land for free

land for what 28.10.2009 12:18 Themen: Freiräume Kultur Soziale Kämpfe
Am 23 // 24 oktober hiess es *land for free :: land for what* im az mülheim/ ruhrpott die veranstaltung war als auftakt für kritik + die aneignung der kulturhauptstadt konzipiert und war mit 40 besucher_innen gut besucht. die veranstaltung ist teil der buko_infotour *unternehmen STADT übernehmen* und wurde lokal durch die Buko/ Ruhr, Inura/ Ruhr und die AG Kritische Kulturhauptstadt organisiert. die nächsten stationen sind Berlin und Leipzig, am 13 // 14 november wo es heisst: Gentrification für alle und zwar umsonst!  http://www.buko.info/buko-projekte/as-stadt-raum/stadt-uebernehmen/
Der vortrag der *land for free* macherin war ganz spannend, weil ein paar interessante details berichtet wurden. so gab es eine machbarkeitsstudie im auftrag der kulturhauptstadt, in deren rahmen grundstücke und interessent_innen gefunden wurden, mit denen das projekt hätte gestartet werden können. gescheitert ist es, weil einige unternehmen ihre flächen lieber an den bund zur renaturierung verkauft haben oder gar nicht wussten, dass sie bestimmte grundstücke besitzen. das es bei *land for free* letztlich darum ging unternehmen anzusiedeln + dass land nur bekommen sollte, wer auch eine Geschäftsidee dafür hatte, wurde zu recht deutlich kritisiert. mache besucher_innen fühlten sich richtig provoziert bzw. "falschen film". Die Projekt-Initiatorin fühlte sich aber in ihrer Rolle nicht unwohl und fand die diskussion interessant.

der zweite vortrag suchte den rahmen zu weiten: vom spektakel um *land for free* sowie der kulturhauptstadt hin zum spektakel der ware und den kapitalistischen normalzustand. Das erstaunen über projekte wie *land for free* war mindestens zweifach: *for what?* UND *why not?*

Es ist die alte freiraum_frage, die hier drängt: land for free? free from what? im kapitalismus ist nur die ware frei und solange raum eine ware ist, ist es brachland, bauerwartungsland, whatever, aber kein freiraum für nutzungen im emanzipatorischen sinn. während das erste erstaunen *for what* also die theoretische un_möglichkeit von *land for free* im kapitalismus vorwegnahm, hat sich der neoliberale kapitalismus jedoch flexibel gezeigt - zeitlich begrenzte nutzungsverträge und 1 euro deals ausgehandelt - und bedient sich der gratis inwertsetzung durch kreative + kulturschaffende. die un_möglichkeit, sich der totalität dieses prozesses zu entziehen und trotzdem progressiv mit diesem leben zu arrangieren, ist sicherlich einer der knackpunkte für städtische bewegungen in der aktuellen gentrification_debatte.

der vorschlag des workshop zu *kreativen interventionen*, d.h. der aufforderung der kulturhaupststadt zu kreativem handeln zuzustimmen, und über sich selbst hinaus zu treiben - affirmativ zu wenden & performativ zu durchdringen - indem menschen anfangen zu sagen "Die Stadt sind die Menschen! Wir urbanisieren den Sperrmüll des fordistischen Zeitalters. Wir sind Kulturhauptstadt!" und dann selbstbewusst räume für demos, direkte aktionen, festivals etc. anzueignen, wurde zwar als möglichkeit wahrgenommen und seine fallstricke diskutiert, funktionierte aber noch nicht so richtig, weil unterschiedliche lokale kontexte (köln, duisburg, dortmund) den diskurs um ein universelles RECHT AUF STADT noch immer dominieren. von einer debatte wie in hamburg (oder berlin) ist der ruhrpott (aufgrund seiner pottzigkeit:) jedoch noch einigermaßen entfernt.

unterm strich gibt es jedenfalls keinen grund, unzufrieden zu sein. circa 40 teilnehmer_innen für den vortrag und < 20 beim workshop sind ein anfang, der aus dem stand schwer in ordnung geht. gleiches gilt für die beteiligung an den workshops, da hier eher von einem delegierten_plenum auszugehen war + der organisationsgrad der teilnehmer_innen ausschlaggebend war. dieser war quasi durch die bank gegeben: pyranha (köln), T5 // mustermensch (duisburg), sz bochum, ak freiraum (dortmund) bis hin zu topf und söhne (erfurt). wir haben keine massen erwartet und die zielgruppe war durchaus anwesend. dass kein neuer termin aus dem workshop hervorgehen konnte, ist ärgerlich, aber nicht dramatisch. schade ist, dass die idee eines euromayday in dortmund 2010 untergegangen ist. letztlich ist es dafür aber nicht zu spät und vierlei aktionen möglich: an raum mangelt es nicht. wichtig ist, dass die kritik auf der grundlinie stimmig ist: den *freiraum der ware* als politischen gegner zu begreifen, zu dekonstruiieren und anzugreifen. die verschiedenen initiativen und lokalen kontexte (köln, duisburg, bochum, dortmund, überall) sind dann schnell sehr praktisch (und eben nicht hinderlich), wenn klar wird, worum es geht: um's ganze!

der blog  http://landforfree.blogsport.de/ läuft als info_plattform zu städtischen bewegungen weiter + soll durch einen email_verteiler ergänzt werden: bei interesse email to ruhrpott[ät]riseup.net
die AG kritische Kulturhauptstadt trifft sich dienstags im sz bochum
 http://k2010.blogsport.de/
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Ergänzungen

for what

selber 28.10.2009 - 13:31
Da wird unter kultureller Flagge Standortlogik- und Romantik, Deutsch- und Kieztum, Kultur unter der Verwertungslogik und Ausgrenzung durch Eingrenzung betrieben. Mitten in die Diskussion geplatzt, bekam ich aber nicht viel mit und fand die Fragmente seltsam aka. "Nützt es was sich daran zu beteiligen." Ich wusste nicht, das man sich in linksradikalen Kreisen solche Fragen abendfüllend stellen muss. Vielleicht bekam ich auch nur die Hälfte mit, weil wie gesagt ... mittendrin.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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frei — raum

...Inhaltsloses Lob — oinkoink