[DO] 5.9.09 - Dortmund stellt sich quer

Sayid Jarrah 06.09.2009 16:20 Themen: Antifa Repression
Am 5. September plante die Dortmunder Neonazi-Szene einen groß angekündigten Aufmarsch der „Autonomen Nationalisten“. Dabei wurden FaschistInnen aus der ganzen Republik sowie aus den benachbarten Ländern eingeladen. Sämtliche antifaschistische Gruppierungen und zwei größere Bündnisse reagierten: auch sie mobilisierten mit viel Aufwand bundesweit Kräfte für Gegenaktionen. – Ein Erlebnisbericht.

Systemfehler?

Der 5. September trägt den Titel „Anti-Kriegstag“. Hierbei soll an den 1. September 1939, den Einfall Hitlers in Polen, und dessen kriegstreiberischen, rassistischen und verheerenden Folgen von mindestens 55 Millionen Toten erinnert werden. Dass ausgerechnet das gewalttätige, rechtsextreme Spektrum aus Deutschland, deren Großteil jene wahnsinnige Ideologie der NSDAP vertritt, diesen Tag missbrauchen und für sich beanspruchen möchte, beinhaltet eine Provokation. Rund 1000 FaschistInnen wurden pompös angkündigt. Unvergessen bleiben die dreisten Parolen aus den vergangenen Jahren, allen voran „Nie wieder Krieg – nach unserem Sieg“.


This is what democracy looks like

Das Poker um die Genehmigung der Demo ging bis in die Nacht. Nach einstweiligem Verbot der rechten Versammlung verlor das Bundesverfassungsgericht jegliche Reste seines Verstands und genehmigte für 12 – 19 Uhr eine streng bewachte, stationäre Kundgebung an einem Großparklplatz in der Nähe der UBahn-Haltestelle „Hafen“. Somit wurde eine überdurchschnittlich große Versammlung rechtsextremen Gewaltpotentials legitimisiert und eine ganze Stadt akut vor eine Bedrohung gestellt. Gleichzeitig wurden viele Anfragen sämtlicher GegenveranstalterInnen abgelehnt.


5th September – What’s up in D?

Nach der - trotz durch Repression schikaniert - erfolgreichen, kraftvollen „antinationalen und libertären Vorabenddemo“, zu der einige antifaschistische Gruppen aus näherer Umgebung aufgerufen hatten, waren zwei größere Gegenveranstaltungen für den Morgen des 5. Septembers geplant; zum einen organisierte das antifaschistische „S5-Bündnis“ für 11 Uhr ein Auftaktkonzert von Deichkind mit anschließender Demonstration. Bereits für 10:00 Uhr rief das von über 150 Organisationen bundesweit unterstützte „Dortmund stellt sich quer“-Bündnis eine Großkundgebung mit anschließendem Demonstrationszug am Hauptbahnhof auf. Recht zentral wurde ein Convergence Center mit Infopoint, Chill-Out-Area, Pennplatzbörse und Versorgungsprogramm eingerichtet. Zudem waren über den ganzen Tag verteilt in der gesamten Stadt über 30 Gegenveranstaltungen zum Naziaufmarsch angemeldet.


And...Action!

