Bln.: 2000 auf antinationaler Demo

Max Krause 07.11.2009 21:21 Themen: Antifa
Rund 2000 Menschen demonstrierten heute in Berlin auf einer antinationalen Demonstration gegen die "Wendefeierlichkeiten". Nach einem mäßigen Auftakt am Checkpoint Charlie mit nur wenigen hundert TelnehmerInnen wuchs die Demo in kurzer Zeit auf gut 2000 an. Schon nach kurzer Zeit verübte die Polizei einen Angriff auf die Demospitze und entwendete mehrere Transparente. Danach ging es lautstark weiter zum Hackeschen Markt, wo die Demo vorzeitig aufgelöst wurde, um den TeilnehmerInnen eine schnelle Anreise zur Verhinderung der Neonazispontandemo in Karlshorst zu ermöglichen.
Heute demonstrierten in Berlin-Mitte rund 2000 Menschen gegen die "Wendefeierlichkeiten" und das vermeintliche "Ende der Geschichte" nach dem Zusammenbruch der Ostblockstaaten. Dabei ging es natürlich nicht um eine Verklärung des Realsozialismus, sondern um ein deutliches Zeichen auch und gerade 20 Jahre nach dem Fall der Mauer für ein Ende des Kapitalismus einzutreten:
"Das Scheitern des Realsozialismus hat nicht die Notwendigkeit widerlegt, den Kapitalismus als ein verselbständigtes, überflüssiges Zwangsverhältnis abzuschaffen. Die Kosten des kapitalistischen Normalvollzugs, die Armseligkeit seines Reichtums und seine mörderische Armut spotten dem eilig ausgerufenen Ende der Geschichte tagtäglich und weltweit Hohn.
(...)
Dem Realsozialismus ist aber nicht einfach die Idee des Kommunismus entgegenzuhalten. Kommunismus ist kein Zustand, der hergestellt werden soll, kein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten hat. Kommunismus nennen wir die wirkliche Bewegung, welche den falschen Zustand aufhebt. Mit dem Kommunismus kommt der Anfang der Geschichte."

Die Demonstration startete um 16.30 Uhr mit mäßiger Beteiligung am Checkpoint Charlie (Friedrichstr./Kochstr.). Neben vielen Schildern "Etwas besseres als die Nation" und für die antifaschistische DEmo am 9.11. in Belrin-Moabit konnten diesmal auch unzählige "Staat. Nation. Kapital. Scheisse. "-Fähnchen mitgeführt werden. Bei der antinationalen Parade in Berlin am 23.Mai wurden diese noch beschlagnahmt und sogar einige Personen deswegen festgenommen worden. Dies wurde im Nachhinein gerichtlich gekippt ( http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/1/fahnen-sind-keine-waffen/). Außerdem gab es ganze vier Stangentransparente. Neben einem "Für den Komminismus!" einem das forderte "Sabotiert deutsches Heldentum!", gab es auch ein sehr großes das kurz und knapp feststellt "Hör mir uff mit Deutschland!".
Der erste Teil der Route führte über die Einkaufs- Und Touristenmeile Freidrichstraße. Unterstützt durch den sehr großen Lautsprecherwagen zog die Demo lautstark und offensiv an den verdutzten Touristen vorbei. Schon nach wenigen hundert Metern schritt die Polizei völlig ohne Grund ein und griff die Demospitze an. dabei wurde u.a. das Fronttransparent entwendet und dei Demo für gut 10 Minuten aufgehalten. In der Presse rechtfertigt die Polizei diese Maßnahme mit "zu großen Transparenten". Das ist angesichts der Tatsache, das es keinerlei Auflagen diesbezüglich gab ein allzu durchsichtige Schutzbehauptung. Nachdem ein neues Fronttransparent organisiert wurde, konnte die Demonstration dann mit großem Polizeiaufgebot an der Spitze weiterziehen. Zum Teil gab es doppeltes Spalier von äußerst agressiven Polizisten.
Weiter ging es über Unter den Linden und Universitätsstraße zur Tucholskystraße und dann zur Oranienburgerstraße, wo vor der Synagoge erneut eine Zwischenkundgebung abgehalten wurde. In dem Redebeitrag wurde darauf aufmerksam gemacht, das vor lauter Feierei am 9.November die Erinnerung an die antisemitischen Pogrome 1938 in den Hintergund rückt. Der Redebeitrag endete mit einem Aufruf zur Demonstration am Montag in Berlin-Moabit ( http://www.aim-berlin.de.vu).
Während der Demonstration wurden außerdem Aufrufe gegen das Heldengedenken in Berlin-Neukölln ( http://neukoelln.antifa.net/), die Neonazidemonstration in Halbe ( http://abso-berlin.tk/), die Gedenkdemo in Göttingen ( http://www.redical.antifa.net/index.php) und die alljährliche Silvio Meier Demo ( http://www.silviomeier.de.vu/) verteilt. Außerdem gab es die zweite Ausgabe der „Straßen aus Zucker“, die sich schwerpunktmäßig ebenfalls mit Geschichte, Realsozialismus, Kommunismus und der „Wiedervereinigung“ beschäftigt.
Eigentlich sollte die Demonstration am Rosa-Luxemburg-Platz enden, wurde allerdings wegen einer Neonazi-Spontandemo in Köpenick vorzeitig aufgelöst, um den TeilnehmerInnen die Anreise nach Köpenick mit der S-bahn zu vereinfachen. Dort sollte ein Konzert der Neonazi-Modemarke „Erik and Sons“ mit der Band „Kategorie C“ statfinden, was aber kurzfristig abgesagt wurde ( http://de.indymedia.org/2009/11/264867.shtml). Aus Protest gegen die Verhinderung des Konzertes mobilisierten die Neonazis zu einer Spontandemonstration, die natürlich nicht ungestört stattfinden soll ( http://de.indymedia.org/2009/11/265053.shtml).

