Kunstaktion zum 13.2. in Dresden

AK Antifa Dresden 04.10.2009 12:38 Themen: Antifa Kultur
In den Abendstunden und der Nacht vom 3. zum 4. Oktober fand in Dresden eine Kunstaktion zum nächsten 13. Februar statt. Eine Hamburger Künstlergruppe projezierte "Schattenbilder der Vergangenheit" auf die bekanntesten Dresdner Sehenswürdigkeiten und unterlegte dies mit Parolen wie "Nie wieder Faschismus". Zahlreiche TouristInnen und DresdnerInnen zeigten Interesse.
Punkt 22 Uhr startete die Aktion auf dem Theaterplatz. Auf die belebten Fenster und Eingänge der Semperoper wurde ein Beamerbild gerichtet, über das immer wieder überlebensgroße Soldaten entlangmarschierten. TouristInnen, die gerade in die andere Richtung den vollen Mond über der Hofkirche filmten und fotografierten, richteten nun instinktiv nach und nach ihre Kameras auf die bewegten Bilder. Dann wurde das Beamerbild noch größer gezogen und auf die Kuppel unter der Pantherquadriga gerichtet. Dort erschienen nun wild verwirbelte Schriftzüge. Schließlich war riesengroß in allen Sprachen zu lesen: "Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!" und auch "NS-Verherrlichung stoppen!" und "Gegen deutsche Opfermythen!".

Der Theaterplatz wurde zur NS-Zeit wegen seiner Größe als Aufmarschplatz genutzt und erhielt den Namen Adolf-Hitler-Platz. Auch damals schon stand hier das monströse Reiterstandbild des sächsischen Königs Johann. Es verlockte die Künstlergruppe offensichtlich, ihre Pläne zu ändern und den mächtigen Sockel ebenfalls mit den aufmarschierenden Soldatenschatten zu bebildern. Und immer wieder dazwischen "Nie wieder Faschismus!". Dann wird zusammengepackt und die Gruppe begibt sich auf den Neumarkt. Dort sind wie an einem sonnigen Tag Menschenmengen versammelt - allerdings verteilt in den unzähligen Cafés und Restaurants. Wieder beginnt die Projektion, eine Gruppe singender Kneipengänger streunt vorbei und läßt sich gleichmal vor den Bildern im Gruppenbild fotografieren.

Als die riesigen Schriftzüge auf der Frauenkirche erscheinen, motzt eine Dresdner Bürgerin herum: "Das kann doch nicht sein, das ist doch ein geschichtsträchtiges Bauwerk! Da kann man doch keine plakativen Aussagen draufbringen!" Die Bürgerin hat von der Geschichtsträchtigkeit offenbar nicht viel Ahnung, steht doch gerade die Frauenkirche für den Spruch "Nie wieder Krieg". Die Ruine galt zu DDR-Zeiten als Mahnmal gegen den Krieg und in den 80igern begannen Oppositionelle und Friedensgruppen am 13.2. Kerzen an der Frauenkirche abzustellen, ursprünglich um gegen die Militarisierung der DDR und die erstarrten Gedenktraditionen zu protestieren. Gerade deswegen ist es ja so wichtig, diesen Spruch wieder in den Zusammenhang mit der Kurzformel des Schwurs von Buchenwald zu bringen, in dem das "Nie wieder Faschismus" betont wird. Denn gerade die Dresdner BürgerInnen halten recht gerne nur "Nie wieder Krieg" für die Konsequenz aus dem 13.2. "Nie wieder Faschismus" dagegen führt auf die Ursache dieses Krieges, ist also als Projektion an der Frauenkirche genau der richtige "platte Spruch", zumal dahinter der durchaus nicht platte "Schwur von Buchenwald" steht, in dem sich KZ-Überlebende gegen Militarismus und Faschismus aussprechen.

Das Oberlandesgericht am Fürstenzug diente in der nächsten Station als Projektionsfläche für eine "Straftat", indem nämlich einige riesige Figuren schemenhaft "Hitlergrüße" zeigten, dabei natürlich durchbrochen von "Nie wieder Faschismus". Selbst Personen, die das Gebäude für eine Zigarette verließen, bemerkten offenbar nichts Ungewöhnliches - was ein Symbol sein könnte, für das teilweise Nichtstun der DresdnerInnen gegen Naziaufmärsche... Weiter ging es auf dem Terassenufer, von dem aus die Brühlsche Terasse bestrahlt wurde. Von der Dampferanlegestelle aus, gab es wieder ZuschauerInnen. Eine alte Frau wurde danach befragt wie es ihr gefallen hat - "Ja, ja, gut war es, schön, ja" so die Antwort. Als letztes wurde dann der Zwinger "besucht". Dann fuhr die Künstlergruppe in die Neustadt, um dort weitere Projektionsexperimente zu machen.

Vielen Dank an die zahlreich erschienenen UnterstützerInnen, die mit unauffälliger Präsenz für die Sicherheit der Aktion gesorgt haben.
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Ergänzungen

Aktivierungskonferenz

aka afa 04.10.2009 - 13:34
Bei der Aktion kursierten auch schon die ersten Flyer für die Aktivierungskonferenz am 6. und 7. November in Dresden. Diese wird den Mobilisierungsauftakt gegen den Naziaufmarsch am 13.2. endgültig einläuten.
Vorläufige Infos gibts auf der Website des bundesweiten No pasarán Bündnis.

Dresden 2010

antifa.sozialbetrug 04.10.2009 - 15:16
EUROPAS GRÖSSTEN NAZIAUFMARSCH VERHINDERN!
DRESDEN 13. FEBRUAR 2010
 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-forum-30.html

News des Tages
 http://antifanews.blog.de/2009/10/03/news-des-tages-7092091/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Sehr gut — ximmigrantx

Sehr schön — Fight Back