Vor 40 Jahren: Die Septemberstreiks
Innerhalb von gut zwei Wochen legen über 140 000 Werktätige in so genannten Wilden Streiks die Arbeit nieder um ihre Lohnforderungen durchzusetzen
Es regiert die Große Koalition von CDU/CSU und SPD als Antwort auf die erste massive Wirtschaftskrise in der Geschichte der BRD von 1966/67. Eingebunden in die Regierungspolitik sind die Gewerkschaften durch die so genannte „Konzertierte Aktion“, eine Erfindung des Sozialdemokraten Karl Schiller, wodurch die Löhne praktisch auf dem Niveau von 1966/67 eingefroren werden. Das alles festgezurrt durch Tarifabschlüsse, die bis ins Jahr 1970 laufen.
Als 1969 die Konjunktur anspringt und Lohn- und Profitentwicklung bei umfassender Steigerung von Produktion und Produktivität deutlich auseinanderdriften, also die Unternehmen riesige Gewinne einfahren, rebellieren im September die Belegschaften ohne Rücksichtnahme auf die Gängelung der Gewerkschaftsapparate und fordern massive Lohnerhöhungen.
In Dortmund kommt es zur Initialzündung. Am 2.September 1969 legen die Arbeiter der Hoesch-Stahlwerke ihre Arbeit nieder, einen Tag später die der Westfalenhütte. Aus dem Funken wird ein Flächenbrand. Innerhalb von gut zwei Wochen legen über 140 000 Werktätige in so genannten Wilden Streiks die Arbeit nieder. Dabei bleiben sie oft in den Betrieben und besetzen sie dadurch faktisch. So werden zum Beispiel aus Gelsenkirchen folgende Ereignisse berichtet:
„Beim Schalker Verein haben die Streikenden am Dienstag früh weiter das Heft in der Hand. Über 2000 Arbeiter warten im Betrieb auf das Ergebnis der Verhandlungen, die zwischen Rheinstahl-Vorstand und dem Arbeitgeberverband stattfinden. Die Betriebsleitung versucht vergeblich, Zwietracht zu stiften. Es wird bekannt, daß die Polizei einen Großeinsatz vorbereitet. In der Nacht treffen in dem zum Werk gehörenden Stadtteil mehrere Hundertschaften Polizei sowie Reiterstaffeln und Hundetrupps ein, angeblich um etwaige Demonstrationen im Zaum zu halten. Gerüchte über eine Aussperrung der Arbeiter, die noch immer den Betrieb besetzt halten, sind schon am Nachmittag umgegangen. Die Werktore für die Frühschicht sollen von Werkschutz und Polizei abgeriegelt werden. Im Gußstahlwerk ist inzwischen die Arbeit in der Hoffnung auf die Tarifverhandlungen wieder aufgenommen worden. Beim Schalker Verein will man davon noch nichts wissen. Die geforderten 50 Pfennig haben mit der Tarifbewegung nichts zu tun, argumentieren die Arbeiter; sie wollen eine Angleichung ihrer Löhne an die Mülheimer Verdienste. Am Abend erntet der Betriebsratsvorsitzende Pfiffe, als er ankündigt, die Nachtschicht solle am Werktor namentlich darüber abstimmen, wer streiken will und wer nicht. Die Streikenden geben die Parole aus: »Wir lassen uns nicht irremachen. Die Nachtschicht soll die Abstimmungszettel nicht annehmen, sondern zerreißen.« Die Empfehlung zu dieser Abstimmungsaktion war von der örtlichen IG Metall gekommen.“
Quelle: http://www.trend.infopartisan.net/1969/1969_14.html
Die (Lohn-)Ergebnisse der Septemberstreiks können sich sehen lassen: Am 12. September 1969 werden z. B. für die Bremer Hütte der Klöckner AG Lohnerhöhungen in Höhe von 11 Prozent durchgesetzt. Vorher hatten 6.000 Arbeiter dort bereits eine Erhöhung der übertariflichen Zulage erstritten, wodurch die Löhne und Gehälter um weitere 5 Prozent anstiegen.
Zu den Septemberstreiks wird es demnächst eine Reihe von Veranstaltungen in Berlin geben. Ort und Termine siehe: http://www.trend.infopartisan.net/1969/
In den Veranstaltungen soll versucht werden, Lehren aus den historischen Erfahrung der damaligen Streiks für heute zu ziehen. Dabei wird es darauf ankommen die großen Unterschiede zwischen damals und heute herauszuarbeiten. Die damaligen Kämpfe fanden in Zeiten eines wirtschaftlichen Aufschwungs statt und zum andern gab es auch ein - wenn auch umstrittenes - sozialistisches Lagers als historische Alternative. Heute dagegen heißt es: In der Krise kämpfen und in diesen Kämpfen die Alternative einer Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung zu verbreiten.