Bereits im Vorfeld der Demo hatte es einge Veranstaltungen und Workshops gegeben. Die letzte fand gestern Abend in der Berliner Humboldt-Universität statt. Zunächst war diese Veranstaltung mit dem Titel "Ausgerechnet Bananen! - Zu Scheitern und Zukunft des Kommunismus." im Audimax der Uni geplant. Nachdem auf Indymedia Aufrufe auftauchten im Anschluß den Beispielen aus Potsdam, Münster, Östereich,... ( http://de.indymedia.org/2009/11/264878.shtml) zu folgen und ebenfalls den Audimax zu besetzen, wurde allerdings auf Initiative der Berliner Polizei von der Unileitung der Audimax gesperrt und die Veranstaltung mußte in einem großen Hörsall im Ostflügel sattfinden. Dort hörten dann ca 150 Menschen die Beiträge von Christian Schmidt aus Leipzig und den Gruppen antifa [f] sowie T.O.P.B3rlin. Es ging sowohl um den Verlust des Politischen im Realsozialismus, als auch den aktuellen Umgang mit der "friedlichen Wende-Revolution" 1989 in der offiziellen, deutschen, nationalen Ideologie.

Im kommenden Jahr wird dann der 20.Jahrestag der "Wiedervereinigung" am 3.Oktober erneut zu offiziellen Feierlichkeiten und nationalem Dauerbeschuß auf allen Kanälen führen. Auch dann gilt es dem wieder entgegenzuhalten:
"Mitten in der Krise bildet die nationale Einheits-Show den ideologischen Kitt einer Gesellschaft im globalen Kampf um Verwertungsbedingungen. Hier bestätigen Staat und Volk ihren Bund für kommende Konkurrenzschlachten. Hier werden soziale Spaltungen symbolisch überbrückt, während sie sich real weiter vertiefen. Zwar verdammt die kapitalistische Gesellschaft alle ihre Mitglieder zu einer endlosen Konkurrenz gegen einander. Doch sie macht sie gleichzeitig zu Komplizen im weltweiten Kampf der Standorte. Von der Konkurrenzfähigkeit der nationalen Verwertungszone hängt im Leben der Bürger_innen fast alles ab: Bildungsmöglichkeiten, Einkommenschancen und soziale Sicherung. In dieser objektiven Abhängigkeit Aller vom unberechenbaren Weltmarktschicksal des ‘eigenen’ Staates erscheint nationale Identität als Ausdruck einer naturwüchsigen, schicksalhaften Gemeinschaft."


