Leipzig: Same procedure?

ra0105 18.10.2009 15:45 Themen: Antifa
Als letzte Woche eine Horde hauptsächlich schwarz gekleideter Neonazis durch Berlin zog und dabei kaum antifaschistischen Protetst zu spüren bekam, da unkte man bereits vom Ende der Antifa, der unmittelbar bevorstehenden nationalen Revolution usw. usf.. Nach Leipzig ist das Gejammer dagegen groß. Warum Leipzig und Berlin nichts miteinander zu tun haben und wie sich das alles auf den 13.Februar in Dresden auswirken könnte...
Eigentlich war in Leipzig alles wie immer. Leipzig, d.h. Randale- und Erfolgsgarantie. Groß also die Vorfreude als es mal wieder nach Leipzig ging. Fast schon vermisste man die Zeiten als der Worch'sche Wanderzirkus noch durch die Stadt rummirren wollte. Endlich wieder Leipzig. Und auch wie sonst waren zahlreiche 'Zivilisten' anwesend.
Wie immer war es in Leipzig nicht wirklich ein Problem auf die Route der Kameraden zu gelangen. Wie immer gab es die ein oder andere Drohgebärde von Team Green, ansonsten verhielten sich die Beamten jedoch eher zurückhaltend. Man muss sich keine Illussionen machen, die Polizei ist in der Lage praktisch jede Demonstration durchzusetzen, die Frage ist bloß welchen Preis sie bereit ist zu bezahlen. Also wieviele Verletze sie in ihren Reihen in Kauf nehmen will und welchen politischen Preis sie zahlen will. 'Die Autonomen' sind somit nur bedingt in der Lage zu bestimmen wer auf den Straßen demonstrieren darf und wer nicht. Die Polizei ist natürlich zumindest der Form halber an Gesetze gebunden. Und die Einsatzleitung kann eine Demonstration auch nur dann absagen, weil sie die Sicherheit nicht gewährleisten kann, wenn auch wirklich 'etwas' passiert. Insofern spielen taktische Elemente bei den Gegenaktivitäten natürlich auch eine Rolle. Von daher sollte 'Berlin' mal intensiv darüber nachdenken, wie lange sie sich noch den Verzicht auf einen WAP-Ticker oder eine entsprechend äquivalente Technik leisten können.
Es wäre jedoch zu kurz gegriffen zu glauben, mangelnde Koordination oder eine Konkurrenzveranstaltung in Leipzig für die suboptimalen Ergebnisse vergangene Woche verantwortlich machen zu können. Leipzig ist wohl, neben Jena, die einzige Stadt in Ostdeutschland wo man etwas begriffen hat. In Leipzig (und Jena) sind Naziaufmärsche nicht politisch gewünscht und das hat entsprechende Konsequenzen auf der Straße. Wenn die Nazis auch noch so dumm sind in einem Polizeikessel, der von zahlreichen Videokameras umzingelt ist, auch noch Gegenstände in Richtung Einsatzkräfte schmeißen, dann braucht es eigentlich schon fast keine Antifa mehr. Denn das zivilgesellschaftliche Engagement in Leizpig ist schon beneidenswert, auch anders als Berlin.
Eine Autofahrstunde weiter ebenfalls eine sächsische Stadt, ebenfalls rund 500.000 Einwohner und ebenfalls auch regelmäßig Ort von Naziaufmärschen. Hier hat man beschlossen, dass man kein Problem mit Naziaufmärschen hat. Sie sollen nur möglichst schnell durchgezogen werden und die Bürger nicht beim trauern behelligen. Als die Antifa im letzten Jahr erstmals mit rund 4000 Personen tatsächlich einen eigenen Machtfaktor darstellte, ging die Polizei sofort gegen die Antifaschisten vor. Die Dresdener Altstadt wurde zu antifafreien Zone erklärt. Es ist wohl nicht davon auszugehen, dass sich die Demonstranten ähnliches noch einmal bieten lassen, dass während die Nazis praktisch ohne Spalier auch mal am Rand der Demo gerne zuschlagen, Antifas mit Gummiknüppel daran gehindert werden bürgerliche Antinazikundgebeungen zu besuchen.
Die Stadt, also das Ordnungsamt, die Polizei und die politischen Verantwortlichen stehen vor einer einfachen Frage, wollen sie anfangen Jena oder Leipzig zu spielen oder wollen sie beim Dresdener Weg bleiben. Sollte man sich wie im letzten Jahr für letzteres entscheiden, darf man gespannt sein, ob die Polizei auch in diesem Jahr dann auch noch so billig dabei wegkommen wird.
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Ergänzungen

Bilder der Neonazis aus Leipzig

Horst 2 18.10.2009 - 16:13

Polizeigeschenk?

Wo denn? 18.10.2009 - 16:54
Auch in Leipzig wird der Knüppel gern geschwungen!

