Kultivierung der Stadt: Urbane Gärten in BCN
Ein urbaner Garten wächst auf der Fensterbank, auf dem Dach (Foto 1), in Kulturzentren und Schulen, in Innenhöfen und neben Bahngleisen (Foto 2), unter aufgebrochenem Asphalt oder in brachliegender Erde, er kann parzelliert oder gemeinschaftlich organisiert werden, seine Früchte landen im Kühlschrank eines einzelnen Haushalts oder im gigantischen Kochtopf einer Volxküche. In ihm entstehen Freundschaften oder sogar Kooperativen zum Vertrieb von ökologischen Lebensmitteln. Alle Arten von urbanen Gärten stellen eine Form der Wiedergewinnung ungenutzter Räume dar; sie füllen diese mit Sinn.
Präsentationen der Gartenprojekte:
Anbautradition | Die Gärten der Stadt Barcelona | Gemeinschaftsgärten
Während immer mehr Menschen gelangweilt darauf warten, im urbanen Umfeld entertaint zu werden, gibt es in Barcelona und Umgebung viele Personen, die mit der aktiven Nutzung von Räumen dafür sorgen, die Natur und das Wissen über unsere Nahrungsmittel in die Stadt zu tragen und damit gleichzeitig eine gesündere und bewusste Ernährung zu fördern. Diese Reportage visualisiert die Gärten Barcelonas so heterogen, wie es auch ihre Bewohner sind, wobei sie auch die Unterschiede zwischen der Aneignung von Räumen und der kontrollierten Vergabe von Parzellen durch die Stadt aufzeigt.
Anbautradition
Im Falle von Barcelona handelt es sich um eine Stadt, die traditionell eng mit der Hortikultur verbunden ist. Von den “historischen” Gärten der Stadt bleiben nur noch wirklich wenige, wenn man sich vor Augen führt, dass Viertel wie Horta (Foto 3) oder die Hügel des Montjüic oder des Carmelo (Foto 4) durch den Gartenbau hervorstachen. An einigen Orten, wie im Viertel Sagrera (Foto 5), haben nur noch die NachbarInnen grüne Erinnerungen an das, was jetzt der Boden für eine neue Baustelle ist.
Bereits zur Hochzeit der Gärten in Barcelona gab es verschiedenste Beweggründe und Arten anzubauen: Ländereien privater Anwesen; Arbeiterviertel, in denen Häuser mit kleinen Gärten vermietet und diese in Orte der Selbstversorgung verwandelt wurden; Freizeitgärten, die von den StädterInnen geschaffen wurden, um am Wochenende aus dem Zentrum zu fliehen; Begleiterscheinung der so genannten ´Barracken`, in denen die MigrantInnen aus anderen Teilen Spaniens ihr zu Hause fanden. Mit dem Wachstum der Hauptstadt und ihrer Nachbarstädte wird die Trennung zwischen Zentrum und Peripherie immer schwieriger und so haben sich auch viele der ehemals periurbanen landwirtschaftlichen Zonen in urbane Gärten verwandelt.
Wenn das Kultivieren historisch nicht ausschließlich Sache der Peripherie war, sondern auch der Städte, ist die Aufnahme dieser Praktiken in zeitgenössische urbanistische Konzepte keine Innovation, sondern vielmehr die Übernahme von Praktiken, die lange Zeit nicht anerkannt wurden.
Die Gartenprojekte, die nicht mit der Idee der Umweltpolitik Barcelonas übereinstimmen, werden noch heute kriminalisiert, viele der traditionellen Anbauzonen und Gartenviertel befinden sich in Gefahr, durch das anhaltende Wachstum der Stadt verschluckt zu werden. Aber ihre NutzerInnen versuchen den historischen und alimentativen Wert dieser Orte zu bewahren, indem sie nicht nur ökologisch, sondern vor allem selbstbestimmt anbauen.
