Mahnmal Burgwedel Part 2 - Staatsschutz aktiv

Lindener Butjer 28.10.2009 20:42 Themen: Antifa
Nachdem hier von mir am Dienstag ein Artikel zur geplanten Einweihung eines Mahnmals in Burgwedel bei Hannover veröffentlicht wurde schlagen die Wellen in der Lokalpresse und in Burgwedel hoch! Die Stadt Burgwedel hat den Staatschutz eingeschaltet, um gegen "gefährliche Linksextremisten" zu ermitteln, welche die feierliche Eröffnung des Mahnmals stören könnten, mit dem Denkmal sollen nachweislich auch 5 SS-Männer und ein SD-Mann geehrt werden sollen, während nichtdeutsche Opfer und andere außen vor bleiben!
Inzwischen gibt es auch weitere neue Entwicklungen...
Hier noch einmal der Artikel, der zu großer Aufregung führte (  http://de.indymedia.org/2009/10/264288.shtml )und plötzlich geht die Angst um bei den Protagonisten in Burgdorf! Haben sie vielleicht etwas zu verbergen?

Aber zuvor noch mal im Klartext für die mitlesenden Staatsdiener und Lokalredakteure: Es geht nicht darum ein „Mahnmal für die Opfer von Krieg und nationalsozialistischer Gewaltherrschaft von 1933-1945“ zu verhindern! IM GEGENTEIL! Es geht aus einer fortschrittlichen Perspektive darum deutsche Geschichte kritisch zu reflektieren und aufzuarbeiten! Es muss darum gehen Politiker wie Herrn Hoppenstedt (Bürgermeister von Burgwedel) durch öffentlichen Druck dazu zu zwingen sich mit ihren Halbwahrheiten auseinander zu setzen! Es ist der blanke Hohn, wenn Herr Hoppenstedt behauptet, die jüdische Gemeinde Niedersachsens habe die Bemühungen der Stadt Burgwedel anerkannt. Das Gegenteil ist der Fall! Die jüdische Gemeinde hat darauf bestanden, dass die jüdischen Opfer Burgwedels NICHT auf dem Mahnmal genannt werden, weil sie nicht wollten, dass jüdische Opfer in einem Atemzug mit Nazis geehrt werden! Und wieso weigert sich die Stadt Burgwedel konsequent weitere Erkundigungen über die mutmaßlichen SS-Männer einzuholen?

Und nun wieder ein Zitat aus der heute veröffentlichten Presseerklärung der DIG Hannover: "Die Jahrestagung der Stiftung der Niedersächsischen Gedenkstätten hat aufgrund dieser Entwicklung am 29.08.09 in einer Resolution seine „große Sorge“ über den „Mahnmalkonflikt“ zum Ausdruck gebracht. Insbesondere wurde die Ausgrenzung von drei Sintikindern aus der Erinnerung an die Opfer als „nicht hinnehmbar“ kritisiert. „Als ebenso problematisch wird der Rückzug des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden aus der Mahnmalgestaltung betrachtet.“ Weiter heißt es dort: „Es erscheint problematisch, NS-Opfern und potentiellen Tätern gemeinsam mit einem Mahnmal zu gedenken.“ Die Bitte des Landesverbandes, von der Nennung jüdischer Opfer auf diesem Mahnmal abzusehen, als „Anerkennung“ zu bezeichnen, ist zumindest verwunderlich!" (Ich entschuldige mich in aller Form, das mein letztes Posting fast ausschließlich aus der PM der DIG bestand, aber meine Verärgerung war sehr groß, dass ich diese Informationen schnell der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte...)

Hier der Link:  http://www.dig-hannover.de/index.php?option=com_content&view=article&id=12:antwort-auf-die-presseerklaerung-der-stadt-burgwedel-vom-271009-und-den-zeitungsartikel-der-nhz-vom-281009&catid=1:aktion&Itemid=2

Alle Menschen, die sich als fortschrittliche Linke verstehen sind aufgefordert Protest zu üben gegen diese Form der institutionalisierten Geschichtsfälschung! Der weitere Prozess muss kritisch begleitet werden und sollte die Stadt Burgwedel und vorneweg ihr Bürgermeister sich nicht endlich zu den Fakten bekennen und eine echte Aufklärungsarbeit ermöglichen

Es ist ein Skandal und zeigt deutlich die Geisteshaltung der lokalen konservativen PolitikerInnen, welcher Maßstab angelegt wird, um zum Opfer zu werden. Es gibt sehr eindeutige Beweise dafür wer sich im Nationalsozialismus schuldig gemacht hat und wer loyal zu einem mörderischen und völkischen System

Die Mitgliedschaft in einer nationalsozialistischen Terrororganisation muss in einer aufgeklärten Gesellschaft ein eindeutiges Ausschlusskriterium für die Namensnennung z.B. in einem solchen Mahnmal sein. Im übrigen wird das mangelnde historische Bewusstsein und die nicht stattfindende Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus auch an der Person des General Wöhler deutlich, der als verurteilter Kriegsverbrecher in Burgwedel als hoch angesehene Persönlichkeit verstarb und noch heute durch einen Strassennamen geehrt wird! Solange man sich nicht von solchen Plünderern und Massenmördern im deutschen Namen distanziert und sich laut und deutlich zu den Millionen von Opfern deutschen Großmachtstreben und rassistischem Größenwahn bekennt sind die Ursachen des Faschismus nicht bei der Wurzel gepackt!

