Demonstration im Baskenland: Wo ist Jon Anza?

Rabia 20.09.2009 16:45 Themen: Repression Weltweit
Gestern haben sich in der baskischen Stadt Donibane Lohizune (frz. Saint-Jean-de-Luz) ueber 2000 Menschen versammelt, um mit einer lautstarken Demonstration von den Regierungen Spaniens und Frankreichs Aufklaerung ueber das Verschwinden Jon Anzas zu fordern.
Der Aktivist und ehemalige politische Gefangene Jon Anza hatte am 18. April diesen Jahres den Zug in Baiona (frz. Bayonne) bestiegen, um sich auf den Weg nach Toulouse zu machen, wo er nie ankam. Euskadi Ta Askatasuna (ETA) erklaerte am 19. Mai oeffentlich, dass Anza nicht zu einem verabredeten Treffen mit der Organisation erschienen war und machte die spanische und franzoesische Regierung fuer sein spurloses Verschwinden verantwortlich.
Diese Anschuldigung, die der spanische Innenminister Pérez Rubalcaba als “Luege” der ETA zurueckwies, wurde von der baskischen Unabhaengigkeitsbewegung und der Organisation Pro Amnistía auf einer Pressekonferenz am 22. Mai bekraeftigt. Die AktivistInnen aeusserten, dass die „glaubhafteste Hypothese eine Entführung durch staatliche Stellen“[1] sei.[2]

Die gestrigen Protestrufe machten deutlich, dass die DemonstrantInnen, unter denen sich, neben Familienangehoerigen und FreundInnen Jons, Mitglieder unterschiedlichster Organisationen der linken baskischen Unabhaengigkeitsbewegung befanden, keinen Zweifel an der Verantwortlichkeit des spanischen und franzoesischen Staates fuer das Verschwinden Anzas haben.
Parolen wie “Non da Jon?” (Wo ist Jon?) und “Non duzue Jon?” (Wo habt ihr Jon?) richteten sich direkt an die beiden Staaten und forderten von diesen die Aufklaerung des Falls.

Noch lauter waeren die Rufe geworden, haette die spanische und franzoesische Polizei nicht hunderten Menschen das Ueberqueren der Grenze nach Lapurdi (frz. Labourd, baskisches Gebiet auf franzoesischen Territorium) unmoeglich gemacht.
Mehrere Busse und Kleinwagen aus unterschiedlichen baskischen Provinzen wurden zum Teil mehrmals angehalten und zum Umkehren gezwungen. Waehrend der Kontrollen wurden willkuerlich Personen herausgegriffen und durchsucht; die Polizei verhinderte mit Gummigeschossen und Schlagstoecken bewaffnet die Gefaehrdung der “nationalen Sicherheit”.

Waehrend der Endkundgebung der Demonstration machten die SprecherInnen der OrganisatorInnen klar, dass das spurlose Verschwinden von Menschen kein Einzelfall, sondern eine Strategie der Repression ist, die weder neu, noch auf das Baskenland beschraenkt ist. In den 80er Jahren fielen im Baskenland viele AktivistInnen den Todesschwadronen der GAL (Grupos Antiterroristas de Liberación, dt: Antiterroristische Befreiungsgruppen) zum Opfer und auch in den Militardiktaturen Argentiniens oder Chiles war das Verschwindenlassen von Menschen ein Mittel zur Bekaempfung revolutionaerer Kraefte.

Vor diesem Hintergrund erscheint es umso wichtiger, sich gegen dieses Mittel der Repression zu wehren, anzuklagen, die Wahrheit zu fordern.
Wie auf der Endkundgebung zu hoeren war:
“Wir werden nicht zurueckweichen, bis wir nicht wissen, was passiert ist.” [3]

[1] Uschi Grandel: “Non dago Jon Anza? Wo ist Jon Anza?”, online:  http://www.scharf-links.de/44.0.html?&tx_ttnews[cat]=28&tx_ttnews[tt_news]=6071&cHash=d54cb01c2e

[2] Die Informationen aus diesem Absatz sind insbesondere folgendem Artikel entnommen: Uschi Grandel: “Non dago Jon Anza? Wo ist Jon Anza?”, online:  http://www.scharf-links.de/44.0.html?&tx_ttnews[cat]=28&tx_ttnews[tt_news]=6071&cHash=d54cb01c2e

[3] Zitat ist einem Artikel aus der baskischen Zeitschrift Gara entnommen und uebersetzt worden, online:  http://www.gara.net/paperezkoa/20090920/157572/es/La-marcha-Donibane-denuncia-silencio-sobre-Jon-Anza

Informationen zur gestrigen Demonstration (castellano):
 http://www.gara.net/paperezkoa/20090920/157572/es/La-marcha-Donibane-denuncia-silencio-sobre-Jon-Anza

Aktuelle Informationen zum Baskenland:
 http://www.info-baskenland.de/
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Ergänzungen