Die Urbanen Gärten der Stadt Barcelona
Während im Internet ein Modularsystem für den Anbau in einer Ecke des Balkons als urbaner Garten verkauft wird, eignet sich die Stadt Barcelona den Begriff für die zusammenhängenden Parzellen an, die sie verwaltet und in denen »versucht wird, dass sie ökologisch anbauen«. Diese , bislang 12, Gärten befinden sich ebenso im Zentrum, zum Beispiel im Viertel Raval (Foto 6), wie an den Rändern der Stadt (Foto 7). Bis 2011 sollen drei weitere entstehen, wenngleich der Verantwortliche von Parcs i Jardins die Schwierigkeit betont, geeignete Flächen zu finden, da diese immer rarer würden.
Das Programm, dass 1996 startete und von der Stiftung der Bank La Caixa gesponsort wird, richtet sich an Personen über 65 Jahre, die physisch in der Lage sind, die Arbeit des Anbaus auszuführen (»da sie ansonsten unter ein anderes Programm fallen würden«). Da es normalerweise 2,5 mal so viele Bewerbungen wie Parzellen gibt, werden diese über eine Verlosung verteilt, die alle 5 Jahre wiederholt wird. Während dieser Zeit überlässt die Stadt den NutzerInnen die Schlüssel und diese sorgen dafür, dass niemand ohne Genehmigung eintritt.
Auf der Internetseite der Stadt beschreibt diese ihre Gärten als »neue grüne, öffentliche Räume« und das Programm als partizipativ, mit der Ergänzung, dass »der Garten der Protagonist« sei. Obwohl der Verantwortliche den Charakter des Gärtners als »individualistisch, jemand der sich nur um seine Parzelle kümmert« beschreibt, betont das Programm den großen sozialen Wert für die Teilnehmenden und für den Austausch zwischen Generationen, der sich auf Grund der Möglichkeiten zur Umwelterziehung für Kinder ergibt (Foto 8).
Die Verkündung des Bürgermeisters, dass es sich um »einen neuen Fortschritt für alle BarcelonesInnen« handele, ruft konträre Reaktionen hervor. Die NutzerInnen der anderen Arten von Gärten bedauern den beschränkten Zugang für wenige, die Tatsache, dass die Gärten nur für Pensionierte angeboten werden und das Fehlen von Selbstverwaltung. Der Interviewte des Projekts Can Masdeu meint: »Es ist nötig, das Thema der Gärten auf irgendeine Weise zu organisieren, aber nicht soweit, bis man wieder als Konsument endet.«
Gemeinschaftsgärten
Davon ausgehend, dass die Identität einer Stadt sich nicht von außen (und von oben) planen lässt und dass sie sich nicht nur durch ihre Architektur charakterisiert, ist die Praxis des urbanen Kultivierens in Barcelona Teil der Aktivitäten sozial-politischer Bewegungen geworden. Es werden freie Räume besetzt (Foto 9), um spekulative Praktiken zu denunzieren und gleichzeitig gemeinschaftliche und selbstbestimmte Orte zu kreieren (Foto 10).
Diese konkrete Interaktion zwischen Mensch und Raum, in Zusammenhang mit dem Thema der Ernährung, folgt der Tradition dieser Stadt und zeigt die Möglichkeiten der Aktion und Restrukturierung auf, die ungewisse Räume im immer kontrollierteren urbanen Umfeld begünstigen.
Es sind vor allem junge Menschen, die Projekte gemeinschaftlicher urbaner Gärten oder landwirtschaftlicher Zonen in Bewegung setzen, um das Wissen über die Herkunft unseres Essens zurückzugewinnen, gegen Transgenetik zu kämpfen und den Konsumalltag in einen produktiven zu verwandeln (Foto 11). Es geht darum zu lernen (Foto 12)und zu teilen (Foto 13): sowohl Räume, als auch Wissen und Ernten; mit FreundInnen, NachbarInnen des Viertels und interessierten Leuten von überall, aller Geschlechter und jeden Alters, da es sich nicht um ein für eine Gruppe von Menschen reserviertes Thema handelt (Foto 14).