Ich selbst traf in einem überdurchschnittlich vollen, von guter Atmosphäre geprägten Zug aus Köln um ca. 10:00 Uhr am Dortmunder Hauptbahnhof ein. Die Kundgebung begann unmittelbar danach und damit recht pünktlich. Es traten verschiedene RednerInnen sowie einige Live-Music-Acts auf, um dem bunten Demonstrationszug ordentlich einzuheizen. Auf dem gesamten Platz befand sich eine große Menge von über 3000 Menschen, und tatsächlich fand sich ein breites Spektrum zusammen. Fahnen der Antifa, der SAV, der Grünen, der SDAJ, der DKP und sogar der Jusos färbten den Himmel meist rot. Einen der größten Blocks bildeten verschiedene kurdische Linke, die mit Fahnenvielfalt und –kreativität (über Geschmack lässt sich aber bekannter weise streiten) einen präsenten Eindruck hinterließen. Auch ein größerer schwarzer Block mit mehreren Hundert Autonomen formierte sich an der Demospitze.
Um ca. 11 Uhr nahm der Zug erste Formen an. Es wurde sofort zu Beginn angeplant, das „Vortreffen“ der Nazis, welcher zu dieser Zeit in unmittelbarer Nähe im Hauptbahnhof stattfinden sollte, aktiv zu stören. Scheinbar ließen sich die zuständigen PolizistInnen erst gar nicht auf Verhandlungen ansprechen, denn die vorderste Hundertschaft schüttelte vehement den Kopf und drang die Demo auf der Stelle gewaltsam zurück. Schon nach wenigen Minuten folgten die ersten Knallkörper, erste Leuchtfeuer brannten. Nach kurzer Zeit Stillstand, in der sämtliche Lücken innerhalb des Demonstrationszuges ungeschlossen blieben, bewegte sich ein großer Block in die entgegengesetzte Richtung, der andere Teil blieb wie angewurzelt stehen oder wich gar zurück. Daraufhin sprinteten die Beamten provozierend in alle Richtungen und sperrten regelrecht den ganzen Platz ab, sodass nur noch der Weg in die enge Fußgängerzone der Innenstadt blieb. Die Demo, insbesondere der schwarze Block, riss durch Grüppchenbildung mehr und mehr auf. Autonome liefen durch die nahe gelegene Innenstadt und suchten einen Weg heraus – wohin, war nicht immer ganz klar. Viele von ihnen kehrten nicht wieder, angeblich sollen bereits zu diesem Zeitpunkt Menschen in Gewahrsam genommen worden sein. Bereits nach einer halben Stunde war der Demonstrationszug somit schwer zerrissen. Die am Hauptbahnhof gebliebenen wussten nicht so recht wohin, und mehr und mehr Autonome in der polizeiüberfüllten Fußgängerzone verloren den Anschluss zur Demo.
Gegen ca. 12 Uhr fand sich ein größerer Teil der morgendlichen Versammlung wieder und marschierte endlich los. Doch die Euphorie schwenkte schnell in Enttäuschung um, als bekannt wurde, dass die genehmigte Route einmal im engen Kreis vor dem Hauptbahnhof – mittlerweile nazifrei – lief und mit einer mageren Abschlusskundgebung in der Lange Straße in einer ruhigen Wohngegend endete.


Mob-Action

Über die Lautsprecherwagen wurde bekannt gegeben, dass die Neonazis wie geplant noch immer ihre Kundgebung nähe der UBahn-Haltestelle „Hafen“ abhalten. Der Demonstrationszug machte sich halbherzig auf den Weg in diese Richtung. Nach einem völlig unbegründeten Einfall in eine Personengruppe durch die Polizei verletzten sich 3 – 5 DemonstrantInnen; teilweise mussten sie behandelt werden. Daraufhin spaltete sich die ohnehin schon geschrumpfte Demo ab der Rheinischen Straße erneut; der Großteil des kurdischen Blocks machte sich etwas zögerlich auf Richtung Innenstadt bzw. Hauptbahnhof. Ich ging mit der anderen, bunt gemischten Gruppe von 50-60 Personen Richtung Dortmund-Dorstfeld, um irgendwie zum Zielort „Hafen“ zu gelangen. Nach so einer misslungenen und nervenzerreißenden Demo ohne ansatzweise einen Kontakt mit den Faschos schien keiner aus dieser Gruppe zufrieden zu sein, weswegen sich eine neue Motivationswelle breit machte.
Bereits nach wenigen Hundert Metern formierte sich eine erste, magere Polizeikette. Diese wurde nicht direkt durchbrochen, aber geschickt umgegangen. Der Weg führte abseits der Innenstadt durch Äcker, Bächer, über Zuggleise, Bundesstraßen und Feldwege Richtung Industriegebiet. Immer wieder wurden von der sehr lauffreudigen Gruppe Polizeiketten durchbrochen oder abgehangen. Auch der Helikopter machte schließlich kehrt, als der Trupp sich unter einer langen Brücke sammelte. Lediglich zwei Zivilpolizisten auf einem blauen Roller verfolgten die Gruppe regelmäßig, um Positionen durchzugeben. Auf der breiten Sunderstraße sah sich die mittlerweile auf 20-30 AntifaschistInnen geschrumpfte Gruppe ein letztes Mal gezwungen, vom Industriegebiet aus nach rechts auszubrechen, um dann den Zielort „Hafen“ zu erreichen. Dabei wurden sie schon länger von einer Wanne abgefilmt und von mehreren Mannschaftswagen an jener Ecke erwartet. Einem Großteil der AktivistInnen gelang das letzte Unterfangen zwar, obwohl die Mannschaftswagen rücksichtslos und mit Vollgas heranpreschten, doch bereits hier wurden 3 – 5 Personen nidergeknüppelt und gewaltsam abgeführt. Schließlich zwang ein Mannschaftswagen mit anfliegendem Pfefferspray aus dem Beifahrersitz die Gruppe zur Flucht auf einen Hügel, bis der Kessel nach ca. 6 Kilometern Verfolgung einsetzte.


