Südost-Türkei: Internationales Camp und MSF

S.Olidarität 30.08.2009 21:12 Themen: Gender Globalisierung Militarismus Repression Weltweit
Die Vorbereitungen für das Amed-Camp und das Mesopotamische Sozialforum (MSF) laufen auf Hochtouren. Bald treffen die ersten Aktivist_innen aus Europa in Amed/Diyarbakir in der Südosttürkei ein. Stattfinden wird das internationale Camp vom 25. bis zum 30.9 und das MSF vom 28. bis zum 30.9.09.
Auf dem Camp treffen sich linke Basisaktivist_innen aus Kurdistan, der Türkei, dem mesopotamischen Raum und Europa. Die Campteilnehmer_innen aus Europa bereiten seit längerem workshops für das camp zu folgenden Themen vor:
Weltwirtschaftskrise
Feministische Perspektiven
Internationalismus
Antimilitarismus
Austausch unter LGBTTI Gruppen und Personen (lesbian gay bi transsexual transgender intersexual)
Radio
Kreatives
Film: Aufstand der Würde (Zapatisitsche Bewegung in Chiapas)
Austellungen zu politischen Praxen

Auf dem MSF treffen sich unterschiedliche soziale und zivilgesellschaftliche Organisationen, Initiativen, Gewerkschaften, lokale Verwaltungen und Einzelpersonen. Dafür werden aus Europa zusätzlich folgende workshops vorbereitet:
Staatskritik
Antirassismus
Alternative Medizin

Die workshops der kurdischen Genoss_innen sind bald auf der website nachzulesen:  http://international-amed-camp.org/#programm

Das MSF und das internationale Camp werden trotz der anhaltenden Repressionswelle in der Türkei stattfinden. Seit den Kommunalwahlen im März 2009 wurden mehr als 700 Mitarbeiter_innen der pro-kurdischen Partei DTP, der kurdischen Frauenbewegung (DÖKH) und der Gewerkschaft (KESK) verhaftet. Sie werden zum großen Teil noch immer in den teils völlig überfüllten Gefängnissen festgehalten. Amnesty International berichtet über Folter und unhaltbare Zustände. In den kurdischen Gebieten der Türkei entstehen trotz des Krieges radikaldemokratische Basisstrukturen in Form von Volks- und Frauenräten. Dieser Prozess begann 2005 und wird mit dem MSF und dem internationalen Camp fortgesetzt. Es geht darum, neue Netzwerke aufzubauen, die aktuelle Situation vor Ort und die Veränderungsprozesse der letzten 10 Jahre sichtbarer zu machen und weitergehende Perspektiven zu entwickeln.
Das MSF und das internationale Camp setzen ein Zeichen gegen diesen Krieg!
Mehr Informationen unter:
www.international-amed-camp.org (deutsch, englisch, türkisch) oder
 http://www.msf.web.tr/ (türkisch).
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Ergänzungen

Zusatzinfos

x 10.09.2009 - 17:09
Artikel zu ein paar aktuellen Ereignissen:

Folterer bleiben straffrei
 http://de.indymedia.org/2009/09/260425.shtml

Militär setzt Felder in Brand
 http://de.indymedia.org/2009/09/260426.shtml

Situation 11.9.09

xfs 11.09.2009 - 21:25
Hallo hier Info zu Militäroperationen, extralegaler Hinrichtung und Repression in d. kurdischen Provinzen

 http://de.indymedia.org/2009/09/260534.shtml

vor dem MSF: 17 Ingewahrsamnahmen

Amed Presse 15.09.2009 - 19:01
Am Freitag, den 11.9.09 kam es u.a. in Diyarbakir, Van und Sirnak erneut
zu zahlreichen Gewahrsamnahmen. Mehrere der Betroffenen sind Unterstützerinnen des Mesopotamischen Sozial Forums (MSF), an den Vorbereitungen beteiligt oder
als Sprecher_innen für eines der Podien vorgesehen.
Viele der 17 Verhafteten sind Funktionstraeger der DTP in hoher Position
wie z.B. der stellvertretene Generalsekretaer der Stadtverwaltung von
Diyarbakir Hüseyin Bayrak und der Praesident des Provinzparlamentes
Sehmus Bayhan. Wieder sind Aktivist_innen der Frauenbewegung betroffen:
Azize Yagiz und Melike Karagöz vom DTP Frauenparlament, Behice Ok vom
Frauenzentrum SELIS und die ehemalige Bürgermeisterin von Baglar/
Diyarbakir Yurdusev Özsökmenler.
Von den Gefangenen befinden sich am heutigen Dienstag noch 9 in Haft.

