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Solidarität mit Alfredo und Christos

ABC Berlin 04.11.2009 16:50
Die Anarchisten Alfredo Bonanno und Christos Stratigopoulos befinden sich im Gefängnis von Amfissa, Griechenland, in Haft. Nachdem sie am 1. Oktober nach einem Banküberfall festgenommen wurden. Christos ist des bewaffneten Überfalls angeklagt und Alfredo der Komplizenschaft. Die Anwälte haben für Alfredo aufgrund seines Gesundheitszustandes eine Anfrage auf Hausarrest verfasst.
Schreibt den beiden Inhaftierten an folgende Adresse:
Tzamala 3
33100 Amfissa
Greece


Es wurde ein Spendenkonto eingerichtet, die Details werden wir in den nächsten Tagen nachreichen.
Eine Vielzahl von solidarischen Aktionen haben bereits stattgefunden: Brighton, Berlin, Athen, Villejuif, ...viele weitere werden nicht lange auf sich warten lassen, bis zur Freiheit der beiden und aller Gefangener.

Weiter unten die Übersetzung eines Briefes von Christos an den neues Justizminister Ch. Kastanides vom 9. Oktober und eine Hommage von italienischen AnarchistInnen an die beiden Inhaftierten.

Revolutionäre Solidarität mit Alfredo und Christos und all denjenigen im Kampf gegen die Welt der Gefängnisse und der Banken.



Offener Brief von Christos an den griechischen Justizminister

Ehrenwerter Minister Herr Kastanides

Ich bin ein Anarchist, inhaftiert im Amfissa-Gefängnis, wo ich kürzlich angekommen bin. Offensichtlich können sie dies heute verstehen, ich habe die selbe Beziehung zum Sozialismus wie sie zum Antiautoritarismus. Ich erzähle ihnen dies, da ich gerade gestern in den Fernsehnachrichten gehört habe, das Herr Giorgos Papandreou (Premierminister) seine neuen Minister gedrängt hat wie „Antiautoritäre gegenüber der Autorität zu handeln“

Was mich betrifft, ich war immer ein Unterstützer von Aktionen und nicht von oberflächlichen Geschwätz. Dies ist der Grund für mich, warum ich gerade eingekerkert bin und nicht aufgrund meiner Überzeugung.

Ich möchte sie nicht weiter langweilen, ehrenwerter Justizminister. Aber ich habe ihnen direkt zu erklären, dass ich, wenn ich in der Position dazu wäre über das System der Strafanstalten zu entscheiden, die Gefängnisse zerstören oder sie mindestens schließen würde. Ich persönlich träume von anderen Wegen der sozialen Wiedergabe der sogenannten Gerechtigkeit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie eine Position haben, die diese Entscheidungen des System der Strafanstalten unterstützt.

Allerdings habe ich sie darüber zu informieren, falls sie davon unwissend sind, dass die griechischen Gefängnisse und speziell das Amfissa-Gefängnis, in welchem ich mich gerade befinde, nur einen Schritt entfernt sind von den Nazi-Konzentrationslagern oder den ähnlichen Lagern, welche im sogenannten Ostblock existiert haben. Ein Besuch als neuer Justizminister würde ihnen zeigen, dass ich die Wahrheit sage, da bin ich mir sicher.
Um diesen Brief zu beenden, möchte ich eine letzte Frage an sie richten: Was gedenken sie zu tun mit den momentanen Zuständen in den griechischen Gefängnissen? Werden sie fortfahren die Leute wie Ratten einzusperren oder sind sie fähig, ich sage nicht menschliche, aber mehr akzeptablere Bedingungen für alle Eingesperrten zu schaffen?

Vielleicht ist es ihnen die Tatsache bewusst, dass ihre Gefolgschaft ihrer Gesetze dieses spezielle Gefängnis in Amfissa als Krematorium bezeichnen.

