Schanzenviertel: "Schlimmer als die Taliban?"

Vorbereitungskreis 14.09.2009 22:37 Themen: Freiräume Repression
Fragen und notwendige Antworten zu den Auseinandersetzungen nach dem Schanzenviertelfest
Wer sich die Reaktionen in den Medien anhört, könnte meinen, beim Schanzenfest wäre einem der Himmel auf den Kopf gefallen. Irgendetwas ganz und gar Außergewöhnliches sei in dieser Nacht geschehen. Haben wir etwas verpasst? Spiegel-TV verglich die Situation bei Protesten gegen die NPD und am Schanzenfest gar mit dem Kriegseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan. Das ist zwar völliger Unsinn, aber angesichts dessen, dass bei den Protesten gegen die NPD scharf geschossen wurde und der Polizeisprecher darauf gleich noch einen Freifahrtschein für den gezielten Todesschuss für Steinewerfer lieferte, aber womöglich doch bezugsreicher als einem lieb ist. Deutschland soll von der Schanze bis in den Hindukusch hinter seinen „Uniformträgern“ stehen. „Erlebnisorientierte Jugendliche“ erscheinen bei so viel Empörung beinahe schlimmer als Taliban und NPD zusammen.

Im medialen Schulterschluss zwischen Innenbehörde und Presse entsteht eine heile Welt voller friedlich feiernder Mitdreißiger im Schulterblatt, brav ihren Dienst versehenden Polizist_innen am Heiliggeistfeld und natürlich den unvermeidlich zugereisten marodierenden Twentysomethings, die selbstredend keine Ahnung haben, was echter Protest ist, geschweige denn ein politisch korrekter Krawall, der bei gepflegten Alt-Achtundsechziger-Expertenrunden auf diplomatische Anerkennung stößt.

Das Leben ist kein Honigkuchenpferd

Das bösartige Fremde kommt wie immer von außerhalb, während mensch es sich drinnen scheinbar in heimeliger Gemütlichkeit einrichtet und mit dem Freund und Helfer arrangiert. Soviel Einigkeit und Frieden wäre für die Schanze dann aber doch überraschend und weltfremd. Die Wirklichkeit ist wie so oft anders und vielschichtiger, als in den Erzählungen, die zur Zeit durch die Medien geistern.

Waren es früher die Halbstarken, später die Langhaarigen, dann die Punker, die das Bild des Friedens störten, sind es heute die „Erlebnisorientierten“. Schon das Wort alleine klingt verrucht nach Störenfried. In der Ordnung der IKEA-Supermärkte und Großraumdiskos ist Erleben längst zu einer Ware geworden, für die angestanden wird. Das Leben vollzieht sich als lange Schlange stehen zwischen Arbeitsamt und Mini-Job. Wer aus dieser Schlange ausschert gilt als „erlebnissorientiert“. Während Wrestling-Shows und Ballerfilme durch die Glotze flimmern, gilt es als unangebracht, seine Zeit damit zu verbringen, die Bushaltestelle vor der Haustür vollzuschmieren, die einen nie wirklich irgendwohin bringt, sondern nur den trostlosen Ausblick auf einen grauen Alltag möglich macht.

Bushaltestellen waren vermutlich schon immer die Lackmusstreifen der Perspektivlosigkeit und Langeweile. Sie sind Orte der Verwüstung, weil sie ein zynisches Mahnmal der verlorenen Zeit von uns allen darstellen. Wer das Warten satt hat, setzt sich in Bewegung und das ist gut so. Eine Welt ohne beschmierte Bushaltestellen und zerstörte Kaugummiautomaten ist der letzte Ort, an dem wir alt werden wollen. Erlebnissorientiertheit hat weder etwas mit dem Alter noch dem Wohnort zu tun. Es hat vielmehr etwas mit Begehren und vom Fleck kommen wollen zu tun. Die Welt, in der wir leben ist nicht widerspruchsfrei und ebenso wenig sind es die Ausdrücke, die Unzufriedenheit mit dieser findet. Dies alles jedoch nur auf die Frage der Gewalt zu reduzieren, auf einen Punkt zu verdichten und anschließend mit dem Hammer in die Wand zu schlagen, lehnen wir ab. Veränderung entsteht aus Utopie, Kritik und Selbstkritik, der Infragestellung des Gewohnten und Umbrüchen, die auch, aber eben nicht ausschließlich als Kissenschlacht daherkommen.

