H: Aktionstag gegen Sommerbiwak BW

Antimili 29.08.2009 15:50 Themen: Militarismus Repression
Gestern hat im Stadtpark Hannover das 36. Sommerbiwak der 1. Panzerdivision stattgefunden.
Gleichzeitig hatten antimilitaristische und friedenspolitische Gruppen zu einem Aktionstag aufgerufen.
Daran beteiligten sich 400 Bundeswehrgegner_innen. Mit zwei Kundgebungen, einer Demo und zahlreichen Aktionen wurde versucht, den Kriegstreiber_innen das Gartenfest zu vermiesen. Erstmals gab es auch innerhalb des Biwaks Aktionen.
Zu der Nachmittagskundgebung und der anschließenden Demo versammelten sich rund 400 Gegner_innen der Bundeswehr vor dem hannöverschen Kongresszentrum. Die 1. Panzerdivision ist laut ihrem Selbstverständnis die Speerspitze des deutschen Heeres; ihr unterstehen fast alle Soldat_innen des Heeres, die weltweit in Kriege geschickt werden.

Die Kundgebung wurde, wie schon in den letzten Jahren, nur in einigem Abstand zum Eingang des Sommerbiwaks genehmigt. Trotzdem gelang es, mit unseren Redebeiträgen und Jingles über die Mauern und Büsche hinweg, laut im Stadtpark hörbar zu sein.
Die anreisenden Gäste wurden angepöbelt, beschimpft und belästigt. Bei einer Agit-Prop-Aktion wurde ein Papp-Panzer reichlich mit Farbeiern eingedeckt - danach waren auch ziemlich viele Bullen rot gesprenkelt.
Zudem wurden auf Anfahrtswegen und Parkplätzen Leichenpuppen und abgetrennte Plastikhände verteilt.
Aufgrund der massiven und lauten Proteste im Vorjahr verlegte die Bundeswehr den Eingang zum Sommerbiwak erneut weiter nach hinten. Dass die Gäste nun schon durch den hintersten kleinen Eingang kommen mussten, zeigt, wie sehr sie sich real gestört fühlen.
Der Nachteil davon war allerdings, dass deutlich weniger Anreisende an der Kundgebung vorbei kamen.
Dafür konnten wir dieses Jahr eine Zwischenkundgebung auf Höhe des Gartenfestes durchsetzen. So mussten sich die Soldat_innen und ihre Kriegsfreund_innen nochmals lauthals beschimpfen lassen - und konnten nicht entrinnen... Das war ein eindeutiger Fortschritt bei der Gestaltung der Demo.

Erstmals ist es dieses Jahr gelungen innerhalb des Stadtparks Aktionen durchzuführen. 2 Aktivistinnen entrollten nach der Eröffnungsrede des Kommandanten ein Transparent mit der Aufschrift "Kein Frieden mit der Bundeswehr. Hannover und die Panzerdivision gemeinsam für Krieg, Folter und Vergewaltigung". Nach kurzer Zeit wurden sie von Soldaten zu Boden gerissen und anschließend festgenommen. Kurz darauf verspritzte eine Antimilitaristin rote Farbe vor der Bühne, auf der Ministerpräsident Wulff und andere Prominenz olle Grußworte hielten. Umgeben von 6000 Feinden gab es leider auch für diese Aktivistin kein Entkommen. Das tut dem Erfolg, dass es gelungen ist, in den schwer bewachten Stadtpark "einzudringen", keinen Abbruch. Schließlich geht es darum, der Dame mit Hut und dem Herrn im Frack an diesem Abend zu zeigen, dass sie überall angreifbar sind. Dass die hannöversche Presse die beiden Aktionen mit fetten Schlagzeilen bedacht hat zeigt, dass ein wunder Punkt getroffen wurde.

Im Rahmen der Abendkundgebung versammelten sich leider nur knapp 50 Leute zur Bepöbelung der abreisenden Militarist_innen. Das lag aber auch daran, dass viele Leute sich außerhalb der Kundgebung an vielen kleineren Aktionen gegen das Biwak beteiligt haben. So wurden in Bahnen und an Straßen Biwakgäste belästigt, Autos beschmiert,... was sonst noch so lief, wird sicher in den nächsten Tagen an die Öffentlichkeit kommen. Man munkelt, es sei so Einiges gewesen.

