Soli Aktion in Berlin für die BesetzerInnen in Wien

Expropriateur 03.11.2009 12:26 Themen: Bildung
Seit fast zwei Wochen protestieren Österreichs Studierende entschlossen gegen schlechte Studienbedingungen. Dass dieser Protest international ist und auch dem deutschen Bildungssystem gilt, haben gestern Abend Berliner AktivistInnen betont, indem sie im ganzen Stadtgebiet verteilt Soli-Aktionen initiierten.
Eigentlich sollten die Aktionen um 16:00 Uhr an der Ecke Wienerstr./Skalitzerstr. in Berlin-Kreuzberg beginnen. Das sehr hohe Polizeiaufgebot und Drohungen seitens der Einsatzkräfte die Versammlung aufzulösen veranlassten die AktivistInnen zu kurzfristigen Planänderungen. Kurzerhand wurde zum Innsbrucker Platz im Bezirk Schöneberg mobilisiert, wo sich kurz vor 17:00 Uhr trotz widriger Startbedingungen – miserables Wetter, kurzfristig geänderter Ort und Uhrzeit, Mobilisierungszeit von nicht einmal 48 Stunden - ca. dreißig entschlossene und gut gelaunte Menschen, begleitet von einem FM4-Reporter, versammelten. Als erste Aktion wurde symbolisch und an einem Strang ziehend das Straßenschild „Innsbrucker Platz“ in „Innsbrucker Uni brennt!“ umbenannt. Auch das große U-Bahn-Leuchtschild durfte sich über eine Umbenennung freuen. Anschließend postierte sich eine in großen Teilen weiß gekleidete Menschenkette circa fünfmal auf einer nahegelegenen Straße, um auch einige AutofahrerInnen lautstark über die aktuelle Bildungsmisere zu informieren. Im U-Bahnhof Innsbrucker Platz angekommen fand das erste von vielen „Gelöbnissen“ statt. Die „Armee der gleichgeschalteten StudentInnen“ gelobte feierlich u.a.: -„immer pünktlich meine Gebühren zu zahlen“, „dem Arbeitsmarkt so schnell wie möglich zur Verfügung zu stehen“ oder auch: „nur auf meinen persönlichen Erfolg zu achten“ sowie „keine Fragen zu stellen“ Auf dem Weg zur Salzburger Straße, wo ebenfalls die Straßen- und U-Bahnschilder umdekoriert wurden und später auch zur Wiener Straße wurden diese Gelöbnisse in der U-Bahn mehrfach wiederholt. Immer wieder wurden auch Sprüche skandiert wie „Innsbruck, Salzburg oder Wien. Die Uni brennt auch in Berlin!“ oder „Bildung für alle und zwar umsonst!“ Zusätzlich wurde auch „Jagd auf die Creditpoints“(symbolisiert von einem großen roten Gummiball) gemacht, ohne dabei auf die anderen JägerInnen zu achten. Auf dem Weg zur Wiener Straße gab es in der U1 neben den Gelöbnissen auch kurze improvisierte Redebeiträge um die Mitfahrenden zu informieren. Für beides gab es z.T. großen Zuspruch und offene Sympathie der Fahrgäste. Bestens gelaunt wurde die Aktion mit der letzten symbolischen Umbenennung an der Wiener Straße in Kreuzberg beendet.

Alles in allem: Eine super Aktion, für alle Beteiligten sehr motivierend und ein guter Startschuss für den Berliner Protest-Herbst!
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Ergänzungen

aha.

Expropriateur 03.11.2009 - 14:02
@was:
ähhh..alles klar.
Wo warstn du dann?
wir hatten knappe 2000 flyer verteilt, wenn überhaupt. und die meisten davon am montag. die leute die an der orga beteiligt waren trafen sich das erste Mal am Freitag abend.
es gab keinen ASTA, keine partei oder sonstige organisationen, die uns unterstützt hätten.
die bullen haben von anfang an alles zerstreut.
der alternative treffpunkt war ca. eine dreiviertel stunde vom eigentlichen startort entfernt.