Hello Goodbye

Die Stimmung innerhalb der Gruppe war gut, die Manieren der PolizistInnen – das muss korrekterweise auch erwähnt werden – ausnahmsweise relativ annehmbar, die Methoden aber nicht! Sie vernahmen die Personalien und führten dann eine lange Gesichterkontrolle an Hand der Videoaufnahmen durch. Abschließend wurden nach und nach die AntifaschistInnen abgeführt, penetrant durchsucht und von Kopf bis Fuß sekundenlang abgefilmt. Einigen warf man Anzeige wegen Verstoß gegen das Vermummungsgesetzes vor; jeder aus der Gruppe erhalte zudem „aller Wahrscheinlichkeit nach“ eine Strafanzeige wegen Landfriedensbruch. Dazu gab es einen Platzverweis für Dortmund-Dorstfeld obendrauf.
In 5er-6er Gruppen wurden die AntifaschistInnen dann zur Innenstadt eskortiert. Zur selben Zeit teilten uns die PolizistInnen mit, dass die Fascho-Kundgebung in unmittelbarer Nähe aufgelöst wurde und „ein Teil“ der Versammlung zum Bahnhof begleitet wird. Mit anderen Worten lief ein anderer Teil insbesondere der Autonomen Nationalisten, spätere Berichte zählten 250 – 300, frei durch die Stadt. Dabei mussten wir die 6-7 Kilometer in Mini-Grüppchen gehen, während ein Mannschaftswagen dicht hinter uns fuhr und für jeden Schritt in die falsche Richtung (nicht alle sind nun mal ortskundig!) aggressiv hupte und über die Lautsprecher mit Abführung drohte. Selbst der Kauf eines Zuckergetränks eines Diabetikers wurde nur zögerlich und unter Beleidigungen genehmigt.
Weitere Ausbrüche und Kleingruppenaktionen ähnlicher Art wurden später vermeldet. Wenige Nazigruppen wurden nonverbal attackiert und gestört. Die Polizei vermeldet neben der oben beschriebenen Protesteindämmung in der Sunderstraße Kessel und GeSa-Abführung in der Arndtstraße und in der Weißenburger Straße.