Das Schanzenfest ist nicht friedlich oder unfriedlich!

Es ist ein Ereignis, das versucht, die gesellschaftliche Situation im Stadtteil zu thematisieren und in anderer Form als einer Demonstration politische Kritik auszudrücken. Es geht ebenso wenig darum, ein „friedliches Fest“ zu feiern, wie darum, einen Ort für abendliche Auseinandersetzungen mit der Polizei herzustellen. Wenn solche Auseinandersetzungen aber das Ergebnis eines solchen Festes sind, dann distanzieren wir uns nicht von diesen, sondern Fragen uns: warum? Eine Frage ,die sich derzeit keiner mehr zu stellen scheint vor lauter Aufregung und Gezeter über „erlebnisorientierte Jugendliche“. „Hass“ auf das System rechtfertigt nicht alles, aber es ist zweifelsohne eine sehr menschliche Regung angesichts der Eitelkeit und Arroganz, mit der an Aufwertungsstrategien, Hartz IV-Kontrollinstrumenten und sozialer Ausgrenzung gearbeitet wird. Die Lebensperspektive für Jugendliche heißt heutzutage vor allem Unterordnung in einem immer schärfer regulierten Alltag über Schule, schikanöse Warteschleifen der Arbeitsagentur und Ausbildung in schlecht bezahlte Jobs, über die mensch anschließend auch noch dankbar und glücklich sein soll.

Wir sind nicht überrascht, dass es in der Nacht zum 13. September noch geknallt hat. Dies war letztlich aber ja auch niemand. Wir fanden beileibe nicht alles gut, was in diesem Zusammenhang vorgefallen ist. Dies hat für uns aber an dieser Stelle nichts verloren. Dass der Auslöser für alles weitere aber ein Angriff auf eine Polizeiwache war, ist aufgrund der Entwicklung in den letzten Wochen ein in sich folgerichtiges Ende einer Kette von Ereignissen. Was hat mensch eigentlich erwartet?

Unschuldslämmer und Engelszungen

Seit mehreren Wochen überbieten sich Bezirk und Innenbehörde in Drohungen gegen das Fest. Von Verboten ist die Rede, Festnahmestraßen und unnachgiebiger Härte. Zwei Tage vor dem Straßenfest kommt, wenn mensch der Presse glauben darf, ein Ole von Beust aus der Versenkung und mahnt Ahlhaus zur „Zurückhaltung“, weil vor den Wahlen eine große Straßenschlacht politisch nicht gewünscht ist. Was wäre eigentlich, wenn die Wahlen ein paar Wochen früher gewesen wären? Als Konsequenz parkt anschließend ein gigantisches Polizeiaufgebot 600 Meter vom Fest entfernt. Die zerbrochenen Fenster der Polizeiwache werden schließlich zum Anlass genommen, ein komplettes Fest mit mehreren tausend Besucher_innen heftigst von der Straße zu prügeln. Verhaftete wurden dabei vor laufenden Kameras in den Einsatzfahrzeugen der Polizei misshandelt und Festbesucher_innen allein für ihre Anwesenheit mit dem Wasserwerfer durch die Straßen getrieben.

