstraße zu suggerieren, da wollen böse schwarzgekleidete Linksradikale eure schöne Feiertags- und Kauflaune kaputt machen und das lassen wir nicht zu! Von Beginn an wurde so unsere völlig friedfertige Demo (wieder einmal mehr!) kriminalisiert und der Demozug von Doppelreihen, manchmal sogar in Fünferreihen, von kampfgepanzerten, gewaltbereiten Milizen im Wanderkessel "begleitet" und damit jeder Sichtkontakt zwischen Passanten und den Botschaften unserer Demo auf Front- und Seitentransparente weitgehend unterbunden. Es war offenkundig beabsichtigt, uns von vornherein als einen linksradikalen gewalttätigen Chaotenhaufen und nicht als legitime, ernsthaft politische Oppositionelle darzustellen. Den PassantInnen sollte möglichst keine Gelegenheit geboten werden, sich selbst über unsere Argumente und Parolen zu informieren, geschweige denn, darüber nachzudenken.

Damit diese perfide Strategie auch ja funktioniert, provozierten die Kampfmilizen von Beginn an mit ruppigen Willküraktionen in den ersten paar hundert Metern. Zum Beispiel wurde das bereits kurz vor dem Demostart gekürzte Fronttranspi (Foto-Nr. 15) als angeblich zu lang moniert und etwa in Höhe des U-Bahnhofs Französische Straße mit Gewalt entrissen bzw. geklaut. Dabei kam es zu einer brutalen Festnahme eines jungen Demonstranten (Foto-Nr. 40 + 41, detailliertere Aufnahmen befinden sich in Ergänzungen von  http://de.indymedia.org/2009/11/265065.shtml ). Auf Zurufe von empörten Mitdemonstranten, er solle seinen Namen nennen, damit die EA ihm Rechtshilfe leisten könne, konnte der junge Festgenommene wegen der Brutalität des Festnahmevorgangs nicht reagieren. Die Bullerei schirmte jeden Kontakt ab. Es ist zu hoffen, daß der junge Mann mittlerweile wieder frei ist.

Danach ging es ohne Zwischenfälle im eng geführten Polizeikessel weiter. Eigentlich ist es ein Skandal, daß die Bullerei hier wie auch auf anderen linken Demos die freie Sicht auf Seiten- und Front-Transpis durch die Umzingelungstaktik unterbindet. Damit wird verhindert, daß legitime Demos ihre Argumente und Botschaften den PassantInnen mitteilen können. Außerdem werden herrschaftskritische DemonstrantInnen in empörender Weise von vornherein kriminalisiert und stigmatisiert. Es ist zudem auch ein Unding, daß eine Polizeibehörde darüber entscheiden dürfen, welche Parolen auf Plakate und Transpis und mit welchen Maßen sie zugelassen werden. Für mich ist das ein klarer, bewußt gewollter Verstoß der Staatsmacht gegen das grundgesetzlich verbriefte Recht auf Meinungsfreiheit und diese polizeistaatliche Unterdrückung sollte medial konsequent wieder und wieder angeprangert werden.

Vor der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße (Foto-Nr. 56) wurde auf der Zwischenkundgebung in einem Redebeitrag scharf kritisiert, daß u. a. das 71jährige Gedenken an die schlimme Reichsprogromnacht vom 9. November 1938  http://de.wikipedia.org/wiki/Novemberpogrome_1938seitens der offiziellen BRD-Öffentlichkeit wegen der Maueröffnungshysterie vor 20 Jahren bestenfalls unter ferner liefen abgehandelt wird. Danach ging's zum Hackeschen Markt, wo die Demo vorzeitig aufgelöst wurde, weil in Köpenick einer angemeldeten Nazi-Spontandemo entgegengetreten werden sollte.

63 großformatige Fotoimpressionen sind unter  http://www.carookee.com/forum/freies-politikforum/1/25303034#25303034 eingestellt. Sämtliche Demo-Fotos dürfen übrigens gerne bei namentlicher Nennung des Knipsers und Angabe der Quelle für nichtkommerzielle Zwecke heruntergeladen, gespeichert und weiterverbreitet werden.

Weitere Berichte sind unter  http://de.indymedia.org/2009/11/265065.shtml nachzulesen, dort haben Veranstalter und Mitwirkende ausführlich vom Ablauf der Demo und den völlig unverhältnismäßigen Polizei-Einsatz berichtet.

Bernd Kudanek alias bjk
 http://fries-politikforum.carookee.com
 http://BJKs-Politikmagazin.virtualdomains.de
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Ergänzungen

Fotos zum "Kategorie C" Konzert

... 09.11.2009 - 16:09
Fotos zum "Kategorie C" Konzert in Berlin unter:

 http://www.flickr.com/photos/mikaelzellmann/sets/72157622767900822/

@rio teiser

- 09.11.2009 - 17:01
Zum Transpiklau:
Das war ganz am Anfang; da war die Demo noch sehr klein (ca. 300 Leute). Natürlich trotzdem scheiße.

Blogbericht zur Vorbereitungs-Veranstaltung

Kuno 09.11.2009 - 17:36
"Gut besucht war die Veranstaltung “Ausgerechnet Bananen - Zu Scheitern und Zukunft des Kommunismus” in der HU, und nach mäßigem Anfang wurde es inhaltlich dann doch noch besser."

 http://www.classless.org/2009/11/08/bananen-und-die-wurst/

Antinationale Demonstration

taz-leser 10.11.2009 - 13:35
"Antinationale Demonstration
"Hör mir uff mit Deutschland"

1.500 Menschen demonstrieren gegen "Staat, Nation und Kapital" die Wendefeiern. Der Aufzug verläuft friedlich und endet vorzeitig - um Nazis zu blockieren. VON SEBASTIAN PUSCHNER

Rund 1.500 Menschen haben nach Polizeiangaben am Samstag in Mitte gegen die Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag des Mauerfalls demonstriert. Bereits am Hackeschen Markt beendeten die AntinationalistInnen nach zwei Stunden ihren weitgehend störungsfreien Aufzug unter dem Motto "Es gibt kein Ende der Geschichte - Gegen die Herrschaft der falschen Freiheit", um eine Demo von Neonazis im Berliner Osten zu verhindern."

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gute bilder

egal 13.11.2009 - 13:27
danke bjk! da gibts sehr gute bilder...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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mmmmm — rio teiser

wow, — ...

Bilder — Power Ranger

@PowerRanger — bjk

@powerranger — bla

blaue hasen — grünes kaninchen

bilderfetisch — ingo

@ingo — ***

ja super — -