Also ich persönlich finde es großartig, dass überhaupt was passiert ist. Ganz davon abgesehen wurde über die Aktion auch in der Morning Show von FM 4 berichtet! die genossInnen in wien haben sich gefreut und für die leute die dabei waren wars halt einfach ein rießenspass. schon allein deswegen hat sichs gelohnt.

Wenn man überhaupt mal was erreichen will, rate ich dringend davon ab sich gegenseitig blöd anzumachen! Vor allem wenns um Leute geht die sich seit tagen den arsch aufreißen, dass überhaupt irgendwas auf die beine gestellt wird!
Macht mich echt wütend sowas!


aber trotzdem

torsten 03.11.2009 - 14:47
Die Kritik ist doch nicht, dass die 30 Leute was gemacht haben, sondern das es das enorme Desinteresse zeigt. was macht der Asta FU Berlin? eine kurze Soli-Erklärung, mehr nicht. was machen die Studis? weiter studieren, als ob nix passiert wäre. eine vernünftige soli-aktion müsste natürlich auf dem Campus, an der Uni stattfinden.

Nachricht aus Wien an die Studierenden in D

reitender bote 03.11.2009 - 22:28
Aktueller Aufruf aus Wien:

 http://unsereuni.at/?p=5531

auch in Heidelberg

unibrennt 03.11.2009 - 23:53
Seit den heutigen Abendstunden brennt die Uni auch in Heidelberg
 http://www.bildungsstreik2009-hd.de/?q=termine/03112009-hoersaal-14-der-neuen-uni-besetzt

Feature dazu:

Expropriateur 04.11.2009 - 00:47

Aufruf zum antikapitalistischen Block

gegen staat und kapital 04.11.2009 - 00:51
Aufruf zum Antikapitalistischen Block

Am 6. November werden sich wieder tausende von Studierenden auf Österreichs Straßen tummeln, um gegen die Verschlechterung der Studienbedingungen zu demonstrieren. Von zentraler Bedeutung für dieses Vorhaben erscheint dabei die „Verteidigung der Bildung“ gegen diejenigen, die es tatsächlich wagen, eben diese zu entdemokratisieren, zu Grabe zu tragen, zur Ware zu machen, zu ökonomisieren oder sonstige Schweinereien damit anzustellen. In den studentischen Kampf wird damit jedoch ein imaginiertes Modell von Bildung geschickt, welches sich, offenbar bis zum aktuellen Fehlgriff einiger Politiker_innen, frei von „der Ökonomie“ und kapitalistischer Verwertungsnotwendigkeit zu bewegen schien, quasi als etwas was bisher noch vor all den Übeln unserer Gesellschaft in Anbetracht seines höheren immateriellen Wertes geschützt wurde und nun vor die Hunde geht.
Tatsächlich unterliegt diese Bildung seit jeher, nämlich seit der Existenz des Kapitalismus, desselbigen Verwertungsgedankens und dient keineswegs dem Erkenntnisgewinn ihrer „Nutzer_innen“.

Dass der Staat als Organisator und Verwalter des (Aus-)bildungswesens zur Rettung der „autonomen Universitäten“, der „freien Wissenschaft und Lehre“, kontaktiert wird erscheint umso mehr absurd, als dieser doch auf eine möglichst effiziente Form der Verwertung des Uni-Outputs angewiesen ist. Hoch qualifizierte Arbeitskräfte sollen geschaffen werden und Österreichs Wirtschaft zu Konkurrenzfähigkeit im internationalen Vergleich verhelfen. Die Tendenz der Zurichtung des- und der Einzelnen zur Antriebskraft des österreichischen Standorts findet sich demnach auch nicht nur im Universitätsbetrieb sondern in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen wieder. Da kann „Gio“ ins Bratenfett von Kentucky Fried Chicken befördert werden, die Aufhebung des kapitalistischen Sachzwangs, demnach der Staat in letzter Instanz die Unterwerfung aller gesellschaftlichen Akteur_innen unter das Kapitalverhältnis - garantiert, wird weder ein „besserer“ Wissenschaftsminister, noch ein „verständnisvollerer“ Staat selbst erledigen.