Wenn diese Vorgehensweise im Anschluss als deeskalativ bezeichnet wird, dann befinden wir uns in der schöngezeichneten Welt der Entsorgungsparks und „Deeskalation durch Stärke“. Die Unzufriedenheit und Wut bei vielen Jugendlichen fällt nicht vom Himmel und sie ist auch kein Ausdruck völlig unpolitischen Handelns. Sie greift zurück auf die Erfahrungen aus den letzten Jahren und das, was die politische Gegenwart an Antworten hergibt. Wer den Ausbruch von Gewalt schlicht als unpolitisch bewertet, kann die Ursachen nicht begreifen und damit auch keine Alternativen erkennen; im Fall des Schanzenfestes die jahrelangen massiven Übergriffe auf kleine Lagerfeuer. Wieso fragt eigentlich niemand, weshalb in den letzten Jahren solche Einsätze gefahren worden sind, wenn diesmal scheinbar alles so gut gelaufen ist? Wo sind Konsequenzen für die Verantwortlichen für Polizeigewalt und Misshandlungen?

Am Schanzenfest soll jetzt im Anschluss beispielhaft ein innenbehördlicher Frieden zelebriert werden. Wer nix macht, dem drohe auch keine Gewalt. Die Polizei agiere mit Augenmaß. Quatsch mit Soße! Ahlhaus behauptet steif und fest, er habe denselben Einsatz gefahren wie am 4. Juli. Alle wissen, dass dies gelogen ist. Aber bedeutet dies irgendetwas? Die Innenbehörde versucht, sich heute hinzustellen und formuliert: Wir haben keine Fehler gemacht. Dies war und ist das Ziel der unschuldslammartig vorgetragenen Verwunderung über die Krawalle nach dem jetzigen Fest.

Die Feste feiern wie sie fallen!

Es ist erstaunlich, wer sich in den letzten Tagen alles berufen fühlt, sich zum Fest zu äußern. Die NPD, Ahlhaus oder irgendwie „Anwohner“ in Internetforen, die klingen wie die Gewerkschaft der Polizei auf Speed. Die Initiativen, die das Schanzenfest getragen haben, werden sich jedenfalls nicht als Manövriermasse für solche Inszenierungen anbieten. Sie werden nicht zu Bürgerwehren der inneren Sicherheit und treten keine Feuer aus, die Innensenator Ahlhaus gelegt hat. Sie haben ein Fest als politische Intervention vorbereitet. Nicht mehr und nicht weniger!

Das Schanzenfest vom 12. September war ein voller Erfolg und weitere Schanzenfeste werden folgen. Ihr Verlauf wird maßgeblich davon bestimmt sein, vor welchem gesellschaftspolitischen Ausgangspunkt sie stattfinden. Solange gesellschaftliche Teilhabe über Polizeiknüppel reguliert wird, wird es jedenfalls auch immer Widerstand gegen den repressiven Alltag geben. Solange nicht die richtigen Fragen gestellt werden, können auch keine Antworten gefunden werden. Das war schon immer so und das wird auch so bleiben.

Vorbereitungskreis
„Schanzenviertelfest reloaded“
Hamburg 14.12.2009
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Ergänzungen

Schanzenfest - Der polizeiliche Auftakt

FSK'ler 14.09.2009 - 22:48

Nur ein Medienspektakel ?

Smart oder Hart 15.09.2009 - 01:13
Ich habe leider meine Wette verloren - oder auch nicht ?
Ich habe mit meiner Frau gewettet, dass es diesmal keine Auseinandersetzungen gibt - zumindest nicht bis 0:00 Uhr und die Bühne um 22:00 Uhr abgebaut werden kann. Das Fest als solches eine politische Demonstration ist. Ok, bis dahin dann alles gut und als wir kurz vor 1 ins Bett gegangen sind nach einem langen Tag, vielen Treppen steigen und auf dem Stand stehen dachte, ich wie cool es bis dahin war - allerdings auch, was für Spacken auf der Piazza noch abhängen - viele - bis auf die Tanzenden vor der Druckerei oder in der Rosenhofstrasse - etwas gelangweilt und schon mit stierem Blick. Aber auch nicht anders als auf dem Hamburger Berg oder der Reeperbahn am Samstag morgen.

Die pressetauglichen Bilder kamen dann ja noch und wir wurden wieder wach.

