Lüneburg: Anti-Atom Kundgebung

In Gedenken an Sébastien Briat 08.11.2009 11:22 Themen: Atom
Anlässlich des dezentralen Aktionstages gegen Atomenergie fand am gestrigen Abend auch im niedersächsischen Lüneburg eine Kundgebung statt. Rund 160 Menschen folgten einem Aufruf verschiedener Lüneburger Initiativen und Gruppen, die zur Kundgebung vor dem Bahnhof aufriefen.
Nach der Kundgebung versuchten noch einige Menschen eine Spontandemo in die Innenstadt durchzuführen.
Der dezentrale Aktionstag begann in der Region schon in der Nacht zuvor. Entlang der Bahnlinie von Lüneburg nach Dannenberg, auf der sonst die Castortransporte fahren, wurden 100 Xe und Transparente aufgestellt bzw. aufgehängt. Diese Aktion hatte zur Folge, dass die Polizei am nächsten Morgen damit begann, die Transportstrecke mit einem Hubschrauber zu überwachen. Bis zum Abend flog die Polizei das Gebiet entlang des Gleises und über Lüneburg hinweg.
Am Nachmittag fand dann noch eine Kletteraktion am Lüneburger Wasserturm statt. Zwei Aktivist_innen hängten zwei große Transparente dort auf und seilten sich ab.

Um 18 Uhr begann dann die Kundgebung vor dem Bahnhof. Die Veranstaltung stand unter dem Motto: „Mal richtig loslegen: Atomanlagen stilllegen -sofort! Gorleben dichtmachen! In Gedenken an Sébastien Briat“.

Zu Beginn der Kundgebung wurde an den französischen Anti-Atom-Aktivisten Sébastien Briat, der vor fünf Jahren von einem Castortransport überrollt und getötet wurde. Sébastien hatte sich aus Protest gegen die Atomindustrie an die Gleise gekettet. Er starb als er sich der menschenverachtenden Atompolitik zur Wehr setzte. Ein Redner betonte, dass es sich damals nicht um einen „Unfall“ handelte sondern bezeichnete den Tod von Sébastien als Mord. Um eine Verspätung aufzuholen, fuhr der Zug damals zu schnell und ein Hubschrauber befand sich zum tanken auf dem Boden. Für ihre Profite geht die Atomindustrie über Leichen.

In allen weiteren Redebeiträgen ging es auch darum, dass die neue Bundesregierung die AKW-Laufzeiten verlängern und Gorleben als Endlager festschreiben will. Die Auseinandersetzung um den Ausstieg aus der Kernenergie ist der erste große Konflikt, zu dem sich unmittelbar nach den Wahlen Widerstand formiert.

Mit der Kundgebung sollte auch deutlich gemacht werden, dass ein Stopp der Verlängerung der Laufzeiten und selbst ein Festhalten am Gesetz über den "Atomausstieg" - so wichtig dies ist - langfristig nicht reichen wird. Die bestehenden und produzierenden Kernkraftwerke müssen – weltweit - abgeschaltet und ein kompletter Ausstieg aus der Kerntechnik zur Energieerzeugung vorbereitet werden.
Deshalb ging es den Veranstalter_innen auch darum, die kurz- und mittelfristigen Ziele der Anti-AKW-Bewegung mit der Forderung nach einer insgesamt umweltfreundlichen und demokratischen Energiepolitik zu verbinden, die eine preisgünstige – nicht profitorientierte - Energieversorgung mit gleichzeitiger Förderung von Energiesparmaßnahmen und dem massiven und gezielten Ausbau alternativer Energien betreibt.
Eine Grundvoraussetzung dafür ist die Vergesellschaftlichung und schrittweise Überführung der Energiewirtschaft in öffentliches Eigentum unter demokratischer Kontrolle. Dies erfordert ein neues gesellschaftliches Kräfteverhältnis, in dem die verschiedenen linken Gruppierungen, Arbeiter_innen- und Ökologiebewegung gemeinsam mit der Anti-AKW-Bewegung an einem Strang ziehen.