verschiedene Aufrufe zu Demonstration:

Bündnisaufruf -  http://www.einheit-und-freiheit.de/texts/view/27

Internationale KommunistInnen -  http://interkomm.so36.net/archiv/2009-11-07/2009-11-07.php

Aufruf verschiedener Gruppen -  http://www.naturfreundejugend-berlin.de/node/151


Indymedia-Artikel im Vorfeld:

Das deutsche Superjubeljahr und Proteste dagegen -  http://de.indymedia.org/2009/10/264474.shtml

Workshop zur kritik an staat,nation + kapital -  http://de.indymedia.org/2009/11/264639.shtml

7.11. Bln: Es gibt kein Ende der Geschichte! -  http://de.indymedia.org/2009/11/264713.shtml

News zur antinationalen Demo in Berlin -  http://de.indymedia.org/2009/11/264761.shtml

Überblick zur Antinationalismus-Diskussion -  http://de.indymedia.org/2009/11/264839.shtml


aktuelle Presse zum Demoverlauf:

«Antinationale» Demo gegen Mauerfeiern -  http://newsticker.welt.de/?module=dpa&id=22929132

Rund 500 Teilnehmer bei antinationaler Demonstration in Berlin -  http://www.ad-hoc-news.de/route-rund-500-teilnehmer-bei-antinationaler-demonstration--/de/Politik/20683187

Berlin Aktuell -  http://www.berlinonline.de/aktuelles/berlin/detail_ddp_2576111140.php

Antinationale Demo gegen Wendefeiern -  http://www.rbb-online.de/abendschau/archiv/archiv.media.!etc!medialib!rbb!rbb!abendschau!abendschau_20091107_antifa.html


Presse zur Demo im Vorfeld:

In Zukunft doch wieder ohne Fahnen -  http://www.neues-deutschland.de/artikel/157352.in-zukunft-doch-wieder-ohne-fahnen.html

Demo gegen die "Jubelnation" -  http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/?dig=2009/10/30/a0060&cHash=c37e89a416


Linke wollen Hooligan-Konzert verhindern -  http://www.tagesspiegel.de/berlin/Rechtsextremismus-Hooligans;art270,2939619

"Alberne Wende-Party" -  http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/alberne-wende-party/

Linke Gruppen rufen in Berlin zur antinationalen Demonstration auf -  http://www.ad-hoc-news.de/route-vorschau-linke-gruppen-rufen-in-berlin-zur--/de/Politik/20681636

Tausende Polizisten bei Mauerfall-Feiern in Berlin -  http://newsticker.welt.de/?module=dpa&id=22910368

Viele Straßen sind zum Fest gesperrt -  http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1202493/Viele-Strassen-sind-zum-Fest-gesperrt.html

Wowereit eröffnet Domino-Galerie in Berlin -  http://www.rbb-online.de/nachrichten/politik/2009_11/mauerfall_gedenkfeiern.html

Berlin zum Jubiläum so gut wie ausgebucht -  http://www.tagesspiegel.de/berlin/Mauerfall-Tourismus;art270,2943400

Erinnerung an Opfer der Reichspogromnacht -  http://www.jungewelt.de/2009/11-07/048.php

"Das ist kein Grund zum Feiern" -  http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/?dig=2009/11/07/a0240&cHash=df8ff70b19
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Ergänzungen

Demonstration gegen Wendefeiern

Tsp-Leserin 07.11.2009 - 22:28
Etwa 1100 Linke, darunter 150 gewaltbereite, beteiligten sich am Samstagnachmittag an einer so genannten „Antinationalen Demonstration gegen die Wendefeiern“:

Antinationale Demo gegen Wendefeiern

Ich glotz TV! 07.11.2009 - 22:35
Bei der RBB-Abendschau können sie nicht fassen, das Leute gegen die Wendefeier demonstrieren, obwohl sie weder Mauer noch DDR zurück haben wollen. Dafür ist die Terlinehmerzahl mit 1500 weit näher an der Realität, als bei Tagesspiegel und Polizeimeldung. Auch ein kurzes Interview zu den Inhalten der Demo gibts zu sehen:

Ankündigung der Nazi-Sponti eine Ente

Dabeigewesener 07.11.2009 - 23:04
Die Ankündigung, die Faschos würden spontan in Karlshorst demonstrieren wollen, war eine ziemliche Ente. War zwischen 7 und 8 mit einer teilweise recht großen Sportgruppe zwischen Tierpar und Karlshorst unterwegs. Von Faschos war nichts zu sehen. Einzig ihre Freunde in Grün waren präsent. Angeblich, um Zusammenstöße mit kleineren Gruppen Rechtsradikaler zu vermeiden... Gesicht wurden die Nazis aber erst wesentlich später, am Ostbahnhof, eingekesselt von Bullen. Weiss jemand hierzu mehr? Fuhren mit der S-Bahn wohl gen Osten.

Wo waren die Leute?

? 07.11.2009 - 23:10
Bin Unter den Linden dazugekommen. Da waren es noch 1000. Sind die meisten der 2000(?) Leute nicht mit nach Mitte rein? Einige teilnehmende Gruppen von Ökolinks bis zu dogmatischen K-Gruppen fand ich aber eher gruselig.

endlich mal wieder ne schöne demo

bob 07.11.2009 - 23:14
danke für die schöne demo!
endlich mal wieder eine demonstration in berlin, die sowohl durch die wahl der route als auch durch die redebeiträge inhalte transportiert hat. es war tatsächlich die erste "latschdemo" seit langem, die den anschein hinterlassen hat, dass es sich gelohnt hat, nach mitte zu fahren.
außerdem kamen neben den tollen redebeiträgen (speziell nfj) die aufrufe zur gewalt auch nicht zu kurz (vielleicht das nächste mal den wortlaut überdenken - aber ich fand's gut) und die anschließende tour durch berlins osten war bisher auch ok.
passt weiterhin auf euch auf, es sind immer noch hunderte faschos in berlin unterwegs - speziell im f'hain schwirren sie gerade scheinbar planlos umher.
bis gleich genau dort!

Action is on: Die Mauer muß weg!

Anna und Arthur 07.11.2009 - 23:57
Heute wurde in Berlin-Mitte die "Domino-Galerie" aus nachgemachten Mauersteinen eröffnet. Vom Potsdamer Platz bis zum Reichstag wurden mit viel Trubel ca. 1000 angemalte 2,5 Meter große Mauersteine aufgestellt, die am Montag um 20 Uhr angestoßen werden sollen. Mit dieser infantielen Aktion - eine Mauer aufzubauen um sie dann wieder öffentlichkeitswirksam und hoch offiziell umzukippen, soll die Erinnerung an den Mauerfall vor 20 Jahren endgültig für den nationalen Gründnungsmythos der neuen deutschen Republik verwurstet werden.
Auf der antinationalen Demo heute wurden hunderte kleine Flyer verteilt, in denen dazu aufgerufen wird, diesem nationalistischen Treiben einen Strich durch die Rechnung zu machen:

"Etwas besseres als die Nation - alle werden fallen!

Wir brauchen keine Berufspolitiker, die erst eine Mauer errichten lassen, um sie dann selber wieder einzureisen. Wir reisen die Mauern, die uns alltäglich am guten Leben hindern selber ein. Fangen wir am 8.November symbolisch mit der "Domino-Mauer" am Brandenburger Tor an. Kommt um 19 Uhr zur "Domino-Galerie" und laßt es krachen. Die Mauer muß weg!"