Bilder - kann mir einer erklären, warum die veröffentlichten Bilder weitestgehend von der Piazza kamen und die beiden Wasserwerfer 8 Min. dort standen ohne sich vorwärts zu bewegen ? In dieser Zeit enstanden die meisten Fotos von dem Smart, dem Baum von der grünen Flora auf den brennenden Haufen und dieser seltsamen Punkerjacke von hinten. Acht Minuten, ohne sich vorwärtsbewegende Cops, zwei Wasserwerfer und davor fünfzehn Leute auf der Strasse davon ca. acht, die mit Sachen schmissen. Drei die den Smart umkippten - dieselben, die auch vorher den Baum auf die Strasse zogen (ok, dazu waren nur zwei nötig, ein anderer schob mehr oder weniger hilfreich). Ich denke, die junge Frau wäre sehr froh gewesen, wenn die Cops langsam weiter gefahren wären - das Smart Cabrio - einmal auf die Rückseite gestellt und dann - Elchtest sei Dank - wieder nach vorne gekippt - wird so verzogen sein, daß es nicht einfach zu reparieren wird. Mit welcher Geschwindigkeit die Wasserwerfer manchmal hier wegen eines brennenden Pappkartons durchgeknallt sind, steht da doch in einen starken Gegensatz.

Ok, daß die Scheiben meines Autos zerschlagen wurden laß ich mal ausser acht - daß meine 5-jährige Tochter ziemlich geweint hat, als sie das dann am Sonntag sah nicht. Scheiß-Schanzenfest sagte sie und ich befand mich in einer ausgesprochen schwierigen Lage.

Grosser Spass auch, dann am Sonntag in die Lerchenwache zu gehen, um das Aktenzeichen abzuholen, ganz grosser Spass...

Könnten wir nicht dazu kommen, daß die Medienvertreter für ihre auflagensteigernden Szenen eine Akkreditierungsgebühr für das Fest zahlen müssen oder haben sie das schon getan ?

Ich habe keine 150 gewalttätige Jugendliche gesehen - höchstens 20 bis 25 - davon nur ca. zehn (auch eher ältere) die aktiv und einigermassen nüchtern und planvoll wirkten. Dafür 2.000 Polizisten aufzukarren und wieder 2 Mio € zu verbrennen, na ja wers hat...

Was haltet Ihr davon ? Die Presse hat die paar Punks bezahlt und die zehn älteren die Cops ? Hätte sich doch wirklich gelohnt...

Aber ehrlich gesagt glaube ich das nicht, ich kann mir die Diskussionen mit denjenigen, denen diese friedfertige Familienscheisserei im Klassenkampf gehörig auf die Nerven geht gut vorstellen.

Wenn das Wünschen wieder hilft...

Kritik

Anwohnerargumente 15.09.2009 - 09:51
Also, erst sah alles so aus, als sähe Ahlhaus und die Innere-Sicherheits-Hysteriker diesmal wirklich alt aus. Es gab super Ideen, und dpa und Springer berichteten von Kissenschlachten und Besucher "twitterten" euphorische Berichte. Von dem achso-so-gefährlichen, weil ja ungenehmigten und unkontrollierten Randalefest.

Das war wirklich autonom.

Dann kamen dröge Protestrituale, die nicht emanzipatorisch sind, und niemanden ansprechen. Die die Anwohner nicht wollen, die nichts bringen, die phantasielos sind. Es wurden Ahlhaus die üblichen Bilder geliefert, die er wollte, um (auch das nächste Mal) seinen Einsatz zu rechtfertigen. Bilder von Leuten mit Kapuze, die irgendwas anzünden, Flaschen oder Steine auf jemanden werfen, und die Stinkefinger zeigen. Die Pressearchive dürfen voll damit sein.

Das war nicht autonom, sondern heteronom - fremdgesteuert. Autonom war ab da nur noch Ahlhaus. Man wirft Steine auf die Lerchenwache, und dann kommt die Polizei zum Schanzenfest - wer hätts gedacht.