Sweet Home? Deutschland vs. Antifa

Am Hauptbahnhof angekommen ließ die Polizei erstmal nur selektiert die Menschen passieren, die ihres Erachtens nach PassantInnen seien; die Nazis werden gerade in Sonderzüge eingeteilt und aus der Stadt befördert. Das Ziel sei die Verhinderung einer Eskalation. Menschen mit schwarzer Kleidung, gefärbten Haaren oder Fahnen wurden blindlings zurückgeschubst. Dabei tönte ca. 30 Minuten der Spruch: „Der letzte Zug von denen ist gerade gefahren; gleich könnt ihr rein“.
Trotz unverhältnismäßig langer Zeit schienen die Herren und Damen in Grün/Blau/Schwarz ihre Aufgabe nicht so ganz ernst genommen zu haben. Auf dem Gleis für den Zug nach Köln stiegen – schwer bewacht – 8 Faschos in den sonst voll mit Linken geladenen Zug. Der Zug war sicher, allerdings heiß.
Als ob das alles nicht genügte, stiegen ab dem Bochumer Hauptbahnhof regelmäßig rechtsliberale, alkoholisierte Damen und Herren mit Deutschlandfarben ein, die zum Fußball-Länderspiel nach Leverkusen reisten. Von da an war die Stimmung dauerhaft gereizt. Zuerst trauten sich die Deutschland-Fans nicht viel zu und lächelten schief. Als gleichzeitig ihre Anzahl sowie ihr Alkoholpegel zunahm, wurde es lauter im Zug. Teilweise ebenfalls alkoholisierte AntifaschistInnen gingen gegen einige besonders provokante NationalistInnen lautstark, aber wohl ausschließlich verbal vor.
Dem Stress im Zug wurde in Duisburg noch eins draufgesetzt. Bereits beim Anfahren auf den Hauptbahnhof bemerkten AntifaschistInnen gut 100 Neonazis auf dem Gleis. Als die Türen aufgingen, riefen einige aus den Türen hinaus lautstark Parolen gegen Rechts. Die Nazis antworteten mit Flaschenwürfen – teilweise in den Zug hinein. Bei dieser Auseinandersetzung sah sich eine auf dem Gleis befindliche, dunkelhäutige Frau mit ihren zwei Kindern leicht verletzt und unter Schock gezwungen zu flüchten. Die Polizei auf dem Gleis unternahm nichts für den Schutz dieser Frau. Nach einigen Minuten erst wurden einige der Faschos festgenommen. Die betrunkenen Fußballfans schienen die Reaktion der AntifaschistInnen ganz und gar nicht zu akzeptieren, und die Streitereien in den Waggongs gingen erhitzt weiter. Lediglich zwei der Deutschland-Fans fragten uns nach den Geschehnissen in Dortmund aus, der Rest in meinem Umkreis ließ ununterbrochen behindertenfeindliche und homophobe Kommentare gegen die „Randalierer“ ab. Zusätzlich verlängerte eine Notbremsentätigung die Fahrt, was in dem vollen, nervenstrapazierten Waggongs die Stimmung nicht anhob.
In Leverkusen stiegen die Deutschland-AnghängerInnen provozierend aus, und der Rest der Fahrt bis nach Köln verlief endlich recht entspannt.


Fazit

An diesem 5. September verhinderten 4000 Einsatzkräfte über 6000 GegendemonstrantInnen den entferntesten Kontakt mit den Faschos. Für den ganzen Tag wurden aus dem Polizeilager rund 200 Fest- und Ingewahrsamnahmen linker AktivistInnen vermeldet. Es wurde von gewalttätigen Ausschreitungen seitens Linksautonomer berichtet. Dennoch schien der Tag für die Nazis nicht gerade eine Schlappe gewesen zu sein; die Polizei zählte 700 Faschos auf dem Parkplatz am „Hafen“. Sie konnten ihre Kundgebung mehrere Stunden durchführen, bis schließlich einige frei durch die Stadt strömten. Insgesamt war dieser 5. September – trotz des bewundernswerten Mobilisierungsengagements der Stadt Dortmund – wohl eher ein Misserfolg für die linke Szene. Im Vorhinein wünschte mensch sich sicher ein aktiveres und früheres Stören der braunen Veranstaltung. Die Polizei ging zudem mit überzogener Repression auf Gegenveranstaltungen vor; nicht nur Antifas oder Mitläufer im schwarzen Block wurden rüde angegangen, sondern auch ein Großteil der kurdischen GenossInnen sowie Linke jeder Altersklasse. Selten fand die Parole „Deutsche Polizisten schützen die Faschisten“ soviel Authentizität wie heute.


Systemfehler!

