Naziproteste gegen Freiraumdemo in Wittenberg

Squat Wittenberg 15.09.2009 16:48 Themen: Freiräume
Vier Tage vor der bevorstehenden Freiraumdemo für ein alternatives Jugendzentrum in Wittenberg ist bekannt geworden, dass NPD-Vertreter aus Wittenberg Proteste dagegen planen. Bekannt ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt, dass eine Anmeldung des hiesigen NPD-Kreisverbandes in der Innenstadt vorliegen soll, was gut informierte Kreise aus unterschiedlichen Richtungen bestätigen
Vier Tage vor der bevorstehenden Freiraumdemo für ein alternatives Jugendzentrum in Wittenberg ist bekannt geworden, dass NPD-Vertreter aus Wittenberg Proteste dagegen planen. Bekannt ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt, dass eine Anmeldung des hiesigen NPD-Kreisverbandes in der Innenstadt vorliegen soll, was gut informierte Kreise aus unterschiedlichen Richtungen bestätigen.

Der NPD-Kreisverband Wittenberg war seit seiner Gründung im Dezember 2001 bis heute nicht wirklich in der Lage sich mit Ruhm und Ehre in der extrem rechten Szene bekleckern zu können. Während vielerorts Neonazis versucht sind sich einen seriösen und professionellen Anstrich zu geben, hinkt der Wittenberger Kreisverband stets Meilen hinterher. Nachdem im September 2008 fast der gesamte Vorstand der Landes-NPD mit der damaligen Vorsitzenden Carola Holz zurückgetreten sind, scheint bis heute die Personaldecke zumindest in der Region Anhalt sehr dünn zu sein. Kaum anders ist zu erklären, dass der aus Straach bei Wittenberg stammende Thomas Lindemann als Direktkandidat für die Neonazipartei zur Bundestagswahl im Wahlkreis 71 (Dessau-Wittenberg) antritt. Als NPD-Kandidat ist scheinbar Kompetenz und Charisma nicht von Nöten, denn beides hat der Depeche Mode-Fan Lindemann nicht zu bieten.

Am 29. August 2009 versuchte Lindemann in Wittenberg-Piesteritz mit einen NPD-Infostand in aufzutrumpfen. Nachdem eine Handvoll Antifas den geplanten Ablauf etwas durcheinander brachten, wurde der Wahlkämpfer Lindemann sichtlich aufgeregt und schrie glatt erst mal seine Kameraden zusammen. Unbrauchbare NPD-Propaganda und Silvesterutensilien im August waren an diesem Tage ein Versuch, den Neonazis auf die Sprünge zu helfen. Unter den Wahlkampfhelfern von Lindemann befand sich zum Beispiel auch der als „Bombenbauer von Wittenberg“ „rühmlich“ bekannt gewordene Andreas Mattheus, der 1994 einen Bombenanschlag auf eine PDS-Veranstaltung mit Lothar Bisky verüben wollte. Im alkoholisierten Zustand verursachte Mattheus die Detonation der Bombe in seiner eigenen Wohnung. Im späteren Verfahren wurde er freigesprochen.

Erst am Montag beim Kooperationsgespräch zwischen Anmeldern der Freiraumdemo und Vertretern des Ordnungsamtes, der Polizei und des Staatschutzes wurde über geplante Naziaktionen gesprochen, zu diesem Zeitpunkt war scheinbar nicht bekannt, dass es organisierte Aktionen von Neonazis geben soll. Es mag fast den Anschein zu machen, als wolle der Wittenberger NPD-Kreisverband mit der Hamburger NPD mithalten, die am vergangenen Freitag gegen die Neuauflage des Schanzenfestes in Hamburg demonstrierte.
Erste Anzeichen auf die Wunschvorstellungen der Neonazis vor Ort waren bei der „Bild-Zeitung“ der extremen Rechten – dem Neonaziportal „Altermedia“ – zu vernehmen. So schwadronierte ein Möchtegern-Dichter in der Kommentarspalte:
„kehret die Antifa bei uns in Wittenberg ein - drum Demonstrieren wir - um unser Volk ja da streiten wir“ und ruft auf „wer will soll uns mit seiner Anwesenheit beglücken - am 19.09.09 in Wittenberg - um diesen roten Pöbel’’ Demokratie und Freiheit zu lehren“.
Für jene Nazis, die die eigenwillige Lyrik nicht verstehen sollten, schreibt der Kommentator: „Um es noch mal deutlicher zu formulieren in Luth./ Wittenberg ist am 19.09.09 eine Gegendemo angemeldet nähre Infos bekommt ihr im laufe der Woche.“ Vermutlich in Vollbesitz eines geleerten Kasten Bieres träumt er noch: „also erwartet werden 100-500 schön wäre es natürlich wenn wir 500 zusammen bekommen würden“.
Realistisch schätzt er aber dennoch abschließend die Kompetenz der Kameraden vor Ort ein und schreibt: „nur Berichte können wir dazu nicht abgeben weil keiner (…) die Intelligenz besitz einen zu schreiben und ins Weltnetz zu stellen.“ (Quelle: hxxp://de.altermedia.info/general/linke-farbattacke-gegen-npd-funktionar-14-09-09_35280.html)

Ebenso rief zum Beispiel ein weiterer Nazi-„Horst“ bei der Internet Community „Jappy“ für die Gegenproteste am 19.09.2009 auf.
[Zitat] „Am 19.09.09 haben "Die Linken" eine demo hier in WB angemeldet, weil sie aus einen bestetztes Haus raus geworfen worden.Die Linken wollen die demo nur als vorwand nehmen um zu randalieren, Wie Sie es schon in den letzten tagen gemacht haben hier in WB. Wir wollen Jetzt ein Zeichen setzen und Gesicht zeigen gegen "Die Linken" Gewalt Täter und die Bewohner im Zentrum Wittenbergs Schützen. Wir haben die Schnautze Voll "Die Linken" Verbrecher die in Luhtersadt Wittenberg ungestraft Mülltonnen,Autos und Geschäfte anzünden,wie in Hamburg,Hannover und Berlin wollen wir hier nicht. Sei auch DU gegen Die Linken. Sei nicht blind und sehe DIE GEFAHR. Bitte weiter senden.“ [Zitat Ende]
Gemäß dem Gedanken: „Rechtsschreibung ist Repression“ haben wir durchaus Mitleid mit den unkonventionellen Gebrauch der deutschen Sprache durch die Wittenberger Nazi-„Horste“. Auch wir sind nicht unfehlbar. Aber angesichts der hohen Zahl an Nazigewalt – gerade auch in der Region Anhalt – und der dahinter stehenden menschenverachtenden Ideologie, stellt sich nur die Frage mit wie vielen Leuten wir ihnen am Samstag auf die Sprünge helfen werden.

Wir hoffen auf eure Unterstützung, um den Nazis hier und andernorts auf die Füße zu treten und zudem der Stadt Wittenberg und deren Bewohnern die Notwendigkeit für ein Alternatives Jugendzentrum mit einer kraftvollen Demo zu vermitteln. Infos findet ihr unter  http://squatwittenberg.tk
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Ergänzungen

Bilder

egal 15.09.2009 - 17:03
Hier noch ein paar bildchen von Lindemann

Nazihorst

egal 15.09.2009 - 17:04
Hier der Typ der bei jappy mobilisiert hat

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 4 Kommentare an

IIIIIIIIII — IIIIIIIIIIIIIII

ich — glaube

Also ich muss sagen — am Start