"Kommt die Polizei nicht zu uns, dann laufen wir zu ihr, weil wir uns gegenseitig so brauchen", das war der Eindruck, der von den Protestieren hängenblieb. Und nicht "ohne Polizei wäre es total super".

Was Millionen Flüchtlinge und Immigranten, Arme, Ausgeschlossene, per Gentrifizierung vertriebene, von Nazis bedrohte, Hartz4-Empfänger und Ökoaktivisten nun von den Kapuze-und-Stinkefinger-Helden-Fotos haben sollen, ws ihnen das bringen soll, ist mir auch nach Lektüre der immer bemühter klingenden Texte hier auf Indymedia unklar. Für mich klingt das so verlogen wie das Statement einer Partei und ihrer PR-Abteilung, einer emanzipatorischen Politik unwürdig.

Die taz berichtet übrigens:

In Haft sitzt einzig ein 22-jähriger Schweizer, der "mehr als 20 Glasflaschen geworfen und zwei Beamte getroffen hat", referiert der Polizeisprecher.

 http://www.taz.de/regional/nord/nord-aktuell/artikel/1/schon-die-richtigen-verhaftet/

Klar, der hat bestimmt so sehr unter der Gentrifizierung des Hamburger Schanzenviertels gelitten, dass er einfach 20 Flaschen werfen musste. Ja nee, ist klar.

Flowmargd

Flow Marker 15.09.2009 - 13:15
War ein schöner Flohmarkt und bin froh dass Leute was mit meinem alten Zeug anfangen können.
Angebotene Kleidergrössen sind echt Lütt gewesen, sonst deck ich mich gerne so ein.
Mit der Kohle, gespendet, Saft getrunken und mir den Bauch vollgeschlagen. Musiken find ich
immer ein bisschen zu Laut, aber es gibt ja Stöpsel für die Ohren. Schade ist, dass ne gewisse Rüpelhaftigkeit schon am Nachmittag sinnloserweise Scherben im/am Park produziert.
Gegen Abend und während und nach den Bands, der Kissenschlacht und des internationalen
Spontanen Fuss-und-Volleyball turniers war klar das Leude aufblühen aber auch, dass
Mensch gewissermassen durch die vorherigen "Schanzenfestspiele" ersteinmal die Lage neu Sondieren musste. Leider ham sich zu viele in der Torschlusspanik den Durst zu ernst genommen
, um dass dann auch adäquat und im lockeren Diskurs auch tun zu können. Was fängt man miteinander an wenn der Ernstfall, Freiraum in Anwesenheit, einen selbst und Umstehende konfrontiert,....? Die Nashörner waren O.K. und haben hoffentlich ein für allemal klargemacht
dass Löscher und Notärzte genau so wenig angegangen werden sollten wie Demo-Sanis, die übrigens immerwieder Material brauchen. An normalen Tagen , im Strassenverkehr, stellt man sich denen auch nicht in den Weg um cool zu sein.
Vorrangegangene Artikel ham immerwieder den Eventcharachter von riots betont und dabei vernachlässigt das es junge Leute gibt die Jahr für Jahr schickaniert und drangsaliert werden, die es aber satt haben, dass sie schon für die Themen die eigentlich Konsens sein sollten Marginalisiert werden/wurden. Nicht wenige, immernoch jugendliche, sind seit fast einem Jahrzent politisch und haben schon einiges and Gewalt und Repressionen gesehen und erlebt, die Ottonormalverbraucher sich gar nicht vorzustellen wagen. Dahingehend vermag ich
etwaige Angriffe auf PK und den für die dort Eingeschlossen herbeigeführten Effekt mit Erstaunen zur Kenntnis nehmen; irgendwie jedoch, mag ich diese Art von Arbeit aufn Samstag Morgen weder zu beklatschen , noch die Auforderung zu dieser Art von Aufopferung von jemandem Einzufordern. Da schlägt mein Interesse für WUWEI an. Und wie schon geschildert, haben ausser einigen Kindern auch andere Menschen bammel vor Feuer, WAWE durchsagen(WAWader), Blaulicht und Hektik vor ihren Fenstern, teilweise ganz wesentliche und auch durch eigene Erfahrungen. Bleibt zu Hoffen das sich Polizeitaktisch etwas getan hat, das sie andere Berater haben und ne andere Schiene fahren, kann aber dauern bis Auswärtige Polypen das Memo auch gegelesen haben. just sayin`.
Spica

