[Aachen] Solidaritäts-Demo für Gefangene

Anarchie ist machbar. 26.09.2009 20:17 Themen: Repression
+++ Solidaritäts-Demos/Kundgebungen in Aachen und Rheinbach für alle (kämpfenden) Gefangenen +++ ca. 40 Knastgegner_innen in Aachen +++ Sichtkontakt mit Gefangenen +++
Heute, am 26.9.2009, versammelten sich mehr als 40 Menschen, um den Inhaftierten der JVA Aachen und dem Gefängnis in Rheinbach ihre Solidarität zu zeigen und die aktuellen Herrschaftsverhältnisse, die für das Knastsystem verantwortlich sind, in Frage zu stellen und kritisch anzugreifen.
Aufgrund der Tatsache, dass die_der Autor_in lediglich der Demo in Aachen beiwohnte, wird hier nicht auf die Ereignisse in Rheinbach eingegangen. Alle, die dort waren, können natürlich gerne den Artikel ergänzen.

Gegen 11 Uhr begann sich der bunt gemischte Haufen aus Anarchist_innen, Menschen aus Anti-Repressions-Zusammenhängen und anderen herrschaftskritischen Personen bei strahlendem Sonnenschein auf dem Besucher_innenparkplatz der JVA Aachen zu sammeln. Die vom Lautsprecherwagen abgespielte Musik leistete ihren Beitrag zur allgemein entspannten Stimmung.
Die Auftaktkundgebung begann mit einer Rede, in der eine klare Position gegen Strafe und für eine andere Gesellschaft ohne Knäste herausgestellt wurde.
Daraufhin zogen die Knastgegner_innen in einer kleinen Demonstration, während derer mit Trillerpfeifen, Metallgegenständen und Tröten einiger Lärm gemacht wurde, der einige Gefangene ans Fenster lockte, zum Haupteingang des Gefängnisses. Auf der dort stattfindenden Zwischenkundgebung wurde ein Grußbrief des Gefangenen Thomas Meyer-Falk verlesen, der momentan in der JVA Bruchsal gefangen ist. (Nähere Informationen zu Thomas sind zu finden unter  http://www.freedom-for-thomas.de/thomas/index.shtml)

Daraufhin ging die Demonstration zurück in Richtung Besucher_innenparkplatz und zog an diesem vorbei über die Krefelder Straße auf den Eulersweg. Die vorbeifahrenden Autofahrer_innen wurden mit Transparenten mit Aufschriften wie "Solidarität mit allen kämpfenden Gefangenen" oder "Für eine Gesellschaft ohne Knäste" auf das Anliegen der Demoteilnehmer_innen aufmerksam gemacht. Auf dem Eulersweg machte die Demonstration an einem Hintereingang der JVA halt. Der Dort gehaltene Redebeitrag kann auf der Internetseite des Anarchist Black Cross Berlin nachgelesen werden ( http://www.abc-berlin.net/solidaritaet-mit-den-gefangenen-kundgebung-vor-den-knaesten-in-aachen-und-rheinbach-und-diskussionsveranstaltung-in-koeln-am-26-september).

Die laute Musik und Bambule der Knastgegner_innen brachte auch hier die in Sichtweite befindlichen Gefangenen ans Fenster. Das Winken und die gerufenen Parolen der Leute "draußen" wurden von den Leuten "drinnen" mit Winken und Lichtreflexionen durch Spiegel beantwortet. Nachdem die Signale der Gefangenen aufgehört hatten (vermutlich wurden sie von den Schließer_innen aus ihren Zellen geholt), löste sich die Demonstration auf.

Ein Großteil der Teilnehmer_innen machte sich daraufhin auf den Weg nach Rheinbach, wo um 14 Uhr ebenfalls eine Solidaritätskundgebung stattfand. Wie bereits erwähnt, hat die_der Autor_in daran nicht teilgenommen und kann somit nix darüber berichten. Um Ergänzungen wird gebeten.

