Der G8 in Genua und die Spätfolgen

Gipfelstürmer 09.10.2009 15:56 Themen: G8 Soziale Kämpfe
Gestern hat ein Berufungsgericht in Genua zehn GlobalisierungskritikerInnen, die wegen der schweren Krawalle am Rande des 2001 in der ligurischen Hauptstadt abgehaltenen G-8-Gipfels vor Gericht standen, zu Haftstrafen zwischen sechs und 15 Jahren verurteilt. Dagegen erließ man dem früheren italienischen Polizeichef Gianni De Gennaro am Mittwoch wie schon zuvor viele Polizisten seine Strafe.
Höhere Strafen als 2007 für die GlobalisierungskritikerInnen

Die Angeklagten wurden zu Haftstrafen zwischen sechs und 15 Jahren verurteilt. Gegenüber dem erstinstanzlichen Urteil aus dem Jahr 2007 wurden die Strafen verschärft. 15 Personen wurden zwar freigesprochen, zum Teil wegen Verjährung des Verfahrens, die Richterin Maria Rosaria d'Angelo beschloss allerdings, die Strafen für all jene Angeklagten zu erhöhen, denen Verwüstung und Plünderungen vorgeworfen worden waren.


Aufstiegschancen für Ex-Polizeichef

Bereits am Mittwoch ist der ehemalige italienische Polizeichef Gianni De Gennar, mittlerweile der Koordinator der italienischen Nachrichtendienste, von einem Gericht in Genua vom Vorwurf der Anstiftung zu Falschaussagen in den Ermittlungen über den G-8-Gipfel im Juli 2001 freigesprochen worden. De Gennaro war vom Gericht beschuldigt worden, den damaligen Polizeichef von Genua, Francesco Colucci, zu Falschaussagen über die Aktion der Polizei beim G-8-Gipfel bewegt zu haben.


Keine schwer wiegenden Konsequenzen

Die Staatsanwaltschaft von Genua hatte für De Gennaro zwar zwei Jahre Haft beantragt, außerdem war er wegen der gegen ihn erhobenen Vorwürfe 2007 von seinem Posten als Polizeichef abberufen worden, jedoch konnten auch die heftigen Reaktionen, etwa des Generalsekretärs der Rifondazione Comunista, Paolo Ferrero nichts an dem Freispruch ändern. Wie sehr muss er sich am Donnerstag, als die DemonstrantInnen abermals verurteilt wurden, bestätigt gefühlt haben, denn schon am Mittwoch äußerte er: "De Gennaros Freispruch im Prozess in Genua bezeugt die tiefe Krise, die die italienische Demokratie erlebt. Wir leben in einem Land, in dem genau wie bei den neofaschistischen Anschlägen in den siebziger, achtziger und neunziger Jahren und bei den Mafia-Attentaten die Auftraggeber immer freigesprochen werden"
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Ergänzungen

weitere Infos

G8Hate 10.10.2009 - 10:49
- Haidi Giuliani: “Ich bin sprachlos. Das ist kein Urteil, das ist ein Racheakt”
- Der G8 in Genua und die Spätfolgen
- Processo d'appello Arculeo ed altri (attivisti no global che hanno manifestato
contro il G8 del 2001)
- G8 Urteile / Für die Anwälte der Verteidigung ein "unverhältnismäßiges Urteil"
- G8 in Genua, Black-Bloc Verfahren: 10 von 25 in der Berufungsinstanz verurteilt
- DE GENNARO ACQUITTED IN G8 DIAZ CASE
- Italien: Freispruch für »Auftraggeber«

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Haidi Giuliani: “Ich bin sprachlos. Das ist kein Urteil, das ist ein Racheakt”

G8 in Genua unglaubliches Rache-Urteil im Berufungsverfahren gegen 10 Demonstranten

Rom. 9. Oktober 2009. Nicht einer Meinung mit Haidi Giuliani Gaggio zu sein, der
Mutter von Carlo Giuliani, dem während der Auseinandersetzungen beim G8 2001 in Genua
ermordeten jungen Aktivisten, die so das Urteil im Berufungsverfahren gegen 25 der
Verwüstung und Plünderung angeklagten Demonstranten fällt schwer: “Ich bin sprachlos.
Das ist kein Urteil, das ist ein Racheakt”. Für elf der fünfundzwanzig Demonstranten
wurde das Urteil bestätigt. Die Richter haben 15 Freisprüche bzw. Verjährungen verkündet.

