Theaterblut irritiert Bundeswehr-Fans

Aktive Antimilitaristen 27.09.2009 16:14 Themen: Militarismus
Am Samstag, dem 26. September 2009 fand auf dem Truppenübungsplatz Colbitz-Letzlinger-Heide ein Tag der offenen Tür statt. Zur Unterhaltung wurde den begeisterten Besuchern viel geboten: ein "Kinderparadies" mit Hüpfburg, Schmink-Ecke und Trampolin für den Nachwuchs, eine Platzrundfahrt „Infrastruktur & Umweltschutz“ und die besonders beliebte „dynamische Waffenschau“.In dem Moment, in dem die Besucher hautnah ein Kriegsszenario erlebten und gefesselt waren vom Anblick der Fallschirmspringer, Panzer und kämpfenden Bodentruppen, ertönten Todesschreie. Blutüberströmte Menschen brachen zusammen, nachdem die ersten Schüsse seitens der Truppen abgegeben wurden. Die sichtlich schockierten Schaulustigen wurden mit einem Transparent mit der Aufschrift „Soldaten sind Mörder“ und Flyern, die auf die tatsächliche Kriegssituation aufmerksam machten, konfrontiert.
Auch wenn alle Anwesenden bewusst den Truppenübungsplatz, auf dem alle Soldaten die nach Afghanistan gehen, mindestens 2 Wochen das Töten trainieren müssen, besuchten, waren sie offensichtlich nicht darauf vorbereitet, mit den direkten Auswirkungen des Krieges in Berührung zu kommen. Dies ließ sich aus den Reaktionen, die von verhalten ablehnend bis offen empört und verärgert reichten, schließen. So waren Sprüche zu vernehmen wie „Die müsste man wirklich erschießen!“, „Verpiss dich“, „Wenn es dir nicht gefällt, dann hau doch ab“ und Ähnliches. Eltern weinender Kinder beklagten sich über diese direkte, blutige Darstellung des Sterbens und Leidens in Gegenwart ihrer lieben kleinen, ohne zu reflektieren, dass sie ihre Kinder Panzer und andere Mordwaffen beobachten ließen.
Unkoordinierte Feldjäger waren mit der Situation offensichtlich überfordert, die zu Hilfe gerufene Polizei trug die „Leichen“ nach ca. 30 min. schließlich vom Gelände und verwies sie des Platzes.

Generell lässt sich über die Veranstaltung sagen, dass die Bundeswehr sich von ihrer besten, freundlichsten und … Seite präsentierte. Zur Unterhaltung der zahlreichen Gäste wurden „saubere“ Kriegsszenarien gezeigt, mit Bumbum, Pengpeng, aber ohne die Folgen des Krieges und die Auswirkungen für die jeweils betroffene Bevölkerung aufzuzeigen.

Dementsprechend betrachten wir als direkt Beteiligte unsere Aktion als sehr gelungen, denn die Illusion des unterhaltsamen Krieges wurde den Anwesenden genommen, das perverse Szenario wurde erfolgreich gestört und auch moralisch gefestigte Bundeswehr- Sympathisanten wurden zur Auseinandersetzung gezwungen.
Sicherlich werden es sich viele Teilnehmer überlegen, ob sie mit ihren Kindern oder Begleiterinnen das nächste Mal an diesem Event teilnehmen wollen.

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Ergänzungen

Großer Arbeitgeber in der Region

Israel 27.09.2009 - 17:37
Seit neun Jahren werden unter anderem alle Bundeswehreinheiten, die im Ausland eingesetzt werden, in der Colbitz-Letzlinger Heide ausgebildet. Dort werden Gefechte, Patrouillenfahrten und Rettungseinsätze für in Gefahr geratene Soldaten mit Hilfe von Laser- und Computertechnik realitätsnah simuliert, ohne dass ein scharfer Schuss fällt. Herzstück ist die Computerzentrale, in der jede Bewegung der Soldaten und Fahrzeuge mit Hilfe von Satelliten erfasst und aufgezeichnet wird. An 240 Tagen im Jahr wird geübt. Seit fünf Jahren ist das Gefechtsübungszentrum ausgebucht. Mit rund 700 Soldaten und mehr als 240 zivilen Beschäftigten zählt es zu den größten Arbeitgebern in der Region.

Ich verstehe den Einwand wegen Kindern nicht

Volker Birk 28.09.2009 - 12:25
Wenn man den Kindern die Mordmaschinerie zeigen kann, dann kann man doch auch zeigen, was diese bewirkt.

Wenn die Kinder zu klein sind, als dass sie Blutende und Sterbende sehen dürfen, was sollen die dann bei einer solchen Veranstaltung?

Es ist doch eine Lüge, das eine ohne das andere zu zeigen. Warum soll man Kinder belügen?

Ich finde, Kinder haben auf einer solchen Veranstaltung schlicht nichts verloren.

Viele Grüsse,
VB.

Die armen Kinder? :/

Yess 28.09.2009 - 15:40
Also die Aktion finde ich jetzt mal total clever.
Okay, jetzt könnte man auch sagen, dass die kleinen Kinder dort richtig traumatisiert waren und die Leute da völligen Schwachsinn angestellt haben, als die nicht an die Kinder dachten. Aber eine Frage: Sind die kleinen Kinder in den Kriegsländern nicht AUCH traumatisiert? Die stecken immerhin mittendrinn und haben nicht nur mal ein paar Leute einen Schein-Tod sterben sehen. Wer denkt an die?
Außerdem würden die Schuld an den Traumata der Kinder wenn schon die Eltern tragen -.- Immerhin haben die ihre Kinder dorthin mitgeschleppt, nach dem Motto 'Kinder ist das nicht toll, die machen da Krieg!' Das ist doch geisteskrank so etwas zu unterstützen. Da STERBEN Menschen, im Krieg geht es um den TOD. Da sollen sich die Eltern bitte nicht beschweren, wenn die ihre Kinder zu so ner Veranstaltung bringen, in der es über den Krieg geht und man ihnen das Wahre Gesicht eines Krieges zeigt. Wollten diese Menschen sich ernsthaft einreden lassen, dass Kriege lustig und gut sind?

Grüße Yess

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