Die Taktik war das entscheidene, nicht das Wollen der Polizei.
Anders als bei vielen anderen Demos, haben sich die Gegendemonstranten gleich an dem Naziauftaktsort festgebissen und einen gewaltfreien Aktionskonsens für die Blockaden gewählt. Und diese Situation ließ der Polizei kaum Handlungsspielraum. Was sollte sie machen 1000 Blockierende mit dem Wasserwerfer weg schießen, ohne das die irgendwas gemacht haben? Hätte nur ein Gegendemonstrant die Bullen mit nur einem Stein beworfen, wäre geräumt worden. Insofern lässt sich konstantieren gewaltfreier Aktionskonsenz war der richtige Schlüssel zu dieser Situation.

Dass, dann nochmal gut 1000 miitantere Leute ein bisschen Abseits aktiv dafür gesorgt haben, dass die Gefahrenprognose erheblich steigt, war auch kein Geschenk der Polizei, sondern gute Zusammenarbeit unsererseits.

Ich seh das so, unsere Taktik war super!
1000 sich freibewegende Antifas(nicht gebunden an eine eigene Demo, die leicht von den Bullen unter Kontrolle gehalten werden kann.)
1000 Leute die mit einem gewaltfreien Aktionskonsenz an den Blockaden BLOCKIEREN. Und es wäre nicht so einfach gewesen dort zu räumen, die Leute waren entschlossen und standen sehr eng bei einander. Mit Schupsen und Hauen hätten die Bullen sie nicht wegbekommen, also Wasserwerfereinsatz, nur dafür fehlte den Bullen der Anlass.
Insofn war es ein Gedultsspiel. Wir standen in Regen mit nassen Füßen, die Nazis standen im Regen mit nassen Füßen und haben dann den entscheidenen Fehler gemacht. Die Vollidioten!
Abe rauch ohne ihren Fehler, wären die Nasen nicht ohne Haue aus Leipzig weggekommen :) Dafür waren unsere Leute zu entschlossen und zu gut aufgestellt.

Ergo, kein Polizeigeschenk, sondern ne richtig gute Zusammenarbeit aller Leute die da waren.

Danke an alle Leute! Superleistung! Danke an alle Afa's die gekommen sind und hier waren und hoffentlich ihren Spaß hatten, Aktionen gabs ja genug.

Und noch was! Vor Jahren war so was auch und eben in Berlin genauso möglich und ich habs auch erlebt, also lasst es mal wieder mit sinnvoller Taktik richtig kachen.

P.S. Die Nasen hatten noch erhelblich mehr zu leiden, als nur unter den Bullen.






@Leipziger

Berliner 18.10.2009 - 17:25
Was wollt ihr eigentlich die ganze Zeit mit eurem Vergleich vom 10.10. in Berlin und dem 17.10 in Leipzig?

Selbst in Berlin reichen 3 Tage Vorbereitungszeit nicht aus um sowohl ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis, als auch eine korrekte Antifamobilisierung mit dazugehöriger Struktur auf die Beine zu stellen.

Wieviel Zeit hattet ihr dafür in Leipzig? Und vor allem, was geht denn sonst so in Leipzig, womit sich die radikale Linke beschäftigen muss?!

Aber wenn ihr für euer Ego den mehr als schiefen Vergleich mit Berlin braucht, dann könnt ihr euch gern weiter feiern - doch wofür eigentlich?! Die drei Autos, die bei der krassen "Randale" am Vorabend gebrannt haben, gibt es in Belrin fast jede Nacht.

Berlin - Leipzig ist ein schlechter Vergleich

Autonomia 18.10.2009 - 19:59
Während Leipzig seit Wochen angekündigt war, wurde in Berlin der Naziaufmarsch erst 4 Tage vorher bekannt, das heißt auch, dass es weniger Zeit gab die Infrastruktur aufzubauen. Auch eine bundesweite Mobilisierung braucht Zeit. Alleine deswegen kann mensch dort schwer Vergleiche ziehen. Das es auch in Berlin möglich ist einen breiten Protest gegen Naziaufmärsche zu organisieren zeigte der letzte 6.12.. Dort war es möglich zu mobilisieren, sich Aktionen auszudenken und diese auch zu koordienieren. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen.

Für die kurze Zeit die es in Berlin gab, ist eine menge gelaufen, es war kein Erfolg, aber die Blöße hat mensch sich auch nicht gegeben.

Finde es schwierig wie hier fernab von Realitätssinn manchmal Reflektionen oder Vergleiche gezogen werden. Das erschwert eine Einschätzung eher, als dass sie nützt.

• 6./7.11.09 - Dresden: Konferenz "Dresden 2010 calling"
• 11.11.09 - Berlin: Dreitätiges Antifascista-Siempre-Festival
• 14.11.09 - Göttingen: Conni-Demo & Festival am 13.11.09
• 14.11.09 - München: Antifa-Demo gegen Nazi-Aufmarsch
• 21.11.09 - Berlin: Silvio-Meier-Demo
• 16.01.10 - Magdeburg: Aktionen gegen Nazi-Aufmarsch
• 13.02.10 - Dresden: Vormerken! Nazi-Aufmarsch stoppen!

