Brücken zur Linken: wer oder was ist das?

Heino Friedrichs 17.10.2009 15:55
„Ist nicht sofort ersichtlich, welche politischen oder sozialen Gruppen, Kräfte oder Größen bestimmte Vorschläge, Maßnahmen usw. vertreten, sollte man stets die Frage stellen: Wem nützt es?“ (Wladimir Iljitsch Lenin) Quod est demonstrandum: Keine „unbedachte Fehlentscheidung“: Der Publizist und Zickzackkurven-Ideologe Jürgen Elsässer, sein Verleger, der „linke“ Kai Homilius, somit die „Volksinitiative gegen das Finanzkapital“ mitsamt der Buch- und DVD-Reihe COMPACT, haben hart rechts angedockt. Michael Friedrich Vogt heißt der Glückliche.
Elsässers Verleger, jener Kai Homilius, der schon 2007 in der rechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“ zwecks Vermarktung der Bücher seiner linken Autoren „Werbeanzeigen“ schalten ließ, die kurz aufmüpfig gewordenen Schriftsteller hernach wieder einschläferte, indem er von einer „unbedachten Fehlentscheidung“ sprach, ist der Domain-Inhaber jener Volksinitiative. [1] Homilius lässt es sich diesmal nicht mehr nehmen, Elsässers Drall nach rechts die Cour zu schneiden: „Als sich im letzten Herbst dunkle Wolken am Himmel der Weltwirtschaft auftaten, legte Jürgen Elsässer als Erster eine umfassende und brillante Analyse des Desasters vor. Gleichzeitig machte er praktische Vorschläge, welcher Weg aus der Krise in Deutschland zu gehen sei. Er wurde dafür verschrien und beschimpft. Inzwischen sind viele seiner Vorhersagen eingetroffen, und er gibt nun im Kai Homilius Verlag die Reihe COMPACT heraus. Daraus entstanden weitere Kontakte so auch zu Filmemachern, die einen Verlag suchten, in dem man die spannendsten und interessantesten und auch umstrittensten Interviews und Dokumentationen auf DVD zeigen oder als Hörbuch bringen könnte. Zwei interessante Verbindungen wie ich finde, die das Verlagsprogramm einerseits qualifizieren und andererseits sinnvoll verbreitern. Die auch Mut machen für die nächsten 15 Jahre. Ihr Kai Homilius.“[2]
COMPACT auf dem rechten Weg: Einer der suchenden Filmemacher heißt Michael Friedrich Vogt, Jahrgang 1953, Historiker, Germanist, Politischer Wissenschaftler. Um es gleich vorweg zu nehmen: Der - die Titelei scheint schier endlos -, Medien- und Kommunikationswissenschaftler, Hochschulprofessor, TV-Journalist, Verfasser zahlreicher Dokumentarfilme zu politischen und zeitgeschichtlichen Themen für das deutsche TV, Ex-Pressechef in Großunternehmen der Rüstungs- und Chemieindustrie, Ex-Sprecher der gesamten Pharmabranche in Deutschland, Ex-Vorstand eines Verlages des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Ex-Verantwortlicher für das komplette Marketing für deutsche Agrarprodukte der Ernährungsindustrie in Deutschland, musste Ende 2007 seinen Lehrstuhl für Public Relations und Kommunikationsmanagement an der Universität Leipzig aufgeben. Und zwar wegen massiver Vorwürfe, in der rechtsextremen Szene ebenso massiv tätig zu sein. Das macht aber nichts; deutet man Verleger Homilius richtig, hat der von den Leipzigern Geschmähte offenbar gute Chancen auf eine langjährige Zusammenarbeit mit dem „linken“ Ex-Berliner Kai Homilius Verlag, der zwischenzeitlich in 14542 Werder Logis nahm.