Mit einer territorialen Sichtweise der Ernährung wird eine Zwischenzone des Ökologischen und des Sozialen geschaffen. Ein Garten sollte nicht die Sache eines/r Einzelnen sein, sondern eine Kooperative. Durch die Organisation in Versammlungen, »kann man mehr große Räume fordern, statt sich sein eigenes kleines Fleckchen zu suchen«, was eines Tages dazu führen könnte, dass diese alimentative Praxis wirklich die BewohnerInnen der Viertel ernährt.
Bislang handelt es sich in vielen Fällen noch mehr um ein Experiment (Foto 15), bei dem erste Kontakte zwischen ruralen und urbanen Problematiken geknüpft werden. Unter dem Asphalt befindet sich weder Erde, die einfach zu bepflanzen ist, noch die, die man ökologisch nennen würde (Foto 16). Dennoch wird dieser Art des Anbaus große Wichtigkeit zugeschrieben, um zu dem Genuss zu gelangen, eine bessere Qualität zu essen, als die, die es zu kaufen gibt (Foto 17). Damit fassen die NutzerInnen eine der Basisbedürfnisse mit den Werten der Nachhaltigkeit und der Autonomie zusammen, um kulturelle Orte einer anderen Art zu leben zu schaffen (Foto 18).
Unter dem Motto ›Eine Fotoausstellung über Tomaten, Zwiebeln und Feigenbäume, Tradition, Stadtplanung und soziale Bewegungen‹ war vom 2. bis zum 13. August 2009 mit weiteren Fotos und Texten, die auf Interviews mit den NutzerInnen der Gärten basieren, die Reportage ›Kultivierung der Stadt: Urbane Gärten in Barcelona‹ im Centro Sociale im Hamburger Stadtteil St. Pauli zu sehen (Foto 19). Ab Ende September tourt die Ausstellung durch die verschiedenen fotografierten Gärten und dazugehörige Sozialzentren in Barcelona. Mehr Infos auf: http://squat.net/usurpa/
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
Daten Ausstellung BCN
Freiburg
http://rhino.blogsport.de/
Freiburg
mehr Info zur Gartencoop:
http://www.gartencoop.org/
Selber machen!
Viele haben sich an die “Selbstverständlichkeit Supermarkt” gewöhnt. Das diesen bunt verpackten Lebensmittel eine erhebliche Anzahl von Handlungen und Abläufen vorausgehen und intakte Warenhandelsketten voraussetzen, wird kaum noch wahrgenommen. Diese Handlungen, Abläufe und Handelsketten sind nicht naturgegeben, sie sind eben keine Selbstverständlichkeit, auch wenn es in den letzten auf Kredit finanzierten Partyjahrzehnten den Anschein hatte.
Die Funktionsfähigkeit der “Selbstverständlichkeit Supermarkt” ist elementar an die Funktionsfähigkeit des globalen Kapitalismus gekoppelt. Und damit hängt unsere eigene unbeschwerte Existenz am Kapitalismus und das ist kein guter Zustand. Jetzt, da der globale Kapitalismus seinen Todestanz aufführt, könnte es angebracht sein der Ohnmacht Handlungen entgegen zu setzen.
Reclaim the fields!
schrebergärten?
Außerdem sieht es doch so aus, als ob gerade die Besetzung von Gärten in Barcelona, in denen gemeinschaftliche Gärten entstehen, gerade nicht nur von einer Generation genutzt werden. So wird Wissen über Lebensmittel weitergegeben, Zeit miteinander verbracht und städtischer Raum auf eine andere Art und Weise genutzt - klingt sinnvoll.
XXX
http://www.kartoffelvielfalt.de
http://www.dreschflegel-saatgut.de/index.php
Filme über Gemeinschaftgärten weltweit
Ich mach auch Filme zum Thema Gemeinschaftsgärten.
www.eine-andere-welt-ist-pflanzbar.de
Temporärer Garten Kalkbreite Zürich
Blog Urbane Gärten in Barcelona
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
... — betrachterIn
Mittelspalte! — FAI
MEhr davon — A_K
My God ! — Elisabeth Windsor
250m2???? — gärtner
sie füllen diese mit sinn — asd
nach vorne — jesus
Schlechter Witz — ultrà bal
niemals den glauben verlieren ;) — keine ahnung
menschen die nicht weiter denken als ... — hasta el culo