Die „Dortmund stellt sich quer“-Demonstration war von Anfang an viel zu heterogen und wies Fehler in der Organisation auf. Sie ließ sich zu schnell und zu oft von PolizeibeamtInnen ohne hohen Aufwand spalten. Dortmund ist und bleibt für den Antifaschismus ein Problem. Dieser Tag hat gezeigt, dass die Stadt in Westdeutschland neben Aachen nun endgültig zum Brennpunkt geworden ist. Doch wie immer wird dies durch einen allmächtigen Beschluss des obersten Gerichts begünstigt, gar gefördert. Schönes, freies, demokratisches Deutschland...
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Ergänzungen

Unfug...

afa 06.09.2009 - 18:20
Was für ein Blödsinn... Der Tag war eine vollkommene Schlappe für die Nazis, und ein kleiner Erfolg für uns, eindeutig. 2 starke Antifa Demos, Kleingruppen von Nazis wurden aufgerieben, 15 Bullenwannen beschädigt, und Nazikader Didi Surmann geht die nächste Zeit wohl zu Fuß. Was will man mehr? Blockaden? Bei derartigem Vorgehen durch die Polizei nicht möglich - da hätte es mehr Aggresivität seitens der Antifas gebraucht.
Und vor allem: Keine "Dortmund stellt sich quer" Idioten die dafür sorgen dass 2300 Antifas im Gerichtsviertel abseits der Innenstadt demonstrieren müssen, weil sie den Bullen gesagt haben dass da "Konfliktpotenzial" hersche.

Dortmund ist schon lange keine Nazihochburg mehr. Die paar Deppen die es gibt sind zwar recht aktiv was das verteilen von idiotischem Werbematerial angeht, das wars aber auch schon. Die kassieren regelmäßig, und das nicht zu knapp. ZB beim Heino Konzert in D-Dorf, und natürlich auch oft in ihrer eigenen Stadt - bei der Lenzstuben Sponti zb, oder auch einfach mal so von ein paar Immigranten Kids in Dorstfeld.
Und die Antifa Bewegung in Dortmund wird immer stärker - mittlerweile gibt es 2 große und aktive Gruppen, die Union und den Impuls. Das einzige was bremst ist der Hang der Union zu Siegerstaaten Fahnen in den unpassendsten Situationen auf der einen, und das unerträglich mackerhafte, sexistische, antizionistische und kindische Verhalten der fast vollkommen inaktiven "antinationalen antifa" auf der anderen Seite.
Wenn das eines Tages überwunden ist, startet Dortmund erst richtig durch. Dabei ist der Weg gar nicht weit - man müsste sich eben nur etwas mäßigen und auch kompromissbereit sein.
Im Fall des 5.9. war das s5 Bündnis eindeutig kompromissbereit - während die Quergestellt Leute fest auf ihrem Standpunkt verharrten, und von da an jede Gelegenheit nutzten weiter zu spalten, zu hetzen und dem s5 zu schaden.
Das fängt an beim einfachen Überkleben von s5 Mobiaufklebern, geht über Beleidigungen, und hört auf bei dem erfolgreichen Versuch in Zusammenarbeit mit der Polizei die gesamte S5 Demo in einen Randbezirk zu schieben und damit handlungsunfähig zu machen. Ich schäme mich für euch.

Yeaaahhhh Dortmund lebt!

Marni 06.09.2009 - 18:58
Insgesamt war der gestrige Tag in Dortmund, äußerst vielversprechend. Zum einen waren die Nazis absolut gefrustet, da sie doch nicht durch die Innenstadt marschieren durften - schön blöd, wenn man aus der allerhintersten Ecke der Republik für ne blöde stationäre Kundgebung nach Dortmund kommt und zum anderen waren die antifaschistischen Proteste so stark wie lange nicht mehr.

Auf jeden Fall stimmt mich da hoffnungsvoll für das kommende Jahr.

Hier noch ein paar Bilder vom gestrigen Tag:
 http://www.flickr.com/photos/pm_cheung/sets/72157622143850575
 http://www.flickr.com/photos/pm_cheung/sets/72157622143850575
 http://www.flickr.com/photos/pm_cheung/sets/72157622145012915

P.S. Das Konzert von Deichkind war supi!!!