Nach tiefgründiger Überlegung,
Christos Stratigopoulos

griechischer Anarchist




Über zwei Anarchisten und einen Bankraub in Griechenland

Dies sind alte Geschichten, aus einem anderen Jahrhundert. Zwei Anarchisten werden verhaftet nach einem Bankraub. Der erste raubte es, mit der Waffe in der Hand. Sie sagen, der zweite hätte ihm geholfen das Geld zu nehmen. Es geschah in einer kleinen griechischen Ortschaft, am letzten 1. Oktober. Also? Dies sind Geschichten die passieren. Und dann ist das ein Land, welches weit weg ist, mit einer unverständlichen und unübersetzbaren Sprache. Wer soll daran interessiert sein? Der Räuber ist Christos Stratigopulos, bereits verhaftet und verurteilt wegen einer gleichartigen Anschuldigung in Italien vor 15 Jahren. Die Strafe abgesessen kehrte er nach Griechenland zurück. Erinnert von einigen, unbekannt von den meisten. Aber der andere Verhaftete ist Italiener; es ist Alfredo Bonanno. Ja, genau er; wer hat nicht seinen Namen gehört? Klein angefangen ging die Nachricht schnell um die Welt, weitergetragen von vielen Presseagenturen: „einer der wesentlichen Theoretikern des aufständischen Anarchismus“, „unter den bedeutendsten Ideologen der Anarchie“, „anarchistischer Aktivist und Autor“, „internationaler flüchtiger anarchistischer Räuber“, „Theoretiker der revolutionären Gewalt“, ist hinter Gittern gelandet. Die Befürworter des Antiterrorismus, griechische und italienische, sind vorgestürmt, fertig um die saftige Angelegenheit auszubeuten. Die Elemente, um einen ausgezeichneten Lehrsatz zusammenzubrauen sind gegeben: ein Land, in dem unentwegt Feuer flackern nach dem großartigen aufständischen Flächenbrand, welcher aufbrauste im letzten Dezember; ein griechischer Anarchist aktiv in der Bewegung; ein ausländischer Anarchist, bekannt für seine subversiven Theorien, der um die Welt reist, um Treffen abzuhalten; eine ausgeraubte Bank.

Christos hat die volle Verantwortung für den Akt übernommen, verursacht durch ökonomische Probleme, Alfredo's Beteiligung leugnend. Aber, ohne Frage, der Richter glaubte ihm nicht. So befinden sich beide im Knast. Der Erste, weil er es gewagt hatte eine Hand gegenüber dem Wohlstand auszustrecken als sich selbst in Elend sterbend aufzugeben. Was noch wichtiger ist, er ist ein Anarchist. Der Zweite weil...weil...weil er vielleicht seinem Gefährten helfen wollte. Und, gewiss, er ist ein Anarchist. Und das reicht schon.

Dies sind alte Geschichten, aus einem anderen Jahrhundert. Zwei Anarchisten werden verhaftet nach einem Bankraub. Draußen wird Solidarität organisiert. Gelder werden gesammelt; Initiativen werden vorbereitet. Aber das ist nicht alles. In Athen bekommen die zwei Gefangenen explosive Grüße von der Gruppe Conspiracy of the Cells of Fire, welche bloß die Krönung des neuen griechischen Premiers gestört hat. In Villejuif, Frankreich, huldigte jemand seine Hommage mit dem Einwerfen der Scheiben der lokalen Büros der Sozialistischen Party. Eine der Schönheiten der Anarchie ist, dass sie keine Grenzen anerkennt. Und in Italien? Bah, hier beschränkt es sich darauf die Nachrichten zu kommunizieren, treu und kalt berichtend das journalistische Gift. Kein Kommentar. Die VerfasserInnen der täglichen virtuellen Kommunikees sagen nichts. Die Versorger der militanten Gärten verfallen in Schweigen. Die kleinen Strategen der neuen Allianzen schweigen es tot. Die Bewegung ist jetzt zu einer Gemeinschaft geworden, und jede/r der/die nicht ihre Regeln und Sprache teilt, existiert nicht. Er/ sie ist namenlos. In der Hektik den Massen zu folgen, wurden die Individuen vergessen? Möglicherweise ist es besser so. Lieber ein ehrliches Schweigen, als im Anbetracht von solch einem Akt nicht zu wissen, was zu sagen ist, als heuchlerisches Geschnatter über Solidarität. Überlasst dies den stalinistischen Belästigungen und anderen Ruinen. Oder den Faschisten des dritten Jahrtausends, welche in einem ihrer Foren des beiden inhaftierten Anarchisten ihre „Ehre“ gehuldigt haben.

Dies sind alte Geschichten, aus einem anderen Jahrhundert. Zwei Anarchisten werden verhaftet nach einem Bank Job. Der Erste ist 46 Jahre alt, der Zweite 72. Ob schuldig oder unschuldig, für sie als Anarchisten gibt es keine Ausrede des unreifen Verhalten des Extremismus. Starrsinnig wie sie sind haben sie nicht verstanden, dass jetzt die Zeit ist, um auf den Wellen der sozialen Bewegung zu reiten, um zu verteidigen, wer weiß was vor der Plätzen der Macht, um zu handeln als Sozialarbeiter für die Verdammten dieser Erde. Nein, sie haben dies nicht verstanden. Der Traum, den sie in ihren Herzen haben, ist viel zu groß, um sich dem Tick-Tock der modernen Zeit anzupassen.

Kein Pardon, kein Mitleid.

Auf Wiedersehen, schönes Lugano.
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