Alles in allem lässt sich der Tag (zumindest in Aachen) eher positiv als negativ bewerten. Denn den Gefangenen wurde gezeigt, dass sie nicht alleine sind, dass Menschen mit ihnen solidarisch sind, dass nicht alle in dieser Gesellschaft das System von Strafe und Wegsperren unterstützen.

Ein herzlicher Gruß geht hiermit an die Gefangenen, die unsere Solidaritätsaktion beantwortet haben, aber selbstverständlich auch an alle anderen, die uns entweder nicht gehört haben oder nicht antworten konnten. Hoffentlich hat Euch unsere Aktion Mut gemacht, (weiter) zu kämpfen.

Für eine Gesellschaft, in der es keine Knäste braucht!
Freiheit für alle!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Ähem

mal so eben 26.09.2009 - 20:54
Warum in Aachen und Rheinbach?
Gab es einen konkreten Anlass?

Warum in Aachen und Rheinbach?!

Anarchie ist machbar. 27.09.2009 - 11:40
Zur Frage, warum die Kundgebungen in Aachen und Rheinbach stattfanden, kopiere ich hier den Aufruftext des Antiknastprojekts Köln:

Gegen die Mauern!
Am Samstag, 26.09. ist Anti-Knast-Aktionstag in NRW, genauer an den Knästen in Aachen und Rheinbach. “Autonomes Knastprojekt” aus Köln ruft dazu auf. Die beiden Knäste sind Langzeitknäste in dieser Region. Früher waren die meisten Gefangenen, die Kontakt zum AKP suchten, in Rheinbach. Von daher gab es auch viel Zusammenarbeit zwischen drinnen und draußen, einschließlich Knastkundgebungen und Öffentlichkeitsaktionen derer, die sich draußen bewegen konnten. Aber als fast alle Rheinbacher in den damaligen Neubau nach Aachen verlegt wurden, schwand diese Tradition. Die Kölner/innen bedauern, schon lange keine Knastkundgebungen mehr zustande bekommen zu haben, weil die Begeisterung vor Knästen zu demonstrieren nicht sehr groß ist. Auch, weil nicht mehr so viele Nachrichten nach draußen gelangen, die spezielle Anlässe der Mobilisierung sein könnten.

Diese lokale Schwäche kann aber ausgeglichen werden, weil sich auch Genoss/inn/en aus größerer Entfernung für diese beiden Knäste interessieren und die Kundgebungen mit angeregt haben. Es sind solche, die sich grundsätzlich gegen Knast engagieren, die aber auch zwei Genossen grüßen möchten, zu denen sie Kontakt haben bzw. die sie mit einem Zeichen der Solidarität unterstützen möchten. Es handelt sich um Gabriel Pombo da Silva und José Fernandez Delgado, zwei spanische Anarchisten, die seit Mitte 2004 in den Klauen der deutschen Justiz sind. Zuvor waren sie jeweils lange in spanischen Knästen und, weil sie dort Widerstand leisteten, schon dort, wie jetzt auch in Deutschland, unter repressiver Sonderbehandlung. Das Knastsystem in Spanien hat beide politisch radikalisiert. Als Reaktion auf den enormen Druck, der auf sie ausgeübt wurde. Aber auch als Folge der Rebellionen, bei denen in einigen spanischen Knästen eine Mehrzahl von Gefangenen zusammen handelte. Hier in Deutschland oder überhaupt in der jetzigen Zeit ist die Repression nicht geringer, doch sie schafft es, Gefangene noch besser zu vereinzeln. Aber Gabriel und José beteiligen sich auch hier an Aktionen der Verteidigung von Gefangeneninteressen und Menschenrechten, so weit es ihre Isolationsbedingungen zulassen und so weit sie von speziellen Anlässen und Zusammenschlüssen Kenntnis haben.

Quelle: ABC Berlin ( http://www.abc-berlin.net/solidaritaet-mit-den-gefangenen-kundgebung-vor-den-knaesten-in-aachen-und-rheinbach-und-diskussionsveranstaltung-in-koeln-am-26-september)