Homilius fand seinen Kooperationspartner im Schild Verlag aus Elbingen, der von einem Geschäftsführer namens Günter Saur flott gemacht wird. Die Webseite des Hauses autoerotisiert: „Wir dürfen Ihnen hier stolz unsere ersten eigenen DVDs zu verschiedenen Themen vorstellen. In Zusammenarbeit mit dem Kai Homilius Verlag, Berlin haben wir dabei auch - bisher - sechs Interviews mit hochkarätigen Gesprächspartnern zu Themen publiziert, deren Brisanz und wahre Hintergründe in den Mainstream-Medien fast gänzlich ausgeblendet oder sogar bewusst verschwiegen werden.“[3] ............. MEHR:  http://www.hintergrund.de/20091016513/politik/inland/die-neue-querfront-rechts-und-%E2%80%9Elinks%E2%80%9C-im-schulterschluss.html .........
"Professor" ohne Lehrstuhl: Elsässer und Homilius haben durch die Liaison mit „Professor Michael Friedrich Vogt“ die Brücken zur Linken – Ja, wer oder was ist das? - hinter sich abgerissen. Spannend, was die Autoren des Kai Homilius Verlages zum neuen Freund sagen werden, und ob sie sich diesem Weg anschließen werden. Zwei Publizisten haben die Notbremse gezogen: Knut Mellenthin hatte mit Jürgen Elsässer eine Abmachung, in der Reihe COMPACT das Buch „Obama – Hoffnungen & Enttäuschungen“ herauszubringen. „Richtig ist, dass ich … diese Abmachung aufgekündigt habe, als Jürgen Elsässer versuchte, die Reihe als Sprachrohr seiner „Volksinitiative" darzustellen und dies mit unqualifizierten Angriffen gegen zwei linke Tageszeitungen verband, für die ich seit Jahren arbeite, junge Welt und Neues Deutschland.“ [36]
Auch der Schweizer Historiker und Friedensforscher Daniele Ganser ließ das mit ihm gemachte Interview zu den NATO Geheimarmeen von der Homepage des secret.TV entfernen. „Man hat leider kaum je die Zeit zu recherchieren, wer der Journalist ist, der das Interview macht“, bedauert Ganser, der auch ein Weiterverbreitungsverbot des Interviews als DVD über den Schild Verlag erwirkte. Ganser, der in seinen wissenschaftlichen Vorträgen, Interviews und Büchern Toleranz und Respekt zwischen den Religionsgruppen fordert, distanziert sich klar von jeglichem Extremismus, der die Gesellschaft spalte und daher schwäche: „Radikale von rechts und links, von der NSDAP bis zur RAF, haben in der Deutschen Geschichte zum bedingungslosen Kampf gegen ihre Gegner aufgerufen. Die NSDAP richtete ihren Hass gegen die Juden, die RAF gegen die Polizei, heute werden oft die Muslime verunglimpft. Dem möchte ich mit meiner Friedensforschung entgegentreten.“ [37]
Eines muss noch gesagt werden: Elsässers Feigheit besteht darin, seine Volksinitiative weiterhin als eine linke zu camouflieren. Spaltet er wieder, wie zu Beginn der 90er Jahre, als er mithalf, das ideologische Furunkel Antideutsche hochzupäppeln? Um auf das eingangs eingeflochtene Zitat zurückzukommen: Lieber Lenin, möge der geneigte Leser, der interessierte Publizist, der politisch Interessierte, der Betroffene sich lieber selbst ein Urteil bilden: Cui bono? Quod erat demonstrandum.  http://www.hintergrund.de/20091016513/politik/inland/die-neue-querfront-rechts-und-%E2%80%9Elinks%E2%80%9C-im-schulterschluss.html

Picture: Qualitativ hochwertige Profi-Maske aus Schaumlatex, die dem Gesicht von Wladimir Iljitsch Lenin nachempfunden ist.
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Ergänzungen

Infos zu Elsässer.

... 17.10.2009 - 16:07

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