In der Zuspitzung der persönlichen Situation im Studium offenbart sich nicht zuletzt die Anforderungen an die Einzelne in Universität, Arbeitswelt, Gesellschaft: Für den Staat, für die Nation da zu sein. Bachelor, Master, Studiengebühren und der ganze andere Unfug sollen eine effizientere Verwertung der Individuen für den „Standort Österreich“ bewirken. Der klassische „Bummelstudent“ wird dabei genauso konsequent aussortiert, wie die Konkurrenz zwischen den Student_innen erhöht. Zunehmender Leistungsdruck ist die Folge und der Kampf um das Prädikat bester Verwertbarkeit jagt eine_n genauso schnell durch das Studium wie es den Überresten kritischen Potentials den Knock-Out versetzen kann.

Ist die Vermittlung kritischer Inhalte vielleicht noch einzelnen Lehrenden ein Anliegen, so darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich gerade die traditionell links-geltenden Geisteswissenschaften zwischen „Comparative Social Policy“ und „Verwaltung und Politik“ zunehmend ins politik-emphatische Geplänkel von „Good Governance“ und „Verwaltungsethik“ integrieren konnten und ihren Teil dazu beitragen, zukünftige Beraterstäbe und Krisenausschüsse personell zu bestücken. Die Adressierung des Unmutes an „politische Einzeltäter_innen“ offenbart eben diese staatsaffirmative Haltung, der zufolge Politiker_innen, soviel Scheisse sie tatsächlich auch erzählen, freie Entscheidungen treffen könnten, jenseits des staatlichen aber parteiunabhängigen Interesses einer florierenden, konkurrenzfähigen Nationalökonomie.

Das Ideal einer freien Bildung, die der Selbstverwirklichung des Individuums dient, ist, des gesellschaftlichen Kontextes entbunden, ähnlich absurd wie das Ideal eines, den Bedürfnissen des Individuums entsprechenden sozialen und politischen Kollektivs im Rahmen von Volk und Nation.
Daher fordern wir den Staat weder dazu auf, die Belange der Menschen besser zu verwalten, noch mit uns in Dialog zu treten, gemeinsames Krisenmanagement zu betreiben oder sich seiner eigenen Logik widersetzend für die Bedürfnisse der Menschen stark zu machen. Der „Verein freier Menschen“(Marx) liegt jenseits des Tellerrandes realpolitischer Quelereien, jenseits von Kapitalismus, Nation und anderen Zwangsgemeinschaften.
Nur in diesem können die Menschen die Bedingungen ihres Lebens frei und selbstbestimmt gestalten, anstatt ihnen ohnmächtig gegenüber zu stehen.

Dem realpolitischen Herumeiern das einzig Vernünftige entgegensetzen:
Kapitalismus und Nation abschaffen!
Raus aus dem Hörsaal – rein in den antikapitalistischen Block!

Antikapitalistischer Block
5.November 2009
15:30Uhr
Ringparkstraße
(Ecke Rathauspark/Hauptgebäude der Uni Wien)

Demo diesen Samstag 07.11.

14 Uhr 04.11.2009 - 22:47
Bebelplatz (Mitte): Demo
"Unser Hahn heißt Schavan" geht's vom Bebelplatz zum Bildungsministerium. Wir solidarisieren uns mit den weltweiten Bildungsprotesten - zuletzt massiv in Österreich, am Samstag in Budapest, demnächst in Frankreich - und demonstrieren für die Demokratisierung des gesamten Bildungssystems, für die Verbesserung der Lern-, Lehr- und Arbeisbedingungen, gegen jede Art von Diskriminierung,... Danach dann zur "Kein Ende der Geschichte"-Demo. Lasst uns hier einen dynamischen Auftakt für den Bildungsstreik schaffen!

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