Die der Verwüstung und Plünderung beschuldigten angeklagten Beschuldigten haben sich
damit konfrontiert gesehen, dass ihre Strafen in abnormen Umfang erhöht wurden:
Francesco Puglisi von 10 Jahren und 6 Monaten auf 15 Jahre; Vincenzo Vecchi von 10
Jahren und 6 Monaten auf 13 Jahre; Marina Cugnaschi von 11 Jahren auf 12 Jahre und
drei Monaten; Alberto Funaro von 9 Jahren auf 10 Jahre; Carlo Arculeo von 7 Jahren
und 6 Monaten auf 8 Jahre; Luca Finotti von 10 Jahren auf 10 Jahre und 9 Monate;
Antonino Valguarnera von 7 Jahren und 8 Monaten auf 8 Jahre; Carlo Cuccomarino von 7
Jahren und 10 Monaten auf acht Jahre; Dario Ursino von 6 Jahren und 6 Monaten auf 7
Jahre; Ines Morasca von 6 Jahren auf 6 Jahre e 6 Monaten. Das Urteil zu fünf Jahren
für Massimiliano Monai, der als “der Mann mit dem Brett” bekannt wurde, nach dem er
im Laufe des Angriffs auf den Defender der Carabinieri fotografiert wurde, an den
sich auch Carlo Giuliani beteiligte, wurde bestätigt.

More:  http://www.gipfelsoli.org/Repression/Genua_2001/7755.html

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Der G8 in Genua und die Spätfolgen

Gestern hat ein Berufungsgericht in Genua zehn GlobalisierungskritikerInnen, die
wegen der schweren Krawalle am Rande des 2001 in der ligurischen Hauptstadt
abgehaltenen G-8-Gipfels vor Gericht standen, zu Haftstrafen zwischen sechs und 15
Jahren verurteilt. Dagegen erließ man dem früheren italienischen Polizeichef Gianni
De Gennaro am Mittwoch wie schon zuvor viele Polizisten seine Strafe.

Höhere Strafen als 2007 für die GlobalisierungskritikerInnen

Die Angeklagten wurden zu Haftstrafen zwischen sechs und 15 Jahren verurteilt.
Gegenüber dem erstinstanzlichen Urteil aus dem Jahr 2007 wurden die Strafen
verschärft. 15 Personen wurden zwar freigesprochen, zum Teil wegen Verjährung des
Verfahrens, die Richterin Maria Rosaria d’Angelo beschloss allerdings, die Strafen
für all jene Angeklagten zu erhöhen, denen Verwüstung und Plünderungen vorgeworfen
worden waren.

More:  http://de.indymedia.org/2009/10/262958.shtml09.10.2009

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Processo d'appello Arculeo ed altri (attivisti no global che hanno manifestato contro
il G8 del 2001)

Radio Radicale

Durata: 17’ 41"
Licenza: Creative Commons

Maria Rosaria D’Angelo 1 | 2

More:  http://www.radioradicale.it/scheda/288617#int2390447

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G8 Urteile / Für die Anwälte der Verteidigung ein "unverhältnismäßiges Urteil"

G8 in Genua, weniger Verurteilungen aber härtere Strafen für die 25 der Verwüstung
und Plünderung während der Demonstrationen im Juli 2001 beschuldigten Demonstranten:
Das Verfahren vor dem Appellhofgericht endete mit 11 Verurteilungen über insgesamt 99
Jahre Haft. Für weitere 14 Beschuldigte der Freispruch oder die Verjährung der ihnen
vorgeworfenen Straftaten. In der ersten Instanz hatte es 24 Verurteilungen und einen
Fereispruch gegeben. Laut Fabio Taddei, der Verteidiger einiger vereurteilter
Beschuldigter ist, "ein unverhältnismäßiges Urteil". "Das ist kein Urteil, das ist
ein Racheakt", erklärte Haidi Giuliani, die Mutter von Carlo, dem jungen Mann, der
während der bei den Straßenkämpfen getötet wurde.

More:
 http://www.cittadigenova.com/Genova/Cronaca/Sentenze-G8-per-i-legali-della-difesa-13633.aspx

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G8 in Genua, Black-Bloc Verfahren: 10 von 25 in der Berufungsinstanz verurteilt