Als 1969 die Konjunktur anspringt und Lohn- und Profitentwicklung bei umfassender Steigerung von Produktion und Produktivität deutlich auseinanderdriften, also die Unternehmen riesige Gewinne einfahren, rebellieren im September die Belegschaften ohne Rücksichtnahme auf die Gängelung der Gewerkschaftsapparate und fordern massive Lohnerhöhungen.
In Dortmund kommt es zur Initialzündung. Am 2.September 1969 legen die Arbeiter der Hoesch-Stahlwerke ihre Arbeit nieder, einen Tag später die der Westfalenhütte. Aus dem Funken wird ein Flächenbrand. Innerhalb von gut zwei Wochen legen über 140 000 Werktätige in so genannten Wilden Streiks die Arbeit nieder. Dabei bleiben sie oft in den Betrieben und besetzen sie dadurch faktisch. So werden zum Beispiel aus Gelsenkirchen folgende Ereignisse berichtet:
„Beim Schalker Verein haben die Streikenden am Dienstag früh weiter das Heft in der Hand. Über 2000 Arbeiter warten im Betrieb auf das Ergebnis der Verhandlungen, die zwischen Rheinstahl-Vorstand und dem Arbeitgeberverband stattfinden. Die Betriebsleitung versucht vergeblich, Zwietracht zu stiften. Es wird bekannt, daß die Polizei einen Großeinsatz vorbereitet. In der Nacht treffen in dem zum Werk gehörenden Stadtteil mehrere Hundertschaften Polizei sowie Reiterstaffeln und Hundetrupps ein, angeblich um etwaige Demonstrationen im Zaum zu halten. Gerüchte über eine Aussperrung der Arbeiter, die noch immer den Betrieb besetzt halten, sind schon am Nachmittag umgegangen. Die Werktore für die Frühschicht sollen von Werkschutz und Polizei abgeriegelt werden. Im Gußstahlwerk ist inzwischen die Arbeit in der Hoffnung auf die Tarifverhandlungen wieder aufgenommen worden. Beim Schalker Verein will man davon noch nichts wissen. Die geforderten 50 Pfennig haben mit der Tarifbewegung nichts zu tun, argumentieren die Arbeiter; sie wollen eine Angleichung ihrer Löhne an die Mülheimer Verdienste. Am Abend erntet der Betriebsratsvorsitzende Pfiffe, als er ankündigt, die Nachtschicht solle am Werktor namentlich darüber abstimmen, wer streiken will und wer nicht. Die Streikenden geben die Parole aus: »Wir lassen uns nicht irremachen. Die Nachtschicht soll die Abstimmungszettel nicht annehmen, sondern zerreißen.« Die Empfehlung zu dieser Abstimmungsaktion war von der örtlichen IG Metall gekommen.“
Quelle: http://www.trend.infopartisan.net/1969/1969_14.html
Die (Lohn-)Ergebnisse der Septemberstreiks können sich sehen lassen: Am 12. September 1969 werden z. B. für die Bremer Hütte der Klöckner AG Lohnerhöhungen in Höhe von 11 Prozent durchgesetzt. Vorher hatten 6.000 Arbeiter dort bereits eine Erhöhung der übertariflichen Zulage erstritten, wodurch die Löhne und Gehälter um weitere 5 Prozent anstiegen.
Zu den Septemberstreiks wird es demnächst eine Reihe von Veranstaltungen in Berlin geben. Ort und Termine siehe: http://www.trend.infopartisan.net/1969/
In den Veranstaltungen soll versucht werden, Lehren aus den historischen Erfahrung der damaligen Streiks für heute zu ziehen. Dabei wird es darauf ankommen die großen Unterschiede zwischen damals und heute herauszuarbeiten. Die damaligen Kämpfe fanden in Zeiten eines wirtschaftlichen Aufschwungs statt und zum andern gab es auch ein - wenn auch umstrittenes - sozialistisches Lagers als historische Alternative. Heute dagegen heißt es: In der Krise kämpfen und in diesen Kämpfen die Alternative einer Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung zu verbreiten.
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
Veranstaltung am 3./4. Oktober in Berlin
Veranstaltung | 3. Oktober | 16 Uhr | Mediengalerie (Dudenstr. 10)
Workshops | 4. Oktober | 11 Uhr | Havemann-Saal (Greifswalder 4)
Wichtige Filme zu den Septemberstreiks.
Jeweils um 16.00 Uhr im Café Grössenwahn in der Kinzigstr. 9, 10245 Berlin
(U-Bhf. Samariterstrasse)
Eintritt frei.
Mehr zu den Filmen unter: http://www.trend.infopartisan.net/1969/1969_12.html und http://www.trend.infopartisan.net/1969/1969_13.html