Erneut Gefangener in Texas vom Staat ermordet

Mumia Hörbuchgruppe 28.10.2009 20:17 Themen: Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Reginald Blanton R.I.P.

Gestern abend hat Texas Governeur Rick Perry erneut einen Gefangenen hinrichten lassen, dessen Schuld nicht bewisen wurde und für den sehr starke Unschuldsmomente sprachen: Reginald Blanton.
In einem Interview mit dem Fernsehsender Democracy Now! wurde gestern kurz vor der Hinrichtung Reginalds älterer Bruder interviewt, der als GI im ersten Golfkrieg geämpft hatte. Er sagt: "...ich habe als Soldat für dieses Land gekämpft. Mir wurde gesagt, ich täte das für Frieden und Demokratie. Aber nun bin ich nicht mal in der Lage, Frieden und Demokratie für meinen eigenen Bruder zu erreichen..."  http://www.democracynow.org/2009/10/27/will_texas_execute_another_innocent_man
Er schilderte das repressive Vorgehen der Behörden, die seinen Vater in den Herzinfarkt und seine Mutter in tiefe Verzweiflung getrieben haben.

Reginald Blanton wurde unter von der Polizei erpressten Aussagen zum Tode verurteilt. Beide Belastungszeugen haben ihre Aussagen längst widerrufen. Es gab keine physischen Beweise - im Gegenteil, es gab sogar etliche, die auf einen anderen Mörder hindeuteten.
Die damalige Staatsanwaltschaft beantragte erfolgreich einen sog. "Jury Shuffle", um sicher zu stellen, dass keine AfroamerikanerInnen überhaupt Juroren in dem Verfahren werden konnten.

Dem Afroamerikaner Reginald Blanton stand ein Verteidiger zur Seite, der sich in der Berufungsphase weigerte, wichtige Anträge für seinen Mandanten zu stellen. Mehr Infos zu dem Fall auch hier:  http://www.myspace.com/freereggieb

Überall in den USA sind TodesstrafengegnerInnen fassungslos über diese offensichtliche Ignoranz. Derselbe Governeur war erst vor wenigen Wochen überführt worden, 2004 die Hinrichtung eines unschuldigen Gefangenen trotz vermutlich besserer Kenntnis der Sachlage angeordnet zu haben: Todd Willingham.

Als diesen Sommer Forensikexperten einer staatlich texanischen Komission zweifelsfrei ermittelten, dass der Gefangene Todd Willingham unschuldig an der ihm zur Last gelegten Brandstiftung war, die mehrere Menschen tötete, liess Perry einfach diese Komission personell auswechseln. Es gibt starke Anzeichen, dass Rick Perry bereits 2004 gewußt hat, dass Todd Willingham unschuldig war.

Trotz starker Proteste und Demonstrationen gestern in Texas stoppte Rick Perry diese US-weit umstrittene Hinrichtung nicht.

In Texas läuft momentan der Wahlkampf zu den nächsten Governeurswahlen. Anders als im überwiegenden Rest der USA meint die Republikanische Partei hier offensichtlich, weiterhin mit der überkommenen "Law And Order" Politik und drakonischen Strafen Pluspunkte sammeln zu können. Die Gefahr, selbst nach eigenen Gesetzen kriminell zu handeln, schreckt die Machthabenden dabei nicht.
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Ergänzungen

Mother von Reginald Blanton spricht auf Demo

Youtube Video 29.10.2009 - 13:21
Anna Terrell, Mother of Reginald Blanton at the 10th Annual March to Abolish the Death Penalty (1/2)

 http://www.youtube.com/watch?v=YHEF7URzto0

Sie spricht über ihre Schmerzen, Gerechtigkeit und die finanziellen Voraussetzungen, die mensch braucht, um überhaupt darüber nachdenken zu können... die Hinrichtungsmethode mit der Giftspritze und die Politiker, die die Todesstrafe befürworten.

Schaut euch mal an, wer hingerichtet wird

Tim 29.10.2009 - 13:53
Allein 2009 waren fast alle Gefangenen schwarz oder Latinos, die in Texas hingerichet wurden. Es gab auch einige wenige Weisse, aber alle hatten eines gemeinsam: sie waren arm.

Wenn das nicht klarmacht, worum es bei der Todesstrafe neben der Brutralität und Unmenschlichkeut geht, dann weiß ich auch nicht, wie es die stumpfen Todesstrafenbefürworter einmal lernen sollen.

Open Letter to Rick Perry

Hans-Jürgen Müller 30.10.2009 - 00:00
Open Letter to Governor Rick Perry on the execution of Reginald Blanton

Yesterday you knowingly killed another innocent man. You had the power, but you certainly didn't have the right. All familiar with the case are revolted. But you, I'm sure, sleep well.

The pain and anger at this blatant injustice calls to mind the pain and anger of the people of Iraq and Afghanistan which force them to become "insurgents" or "terrorists". If the US government liked them, they'd be called "freedom-fighters".

Andre Bios fought in Iraq for "freedom and democracy". In his home country the state murdered his innocent sibling Reginald. I can't really imagine how he or his mother feels, but just the attempt sends chills down my spine.
I'm against the death penalty, as all other western nations are. The USA is the sole exception, and Texas is the lonesome record-holder in state sanctioned killings.

My friends here in Europe, those desperate voices that called your secretary last night, are thankful that civil society has abolished this dreadful practice. One day, Texans will also be grateful that they have joined a modern, ethically driven justice system. Till that day comes, I hope the pain and anger you aroused will strengthen peoples resolve to fight for the abolishment of this medieval practice and bring you to justice. Because death penalty yes or no, murdering innocents is a crime everywhere!

October 28, 2009

Hans-Jürgen Müller
Heidelberg, Germany
 paix@gmx.de

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außer mir — schneekette

Ergänzung — rzj