17.10 Eine Erinnerung in Einzeltexten.

kapn 18.10.2009 13:38
Am 17.10 wollten ein paar Nazis durch Leipzig marschieren. Hier gehe ich auf Einzelheiten ein.
Die Nazis.

Die Nazis konnten ungehindert über den S-Bahnhof zu ihrem Versammlungspunkt kommen.
Selbst als einzelne Nazis, die verschlafen hatten oder noch die NS-Wochenschau gucken mussten, von ein paar Freunden in Grün zu ihrem Versammlungspunkt geschleust wurden, kamen sie ungehindert durch. Weil sowohl die bürgerlichen, als auch die 'Hippies', als auch Teile der Antifa es verpassten und stattdessen an der anderen Kreuzung unten warteten.
Von den Nazis im Allgemeinen bekam man die meiste Zeit nichts mit, lediglich ein kleiner großer Zwischenfall sollte nicht unerwähnt bleiben.
Als viele Antifas der Meinung waren, dass die Nazis jetzt doch kommen würden, gingen wir (ca. 50-100 Antifas) zu dem Punkt wo die Nazis vermutet wurden. Dort standen sie dann auch ca. 250 Nazis mit schwarz-weiß-roten Fahnen und skandierten ihre Dummheit ('Nationaler Sozialismus? Jetzt! Nationaler Sozialismus? Jetzt! Nationaler Sozialismus? Jetzt! Jetzt! Jetzt! - wie einfallsreich). Die Polizisten hatten offenbar die Route verlegt, oder es waren Nachzügler, wie dem auch sei, die Nazis, die von ca. 50 Bullen bewacht wurden (allerdings die Grünen, nicht die in voller Kampfmontur) griffen uns auf einmal ohne Vorwarnung an, die Polizisten standen dumm daneben, erst als wir in einen Kleingartenverein flüchteten, kam die Polizei und schnitt uns natürlich den Zugangsweg ab (Danke Polizei, erst zuschauen dann uns einsperren), jedenfalls schafften wir es dann doch nach draußen und kehrten sicher aber geschockt zu der Demo zurück.

Die Nazis hatten sich dann schließlich, nach 3-4 Stunden Blockade dazu entschlossen, einen Ausbruchsversuch zu starten, woraufhin ihre Demo aufgelöst wurde.


Der Führer.

Unser allseits beliebter (Pfarrer) Führer war auch anwesend. Er stellte sich sogar in die erste Reihe, ließ sich mit seinen Pappkameraden ablichten, ekelte einen Punker weg und verschwand dann von der Bildfläche. LVZ schrieb: Pfarrer Führer nahm an den friedlichen Protesten gegen die Nazidemo teil. Super Presse, irgend so ein Arsch, der vor 20 Jahren schon mal demonstriert hat, macht das also nochmal, so ein Volksheld. Hat zwar zu nichts beigetragen an der Demo, und verschwand, nachdem er fotografiert wurde, aber hey ER (und er ist immerhin ein Pfarrer (gewesen) also quasi die Reinkarnation Gottes) war dabei. Supertoll.

Der (Super-)Horst.

LVZ-Online schrieb: 'Polizeipräsident Wawrzynski erlitt ein Knalltrauma, von einem Feuerwerkskörper, der zu nahe neben ihm explodierte'. Nicht nur, dass er die meiste Zeit auf der Brücke oder in Antifa-Nähe stand, nein ich persönlich habe ihn auch noch gesehen, wie er genüsslich einen Zigarillo nach dem anderen geraucht hat und uns verächtlich betrachtet hat, von Trauma keine Spur.
Anzumerken wäre, dass unser Polizeipräsident keinen Sinn für Ironie hat. Mehrmals als er in Reichweite war, rief ich: Ein Herz Für Horst; Horstie, wir lieben dich. Dies nahm er offensichtlich für bare Münze und lächelte mich, oder jedenfalls die Richtung aus der die Sprüche kamen, an.

Die Sponti und die Polizei.

Um 18 Uhr gab es noch eine Sponti im Süden Leipzigs. Aufgrund der Tatsache, dass einige Nazigruppen in der Stadt waren, wollten auch wir dorthin marschieren. Laut und unangemeldet wollten wir uns unseren Weg in Richtung Stadt bahnen. Wir machten durch Böller (die keineswegs in Richtung Polizei flogen, das muss man ja erwähnen), laute und gute Parolen (Das Salz in der Suppe - die militante Gruppe) und unser schwarzes Aussehen auf uns Aufmerksam. Die Polizei machte so gut wie jede Nebenstraße dicht. Als in der Simsonstraße eine LaBomba gezündet wurde, unweit von uns, nicht einmal in der Nähe der Bullen, eskalierte die Situation und die Bullen trieben uns (diesmal in voller Kampfmontur und mit Schlagstöcken) auseinander. Ich konnte mich mit meinen Genossen (ja nicht GenossInnen, denn wir waren nur 4 Männer in meiner Bezugsgruppe) noch retten. Danach ging das Gerücht um, dass ca. 100 Antifas eingeknastet wurden. Wir warteten noch eine halbe Stunde am alten Treffpunkt und gingen dann in die Liwi um dort zu erfahren was denn los war. Doch auch der Kneipenbesitzer wusste nicht weiter.

Alles in allem ein spannender Tag.
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