Wir hatten in Leipzig tierisches Glück

Eurysthenes 19.10.2009 - 02:14
Einige haben sich gewundert, WARUM die Nazis angefangen haben Zeug auf die Polizei zu schmeißen. Ist ja sonst wirklich nicht ihr Stil. Aber dafür gibt es eine logische Erklärung.

Nicht vielen scheint aufgefallen zu sein, WANN die Knallgasflasche und die Steine von den Nazis kamen. Sie kamen, als man uns Blockierern gerade erklärt hatte dass wir gleich geräumt werden. Davon hat man wenig gehört, weil alle am Jubeln waren. Ich hab es ganz vorn aber gehört: die Frau von den Bullen war gerade mit ihrer Megaphon-Ansage fertig ("Uhrzeit: 15:48 Uhr") und da ging es los.

Wisst ihr, was das heißt?

Die Nazis haben die verzerrte Megaphonstimme gehört: irgendwas über Räumung. Und sie haben uns jubeln gehört. Und das, nachdem sie schon dreieinhalb Stunden von der Polizei gefrustet waren.

Die haben gedacht, sie wären diejenigen, denen die Räumungsdrohung gilt.

Zumindest dachten das diejenigen, die was geschmissen haben, und das reicht ja. Wie schon völlig richtig gesagt wurde: der Polizei reichte ein Stein, um die Demo abzublasen. Von uns kam keiner, das war unsere Leistung. Aber dass ein paar von denen die Kontrolle verloren haben, das lag an der jubelnden Blockade, dem schlechten Soundequipment der Polizei und der schlichten Dämlichkeit von ein paar Nazis.

Wir wissen nicht, was ohne diesen glücklichen Zufall passiert wäre. Die Polizei hatte eine vorbereitete Erlaubnis vom Richter, die Nazis einzukesseln. Wir wissen nicht, ob sie auch für uns einen hatte, aber ich finde es nicht unwahrscheinlich. Was wäre in der unnötig gewordenen zweiten Hälfte der Blockade passiert? So lange wir das nicht wissen, sind vergleichende Bewertungen unfair und irreführend.

Trotzdem muss ich dankbarerweise schon mal sagen, dass die Leipziger Aktion beeindruckend gut organisiert war. Die viele Vorbereitungszeit, die wir in Leipzig hatten, ist sinnvoll genutzt worden. Die Koordination im Vorfeld, die Vorbereitung von Materialien (Flyer, Stadtplan) und auch die Kommunikation während der Demo waren super. Generell hat Leipzig den Vorteil, dass viele bunt-alternative Leute mitmachen, die beim Blockieren genug lustige Beschäftigungen finden und vom Problem "Aggression aus Langeweile" wegkommen. Mit Trommeln, Tanzen und bunten Kostümen lässt sich so eine Straßenblockade nun mal leichter durchhalten. Auch im Regen...

Zwar keine Ergänzung

aber... 19.10.2009 - 08:35
hallo
dieses bild stellt keine inhaltliche ergäznug dar doch finde ich es schon sehr wichtig. rein zu dokumentationszwecken.

seht ihr den kerl auf dem foto von recherche-nord? und jetzt genauer hinschaen welche person auf dem pulli abgebildet ist. ja, es ist der sänger der ehemaligen antifa-band guerilla. interessant, dass neonazis nun sowas tragen. wahrscheinlich weiß der typ das nicht mal.

Willkommen in der Polizeifalle

sei Protest. 19.10.2009 - 18:30

Es war eine wirklich schöne Blockade, keine Frage. Die Trommler und Puppenspieler waren spitze, nur die Clowns Army habe ich vermisst. Wir sollten uns dennoch keiner großen Illusion hingeben, dass wir den Nazimarsch verhindert hätten. Spätestens nachdem um ca. 14 Uhr die Blockade an der Wurzner Straße aufgegeben wurde, hätte die Polizei die Annenstraße dichtmachen können und die Nazis über die Wurzner Straße lenken können. Es hätte sogar sehr effektiv verhindert werden können, dass die Gegendemonstranten hinterhergekommen wären. Dafür hätte die Polizei einfach nur Eisenbahn- und Bülowstraße dicht machen müssen. Wir standen in der perfekten Falle. Die Polizei hat sie nur nicht zuschnappen lassen.

Skizze:



Skizze Sellerhausen


@ willkmmen in der polizeifalle

(muss ausgefüllt werden) 19.10.2009 - 20:52
die umgehung der blokade waere aus mehreren gruenden nicht moeglich gewesen. zum einen gibt es viele querstrassen zw eisenbahnstr. und wurznerstr, diese zu verriegeln war fuer team-green nicht moeglich und zum anderen brannte aud der wurzenerstr. ein leerstehendes gebaeude, dies fuehrte wiederum zur sperrung dieser (deshalb wurde auch die blockade dort aufgegeben).

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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tja — block

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Stralsund — Ronny

Antifa Solidarität — Berliner Antifa

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