Dresden: Stille Besetzung beendet

anarchia dresden 12.10.2009 19:08 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Heute wurde in Dresden ein seit Monaten still besetztes Haus auf der Bautzner Straße von Bauarbeiter_innen geräumt. Zu Widerstand kam es zunächst nicht, da die festen Bewohner_innen schon vor 3 Wochen von der Polizei vertrieben wurden.
Heute Mittag auf der Bautzner Straße 99 in Dresden, mehrere Bauarbeiter_innen tragen Möbel aus dem Haus, welches vielen als „Burg Rattenstein“ bekannt war. Grund für die Räumung ist vermutlich ein Eigentumswechsel, denn die Immobilie gehört seit kurzem der „RICHERT & OERTEL GMBH & CO. KG“, eine Firma die sich vor allem auf die Vermittlung von Villen und Wohnanlagen in Dresden und Berlin spezialisiert hat. Zuletzt stand die seit mindestens 10 Jahren ungenutzt Villa für über 350 000 Euro zum Verkauf.

Das Gebäude war seit einer temporär-öffentlichen Besetzung im Juni von mehreren Menschen „still“ (d.h. heimlich) besetzt worden. Die marode Villa war in dieser Zeit Stück für Stück von Müll und Bauschutt befreit worden und es wurden Reparaturen an Dach und Fenstern vorgenommen. Mehrere Menschen bewohnten das Haus dauerhaft, während andere das Gebäude als Rückzugsraum und Treffpunkt nutzten.

Vor 3 Wochen kam, wie auch in vielen anderen leerstehenden Häusern Dresdens, eine Polizeistreife vorbei und verwies die sonst obdachlosen Bewohner_innen aus ihrem Zuhause. Einen Tag später traf eine weitere Streife die Bewohner_innen erneut im Haus und kündigte für den Fall einer dritten Begegnung eine Hausfriedensbruchsklage an. Daraufhin verließen die festen Besetzer_innen das Haus, welches allerdings weiterhin als Treffpunkt verwendet wurde.

Es ist erschreckend, dass gerade zu Beginn der kalten Jahreszeit Wohnungslose von der Polizei auf die Straße geschickt werden, vor allem da mit 600 offiziell Wohnungslosen Menschen (Zahlen nach der Sächsischen Zeitung im Februar diesen Jahres, Streetworker schätzen die Dunkelziffer annähernd doppelt so hoch) die Anlaufstellen ohne solche selbstorganisierten Unterkünfte völlig überlastet wären. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Obdachlosenheime in Dresden nur Nachtquatiere anbieten und keinerlei Privatsphäre ermöglichen. Ärgerlich ist ebenso, dass damit wieder einmal ein unkommerzieller Treffpunkt verschwunden ist.

Es bleibt zu hoffen, dass sich weiterhin engagierte Menschen zusammen tun und gemeinsam den immer kälteren Temperaturen und den harten Bedingungen für Leute ohne Geld die Stirn bieten. Auch bleibt zu hoffen, dass die Stadt endlich den Forderungen nach billigen, soziokulturellen Wohn- und Projektflächen nachgibt.
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Ergänzungen

Solidarische Grüße aus Berlin

"Wir-bleiben-Alle" - Kampagne, Berlin 13.10.2009 - 01:13
Am 12.10. wurden Besetzte Häuser in Oldenburg, Dresden und in Wien geräumt. Unsere Solidarität gilt den kämpfenden Menschen, die sich gegen die fortschreitende Kommerzialisierung unseres Lebens zur Wehr setzten und durch die Besetzungen ein Stück Selbstbestimmung innerhalb des kapitalistischen Schweinesystems zurückerobern wollten. Die Räumung besetzter Häuser und unkommerzieller Projekte ist mit eine Folge des stattfindenden neoliberalen Aufwertungsprozesses in den Städten. Diese Stadtumstrukturierung führt zu so kuriosen Auswüchsen, wie der Tatsache, dass Häuser leerstehen und gleichzeitig Menschen, die sich die immer weiter steigenden Mieten nicht leisten können oder wollen auf der Straße leben. Besetzungen bieten da einen Ausweg aus der zunehmenden Fremdbestimmung. Auch wenn - selbstkritisch betrachtet - manch emanzipatorischer Anspruch in den sogenannten „Freiräumen“ nicht immer erfüllt wird, so bieten sie trotzdem Raum, das Leben bestmöglich jenseits kapitalistischer und gesellschaftlicher Unterdrückungsmechanismen zu gestalten.
Um im Wirtschaftlichen Standortwettbewerb zu bestehen, wird Privatisiert was nur geht. Ob Wohnraum oder Parks - Stadtplanungen finden mehr und mehr profitorientiert statt, anstatt sich an den Bedürfnissen der Menschen, die in ihr Leben zu orientieren. Innenstädte werden hochglanzsaniert und verwandeln sich in „schicki-micki“ Konsumwelten. Wer nicht in dieses Stadtbild passt und rumhängt anstatt einzukaufen wird vom Security-Dienst weggeschickt. Dass an jeder Ecke eine Kamera steht gehört für die meisten Menschen bereits zur Normalität. Wir dürfen nicht länger zusehen, wie uns die Möglichkeiten genommen werden, unser Leben selbstbestimmt und ohne dicken Geldbeutel zu gestalten. Wir müssen uns gemeinsam Möglichkeiten und Aktionsformen überlegen um gegen die wachsende Fremdbestimmung unseres Lebens vorzugehen – Häuser besetzen ist eine davon! Wir wünschen den Besetzer_innen in Oldenburg, Dresden, Wien und überall viel Durchhaltevermögen – lasst euch nicht unterkriegen!

In diesem Sinne:
Squat the world!
...und am besten gleich Kapitalismus abschaffen!

[„Wir-bleiben-Alle“ – Kampagne, Berlin]

 http://wba.blogsport.de/

soli grüße aus

heidelberg 13.10.2009 - 11:44
solidarische Grüße aus Heidelberg!

Nachttanzdemo für linke Zentren: 24. Oktober 18h am Uniplatz, Heidelberg

Der Sound kommt diesmal auf vier Wägen von:

Party & Activism
Reggae, Ska, Punk, HipHop

Kritische Initiative Heidelberg
Punkrock & Ton Steine Scherben

Anarchistische Gruppe Mannheim
Rebelvoice Soundsystem (Kyrill_Ritot_bpm und Rub-Batz) zusammen mit D-Jewels: Drum n Bass, Jungle, Breakbeats + Skaot (Latino-Reggae-Balkan-Punk-Ska-Fusion)

Fachschaft für Politik des Juz Mannheim
elektro und indietronics

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