Wertung und Ergänzung

afa 06.09.2009 - 19:04
Bei aller (berechtigten) Kritik an der Demo, finde ich es doch seltsam wie mensch die Nazidemo als Erfolg werten kann.

1. Das ganze Wochenende über gab es für Nazis aufs Maul - nix da National Befreite Zone Dortmund.
2. Die abgefackelte Nazikarre am Vorabend
3. Obwohl der Antikriegstag DAS (indentitätsstiftende) Nazievent der ANs ist und obwohl Dortmund als das neue Zentrum des Nationalen Widerstands sein soll und obwohl Monate vorher mit dicker Mobi begonnen wurde und trotz zahlenmässiger Unterstützung aus dem Ausland: Weniger als die hälfte der Nazis als 2008 (ca. 1200). Obs jetzt 500 oder 700 Waren- Scheißegal...
4. ...und trotz dieser Anzahl an Nazis konnten die ach so autonomen Nasen nix aber auch garnix reißen. D.h. keine gemeinsame (auch indentitätsstiftende) Militanzerfahrung.
5. Die Nazis wurden vom HBF von den Bullen zu ihrer Kundgebung via U-Bahn transportiert. Hatten also nicht die möglichkeit die Wegstrecke zum Kundgebungsort als "Ersatzdemozug" zu nutzen.
6. Die Kundgebung an sich- muss schon toll sein sich grenzdebile Reden anhören zu dürfen während man auf einem PARKPLATZ in der Dortmunder Pampa steht und dafür eventuell stundenlang angereist ist. Da hat mancher Infostand der Bibeltreuen Christen mehr Öffentlichkeiswirkung
7. Sollen die Nasen auch an der Kundgebung kräftig Zugepflastert worden sein. Bisher gabs da nichts zu lesen und ich hörte es auch nur von verschiedenen Genossen. (Bitte Ergänzen)
8. War die Rückfahrt mit den regulären Zügen für die einige Faschos wohl auch sehr ungemütlich. Am Leverkusener HBF kamen immer mal wieder Nasengrüppchen an die im Laufschritt und hektischen Schulterblicken die Züge verliessen.

relitätsverlust hm ?

tutnixzursache 06.09.2009 - 21:09
ich befand mich als passant auf dem gleis in duisburg und hab das geschehen beobachtet.
die türen gingen auf und es flogen als aller erstes mal flaschen AUS dem zug...
danach wehrten sich die rechten ebenfalls mit flaschenwürfen woraufhin die polizei auf sie losging und einen festnahm
später wurde von den rechten eine flasche auf links aussehende jugendliche auf dem nachbargleis geworfen, der betreffende wurde festgenommen

ihr solltet schon ein wenig bei der wahrheit bleiben !

autor

Sayid 06.09.2009 - 21:43
die streitereien zwischen DSSQ und s5 waren mir nicht bekannt, sorry leute. außerdem wollte ich dieses bündnis nicht in schutz nehmen und s5 durch nicht erwähnen in den schatten stellen. ich kam aus dem hauptbahnhof und gelangte in diese demo, doch nach wie vor war die radikale vorgehensweise auch hier nicht unbedeutend.

außerdem schrieb ich nicht erfolg für nazis, sondern misserfolg für uns. natürlich war die verlegung zum "hafen" und demoverbot ein schlag gegen die nasen, aber kein antifaschist schien die nasen zu ihrer kundgebungszeit erreicht zu haben; das ist mir persönlich ziemlich wichtig. dass nazis erfolgreich angegriffen wurden, ist mir bewusst. ich hätte mir bei dieser mobilisierung einfach etwas mehr ergebnis gewünscht. freilich spielte da das rechte verhalten des staatsappartes eine rolle, daher der letzte absatz.

in bochum habe ich lediglich beschrieben, was ich in meinem waggong gesehen habe. dort flogen keine flaschen aus dem zug.

und dass dortmund ein nazi problem hat, kann niemand, trotz des erstarkens der antifagruppen, nicht leugnen. es ist noch lange kein katastrophaler zustand, aber bereits gegen so etwas muss konsequenter vorgegangen werden..

außerdem ist das nun mal mein eindruck von diesem tag. klar könnt ihr das alles anders gesehen haben, vor allem die, die sich in der dortmunder szene genauer auskennen, und das soll bitte sachlich angeführt werden.

dankeschön und gute nacht

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 4 Kommentare

Hauptziel?