Mit diesem öffentlichen Aufruf wird die Berliner Polizei vor die absurde Aufgabe gestellt die Mauer zu schützen. Sie müssen nun dafür sorgen, das die Mauer stehen bleibt, damit keine normalen Menschen sie zum Einsturz bringen, um damit gegen Nationalismus und den kapitalistischen Normalvollzug zu demonstrieren, sondern die ehemaligen und aktuellen Staatsoberhäupter, die damit den ideologischen Kitt für kommende Konkurrenzschlachten zimmern wollen. Deutsche Polizisten schützen die Mauer - das wird ein tolles bIld und es wird um die WElt gehen und den ganzen Wahnsinn dieser Aktion zeigen. Und was passiert erst, wenn die Steine wirklich schon vorher kippen... In den Zeitungen ist zwar zu lesen das die Dinger am Boden fixiert sind, aber selbst der aktuelle Wind macht den Verantwortlichen sorgen. Da wird ein kräftiger Schubser wohl ausreichen, oder?
Und selbst wenn die Staatsgewalt morgen genug Beamte vor Ort hat um den "Fall der Mauer" zu verhindern, bleiben immernoch 24 Stunden und damit eine ganze Nacht um sich der Sache anzunehmen... ;-)

Bilder

Mantis 07.11.2009 - 23:59
Hier scheint es die ersten Bilder von der Demonstration zu geben:

 http://www.flickr.com/photos/pm_cheung/sets/72157622756038460

Was war das? Theorie, Organisation, Konsum

Roland Ionas Bialke 08.11.2009 - 01:09
Am Auftakt der Demonstration, vor Kamps am Checkpoint Charlie, standen acht PolizistInnen in ziviler Kleidung. Und ich bin halb blind: Da schwirrten fast überall PolizistInnen in ziviler Kleidung, ab und zu auch mal mit grünen Polizei-Leibchen, herum. Da fehlte nicht nur die treffende Theorie, die über Lautsprecherwagen herübergebracht werden hätte können, es fehlte auch ganz klar die Praxis. Schön waren die vielen Flyer und Transparente - die plakativ Inhalte für Aussenstehende rüberbringen können - aber wer geht schon auf eine Demonstration, wenn er oder sie Angst haben muss wegen eines Transparents gehauen und in Gewahrsam genommen zu werden? Diese Tatsache wäre ja noch zu verkraften, wenn da nicht das Gefühl wäre, dass jeder und jede die neben Dir steht ein Polizist oder eine Polizistin sein könnte. Praxis kann heissen die Konfrontation zu suchen, sich an solchen verdeckten Kräften zu reiben und vor allem bekannte verdeckte PolizistInnen gemeinsam aus der Demonstration zu werfen. Das kann auch vom Lautsprecherwagen aus angesagt werden. Und kommt jetzt nicht mit: "Das ist illegal und würde uns gefährden!", manchmal höre ich auch was aus dem Lautsprecherwagen kommt, und da wurde schon ganz andere Dinge gesagt.

Die Ingewahrsamnahmen am Anfang habe ich nicht mitbekommen, es waren ja auch ziemlich viele Menschen da. Als in der Friedrichstasse der Demonstrationszug das erste Mal längere Zeit stoppen musste, da wurde das erste Mal die Unreflektiertheit und due Unflexiblität der meisten DemonstrantInnen offenbar. Es standen sich in der Friedrichstrasse auf einer Fahrbahnseite ein riesiger Block DemonstrantInnen einem u-förmigen Block gepanzerten PolizistInnen gegenüber. Und selbst als es dann endlich vom Lautsprecherwagen kam, dass die Polizei hier - in der Luxusgegend Friedrichstrasse - das Fass bald zum überlaufen bringt, blieb der Block DemonstrantInnen einfach stehen und wartete was die Polizei macht. "Out of Control" wäre hier genau das richtige Mittel gewesen. Aus dem Schraubstock rausfliessen und wie gewollt demonstrieren, nicht starr sondern dynamisch.