Es ist dieses Jahr nicht gelungen, mehr Leute auf die Straße zu bekommen, als im letzten. Der linksradikale Anteil der Demonstrierenden war sicher höher als bisher; es haben sich aber weniger Leute aus dem friedenspolitischen Spektrum beteiligt. Ob das an der negativen Berichterstattung über den versuchten Brandanschlag im Vorfeld des Biwaks, die anschließende Hausdurchsuchung oder die verschandelten Kriegsdenkmäler lag, muss diskutiert werden. Trotzdem sehen wir es als Erfolg, dass es mehr direkte Aktionen gegeben hat und daran keine Spaltung des Bündnisses stattfand.

Wenn es gelingt, die Kundgebung, die Demo und den Widerstand gegen das Sommerbiwak auch in Zukunft weiter zu entwickeln, halten wir es für eine realistische, langfristige Perspektive, die Bundeswehr aus dem Stadtpark zu drängen.
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Ergänzungen

Presse

Antimil 29.08.2009 - 16:08

Bullenwache und Kreiswehrersatzamt angegriffe

ffhhh 29.08.2009 - 21:30
Aus Protest gegen das Sommerbiwak, Krieg und die Hausdurchsuchung gegen einen Antimilitaristen letzte Woche haben wir gestern die Polizeiwache in der Höfestr. mit roter Farbe angegriffen und beim Kreiswehrersatzamt die Scheiben eingeschmissen.
Für eine Gesellschaft ohne Krieg und Repression

Polizeiberichte

:-) 31.08.2009 - 16:56
"(...)
POL-H: Sachbeschädigungen durch Antimilitaristen Alter Flughafen
Vahrenheide Höfestraße
List

Hannover (ots) - Antimilitaristen haben vermutlich in der Nacht von Freitag auf Samstag zwei Scheiben eines Bundeswehrgebäudes am Alten Flughafen eingeworfen sowie die Außenfassade einer Polizeidienststelle an der Höfestraße mit roter Farbe beschmiert.

Feldjäger der Bundeswehr teilten der Polizei am frühen Sonntagmorgen mit, dass unbekannte Personen zwei Scheiben einer Zugangstür zu einem Bundeswehrgebäude an der Straße Alter Flughafen offensichtlich mit Steinen eingeworfen hatten. Des Weiteren stellten Polizeibeamte an einer Polizeidienststelle an der Höfestraße rote Farbspritzer an der Außenfassade fest. Im Internet bekannten sich Antimilitaristen zu den Taten. Sie wollen damit " gegen das Sommerbiwak und gegen Krieg demonstrieren". Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Als Tatzeit vermuten die Ermittler die Nacht von Freitag auf Samstag.(...)"

"(...)
POL-H: Demonstration verläuft ohne nennenswerte Störungen Hannover

Hannover (ots) - Eine Demonstration von Gegnern des sogenannten "Sommerbiwak" der Bundeswehr ist am frühen Abend ohne nennenswerte Störungen verlaufen. Die 250 Teilnehmer beachteten die polizeilichen Auflagen.

Nach einer Kundgebung am Theodor-Heuss-Platz und einer Zwischenkundgebung am HCC in der Clausewitzstraße zogen die Demonstraten über die Hans-Böckler-Allee und die Berliner Allee Richtung Oststadt. Zu einer Störung kam es lediglich auf dem Vernstaltungsgelände (Stadtpark) selbst. Drei festlich gekleidete junge Frauen enthüllten plötzlich ein Transparent, sie riefen Parolen und verspritzen Farbe. Die Polizei nahm die Frauen in Gewahrsam, geprüft wird die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung. Für den späteren Abend war noch eine "Mahnwache" am Theoder-Heuss-Platz angemeldet. sw"


Zitate dokumentiert von

www.presseportal.de/polizeipresse/pm/66841/polizeidirektion_hannover