Die Kundgebung endete mit dem Aufruf, gegen die Pläne der Atomindustrie und Regierung auf die Straße und Schiene zu gehen und den Widerstand gegen die Atomenergie fortzuführen.
Nach Beendigung der Kundgebung versuchten noch ca. 30 Menschen eine Spontandemo in die Innenstadt durchzuführen. Diese wurde nach wenigen Metern von der Polizei gestoppt. Nach einigen Rangeleien, konnten sich die Menschen in Kleingruppen absetzten und in die Innenstadt gelangen. Dort wurden sie mehrmals gestoppt und es kam zu weiteren Rangeleien und Schubsereien, bevor sich die Menschengruppe auflöste. Eine Person wurde durch die Polizeiübergriffe verletzt.
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Ergänzungen

15.11.09 bundesweite Demo in Ahaus

Osnabrücker 08.11.2009 - 13:22
Am 15.11.09, 14 Uhr Ahaus Action-Day Bahnhof, bundesweite Demo gegen den Castor-Transport.

Spontandemo

Alf 08.11.2009 - 14:03
Die Sache mit der Sponti ist etwas anders gelaufen. Nachdem man auf beiden Straßen nicht weiter als ein paar Meter laufen konnte, ohne, dass es zu Rangeleien kam, liefen die Demonstrierenden über die kleine Treppe beim ZOB auf die Hauptstraße und gingen als geschloßener Demozug bis zum Sande. Dort wurde mindestens eine Person vorübergehend festgenommen und weitere gekesselt. Nach 10min wurden alle wieder freigelassen und es kam zu mehreren kleinen Spontis durch die Innenstadt.
Später (ca. 20h) sammelten sich erneut ca. 30 Personen vor dem MC Donalds und zogen zur E.on Zentrale, und danach zum Rathausplatz. Dort löste sich die Versammlung auf. Polizei war ab 20h nur noch vereinzelt bis gar nicht mehr sichtbar.

Sébastien war NICHT festgekettet

Eichhörnchen 08.11.2009 - 23:09
Den Satz "Sébastien hatte sich aus Protest gegen die Atomindustrie an die Gleise gekettet." bitteschön korrigieren? Wie oft muss es noch betonnt werden? Warum verhalten sich Menschen, die auf Indy posten genauso bescheuert wie die Mainstream-Presse die ihre Angaben nicht überprüft und unrichtige Informationen verbreitet?
NEIN! Sébastien war definitiv NICHT an die Gleise gekettet, als es vom Zug erfasst wurde! Die Aktionsgruppe befand sich im Gleisbereich, das ist klar. Die Gruppe hat den Zug nicht so bald und schnell erwartet (wäre der Zug im erlaubten Tempo gefahren, wäre er erst Minuten später gekommen) und war im Gleisbereich, um vorzubereiten - das war eindeutig ein Fehler der Gruppe. hinzu kommt, dass die Gruppe auch deswegen vom Zug überrascht wurde, weil dieser Minuten zuvor mit Hubschrauber begleitung gemeldet worden war - als der Zug ankam, war der Hubschrauber aber Tanken geflogen. Der Zug hätte entsprechend nicht so schnell fahren dürfen. Und ein Fehler der Gruppe um Sébastien ist es gewesen, sich darauf zu verlassen, dass die Gegenseite sich an ihre eigenen Gesetze hält... Nein, die Atommafia hält sich an ihre eigenen Gesetze und wenn jemand ums Leben kommt, dass ist für sie ein Kollateralschaden mehr... Ja, sie gehen über Leichen, ja die Atomindustrie ist ein todesindustrie. Sébastien ist damals an seinen Verletzungen gestorben. Als der Zug mich rasender Geschwindigkeit ankam, zögerten die AktivistInnen zunächst. Wenn Sachen nicht nach Plan laufen, braucht ein Mensch wenige Sekunden um zu reagieren. Schnell verließen die AktivistInnen den Gleisbereich. Sébastien ist ein bißchen langsamer gewesern und wurde vom Luftzug des heranfahrenden Zug gezogen, ein Bein wurde ihm abgetrennt und er starb noch am unfallort an Verblutung - in den Armen eines Mitgefährten.
Eines ist klar. Sébastien kämpfte für das Leben und die Atomindustrie hat ihm getötet. Es leigt an uns, gegen diese menschenverachtenden Industire weiter zu kämpfen. Aber passt gut auf euch auf! Sie gehen über Leichen.

weitere Berichte vom Aktionstag

contratom 09.11.2009 - 09:58
...gibt es hier: www.contratom.de/novemberaktionstag

Der Tag im Film

TV 09.11.2009 - 11:10
.

Verstrahlung zweier Arbeiter im AKW Beznau

bermuda.funk 11.11.2009 - 01:31
Wir sprachen mit Axel Meyer vom BUND Freiburg. Interview auf:  http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=30628

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Viel zu wenig Teilnehmer — Kommunist

@ Hannes W. — Antifaschist

,.,.,. — Lasse Sternberch