Es bleibt dabei: Deutsche Opfer sind keine Täter! Auch nicht in Großburgwedel! Gedenken wem Gedenken gebührt! Leitet diese Informationen weiter und organisiert Gegenöffentlichkeit! Es wird Zeit das sich was tut! - Bürgermeister Hoppenstedt und der General Wöhler Stiftung in die Suppe spucken!

Der Link zum Artikel in der HAZ:  http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Region/Im-Norden/Burgwedel/Mahnmal-wird-Zielscheibe-der-Kritik
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Ergänzungen

Presseerklärung der Burgwedeler Sozis

Rosalu 30.10.2009 - 14:21
URL:  http://www.spd-burgwedel.de/

Pressemitteilung des SPD-Ortsvereins Burgwedel und der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Burgwedel

Wir bedauern, dass die Presserklärung der DIG-Hannover vom 26.10.2009 zum Thema Ehrenmal in Großburgwedel auf der Homepage der SPD-Abteilung Großburgwedel veröffentlicht wurde. Dabei musste der Eindruck entstehen, dass Form und Inhalt der Presseklärung die Meinung der SPD-Burgwedel ausdrücken. Wir möchten hiermit unmissverständlich klarstellen, dass das nicht der Fall ist. Vielmehr halten wir die Presseerklärung der DIG von der Diktion her für unverantwortlich. Schon die Überschrift ist unangemessen und entspricht dem Stil nach einem Boulevardjournalismus, der doch sonst von uns abgelehnt wird, weil er schlicht auf Sensation aus ist und auffallen will („Sonst liest es ja keiner“).
Wenn es darin heißt, dass

„die Diskussion (über das Ehrenmal) in den Ratsgremien … die Weigerung der politisch Verantwortlichen sich damit auseinanderzusetzen, dass Großburgwedeler an Holocaust und deutschen Kriegsverbrechen beteiligt waren …“,

so ist das schlicht falsch. Die Ratsgremien, die Schüler und sogar Leute, die sich nie mit dem Thema befassen wollten, haben sich damit auseinandergesetzt.
Dass man sich mit der Nazi-Zeit befasst hat, beweisen ja gerade die folgenden Absätze dieser Presseerklärung, die Verbrechen zitieren, die von Schülern und anderen recherchiert wurden, die von den Einheimischen jahrelang unter dem bequemen Mantel der Verschwiegenheit versteckt wurden. In dieser Beziehung widerspricht sich diese unsägliche Presseerklärung sogar inhaltlich. Vermutlich kommt es den Verfassern offenbar gar nicht auf den Inhalt, sondern nur auf den Effekt an.

Wenn folgendes Zitat aus der Stellungnahme der Stadt Burgwedel zu der DIG-Presseerklärung den Tatsachen entspricht (woran wir keinen Zweifel haben):

„Sämtliche Militärangehörige sind im Hinblick auf Verstrickungen in Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch die WASt und durch die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Klärung nationalsozialistischer Verbrechen, die die Anfrage zuständigkeitshalber an das Bundesarchiv, Außenstelle Ludwigsburg, weitergeleitet hat, überprüft worden. Durch beide Behörden ist gegenüber den Gremien der Stadt wissenschaftlich dargelegt worden, dass keine Erkenntnisse vorliegen, die bei Militärangehörigen auf die Beteiligung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit hinweisen. Insbesondere hat sich in einem Fall der Hinweis auf eine mögliche SD-Angehörigkeit trotz umfangreicher Recherchen nicht bestätigt.“

dann stimmt an der Presseerklärung nichts mehr.

Dann können wir nur hoffen, dass der Sturm, der durch die Presseerklärung gesät werden sollte, an uns allen vorüber geht. Aber wir haben leider Zweifel, ob dass noch möglich ist, wenn man folgendes auf einer Autonomen-Homepage lesen muss.

„Es ist an der Zeit diesem rechtsoffenen Treiben der Burgwedeler Spießgesellschaft ein Ende zu bereiten. Deutsche Täter sind keine Opfer! Nieder mit dem Denkmal für Nazis! Kommt am 15.11.09 zum Großburgwedeler Friedhof! Kein vergeben-kein vergessen!“

Wir wissen nicht, ob es von den beiden Verfassern beabsichtigt ist, dass gewaltbereite Demonstranten das Mahnmal aufsuchen werden. Wir wissen auch nicht, ob diese Leute das Mahnmal nur tagsüber besuchen.

