Freiheit für Mumia Abu-Jamal!

der Peter 28.09.2009 20:14
(Hildesheim) Im Rahmen der weltweiten Solidarität mit Mumia Abu-Jamal entstand in Hildesheim ein Wandbild, um für Öffentlichkeit zu sorgen.

Seit 27 Jahren sitzt der afroamerikanische Journalist Mumia Abu-Jamal als politischer Gefangener im Todestrakt von Pennsylvania (USA). Der ehemalige Black Panther Pressesprecher wurde wegen Mordes an einem Polizisten ohne Berücksichtigung aller Beweise und der tatsächlichen Tatumstände in einem von Rassismus und politischer Repression gekennzeichneten Prozess zum Tode verurteilt. 1995 und 1999 konnten bereits unterzeichnete Hinrichtungsbefehle durch juristische Einsprüche der Verteidigung im Zusammenwirken mit einer weltweiten Solidaritätsbewegung gestoppt und Mumias Leben gerettet werden.

2009 ist Mumias Leben erneut bedroht, da die Staatsanwaltschaft Pennsylvanias die Wiedereinsetzung der Todesstrafe beantragt hat. Eine Entscheidung steht unmittelbar bevor
Um in dieser kritischen Situation Öffentlichkeit zu schaffen, entstand das Wandbild.

Weiterhin wird am Aktionstag "Mumia 3+12" eine Kundgebung ab 12h am Huckup in Hildesheim stattfinden (Am 3. Tag nach Bekanntgabe der Wiedereinsetzung der Todesstrafe findet um 12h ein bundesweiter Aktionstag für das Leben und die Freiheit Mumias statt (Mumia 3+12)).


Hintergrund:
Mumia Abu-Jamal: The voice of the voiceless

Seit 27 Jahren sitzt der afroamerikanische Journalist Mumia Abu-Jamal als politischer Gefangener im Todestrakt von Pennsylvania (USA). Der ehemalige Black Panther Pressesprecher wurde wegen Mordes an einem Polizisten ohne Berücksichtigung aller Beweise und der tatsächlichen Tatumstände in einem von Rassismus und politischer Repression gekennzeichneten Prozess zum Tode verurteilt.

Muma Abu-Jamal kämpft seit seiner frühesten Jugend – zunächst als Pressesprecher der Black Panther Party, später als freier Journalist – gegen Rassismus, Polizeigewalt und Krieg. Vor allem die katastrophalen Auswirkungen herrschender Politik auf die Leidtragenden derselben stehen immer in seinem Fokus. Sklaverei, Zwangsarbeit, Lynchjustiz, der gefängnisindustrielle Komplex sowie die Todesstrafe, der hauptsächlich Angehörige ethnischer Minderheiten zum Opfer fallen, sind bis heute ungelöste Fragen in der US-Gesellschaft. Mumia bringt diese Widersprüche immer aufs neue ins öffentliche Bewusstsein. Seine „Waffen“ dabei sind die Schreibmaschine und das Mikrofon. In seinen viel beachteten Radio- und Zeitungskolumnen setzte sich Mumia stets für alle die ein, welche selbst kein Gehör in der medialen Öffentlichkeit erhalten.
Schon Ende der 70er Jahre erhielt Mumia neben journalistischen Auszeichnungen den Ehrennamen „The Voice Of The Voiceless“ - die Stimme der Stimmlosen.

Seine Verurteilung 1982 war eine Farce. Der Staatsanwalt siebte systematisch schwarze Geschworenen heraus, präsentierte manipulierte sowie frei erfundene Beweise und unterdrückte entlastendes Material. Ein offen rassistisch agierender Richter sorgte dafür, dass sämtliche Brüche der verfassungsmäßigen Rechte des Angeklagten durchkamen. Seit diesem Verfahren, das laut Amnesty International „einen Bruch internationaler Mindeststandards fairer Verfahren“ darstellt, kämpft Mumia um genau das.

Im April diesen Jahres verweigerte das höchste Gericht der USA mit nur zwei Worten dieses neue Verfahren: „Antrag abgelehnt“. Es ist eine so offen politische Entscheidung, dass sich das Gericht nicht einmal traut, eine Begründung zu veröffentlichen. Diese würde ihnen auch schwer fallen, da selbst die in vergleichbaren Anträgen früher auf neue Verfahren entschieden hatten, zuletzt 2008.

Der parallel laufende Antrag der Staatsanwaltschaft von Pennsylvania auf die Wiedereinsetzung der Todesstrafe gegen Mumia vor demselben Gericht ist noch nicht entschieden.
Eine Hinrichtung ist also nach wie vor möglich und ein Termin zur Tötung von Mumia kann jederzeit nach der Wiedereinsetzung der Todesstrafe verkündet werden.
Schlimmstenfalls können die Behörden innerhalb von fünf Tagen die technische Umsetzung des Todesurteils vornehmen.

Es ist allen Beteiligten völlig klar, dass es keine jury-sicheren Beweise gegen Mumia mehr gibt. Aber nach wie vor soll ein unbequemer Aktivist, der sich auch im Todestrakt unermüdlich für die Mitgefangenen einsetzt, Rassismus, (Polizei-)Gewalt und die herrschende Weltordnung kritisiert, zum Schweigen gebracht werden.

Deshalb wird am dritten Tag nach Bekanntgabe der Wiedereinsetzung der Todesstrafe um 12h ein bundesweiter Aktionstag für das Leben und die Freiheit Mumias stattfinden (Mumia 3+12).

Am letzten Samstag vor einem Hinrichtungstermin wird es eine zentrale Demonstration zur US-Botschaft in Berlin geben (14h, Oranienplatz, Berlin X-Berg).

Niemand weiß genau, wann es zu einer Entscheidung kommen wird. Aber uns wird wenig Zeit bleiben, Mumias Leben zu retten, sollte die Todesstrafe gegen ihn wieder eingesetzt werden. Daher bereitet euch jetzt vor - informiert euch und andere, werdet laut, werdet aktiv!

Für das Leben und die Freiheit von Mumia Abu-Jamal! Abschaffung der Todesstrafe überall!

Weiter Infos auch unter www.mumia-hoerbuch.de
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Ergänzungen

Heute Infoabend über Mumia in Hamburg

Berliner FREE MUMIA Bündnis 02.10.2009 - 12:56
Im Rahmen der bundesweiten Mumia-Infotour von der Roten Hilfe und dem Berliner FREE MUMIA Bündnis ist heute, am 2.10.09 Station in Hamburg:

Künstlerhaus Gängeviertel, Caffamacherreihe 43, 20355 Hamburg

Beginn 18:00


Neben der Situation von Mumia und den aktuellen Mobilisierungen, um sein Leben zu retten, geht es auch um die Todesstrafe und den gefängnisindustriellen Komplex in den USA.

Das Privatiseren von Gefängnissen steht in der Bundesrepublik gerade am Anfang. Mit dem Lissaboner Vertrag droht auch die Wiedereinführung der Todesstrafe in den EU Mitgliedsstaaten. Auchb hierzu einige Informationen heute abend.