Aaron 06.09.2009 - 22:29
Auf der einen Seite ist es erfreulich, dass so viele antifaschistisch gesinnte in DO auf die Straße gehen, um gegen faschistisches und nationalistisches Gedankengut zu demonstrieren.

Auf der anderen Seite ist es traurig
a) dass man lieber "bürgerliche" Nazigegner lieber paar aufs Maul haut als ein Bullen-Auto unbeschädigt zu lassen (auch wenn sie on Bündnis 90-Die Yuppies kommen)
b) die Polizei auch fernab von Ketten lieber konsequent angegriffen wird, als sich mal Gedanken zu machen, wie man zu den Nazis trotz aller vorhersehbaren Sperren gelangen kann;
c)kann wenn für b) keine Chance besteht, überlegt werden, ob es sich überhaupt lohnt, an einer Großveranstaltung teilzunehmen oder ob man nicht in Kleingruppen, in der ganzen Stadt, einschlägige rechte Treffpunkte aufsucht
d) würde mich interessieren, welche Geschäfte in der Innenstadt beschädigt wurden und aus welchem Grund?

Ferner ist es auf jeder Antirechtsdemo (und auch bei vielen anderen Anlässen) nur noch nervend, dass sich Autonome vs. Bürger bekriegen und dann auch noch untereinander Spaltereien ohne jede Sachorientierung stattfinden (Anti-Imp vs. Anti-D vs. Anti-N vs. "Kurden" vs. "Türken" usw.)

Demobericht in der "Junge Welt"

jw_leserin 07.09.2009 - 07:31
Wer mal so eine richtig bizarre und verdrehende Darstellung der Demos in Dortmund lesen will, dem sei der Beitrag aus der "Junge Welt" von heute empfohlen ( http://www.jungewelt.de/2009/09-07/062.php). Wer wissen möchte, wie solche journalistische "Qualität" zustande kommt, der kann über den Autoren Markus Bernhardt einige erhellende Details in einer Presse-Erklärung des Unrast-Verlages finden, der ein geplantes Buchprojekt mit diesem Autoren gecancelt hatte ( http://www.bifff-berlin.de/aktuell61.html). Für manche mag sich aus diesen Informationen auch vieles von den Auseinandersetzungen im Vorfeld der Demos erklären, schließlich war der Autor der "Junge Welt" in Personalunion auch gleich noch "Mr. Dortmund-stellt-sich quer" und Anmelder der Demo.

@aaron

@aaron 07.09.2009 - 15:24
@aaron:
Schön dass du die Schuld für die Konfrontation zwischen Bürgerlichen Protest gegen Rechts und Antifaschistischem Protest erkennst.
Aber hier liegt auch schon der bedeutende Unterschied:
Bürgerlichen Protest gegen Rechts ist halt nur gegen Nazis, rassistischer Allgemeinzustand oder eine Auseinandersetzung bzw. Suche nach den Ursachen von Faschismus findet nur oberflächlich statt, ohne auch nur auf die Idee zu kommen sich und die bürgerliche kapitalistische Gesellschaft zu hinterfragen.
Das beste ist die Meidung des Begriffs Faschismus von den Bürgs, lieber redet mensch von Extremismus von Rechts. Die Hufeisen-Theorie ist halt schön einfach, die Mitte kann nie schlecht sein sondern immer nur Rechts und Links.



Antifaschismus heißt eben genau dies zu tun, die Ursachen von Faschismus in den strukturellen Problemen des kapitalistischen Systems zu sehen und neben Nazis jeglichen Rassismus,Nationalismus Antisemitismus, Sexismus oder Homophobie radikal zu kritisieren.