Wir müssen jetzt auch noch zusätzlich befürchten, dass sich zu den Autonomen auch noch die Nazi-Szene in Burgwedel versammelt.

Die Mehrheit der SPD-Fraktion im Rat will Politik im Interesse der Bürgerinnen und Bürger machen. Dass uns das bei den herrschenden Mehrheitsverhältnissen nicht leicht gemacht wird, versteht sich von selber. Aber durch solche Veröffentlichungen im Namen der SPD Burgwedel wird der Fraktion der Boden unter den Füßen weggezogen.
Die Mehrheit der SPD und ihrer Ratsfraktion will Kommunalpolitik – die Betonung liegt auf „Kommunal“ – im Interesse der Bürgerinnen und Bürger betreiben. Dazu braucht sie die Zusammenarbeit mit anderen Parteien im Rat. Durch das Vorgehen einzelner Mitglieder im vermeintlichen Namen der Mehrheit wird uns das erheblich erschwert.
Nach unserer Information haben auch die Schüler der Geschichts-AG des Gymnasiums, die auf Bitten des Ortsrats an der Erforschung der Namen für das Ehrenmal mitgewirkt haben, den demokratischen Willensbildungsprozess über die äußere und inhaltliche Gestaltung des Mahnmals akzeptiert. Für sie ist eher unverständlich, dass demokratisch gefällte Entscheidungen nicht akzeptiert werden.
Diesem letzten Satz haben wir nichts hinzuzufügen.

Gez. Uwe Reckers, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Burgwedel
Gez. Joachim Papenburg, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Rat der
Stadt Burgwedel

Presseerklärung Jusos, Grüne Jugend und solid

Holger 12.11.2009 - 13:20
Pressemeldung der Landesvorstände der Jusos, GRÜNEN JUGEND und des LSPR von linksjugend ['solid] in Niedersachsen

Anlässlich der offiziellen Kranzniederlegung zum Volkstrauertag am 15.11.2009 in Burgwedel erklären die Landesvorstände von den JUSOS, der GRÜNEN JUGEND und der linksjugend ['solid]:

"Wir begrüßen die Auseinandersetzung mit Verbrechen des Nationalsozialismus und Initiativen zur Errichtung von Mahnmalen für die Opfer des Nationalsozialismus ausdrücklich. Gleichzeitig fordern wir aber alle Städte und Gemeinden dazu auf, ihre Verantwortung bei einer solchen Mahnmalplanung und -errichtung auch ernst zu nehmen.

Das Ergebnis der zweijährigen Bemühungen um die NS-Geschichte in Burgwedel ist nicht akzeptabel; das historische Bewusstsein, das sich in der gewählten Form des Mahnmals zeigt, ist erschreckend. Trotz intensiver Auseinandersetzungen mit dem Mahnmal im Orts- und Stadtrat, konnten sich diese nicht darauf verständigen, keine Namen von SS-Soldaten mit auf das Mahnmal zu schreiben. Das ist ein Skandal! Zu behaupten, es gäbe keinen Beweis für deren Verbrechen, kehrt die Beweislast um: Wer Mitglied einer Verbrecherorganisation war, muss seine Unschuld positiv beweisen! SS-Soldaten sind und bleiben deutsche Täter und dürfen nicht zu Opfern umgelogen werden! Deshalb verurteilen wir den Versuch, dieser Täter überhaupt auf einem Mahnmal zu gedenken und damit deren grausame Verbrechen zu relativieren. Mit der Errichtung eines solchen Mahnmals schafft die Stadt Burgwedel ein Ehrenmal für NS-Verbrecher und wird somit ihrer Verantwortung nicht gerecht. Dass dieses Mahnmal am Volkstrauertag durch eine Kranzniederlegung eröffnet wird, erachten wir als zynisch.

Wir solidarisieren uns mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und anderen antifaschistischen Gegner_innen und fordern die Stadt Burgwedel auf, von der namentlichen Erwähnung von SS-Angehörigen Abstand zu nehmen und lieber die wahren Opfer des Zweiten Weltkrieges zu benennen. Das Mahnmal muss so gestaltet werden, dass die ermordeten jüdischen Bürger_innen Großburgwedels, die Sinti-Kinder, die Opfer der Euthanasie, die 27 in Großburgwedel umgebrachten polnischen Säuglinge alle auf der Tafel für die zivilen Opfer erscheinen. Diese muss so gegliedert werden, dass erkennbar ist, zu welcher Opfergruppe eine Person gehört hat. Es wäre eine angemessene Geste des Respekts, die über Burgwedel abgeschossenen britischen Piloten, die ihr Leben bei der Befreiung Europas und Deutschlands vom Nationalsozialismus opfern mussten, in das Gedenken an die Kriegstoten mit einzubeziehen. Leider wird auch diese Chance vertan."

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