Kritik ist nicht gleich NPD

P. 15.09.2009 - 14:36
"Es ist erstaunlich, wer sich in den letzten Tagen alles berufen fühlt, sich zum Fest zu äußern. Die NPD, Ahlhaus oder irgendwie „Anwohner“ in Internetforen, die klingen wie die Gewerkschaft der Polizei auf Speed. Die Initiativen, die das Schanzenfest getragen haben, werden sich jedenfalls nicht als Manövriermasse für solche Inszenierungen anbieten. Sie werden nicht zu Bürgerwehren der inneren Sicherheit und treten keine Feuer aus, die Innensenator Ahlhaus gelegt hat."

Verzeihung, natürlich fühle ich mich als Schanzenbewohner berufen, mich zum Fest zu äußern. Ich wusste schon, dass die radikale Linke manchmal einen Betonkopf hat, aber bei dem was hier bei Indymedia teilweise zu lesen ist, fällt es dann doch schwer, die stets vor sich hergetragene Reflektion festzustellen.

Aber vieleicht ist dass alles -hoffentlich- ja nur ein Zeichen eines unbewussten schlechten Gewissens, das schon ahnt, dass sich gegen die Bewohner -letztlich ja das "Volk", die Bevölkerung- zu stellen nicht der richtige Weg zur Revolution sein kann.

Schanzenbewohner, die sich nicht durch einen besoffenen, dummen Mob terrorisieren lassen wollen mit der NPD gleichzusetzen, ist grosses Kino und lässt die Organisatoren des Festes nicht wirklich gut aussehen.

Ich als langjähriger Anwohner, der sich mit dem Fest immer solidarisiert hat und die Polizeieinsätze stets mehr als skandalös fand habe dieses Mal echt die Schnauze voll.
Und es ist traurig zu lesen, wie versucht wird das Vorgefallene mit den krudesten Theorien theoretisch zu rechtfertigen und einzuordnen. Sorry: das funktioniert dieses Mal nicht, es war einfach Scheisse, was lief. Und vieleicht würde es der radikalen Linken ja gut zu Gesicht stehen, das einfach mal zu sagen. Bei allen liebgewordenen Feindbildern.

Video zur Polizeigewalt beim Schanzenfest

(muss ausgefüllt werden) 15.09.2009 - 15:31
Wasserwerfer und Schlagstockeinsatz gegen tanzende Menschen vor der Druckerei im Schulterblatt:

 http://www.youtube.com/watch?v=X3nHd0qjfCI

alerta

alerta 15.09.2009 - 15:36
Heute um 18 Uhr Demo vor der Roten Flora für die Freiheit der beim Schanzenviertelfest festgenommen.
Heute um 18 Uhr Demo vor der Roten Flora für die Freiheit der beim Schanzenviertelfest festgenommen.

Wie Mopo und andere Medien berichten sitzt derzeit noch ein 22-jähriger in U-Haft.


Polizeigewalt stopen!!!

Freiheit für alle Gefangenen!!!

Ursache und Wirkung

20357 15.09.2009 - 15:38
"Schanzenbewohner, die sich nicht durch einen besoffenen, dummen Mob terrorisieren lassen wollen mit der NPD gleichzusetzen, ist grosses Kino und lässt die Organisatoren des Festes nicht wirklich gut aussehen"

Es werden doch nicht allgemein "Schanzenbewohner" mit der NPD verglichen, sondern Leute kritisiert die ihre Identität als Anwohner dazu benutzen Legitimität für bürgerwehrähnliche Tendenzen herzustellen. Tut mir leid, wenn Leute "Taschenkontrollen" durchführen wollen, oder "bekannte Straftäter vom Fest fernhalten" wollen, dann verlässt das eine Diskussion den ich zu führen bereit bin. Ich finde finde den obigen Text daher sehr gelungen.

