Hörsaalbesetzung in Heidelberg seit 3.11.

General 06.11.2009 13:37 Themen: Bildung Freiräume Soziale Kämpfe Weltweit
Am 3. November 2009 wurden von Studierenden zwei Hörsäle in der Neuen Universität in Heidelberg besetzt; die Besetzung dauert zur Stunde an.
Am 3.11.09 gegen 18:30 Uhr besetzten circa 150 Studierende der Universität Heidelberg zwei Hörsäle in der Neuen Universität.

Dies ist eine Reaktion auf die österreichischen Proteste, die bereits seit über zwei Wochen in Form von Hörsaalbesetzungen und zahlreichen anderen Aktionen stattfinden. Ihre Forderungen umfassen die Demokratisierung und Stärkung der Mit- und Selbstverwaltung in allen Bildungseinrichtungen, eine bessere Finanzierung der Universitäten und eine Reform des Bachelorsystems.

Für ähnliche Forderungen sind im vergangen Sommer im Rahmen des bundesweiten Bildungsstreiks 270.000 Menschen in Deutschland auf die Straße gegangen. Auch in Heidelberg beteiligten sich die Studierenden aktiv am Bildungsstreik. Auf die damals gestellten Forderungen gibt es jedoch nur wenige Reaktionen von offizieller Seite.

Mit ihrer Besetzung solidarisieren sich die Heidelberger Studierenden mit den österreichischen Studierenden und weisen erneut auf die Missstände in Deutschland und Heidelberg hin. Sie rufen europaweit die Studierenden aller Universitäten dazu auf, sich den Protesten anzuschließen.

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Pressemitteilung der Heidelberger Studierenden aus den Besetzten Hörsälen der Neuen Universität

Der Funke aus Österreich springt über: Protestwelle erfasst deutsche Universitäten. Insgesamt sind bislang in beiden Ländern an 13 Hochschulen Hörsäle friedlich besetzt worden, um gegen Missstände im Bildungssystem zu demonstrieren.

Im Sommer 2009 bildete sich ein Bündnis aus SchülerInnen, StudentInnen, Auszubildenden, KiTas, Lehrenden, Gewerkschaften und anderen im Bildungssektor Beschäftigten. Dieses Bündnis setzte sich dafür ein, gemeinsam, überparteilich und dezentral für ein besseres Bildungssystem zu kämpfen. Bundesbildungsministerin Schavan bezeichnete die Proteste zuerst als „gestrig“, musste aber in Anbetracht der Tatsache, dass sich bundesweit 270.000 Menschen daran beteiligten anerkennen, dass die Umsetzung der neuen Studiengänge Mängel aufweist. In Heidelberg gipfelten die Proteste während der bundesweiten Aktionswoche im mit 7000 Teilnehmern größten Demonstrationszug seit Jahrzenten. Die friedliche Besetzung des Rektorats der Heidelberger Universität wurde durch Polizeigewalt aufgelöst. Dies zeigte, wie die Leitung der Ruprecht-Karls-Universität sich zu den Ansinnen der Bewegung positioniert.Gesprächsrunden mit offiziellen Gremien verliefen im Sand.

Der wachsende studentische Unmut ebnete den Boden für die am Dienstag erfolgte Besetzung von zwei Hörsälen in der neuen Universität, die durch die Bildungsproteste in Österreich motiviert wurde. Dort hatte sich in den letzten eineinhalb Wochen eine kraftvolle Bewegung von Zehntausenden StudentInnen entwickelt. Die Aktionen begannen am Dienstag, den 22. Oktober 2009 damit, dass die Studierenden der Akademie der bildenden Künste Wien nach einer Pressekonferenz aus Protest gegen die weiteren Verschärfungen der Studienbedingungen die Aula der Kunstakademie besetzten. Danach dehnte sich die Besetzungsbewegung rapide auf ganz Österreich aus. Immer mehr Unistädte schlossen sich den Besetzungen und Streiks an, sodass innerhalb weniger Tage in mehr als der Hälfte der österreichischen Hochschulen Hörsäle befreit waren. Alleine in Wien demonstrierten mehr als 50.000 StudentInnen, SchülerInnen, Lehrende und andere im Bildungssystem Engagierte gegen die fehlgeleitete
Entwicklung in der Bildungspolitik.