An der Friedrichstrasse Ecke Leipziger Strasse blieb der Demonstrationszug dann nach ein paar Metern wieder stehen. Uniformierte PolizistInnen rupften ziemlich brutal an den Transparenten und Menschen rum. Ich sah, wie einem bekannten Polizisten in ziviler Kleidung und mit grünen Polizeileibchen eine rote Fahne (vermutlich eine Antifaflagge) von einem gepanzerten Polizisten überreicht wurde. Beide freuten sich diebig, strahlten wie zwei kleine Kinder, die von der Leichtigkeit ihres dummen Unternehmens positiv überrascht waren. In der RBB-Abendschau vom 7. November 2009 könnt ihr die Szene sehen. Die abgezogenen Gegenstände packte der Polizist in einem bereitgestellten Mannschaftswagen in der Leipziger Strasse. Frank Millert, der mit anderen PolizistInnen (diese waren in Standart-Uniform) die Demonstration begleitete, er lief rechts-seitlich vor der Demonstration, freute sich über das erfolgreiche Vorgehen seiner PolizistInnen sehr. Aber noch schlimmer ist, dass Millert oder beispielsweise drei Anti-Konflikt-Team-Polizisten ungeschützt in bzw. in direkter Nähe der Demonstration einfach so rumlaufen konnten. Ich gebe ja zu, machmal ist es sinnvoller anonym in der Masse unterzutauchen, aber manchmal ist es auch gut ein Autogramm zu geben. Und ihr wart so nah dran, dass ihr Millert euer Autogramm geben hätten können.

Dann ging es weiter, vom Regen in die Traufe. Wer zum Teufel hat sich diese Route ausgesucht. Von zwei riesigen und gutbesuchten Strassen (Friedrichstrasse und Strasse Unter den Linden) gehen wir ausgerechnet in die Universitätsstrasse. Etwa 1500 Menschen quetschten sich ohne murren aus einer 4-spurigen gutbeleuchteten Prunkallee in eine kleine dunkle Gasse. Die PolizistInnen dürfen einfach so in die Demonstration und in die schmale Gasse mit rein laufen. An dieser Stelle kam ich mir vor wie ein Schaf und die anderen DemonstrantInnen folgten der Route. Jetzt weiss ich, warum "Spalier" ein positiver Begriff ist und warum der zu oft in Berichten über Demonstrationen angewendet wird. (Der grüne Hirte führt seine Gras-KonsumentInnen.)

Nach einer Weile durch unbewohnter Gegend, kamen Wir dann in die Oranienburger Strasse an. Hier wurde dann vor der jüdischen Synagoge ein relativ guter Redebeitrag über die Reichspogromnacht verlesen. Dann ging es weiter zum Hackeschen Markt, wo die Demonstration mit Hinweis auf eine Nazi-Demonstration aufgelöst wurde. Zusammen mit der Polizei fuhren dann 200 bis 300 antifaschistische DemonstrantInnen mit der S-Bahn Richtung Nazi-Demonstration.

Radiointerview mit TOP

radio corax 08.11.2009 - 01:42
Im Jahr 2009 feiert sich die deutsche Nation: 60 Jahre Bundesrepublik und 20 Jahre „friedliche“ Revolution werden begangen.
In diesen Feierlichkeiten vergewissert sich die deutsche Nation ihrer selbst, präsentiert sich als Nation der Moderne und bietet der Bevölkerung einen entspannten Nationalismus an. Ein Gespräch mit einem Vertretter der TOP Berlin über die Frage, ob es sich um eine besondere Nation handelt oder um eine weitestgehend normalisierte Nation in der internationalisierten Standortkonkurenz.

Mehr Fotos von der Demo...

oliberlin 08.11.2009 - 02:14
...gibts mal wieder unter ccphoto.de, wie immer unter der allseits beliebten Creative Commons Lizenz veröffentlicht.

Stellungnahme

ARAB 08.11.2009 - 12:29
Die Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin nimmt wie folgt Stellung zu den Vorwürfen, von unserer Seite aus sei ein Demoteilnehmer gewaltsam attackiert worden:

Wir weisen sämtliche Vorwürfe dieser Art von uns und distanzieren uns ganz ausdrücklich von den zwei Demoteilnehmern, die gewalttätig gegen einen Mitdemonstranten wurden. Sie kamen nicht aus den Reihen der ARAB und sind uns nicht persönlich bekannt.

