Gespräche zwischen FAU und ver.di zum Tarifst

Pressemitteilung der FAU Berlin 07.10.2009 08:58
Gespräche zwischen FAU und ver.di zum Tarifstreit im Babylon Mitte

Am Dienstag, den 06.10.09, gab es ein erstes offizielles Gespräch zwischen ver.di-Landesvize Andreas Köhn und Lars Röhm, dem Sekretär der FAU Berlin. Vorangegangen war dem, dass die letzte Betriebsversammlung im Babylon Mitte die beiden Gewerkschaften ver.di und FAU per Beschluss zu einem gemeinsamen tarifpolitischen Vorgehen aufgefordert hatte. Beide
Gewerkschaften versuchen dem nun nachzukommen.
Dabei wurde von Köhn bestätigt, dass ver.di, entgegen Behauptungen der
Babylon-Geschäftsleitung, bislang keine Verhandlungen über einen Haustarif führe, sondern nur informelle Vorgespräche angesetzt seien, und die erforderliche Tarifkommission noch nicht gebildet sei. Auch wurde von Köhn die Bereitschaft bekräftigt, gemeinsam mit der FAU als bestehender Tarifpartei im Betrieb an den Verhandlungstisch zu gehen. Die beiden Gewerkschaften versuchen nun, auch gegenüber der Geschäftsleitung, darauf hinzuwirken.

Lars Röhm dazu: "Natürlich ist klar, dass die Geschäftsleitung lieber nur mit ver.di verhandeln möchte. Dass aber in einem Tarifstreit kein Weg an der stärksten Gewerkschaft vorbei gehen darf, scheint zumindest ver.di klar geworden zu sein. Ein Alleingang würde jegliche Legitimität vermissen lassen."

Die FAU Berlin hofft, bald zu einer vernünftigen Lösung im Sinne der
Beschäftigten im Kino Babylon Mitte zu gelangen. "Dass die
Geschäftsleitung glaubt, mit der stärksten Interessenvertretung der
Beschäftigten nicht reden oder verhandeln zu müssen, wird immer
unverständlicher. so Röhm weiter.

FAU Berlin

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Ergänzungen

Einschätzung zum Verdi "eingreifen"

Leser 07.10.2009 - 12:37
Syndikalismus.tk schreibt folgendes zum Eingreifen von verdi:Im Arbeitskampf im Berliner Babylon-Kino um bessere Bezahlung und einen Tarifvertrag mit der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaft FAU scheint es nun zu einer Art von Schulterschluss zwischen ver.di und der FAU zu kommen. Einer Presseerklärung der FAU Berlin zufolge setzten sich am Dienstag der Landesvize von ver.di Andreas Köhn und der Sekretär der FAU Berlin, Lars Röhm, zu einem ersten offiziellen Gespräch zusammen. Hintergrund dieses bisher einmaligen Vorgehens ist der Beschluss der letzten Betriebsversammlung der Kino-Beschäftigten welcher zu einem „gemeinsamen tarifpolitischen Vorgehen“ von ver.di und FAU aufgefordert hat.

Wir erinnern uns: Die Geschäftsleitung hat bislang alle Forderungen der Beschäftigten abgelehnt und verweigerte sogar das Gespräch mit der stärksten im Betrieb vertretenen Gewerkschaft, der FAU. Über Monate hinweg organisierten die KollegInnen zusammen mit ihrer Gewerkschaft FAU Proteste und stellten Öffentlichkeit über die Situation und die Arbeitsbedingungen im Kino her. Zunehmend unterstützt von einer kritischen Öffentlichkeit und von internationalen Unterstützungserklärungen anarcho-syndikalistischer Gewerkschaften und Initiativen flankiert.

Seit einigen Monaten ruft die FAU zum Boykott des Babylon-Kinos auf und hatte Aufgrund der monatelangen Gesprächsblockade der Geschäftsleitung die offizielle Politik ins Spiel gebracht. Schließlich wird das Babylon mit mehreren 100.000 Euro jährlichen Subventionen aus Steuergeldern mitfinanziert. Im Zuge des Bundestagswahlkampfes wurde mit einem offenen Brief an die in Berlin mitregierende Linkspartei die Einhaltung eigener aufgestellter Forderungen, wie dem nach einem Mindestlohn und „sozialen Umgang mit öffentlichen Geldern“ eingefordert. Die Linkspartei reagierte nicht und erwies sich stattdessen als Boykottbrecher. Ihre „Linke Kinonacht“ im Endspurt des Wahlkampfes hielt sie so im umkämpften Babylon ab, deren beide Geschäftsführer der Linkspartei wohl auch persönlich nahe stehen. Nun trat auch die bislang überhaupt nicht am Konflikt beteiligte DGB-Gewerkschaft ver.di auf den Plan und in der Presse wurde über Tarifverhandlungen zwischen ver.di und der Babylon-Geschäftsleitung berichtet. Ohne jegliche Rücksprache, über den Kopf der Belegschaft und der einzigen kämpfenden Gewerkschaft im Betrieb hinweg soll nun auf diese Weise eine „Lösung“ gefunden werden.