Härtere Strafen: zwischen 15 und 6 Jahren und sechs Monaten Haft

Genua, 9. Oktober

Zehn Verurteilungen und 15 Freisprüche bzw. Verjährungen: das haben die Richter des
genuesischen Appellhofgerichs im Rahmen des Verfahrens gegen 25 der Verwüstung und
Plünderung während der Demonstrationen gegen den G8 Gipfel in Genua beschuldigten
Demonstranten. Die höchste Strafe, 15 Jahre Haft, wurde gegen Francesco Puglisi
verhängt, der in der ersten Instanz zu 10 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt
worden war. Harte Straen auch für Vincenzo Vecchi, der zu 13 Jahren verurteilt wurde,
Marina Cugnaschi – 12 Jahre und 3 Monate, Luca Finotti – 10 Jahre und 9 Monate und
Alberto Funaro, 10 Jahre. Etwas leichtere Strafen wurden für Carlo Arculeo, Antonino
Valguarnera und Carlo Cuccomarino verhängt, die zu acht Jahren Haft verurteilt wurden
und für Dario Ursino und Ines Morasca, die jeweils 7 Jahre und 6 Monate und sechs
Monate in Haft verbüßen werden müssen. Erhöhte Strafen für die zehn verurteilten
Demonstranten also. Samthandscuhe hingegen für die jungen Leute, die sich in die
Zusammenstöße vomn 20. Juli auf der Via Tolemaide wiederfanden, die, nach Ansicht der
Richter, durch einen “illegitimen” Anriff der Carabinieri ausgöst wurden. “Abnorme
Urteile”, so der Kommentar der Anwältin Laura Tartarini, die eine der Demonstranten
verteidigt, die der Verwüstung und Plünderung beschuldigt sind. Insgesamt geht es um
98 Jahre und 9 Monate Haft. “Es ist nicht meine Gewohnheit, Urteile mit solcher Härte
zu kommentieren”, erklärte Tartarini, “die Tatsache aber, dass in der selben Woche
die Spitzenmänner der Polizei frei gesprochen und die Demonstranten mit Strafen, die
in einigen Fällen mit denen vergleichbar sind, die bei Mord vorgesehen sind
verurteilt wurden gibt anlass zur Vermutung, dass sich die Richter bei der
Entscheidungsfindung bezüglich der Ereignisse in Genua von zweierlei Maß bedient haben”.

More:  http://www.gipfelsoli.org/Repression/Genua_2001/7753.html

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DE GENNARO ACQUITTED IN G8 DIAZ CASE

(ANSA) - Genoa, October 7 - Former national police chief Gianni De Gennaro was
acquitted here on Wednesday on charges that he pressured a ex-Genoa police chief to
commit perjury in a trial over police brutality at the Group of Eight (G8) summit in
2001.
Also acquitted on the same charges was the ex-head of the Genoa branch of Digos
security police, Spartaco Mortola. The prosecution had asked for a two-year sentence
for De Gennaro, who is currently the head of Italy`s intelligence services, and 16
months for Mortola.
Both men were accused of persuading Francesco Colucci, chief of police in Genoa in
2001, to change his testimony about a night raid on the Diaz school, which was being
used by G8 protestors as sleeping quarters.

More:  http://www.lifeinitaly.com/node/8069

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Italien: Freispruch für »Auftraggeber«

Absolution für Expolizeichef nach Gewalt gegen Demonstranten bei G-8-Gipfel in Genua 2001

Von Micaela Taroni, Rom

Der ehemalige italienische Polizeichef Gianni De Gennaro ist am Mittwoch von einem
Gericht in Genua vom Vorwurf der Anstiftung zu Falschaussagen in den Ermittlungen
über den G-8-Gipfel im Juli 2001 freigesprochen worden. De Gennaro war beschuldigt
worden, den damaligen Polizeichef von Genua, Francesco Colucci, zu Falschaussagen
über die Aktion der Polizei beim G-8-Gipfel bewegt zu haben. Mehrere Polizisten waren
wegen Gewaltexzessen gegen Globalisierungsgegner vor Gericht gelandet.

Die Staatsanwaltschaft von Genua hatte für De Gennaro zwei Jahre Haft beantragt.
Wegen der gegen ihn erhobenen Vorwürfe war De Gennaro 2007 von seinem Posten als
Polizeichef abberufen worden.

More:  http://www.jungewelt.de/2009/10-09/015.php

--

http://.gipfelsoli.org |  http://euro-police.noblogs.org

Heidi Giuliani zum Freispruch

Bolle 11.10.2009 - 16:24
Der Freispruch wurde auch von Heidi Giuliani, Mutter des bei den Krawallen in Genua von einem Polizisten getöteten Globalisierungsgegner Carlo Giuliani, verurteilt. »Dieses Urteil wundert mich nicht. De Gennaro gehört zur Kategorie der Unangreifbaren in unserem Land. Nach dem G-8-Gipfel in Genua hat er eine glänzende Karriere gemacht. Es war vorhersehbar, daß eine Person, die die Geheimdienste geführt hat, freigesprochen wird. Leider war der Kampf um Gerechtigkeit über die Ereignisse in Genua ein von Anfang an verlorener Kampf«, sagte Heidi Giuliani.