Nichts destotrotz hat die Vergangenheit gezeigt, dass eine Mischung aus bürgerlichen Protest und linksradikalen funktionieren kann. In diesem Fall hat es nicht funktioniert, was auch besonders daran lag, dass die Bürgerlichen Protestler von Anfang nix besseres zu tun hatten als sich von "Steinewerfenden linksautonomen extremistischen Gewaltpsychophaten" zu distanzieren...
Abgesehen davon haben die wenigten Antifas Bock sich auf ner Demo das (Wahlkampf)-Gelaber von Parteien anzuhören, nur verständlich.

In Dortmund wurde offentsichtlich das Konzept aus Hamburg-Barmbeck vom 1. mai 2008 benutzt. An die Nazis ranzukommen war quasi unmöglich, weshalb mensch zu dezentralen Aktionen griff um die Polizei zu stressen und einen Abruch der Naziaktion durch die Polizei zu provozieren.
Nartürlich sollte dies überlegt geschehen, aber ich bin nicht in der Lage darüber zu urteilen wie es konkret ablief, da ich nicht Augenzeuge war.

Der Grüne Politiker der angegriffen wurde ist selber schuld. Im Fernsehinterview gibt er sogar zu, versucht zu haben die Antifas anzugreifen (um sie vom Steine werfen abzuhalten).
Er hätte auch ein Zivi seien können, deshalb vollstes verständnis für die/den Genossen_in.

Geschäfte die zerstört wurden wäre mir neu, davon war nicht in den bürgerlichen Nachrichten und keine Bilder/Videos im Netz.
Aber auch dies würde sich durch das Hamburg-Barmbeck Konzept der weitreichenden Störungen
erklären.

Kritik an dem Demobericht in der "Junge Welt"

nn 10.09.2009 - 00:19
der immer noch nicht verschobene beitrag: "Demobericht in der "Junge Welt"" von jw_leserin bitte ich zu löschen.
erstens ist die leserin nicht bereit zu sagen, was denn ihr in dem jw beitrag stinkt. zweitens und das erscheint mir wichtig verweist sie auf eine veraltete presseerklärung, die sich auf ein buch bezieht.
nun ist es aber so, dass die leserin sich überhaupt nicht mit den inhalten auskennt. das buch "schwule nazis" ist schon lange erschienen. und dasd kann man auch gerne inhaltlich kritisieren, aber bitte nicht von rechts, wie es hier passiert. wer ein problem mit schwulen hat, dem soll doch indy kein forum bieten!

und noch was: zu behaupten, das es sich bei pahl rugenstein um einen stasi verlag handelt ist einfach nur peinlich – oder aber ein sauberer hinweis dafür dass es sich um einen nazitrollbeitrag handelt.
(oder möchte wirklich jemand sich hinstellen und die bücher gegen den afganistankrig, die gebirgsjäger, und erhebliche antifa literatur schlechtreden? vermutlich ja, aber das sind dann keine antifaschistischen argumenmte...)
die kritik an den beiden autoren des buches ist auch sehr peinlich, tatsächlich, der eine war nazi und ist seit x-jahren raus, hat seine kontakte, arbeit, organisationen veröffentlicht, und wird als verräter gejagt: ABER AUF INDY WIRD ER ALS PSEUDONAZI ABGEWATSCHT?

zudem habe ich eine kritik an indy, wenn ihr denn beitrag so lange stehen lasst; was denn bitte schön in eurern köpfen vorgeht?
das dssq bündnis ist ein bündnis, und da einen einzelnen rausgreifen, wie m. bernh. ist doch echt schlechte nachbereitung, bzw keine. wem nützt es denn jetzt so zu tun, als ob ein einzelner sich als "Mr Dortmundstellt sich quer.." hat er doch gar nicht! das ist alberne verleumdung.

Das hat mit antifa, und auswertung nichts zu tun, allerding mit hetze gegen schwule antifaschisten.