UN-Konferenz: Dänemark droht Demonstranten

ADGH 04.11.2009 16:00 Themen: Globalisierung Medien Militarismus
Vor der UN-Konferenz im Dezember in Kopenhagen will die dänische Regierung das Demonstrationsrecht verschärfen – auch gegen friedliche Protestierende.

Für Straßenblockaden drohen Freiheitsstrafen von 40 Tagen ohne Bewährung. Bußgelder für die Störung der “öffentlichen Ordnung” sollen verfünffacht werden – und die Polizei soll DemonstrantInnen bei bloßem Verdacht ordnungswidriger Absichten vorab für zwölf Stunden in Vorbeugehaft nehmen können. Mit diesen Maßnahmen will die dänische Regierung gegen Proteste vorgehen, die im Zusammenhang mit dem UN-Klimagipfel im Dezember in Kopenhagen erwartet werden.

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 http://adghyouth.wordpress.com/2009/11/04/un-konferenz-in-kopenhagen-danemark-droht-demonstranten/
“Wir stehen vor einer Veranstaltung, zu der Hardcore-Unruhestifter anreisen werden, die nur Sachschäden und Gewalttaten zum Ziel haben”, begründete der rechtspolitische Sprecher der regierenden rechtsliberalen Venstre, Kim Andersen, das geplante “Lømmelpakke” (“Lümmelpaket”).

Auch für “Mitläufer”, die sich von Demonstrationen nach Polizeiaufforderung nicht umgehend entfernen, solle es mit Geldbußen von 400 bis 700 Euro richtig teuer werden. Andersen: “Die Lümmel sollen etwas auf die Nase bekommen, das ihnen wehtut.” Eine parlamentarische Mehrheit für die Gesetzesänderungen gilt als sicher, weil außer den Regierungsparteien auch die Sozialdemokraten umgehend ihre Bereitschaft zur Zustimmung signalisierten.

Die Strafrechtsverschärfungen seien eine Bedrohung des allgemeinen Demonstrationsrechts, befürchtet hingegen Mark Ørsten, Kommunikationsforscher an der Universität Roskilde: “Als Gastgeber für eine so entscheidende Klimakonferenz sollte für die Regierung die Frage im Vordergrund stehen, wie das Recht auf Meinungsfreiheit gesichert werden kann.” Juraprofessor Vagn Greve kritisiert die erweiterte “Vorbeugehaft” als “rechtsstaatlichen Sündenfall”. Und Henrik Stagetorn vom Rechtsanwaltsverband wirft der Regierung vor, den Gipfel als Vorwand zu benutzen, um Einschränkungen des Demonstrationsrechts auch nach dem Klimagipfel durchdrücken zu können: “Man will alle, die an einer Demonstration teilnehmen, über einen Kamm scheren.”

Das sieht auch Lene Vennits, Leiterin des Sekretariats der Peoples Climate Action, so, eine mit Staatsgeldern unterstützte Organisation, die friedliche Protestaktionen während des Klimagipfels beabsichtigt: “Es ist zutiefst problematisch, wenn man Menschen daran hindern will, ihre verfassungsgemäßen Rechte zu gebrauchen.” Nun werde als “Lümmel” abgestempelt, wer für ein Klimaabkommen demonstrieren wolle. “Viele werden sich überlegen, ob sie überhaupt von ihrem Demonstrationsrecht Gebrauch machen, denn es besteht die Gefahr, festgenommen zu werden und gleich 40 Tage hinter Gittern zu landen,” so Jørn Andersen von der 12.-Dezember-Initiative.

Kritik kommt auch von Stine Gry Jonassen, Sprecherin des globalen Netzwerks Climate Justice Action. “Man kriminalisiert die gesamte globale Klimabewegung, indem man von vornherein davon ausgeht, dass es gewalttätig zugehen wird”, sagt sie. Und Mads Kissow von Not Your Business äußerte, die Regierung wolle diejenigen, die anderes vorhätten, als mit einem Fähnchen am Straßenrand zu winken, zu Straftätern machen. Verschreckt würden dadurch sicher nicht die AktivistInnen, die Mitglied in einem Netzwerk sind, aber “Herr und Frau Dänemark”.