Am 12.9. kam es zu einer Protestdemonstration mit 10 000
Teilnehmer_innen in Diyarbakir. Bereits am Tag der Gewahrsamnahmen
versammelten sich mehrere hundert Protestierende vor dem
Regierungsgebaeude der DTP in Diyarbakir und riefen gemeinsam mit dem
Bürgermeister Osman Baydemir und der DTP Abgeordneten Aysel Tug(luk 'Die
Repression wird uns nicht vernichten!'.
Am gestrigen Montag versammelten sich wiederum zahlreiche Aktivist_innen
vor dem Gerichtsgebaeude in Diyarbakir, in dem über den weiteren
Verbleib der Gefangenen entschieden wurde.

Die Festnahmen werden als Fortführung der Repressionswelle gegen
Aktivist_innen der DTP verstanden, die nach den Kommunalwahlen mit mehr
als 50 am 14.4.09 ihren ersten Hoehepunkt erreichte. Die Zahl der
seitherigen Festnahmen belaeuft sich auf mehr als 400, hinzu kommen mehr
als 200 Gewahrsamnahmen.

Waehrend die Regierung auf einer Seite propagiert, eine friedliche
Lösung anzustreben, werden staatlicherseits zeitgleich Massnahmen
ergriffen, die jeglicher demokratischen Entwicklung entgegenstehen.

15.9.09 Amed Camp Pressegruppe

Workshops auf dem Amed-Camp

Roj Bas 28.09.2009 - 19:37
Workshop: Austausch zwischen Lesben, Schwulen, Transsexuellen, Transgendern, Bisexuellen, Intersexuellen

Während des Internationalen Amed-Camps, welches im Rahmen des Mesopotamischen Sozial Forums in Amed/ Diyarbakir stattfindet, trafen sich 25 Queers aus Kurdistan, Türkei, Frankreich und Deutschland. Sie tauschten sich über ihren Alltag, ihre politischen Positionen und Perspektiven aus.
Die Teilnehmer_innen hatten unterschiedliche politische Hintergründe. Viele organisierten sich in der autonomen, radikalen Linken oder LGBTTI-Organisationen in Europa. Einige verstanden sich eher als Marxist_innen oder Anarchist_innen. Andere waren aus der kurdischen Bewegung.
Ein wichtiges Thema war die Repression gegen Transsexuelle, Lesben, Schwule und Sexarbeiter_innen, die in der Türkei und Kurdistan leben. Es war ein lebendiger und interessanter Austausch.


Film auf dem Internationalen Amed – Camp

Der erste Film aus einer Queer-Produktion thematisierte in Form eines RAP-songs Stadtumstrukturierung in Berlin-Kreuzberg.
Dann folgten Kurzfilme über verschiedene No Border – Camps, die vor allem Aktionen von Flüchtlingen und antirassistischen Gruppen gegen Abschiebelager dokumentierten.
Der letzte Film war über die Anti - G8 – Proteste in Heiligendamm, 2007.

Rückblick auf das Mesopotamisches Sozialforum

radio corax 01.10.2009 - 17:27
In der Südosttürkei ist am Dienstag das Erste Sozialforum im Mittleren Osten zu Ende gegangen.
An den Aktionen rund um das Mesopotamische Sozialforum beteiligten sich rund 10000 Menschen und über 200 politische und soziale Organisationen. »Freiheit oder nichts – ein anderes Mesopotamien ist möglich« war das Motto der Veranstaltung, die sich einerseits gegen die kapitalistische Ausbeutung, aber auch gegen patriarchale Rückständigkeit und Diskriminierung im Mittleren Osten richtete. Eine Vertreterin der »Mütter für den Frieden« forderte unter großem Applaus eine friedliche Lösung des kurdisch-türkischen Konflikts unter Einbeziehung der kurdischen Arbeiterpartei PKK.
Dazu ein Gespräch aus dem Morgenmagazin von Radio Corax.

pressenachlese zum Camp und msf

pressebeobachterin 06.10.2009 - 00:07
Lernprozesse im kurdischen Ökopark
Am Sozialforum des Nahen Ostens beteiligten sich Linke aus vielen westeuropäischen Ländern
Von Peter Nowak, Diyarbakir
Im Sümerpark in Diyarbakir fand vergangene Woche das erste mesopotamische Sozialforum statt – mit Beteiligung aus vielen Ländern weit über die Türkei hinaus.
Im Garten laufen Hühner umher. Strom zum Brotbacken und zum Duschen liefert ein Sonnenkollektor. So ökologisch korrekt geht es zu im Sümerpark, der grünen Lunge von Diyarbakir. Die südostürkische Großstadt wird von der dort starken kurdischen Nationalbewegung Amed genannt. »Diesen Ökopark hätte ich eher in Freiburg als in Kurdistan erwartet«, meint Monika Hilpert erstaunt. Die Bremer Studentin hat fast eine Woche in dem Park gezeltet und wurde morgens von den Hühnern geweckt. Sie war Teilnehmerin des Internationalen Amed-Camps, an dem sich linke Gruppen und Einzelpersonen aus verschiedenen westeuropäischen Ländern beteiligt haben. Der Anteil der Teilnehmer aus Deutschland war besonders hoch.