Nun kam es also am 6. Oktober zum Treffen zwischen ver.di und FAU. Wie die FAU Berlin in ihrer Presseerklärung weiter berichtet verneinte der ver.di Funktionär die Aufnahme von Tarifverhandlungen mit der Geschäftsleitung. Die FAU Berlin dazu: „Entgegen Behauptungen der Babylon-Geschäftsleitung führe ver.di keine Verhandlungen über einen Haustarif. Nur informelle Gespräche seien angesetzt und die erforderliche Tarifkommission sei noch nicht gebildet.“

Das ver.di sich in diesen Arbeitskampf einbringt kann nur im Interesse der Geschäftsleitung liegen niedrige Verhandlungsergebnisse erzielen zu wollen. Im Gegensatz zur klassenkämpferischen FAU hat sie stets das Interesse der Geschäftemacher im Auge und opfert dafür auch regelmäßig Geld und Rechte der Lohnabhängigen. Das Einschalten von ver.di ist also ein Schachzug gegen die Interessen der Belegschaft und gegen die FAU. Die KollegInnen und die FAU müssen nun höllisch aufpassen sich nicht durch Taschenspielertricks und falsche Verlautbarungen oder Zusagen aufs Glatteis führen zu lassen und die Initiative an den Gewerkschaftsapparat zu verlieren. Dessen Funktionäre sind Spezialisten im Abwürgen selbst organisierter Kämpfe. Darüber hinaus ist dem DGB jegliche gewerkschaftliche Konkurrenz ein Dorn im Auge, die er versucht klein zu halten und verächtlich zu machen. Besonders die FAU, die in den letzten Jahren an gewerkschaftlicher Praxis zugelegt hat und auch solidarisch und selbstverständlich Kämpfe unterstützte, von denen sich der DGB und seine Mitgliedsorganisationen zurückzogen (als Beispiel sei hier der Kampf bei Gate Gourmet und die Gewerkschaft NGG genannt), ist eine echte prinzipielle Herausforderung für den Apparat. Kann doch das Beispiel solidarischer gegenseitiger Hilfe und die Mittel der konkreten direkten Aktion über kurz oder lang zu einer echten Alternative für einen größeren Teil der Beschäftigten werden. Zumal auch der Kapitalismus besonders unter den prekär Beschäftigten mehr Feinde als Freunde hat.

Neben möglichen politischen Manövern des DGB (in Form von ver.di) ist aber auch weiterhin mit Repression Seitens der Geschäftsführung zu rechnen. Auch hier erinnern wir uns: mit gerufener Polizei lies der Geschäftsführer Großmann FAU-Gewerkschafter und Unterstützer der Anarcho-Syndikalistischen Jugend (ASJ) aus dem Kino werfen, als diese während einer Filmvorführung (zu welcher sie von den Veranstaltern ausdrücklich eingeladen wurden) Informationen zum Arbeitskampf verteilten. Gegen einen Teil der FAU- und ASJ-Mitglieder laufen nun Anzeigen wegen angeblichem Hausfriedensbruch.

„Die FAU Berlin hofft, bald zu einer vernünftigen Lösung im Sinne der Beschäftigten im Kino Babylon Mitte zu gelangen. „Dass die Geschäftsleitung glaubt, mit der stärksten Interessenvertretung der Beschäftigten nicht reden oder verhandeln zu müssen, wird immer unverständlicher. Sobald dies geschieht, besteht auch für die FAU kein Grund mehr, die Arbeitskampfmaßnahmen fortzuführen“, so Lars Röhm weiter.“

Wir werden die Entwicklung weiter verfolgen.

verdi & fau

malatesta 07.10.2009 - 13:21
Klar müssen die in der FAU organisierten Beschäftigten aufpassen, dass sie da nicht über den Tisch gezogen werden. Nichtsdesto trotz ist es zu begrüßen, wenn Gewerkschaften in einem Unternehmen gemeinsam vorgehen und an einem Strang ziehen, um ein akzeptables Ergebnis für die Beschäftigten zu erreichen. Als Lohnarbeiter ist es mir egal, welche Organisation sich wie wo mehr profilieren kann - das Ergebnis zählt. Mehr Vertrauen habe ich als Anarchosyndikalist in dieser Hinsicht in die basisorientierte und kämpferische Vorgehensweise der GenossInnen der FAU, aber wenn jetzt gemeinsam mit Verdi ein vernünftiger Haustarifvertrag zu Stande kommt: warum nicht? Und es führt dazu, dass die Geschäftsleitung die FAU als Verhandlungspartner anerkennen muss und nicht mehr einfach ignorieren kann. Gegenüber einer Spaltung und gegeneinander Ausspielen der Beschäftigten kann dies nur positiv sein. Gemeinsam und solidarisch erreichen LohnarbeiterInnen (aller Gewerkschaften) mehr.

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verdi — berlin