Kiel-Wik: Spontandemo gegen Naziübergriff

... 20.09.2009 01:53 Themen: Antifa Repression
- Naziübergriff in Kiel in der Nacht zu Samstag
- 50 auf antifaschistischer Spontandemo in der Wik
- Polizeirepression im Anschluss der Demonstration
Heute, am 19.9.2009 versammelten sich mehr als 50 Antifaschist/-innen am späten Samstagabend zu einer spontanen Demonstration im Kieler Stadtteil Wik anlässlich eines Übergriffs von Neonazis auf alternative Jugendliche in der Nacht zuvor. Knapp eine halbe Stunde zog der Protestzug mit lautstarken Sprechchören, vielerlei pyrotechnischer Untermalung und unter Megafondurchsagen durch die nördliche Wik, wo Neonazis seit Monaten versuchen im Stadtteil Fuß zu fassen.

Nachdem die Demonstration sich aufgelöst hatte, setzten Beamte eines im Zuge der Demonstration angerücktes massives Polizeiaufgebot etwa 40 Menschen fest, die sie offensichtlich zu den
Demonstrationsteilnehmer/-innen zählten, kontrollierten die Personalien, filmten die Betroffenen ab, verteilten wahnsinnige Platzverweise für die gesamte Innenstadt und durchsuchten Autos. Bei einem Pfeffersprayeinsatz wurde eine Person durch einen BFE-Beamten verletzt. Zu bekannten Ingewahrsam- oder Festnahmen kam es nicht.
Darüber hinaus wurden in unmittelbarer Nähe des sporadischen Kessels auch um die sechs Nazis gesichtet, die ebenfalls polizeilich kontrolliert wurden.

Hintergrund der spontanen Unmutsbekundung war ein Übergriff einer Gruppe vermummter und mit einer Gaspistole und Schlagstöcken bewaffneten Neonazis auf alternative Jugendliche in den frühen Morgenstunden des 19.9., infolge dessen einer der Betroffenen mit einer Platzwunde im Krankenhaus behandelt werden musste. In zeitlicher und räumlicher Nähe dazu fand im linken Kulturzentrum Alte Meierei eine antifaschistische Party, die sich gegen den NPD-Wahlkampf richtete, statt. Auf deren Besucher/-innen hatte der neonazistische Übergriff offensichtlich abgezielt.

Bereits in den vergangenen Wochen versuchten Kieler Neonazis aus dem Umfeld der "Aktionsgruppe Kiel" durch besonders aggressives Auftreten, die Beseitigung von nationalistischer und rassistischer NPD-Wahlpropaganda zu behindern, indem sie vermeintliche antifaschistische Aktivist/-innen zu
bedrohen und anzugreifen versuchten. Solche Vorfälle häuften sich vor allem in der Kieler Wik, wo die NPD bemüht war, flächendeckend ihre faschistische Wahlwerbung im Stadtbild zu platzieren. Abgesehen davon bewegte sich der bisherige Wahlkampf der neonazistischen Partei in Kiel auf einem vergleichsweise niedrigem Niveau.

Insgesamt war die Aktion eine wichtige Klarstellung, dass Antifaschist/-innen sich durch die Drohungen und Gewalttätigkeiten der Neonazis nicht davon abbringen lassen werden, Nazipropaganda jeglicher Art aus dem Stadtbild zu entfernen und gegen Naziaktivitäten vorzugehen. Ebenso gilt es immer wieder darauf hinzuweisen, dass Rückzugsräume für Neonazis, von denen sie im Stadtteil Wik träumen, nicht geduldet werden. Der massive Polizeieinsatz zum Ende der Demo machte wieder einmal deutlich, dass der Kieler Polizei nach wie vor alles daran gelegen ist, die Thematisierung der hiesigen Naziaktivitäten zu verhindern und am Totschweigekurs festzuhalten.

Auch für die kommenden Tage sind weitere antifaschistische Aktionen gegen den NPD-Wahlkampf und zur Thematisierung des Naziübergriffs zu erwarten.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke den folgenden Kommentar

Brutale Neonazis verprügeln Iraner

muss ausgefüllt werden 20.09.2009 - 09:56


Vier Rechtsradikale haben Samstagnacht zwei iranische Flüchtlinge (55, 60) attackiert. Das Quartett traf gegen 4 Uhr am U-Bahnhof Rehberge (Wedding) auf seine Opfer, die auf einer Bank saßen.

Wie die Polizei berichtet, haben die zwei Männer und Frauen die beiden Männer zunächst fremdenfeindlich beleidigt und ein Getränk in ihre Richtung ausgeschüttet. „Daraufhin äußerten die Geschädigten ihren Unmut und wurden angegriffen“, so ein Behördensprecher. Einer der Männer habe mit einem Teleskopschlagstock auf den 60-Jährigen eingeschlagen und ein weiterer ihn mit einem Messer bedroht. Sein 55-jähriger Freund wurde unterdessen geschlagen und getreten.

Mitarbeiter der BVG und ein Zeuge (53) halfen den Opfern, woraufhin die Schläger flohen. Allerdings konnten Polizisten zwei der Täter, einen Mann (30) und eine Frau (24), kurze Zeit später in der Glasgower Straße festnehmen. Der Staatsschutz ermittelt nun gegen die beiden Reinickendorfer. Die Iraner schweben nicht in Lebensgefahr, waren aber bewusstlos, als sie schwer verletzt (Rippenbrüche) ins Krankenhaus gebracht wurden.