In Heidelberg gestaltete sich die Entwicklung wie folgt:
Im Rahmen einer studentischen Vollversammlung am Montag, dem 02.11.2009 wurde während einer Live-Schaltung ins besetzte Wiener Audimax Solidarität mit den dortigen Studierenden bekundet. Daraufhin forderten die österreichischen KommilitonInnen dazu auf, die Bewegung nach Deutschland zu tragen. Spontan beschlossen die Anwesenden am folgenden Tag friedlich einen Hörsaal in Heidelberg zu besetzen. Am 03.11. fanden sich hierzu gegen 18 Uhr circa 150 Studierende im Innenhof der Neuen Universität ein. Im Anschluss wurde ein Plenum zur weiteren Organisation eröffnet und es fanden sich zahlreiche interessierte Studierende zur Übernachtung ein. Am Mittwoch wurden weitere Studierende zur Besetzung mobilisiert. Außerdem wurde ein Kulturprogramm für den Abend erarbeitet, welches zusammen mit dem zuvor
stattgefunden Informationsplenum der mit mehr als 200 TeilnehmerInnen großen Anklang fand.
Für den heutigen Tag (5.11.) wurde ein breitgefächertes Programm zusammengestellt. Dieses
umfasst mehrere Diskussionsveranstaltungen und Workshops, in denen das weitere Vorgehen ausgelotet wird und Neuhinzugekommene informiert werden. Zum Auftakt der weltweiten „Global Week of Action“, unter dem Motto „education is not for sale“, sind desweiteren Aktionen in der Heidelberger Innenstadt geplant. So soll zum Beispiel um 13 Uhr am Bismarckplatz die „Bildung zum Verkauf stehen“. Am Abend wird in der Neuen Universität im Rahmen eines breiten Kulturprogramms unter anderem ein hochschulpolitischer Vortrag stattfinden.

Derweil weiten sich die Proteste länderübergreifend aus. Nachdem gestern bereits in Münster und Potsdam Hörsäle besetzt wurden, sind wir zuversichtlich, dass sich heute oder in den nächsten Tagen Studierende in weiteren Städten den Protesten anschließen. Aktive Kontakte zu anderen deutschen und europäischen Hochschulen sind geknüpft, reger Gedankenaustausch findet statt. Hierbei werden die neuen Medien aktiv genutzt. Homepages werden erstellt, Videokonferenzen abgehalten, Live-Chats durchgeführt. Über Skype, Twitter, Facebook, StudiVZ und Co. vernetzt sich die Protestbewegung der an einer Verbesserung der Studiensituation interessierten Studierenden.

Unsere Forderungen:
· Freie Bildung für alle
Keine Bildungsgebühren
Keine Zugangsbeschränkungen

· Überarbeitung Bachelor / Master
Abschaffung des Bachelors als Regelabschluss
Master für alle

· Demokratisierung des Bildungssystems
Mehr Mitbestimmung an der Universität
und angemessene Repräsentation der Studierenden
Einführung der Verfassten Studierendenschaft
Keine Kommerzialisierung in Aufbau, Organisation
und Lehrinhalten der Universität

· Verbesserung der Lehr- und Lernbedingungen
Aufstockung des Lehrpersonals
Einheit von Forschung und Lehre statt Exzellenzinitiative
Beendigung prekärer Beschäftigungssituationen in der Lehre
Studentische Freiräume

Kontakt
Mail:  presse@bildungsstreik-hd.de
Skype: UnsereUniHeidelberg
Links
 http://www.bildungsstreik-hd.de
 http://twitter.com/streikhd
StudiVZ: Bildungsstreik Heidelberg Unsere Uni Heidelberg
Facebook: Uni brennt Heidelberg
 http://unsereuni.at/
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Ergänzungen

wo waren die die heidelberger stundenten

ziegenzuechter 10.11.2009 - 12:24
vor 3- 4 jahren war ich in heidelberg auf ner demo. anlass war der besuch der eu bildungsminister. ich kann mich noch gut dran erinnern das vonj der uni vielleicht 20 -30 leute teilgenommen haben. auch damals gabs schon viele themen die kritisierbar gewesen waeren. jetzt wo ihr am eigenen lein spuert (studiengebuehren usw) jammert ihr rum. haette ich mich mal frueher drum gekuemmert und nicht nur nach der solidarität schreien wenn man sie selber braucht. im hörsaal übernachten...ich kenn auch nen schönen abenteuerspielplatz hier in der nähe....

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 5 Kommentare an

das reicht wohl kaum — ziegenzuechter

Weiter so! — Jemand

genau — ziegenzuechter

schlechtmachenbringtnix — heidelberger