Unbeeindruckt von den Kriminalisierungsversuchen der Regierung gehen unterdessen die Vorbereitungen für Aktionen zivilen Ungehorsams beim Klimagipfel weiter. Am vergangenen Wochenende trafen sich unter CJA-Regie TeilnehmerInnen aus 30 Ländern in Kopenhagens Freistaat Christiania.
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Ergänzungen

NTAC-Vorbereitungstreffen in Hamburg

ntac 04.11.2009 - 16:32
Einladung zum Never Trust A COP-Treffen vom 6.-8. November in Hamburg
Vernetzung- und Mobilisierungstreffen von Never Trust A COP (NTAC) in Hamburg vom 6. bis zum 8. November 2009

Das Never Trust A COP Netzwerk (NTAC) wurde im April 2009 gegründet, um soziale Kämpfe und Klimaaktivismus mit einem antikapitalistischen Hintergrund zu verbinden und dazu gegen den COP15, den sogenannten Klimagipfel in Kopenhagen im Dezember 2009, zu mobilisieren. NTAC ist ein nicht hierarchisches linksradikales Netzwerk von Gruppen und Einzelpersonen, das auf Konsensentscheidung beruht. Mehr über NTAC findet ihr unter:  http://nevertrustacop.org

Nach den Treffen in Utrecht und Kopenhagen, laden wir Euch zu dem vierten NTAC-Treffen in Hamburg ein. Das Treffen wird in der Roten Flora stattfinden und beginnt am Samstag. Es besteht die Möglichkeit schon am Freitag abend anzureisen und sich im Buttclub in der Hafenstrasse zu treffen. Dort wird es Essen geben und die Agenda für den nächsten Tag kann dort besprochen werden.

Übernachtung und Essen für das Wochenende haben wir organisiert. Es müssen aber Schlafsäcke und Isomatten mitgebracht werden. Falls ihr einen Übernachtungsplatz braucht, meldet euch bitte bei uns unter adisorder (at) riseup.net.

JETZT ERST RECHT! ZEIGEN WIR DEN HERRSCHENDEN CHAOTEN WO DER 'LÜMMEL' HÄNGT!
Voran mit den Internationalen Brigaden, es ist Sozialer Krieg, nicht Klimachaos!

Freitag – 6. November 2009
ab 18 Uhr: ankommen, essen, planen im Buttclub

Samstag – 7. November 2009
Treffen in der Flora von 10 bis 20 Uhr ab 22 Uhr anschließend Bar und Musik

Sonntag – 8. November 2009
Treffen in der Flora von 10 bis 15 Uhr

Orte:

Buttclub
St. Pauli Hafenstrasse 126
20359 Hamburg

Rote Flora
Achidi-John-Platz 1 (Ex-Schulterblatt 71)
20357 Hamburg

 http://www.nadir.org/nadir/initiativ/roteflora/

atmospheric_disorder
 http://adisorder.blogsport.de

aktuelle Klimaaktionen in Barcelona

willi 04.11.2009 - 19:20
Seit gestern bis 6.11. laufen die Vorverhandlungen von 150 Laender in Spanien. Dazu lief am vergangenen Freitag eine Demo mit 4000 Teilnehmern unter dem Thema "das Klima ist nicht zu verkaufen"(el clima no esta en venda). Heute blockierten 50 Leute die Eingaenge zum Forum zeitweilig.
Zum Auftakt des offiziellen Treffens boykottierten die 53 afrikanischen Laender einschliesslich Bolivien und Venezuela die Konferenz. Grund war fuer sie, dass die USA, als Hauptklimasuender, das Thema nicht ernst nehmen. Die USA haben als einziges Industrieland das Kyoto-Protokoll nicht ratifiziert und machen auch jetzt keinerlei Anstalten dazu. Fuer Deutschland und weitere EU-Laender sei es lediglich eine Show. Kanzlerin Merkel benutze das Thema um die deutsche Umweltindustrie international zu positionieren. Die Leidtragenden sind die Trikont-Laender bei den Auswirkungen des Klimawandels, der verstaerkten Migration und beim Handel mit Emissionen. Sie haben praktisch kein Stimme.

Weitere Infos

Klima!Bewegunsgnetzwerk 05.11.2009 - 01:29
Für Interessierte, die trotzdem nach Kopenhagen fahren wollen gibt es Infos zu Inhalten, Anreise, Pennplätzen, Aktionen und rechtlichen Fragen unter: www.climate-justice-action.org

Social War not Climate Change!

Alexandros 04.12.2009 - 18:13
Resist Revolt Rebellion

Smash the COP15!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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