Die Motivation für das Vorgehen gegen den Träger einer Nationalfahne können wir jedoch sehr gut nachvollziehen. Bei der gestrigen, von der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin mitinitiierten und unterstützten Demonstration „Es gibt kein Ende der Geschichte. Gegen die Herrschaft der falschen Freiheit“ handelte sich um eine antinationale Kundgebung. Nationale Symbole haben auf einer solchen Demo nichts verloren. Dabei ist es vollkommen egal, ob es sich nun um deutsche oder israelische Zeichen handelt. Wir fordern deshalb für die Zukunft jeden Demoteilnehmer auf, sich selbst zu hinterfragen, ob er bereit ist, an einer solchen antinationalen Kundgebung teilzunehmen und sich dort auch entsprechend zu verhalten.

Gewalt gegen einen Träger nationaler Symbole sehen wir jedoch allenfalls als letztes Mittel. Uns ist an einer möglichst starken, lagerübergreifenden antifaschistischen und revolutionären Bewegung gelegen.

In diesem Sinne:

Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin (ARAB)

Blogbericht zur Veranstaltung in der HU

Kuno 08.11.2009 - 14:42
"Gut besucht war die Veranstaltung “Ausgerechnet Bananen - Zu Scheitern und Zukunft des Kommunismus” in der HU, und nach mäßigem Anfang wurde es inhaltlich immer besser."

 http://www.classless.org/2009/11/08/bananen-und-die-wurst/

Wie ist Deutschland zu kritisieren?

Dokumentation 09.11.2009 - 13:15

20 Jahre Mauerfall: Wie ist Deutschland zu kritisieren? (I)
9.11.2009: Deutschland feiert die "Wiedervereinigung".
In dieser Sendung diskutieren Einzelpersonen aus Hamburg und Berlin mit der t.o.p. Berlin,
wie eine angemessene linksradikale Kritik an deutschen Zuständen auszusehen hätte.
Diese Frage stellt sich gerade nach den Diskussionen um die Leipziger Demonstration
"Still not lovin' Germany" vom 10. Oktober 2009.
Produktionsdatum 20.10.2009
Radio Freies Sender Kombinat, Hamburg (FSK) 93,0 MHz
Länge 53:30 Minuten
 http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=30334

20 Jahre Mauerfall: Wie ist Deutschland zu kritisieren? (II)
Länge 59:27 Minuten
Datum 20.10.2009/23:46
 http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=30335

Antinationale Demonstration

taz-leser 10.11.2009 - 13:36
"Antinationale Demonstration
"Hör mir uff mit Deutschland"

1.500 Menschen demonstrieren gegen "Staat, Nation und Kapital" die Wendefeiern. Der Aufzug verläuft friedlich und endet vorzeitig - um Nazis zu blockieren. VON SEBASTIAN PUSCHNER

Rund 1.500 Menschen haben nach Polizeiangaben am Samstag in Mitte gegen die Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag des Mauerfalls demonstriert. Bereits am Hackeschen Markt beendeten die AntinationalistInnen nach zwei Stunden ihren weitgehend störungsfreien Aufzug unter dem Motto "Es gibt kein Ende der Geschichte - Gegen die Herrschaft der falschen Freiheit", um eine Demo von Neonazis im Berliner Osten zu verhindern."

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Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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ARAB ganz groß... — antifa le

zwei Wünsche — egal

wenn es so war... — hat arab

idiotenposting — jonny depp

@Egal — Bartus

Hoffnung — abongo

anmerkung — zwiebelzorn

Geile Sache — fuck border

@ Bartus — egal

anti-arab — arianne

umsganze ist cool! — antifa

alles kinderkacke — arab hin antids her

still not loving any nations — left guerilla style

Teilnahmerzahl — Oweia

@ nachbar — Oweia

Bleihandschuhe — Bullenshit

Unschöne action — vonna arab

Antinationale Flurbereinigung jetzt! — Landschaftspfleger

ARAB kritik — Anarchosymp

ARAB — antinational

@Anarchosymp — siehe oben

@HB — Zodiac

@antinational — Zodiac

Liebe ARAB — Anti

arab — a

still here ... — left guerilla style

Erste Feindkontakte — Osama bin Stalin

Unglaublich — Name

Hurra — Links

Eilmeldung — Beobachter

reine spaßdemo — @all

E-G-A-L — EGAL

kuck mal — in

ARAB — Dein Name

@ egal — auch egal