Che in Honduras

Wladek Flakin 11.10.2009 23:44 Themen: Weltweit
Anhaltende Repression vor dem Hintergrund des Dialogs
Am 9. Oktober, dem 42. Todestag von Ernesto „Che“ Guevara, wurde dem argentinisch-kubanischen Revolutionär auch in Honduras gedacht. An Universitäten und öffentlichen Plätzen fanden Vorträge und Dokumentarfilme statt – Veranstaltungen der Widerstandsbewegung gegen das Putschregime, das bereits seit 104 Tagen an der Macht ist.

Bereits am Mittwoch besuchte eine Delegation der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) das Land. Die VertreterInnen verschiedener Länder Süd- und Nordamerikas blieben, gerade im Vergleich zu eher versöhnlerischen Äußerungen aus Washington in den letzten Wochen, sehr unnachgiebig gegenüber der de facto-Regierung von Roberto Michelleti. Der argentinische Außenminister Rudolfo Hugo Gil hielt fest: „Wenn Präsident Zelaya nicht wieder eingesetzt wird, besteht die Gefahr, dass die Wahlergebnisse auf längere Zeit nicht anerkannt werden.“

Die PutschistInnen versuchen, jede Verhandlung in die Länge ziehen und auf Zeit zu spielen, bis sie mit den für den 29. November angesetzten Wahlen andere Staaten vor vollendete Tatsachen stellen können – bisher hat niemand ihre „Interimsregierung“ anerkannt. Deswegen will das abgesetzte Staatsoberhaupt Manuel Zelaya ein Ergebnis der Verhandlungen in sieben Tagen, das heißt er fordert seine Wiedereinsetzung bis zum 15. Oktober.

Vor diesem Hintergrund begann der „Guaymuras-Dialog“ (nach einem alten Namen von Honduras benannt) zwischen VertreterInnen Zelayas und des Putschregimes. Zu einem feierlichen Akt am Mittwoch waren 400 auserwählte Gäste erschienen, davon viele Micheletti-AnhängerInnen und einige, die sich neutral gaben; am Donnerstag wurden UnterstützerInnen von Zelaya vor dem Hotel, in dem die Verhandlungen stattfinden, von der Polizei auseinandergejagt.

In Zelayas dreiköpfigem Verhandlungsteam sitzt neben zwei seiner Minister mit Juan Barahona auch eine Führungsfigur der „Resistencia“, also der Widerstandsbewegung. Seiner Teilnahme waren harte Auseinandersetzungen in der Führung des Widerstands vorausgegangen, weil eine politische Vereinnahmung durch das Regime befürchtet wird. Deswegen machte Barahona klar, dass er nichts unterschreiben würde: „Der Präsident Zelaya kann das San-José-Abkommen unterschreiben“ (das ein Verzicht auf die Forderung nach einer neuen Verfassung beinhaltet). „Aber wir von der Resistencia werden auf der Strasse den Kampf für eine Konstituierende Versammlung fortsetzen.“i

Ebenfalls am Mittwoch wurde bekannt, dass die Putschregierung 2,4 Millionen honduranische Lempiras (85,000 Euro) an den Industriellenverband ANDI überwiesen hatte. Damit sollten Werbekampagnen für den Putsch im Ausland organisiert werden – obwohl der ANDI-Vorsitzende und Großkapitalist Adolfo Facussé wegen seiner Beteiligung am Putsch Einreiseverbot für die USA hat.ii

Eine gerade veröffentlichte Umfrage in der letzten Augustwoche ergab, dass 52% der honduranischen Bevölkerung gegen den Putsch ist, während 17% ihn unterstützen. Ganze 60% wollen, dass Micheletti geht. iii Laut Michelle, einer amerikanischen Aktivistin (die ihren Nachnamen nicht nennen wollte), decken sich diese Zahlen mit ihren Eindrücken vom Land: „Ich habe noch keineN einzigeN LehrerIn, TaxifahrerIn, oder Bauer/Bäuerin getroffen, der/die nicht gegen den Putsch ist. Hier ist Klassenkampf im wahrsten Sinne des Wortes: die Reichen auf der einen Seite und die Armen auf der Anderen.“

Ein Sektor, der noch nicht zu Wort gekommen ist, sind die über 100,000 ArbeiterInnen in den „Maquilas“, den Exportfabriken im Norden des Landes. Misael (der ebenfalls seinen Nachnahme nicht nennen wollte) berichtete von den prekären Arbeitsverhältnissen und endlosen Repressalien im Betrieb. „Alle KollegInnen sind gegen den Putsch. Aber wir können uns nicht äußern. Wenn einer hier nur von einer Gewerkschaft spricht, fliegt er raus“ meinte er. Manche Maquila-BesitzerInnen hätten ihre ArbeiterInnen sogar gezwungen, an den „weißen Demonstrationen“ zur Unterstützung des Putschregimes teilzunehmen.

von Wladek Flakin, El Progreso (Honduras) -unabhängige Jugendorganisation REVOLUTION - www.revolution.de.com

Fußnoten:
i http://www.elheraldo.hn/Ediciones/2009/10/09/Noticias/Negociadores-de-Mel-Zelaya-se-dividen
ii http://www.tiempo.hn/secciones/crisis-politica/5198-ministerio-publico-investiga-pago-del-gobierno-a-la-andi
iii http://www.tiempo.hn/editoriales/5166-despues-de-los-discursos
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an