Dieses Camp war Bestandteil des ersten Internationalen Sozialforums im Nahen Osten, das vom 26. bis 30. September in den verschiedenen Gebäuden im Sümerpark stattfand. Die meist mehrsprachigen Veranstaltungen deckten eine große thematische Bandbreite ab. Dort ging es unter anderem um das Recht auf Bildung, drohende Kriege um Energie und Wasser, den Zustand der Gewerkschaftsbewegung im Nahen Osten. Viele Diskussionen gab es um das Projekt des Demokratischen Kommunalismus, mit dem die kurdische Nationalbewegung die Demokratisierung der Gesellschaft voranbringen will. Es ist vom mexikanischen Zapatismus und den sozialistischen Rätevorstellungen beeinflusst und stieß auch bei den Linken aus Westeuropa auf großes Interesse.

Zahlreiche Arbeitsgruppen widmeten sich den Diskriminierungen und Verfolgungen, denen Menschen wegen ihrer geschlechtlichen Orientierung ausgesetzt sind. Im Workshop Gender-Trouble wurde an Hand von Fotos über den männlichen Blick in den Medien diskutiert. Organisiert wurde er von der Organisation Lambda, einer Vereinigung von Bi- und Homosexuellen und Transgender-Personen in der Türkei. Diese Themen spielen nicht nur auf dem Sozialforum eine wichtige Rolle. Ein Mitglied des türkischen Menschenrechtsvereins (IHD) berichtete in einer Arbeitsgruppe, dass bei ihren wöchentlichen Aktionen in Istanbul an unterschiedliche Opfer des Staatsterrorismus erinnert wird. Dazu gehören auch die Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung verschleppt und ermordet wurden. Ein aus Istanbul angereister Teilnehmer, der sich selbst als Anarchist bezeichnete, zeigte sich über die Themen und die Diskussionskultur positiv überrascht. Die kurdische Linke sei hier ein Vorreiter. Dort würden feministische Themenstellungen angesprochen, die in Teilen der türkischen Linken noch immer eine marginale Rolle spielen.

Auch viele westeuropäische Teilnehmer teilten das positive Urteil über das Sozialforum. Es sei gelungen, sich auch über kontroverse Themen in solidarischer Atmosphäre auszutauschen. Zu diesen strittigen Themen gehört die Positionierung im palästinensisch-israelischen Konflikt ebenso wie die Rolle von Führungspersönlichkeiten wie Abdullah Öcalan in der linken Bewegung.. Die westeuropäischen Campteilnehmer informierten mit Veranstaltungen und Filmen über ihre Arbeit. Eine Fotoausstellung dokumentierte die Höhepunkte der globalisierungskritischen Bewegung des letzten Jahrzehnts.

Auch nach dem Ende von Sozialforum und Camp bricht der Kontakt nicht ab. »In der nächsten Zeit werden wir besonders nach unseren kurdischen Freunden sehen«, meinte Jutta Sommerfeldt von der deutschen Camp-Vorbereitungsgruppe. Sie müssen nach der Abreise der auswärtigen Teilnehmer mit Repression rechnen. Schon vor Beginn des Sozialforums waren mehrere Organisatoren verhaftet worden. Überdies wird am Ausbau der politischen Kooperation gearbeitet. So haben kurdische, baskische und deutsche Jugendgruppen auf dem Camp beschlossen, im nächsten Jahr ein internationalistisches linkes Jugendcamp zu organisieren, zu dem auch Vertreter der zentral- und südamerikanischen Linken eingeladen werden. Schließlich soll das mesopotamische Sozialforum keine Eintagsfliege sein.

ÜS Fehler in Pressererklräung

xfwe 08.10.2009 - 12:10
camp Gruppe : In eure Erklärung hat sich ein kleiner Fehler in der Begriffswahl eingeschlichen, die Leute wurden nicht in Gewahrsam genommen, sondern festgenommen. "Gözaltina almak", kann zwar beides bedeuten, aber die Bullen haben einen Vorwand gehabt für die Festnahme, das bedeutet festnahme, gewahrsam heist, die bullen haben gar nix und strengen auch kein verfahren an, sondern es werden irgendwelche gründe konstruiert warum du gerade gefährlich bist. Du wirst also nicht wie die 17 dem haftrichter bzw. Staatsanwalt vorgeführt und dann, wie glaube ich 14 von ihnen verhaftet.

solidarischer gruß

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