Klar ist viel Scheiße gelaufen, aber in meinen Augen gibt es keine Rechtfertigung für den Angriff auf das Fest. Mehrere zebrochene Scheiben bei einer Polizeiwache in 500 Meter Luftlinie Entfernung sollen ein legitimer Grund sein für Wasserballett im Schulterblatt. Vielleicht sollten einige die hier pöbeln mal über Ursache von ersterem und Wirkung von zweiterem nachdenken! Das darüber hinaus eine Diskussion geführt wird und werden muss ist doch klar. Diese kann aber nur funktionieren wenn nicht alle, die zerbrochene Scheiben bei einer Polizeiwache als POLITISCHEN Protest respektieren, von vorneherein als hirnlose Riot-Kids diskreditiert werden.

Wer einen konstruktiven Umgang will, muss auch offen für die Realitäten von anderen sein. Das gilt für alle Seiten gleichermaßen, auch für diejenigen, die glücklicher ohne den Knall am Ende gewesen wären. Auf dem Fest selbst blieb es entgegen aller Erwartung trotz des Polizeiaufgebotes um die Ecke ruhig. Dies fanden auch die meisten aller Anwesenden völlig richtig und wichtig so. Aber es ist nun mal unmöglich und falsch eine Bannmeile um das Fest eröffnen.

Wenn sich Leute entscheiden, dass sie sich von 1000 Bullen, Wasserwerfern und Gefangenentransportern auf dem Parkplatz gegenüber nicht deeskaliert fühlen, dann ist dies ihr gutes Recht. Das eine Polizeiwache dann Ziel dieses Ärgers wird, ist in dieser Logik nachvollziehbar. Dass Vollprolldeppen anschließend Kleinwagen und Mofas anzünden ist ebenso Arschlochmäßig, wie der vorhergehende Polizeieinsatz im Schulterblatt.

Das Fest war ein Erfolg mit Sternchen

dranto 18.09.2009 - 16:58
Der Abend wäre beinahe komplett ohne gewalttätigen Protest ausgeklungen. Viele nun geäußerte Meinungen behaupten wie selbstverständlich, darin hätte dann ein Sieg für's Viertel, das Fest und gleichzeitig eine Blamage für den Law&Order Innensenator gelegen, der nun so durch die Randale verspielt worden sei.
Das ist aber natürlich blanker Unsinn, leider wird nirgends auch nur ansatzweise versucht, diese Annahme argumentativ zu begründen. Denn wie auch immer der Abend realistisch verlaufen wäre, hätte es für Innensenator nie schlechter ausgesehen als jetzt: Ein friedlicher Abend? Er hat durch massive Präsenz erfolgreich eingeschüchtert. Stundenlange Straßenschlachten von frühem Abend an? Massive Präsenz und frühes Einschreiten wie im Juli war richtig.
Eigentlich scheint tatsächlich der einzige Weg, ihn in einem nur schwer als erfolgreich formulierbaren Licht stehen zu lassen - wenn es denn darum geht - der, den das Fest am 12.9. von sich aus gewählt hat: Der frühe Angriff auf's Fest vom Juli ist nun unwidersprochen als Auslöser für die damaligen stundenlagen Krawalle offengelegt, die Stimmung auf dem Fest selbst war bis zum erzwungenen Ende recht ausgelassen - und selbst mit über 2000 Beamten in unmittelbarer Nähe gelingt es ihm nicht, den Protest aus dem Viertel (egal wie man zu dessen Form nun stehen mag) unter die angestrebte repressive Kontrolle zu bringen. Dass er sich daraus nun mit verzweifelten Formulierungen ("Von einem Strategiewechsel kann keine Rede sein") zu retten versucht, die nicht einmal bei der DPolG Anklang finden, spricht da Bände.

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yep — altautognomer

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An P. — Rosa

An Rosa — P.