Köln: Boxenstopp für 1 Euro Jobs

Ratz und Rübe 04.08.2009 15:50 Themen: Soziale Kämpfe
Seit Mitte Mai herrscht in Köln 1-Euro-Job Flaute. Die ARGE hat aufgrund finanzieller Schwierigkeiten einen mehrmonatigen Stopp für die Neubesetzung von 1-Euro-Jobs erlassen. Nun machen sich die Grünen im Wahlkampf stark, für den Erhalt dieser Ausbeutung, denn einigen der Maßnahmeträgern drohe sonst das Aus. "Jack in the Box" ist ein solcher und hat heute morgen Besuch bekommen ...
"Jack in the Box" rüstet Übersee-Container zu Räumlichkeiten für Kinder- und Jugendeinrichtungen um. Das klingt zunächst gut. "Jack in the Box" ist darüberhinaus "ein gemeinnütziger Verein für Entwicklung und Erprobung innovativer Modelle der Beschäftigungsförderung". Und genau da hakt es, beim achso coolen Arbeitgeber Jack. Denn Jack hat lediglich zwei festangestellte Verwaltungskräfte und zwei geringfügig beschäftigte SozialarbeiterInnen. Der Rest sind 40(!) 1-Euro-JoberInnen, die mit 1,30 Euro die Stunde abgespeist werden.

Durch die aktuelle Kölner 1-Euro-Ebbe ist die Anzahl dieser "Integrationsstellen" auf 21 gesunken. Das macht Jack Schwierigkeiten bei der "innovativen" Auspressung von genügend Arbeitskraft. Doch Jack erhält überraschend offen vorgetragene Rückendeckung vom Sozialpolitischen Sprecher von Bündnis90-Die Grünen, Ossi Helling. Dieser forderte vor zwei Wochen in einem offenen Brief an die Kölner ARGE explizit den Erhalt dieser menschenunwürdigen Sklavenjobs in vollem Umfang - insbesondere beim "kleinen" Träger "Jack in the Box". Die Grünen werben im aktuellen Wahlkampf für "1 Million Grüne Arbeitsplätze" - Besten Dank, jetzt wissen wir wie die aussehen sollen.


Zeit zum Nachdenken, Jack !

Bitte komm uns jetzt nicht mit der viel gepriesenen "Freiwilligkeit" Deiner 1-Euro-Jobs, und dass sich alle in der künstlerischen Arbeitsatmo sooooo wohl fühlen ...
Wir sind uns sicher, keine(r) Deiner 1-Euro-JobberInnen würde eine vernünftige Bezahlung, Sozialversicherungsansprüche und echte ArbeitnehmerInnenrechte für dieselbe Tätigkeit ausschlagen ! Denn auch für Deinen Betrieb gilt:

1-Euro-Jobs verdrängen reguläre Beschäftigung und drücken das Lohnniveau. Für viele "soziale" Einrichtungen sind sie dank der Pro-Kopf-Verwaltungspauschale ein Riesengewinn. 1-Euro-Jobs sind Zwangsdienste! Bei Verweigerung oder "mangelnder Kooperation" durch die Betroffenen gibt es erhebliche Leistungskürzungen bei der Grundsicherung, die ein menschwürdiges Leben erst recht unmöglich machen.

Zur Kennzeichnung der Protagonisten im Bereich "besonders innovativer" Ausbeutungsmethoden wurde daher das Gütesiegel "Slave Trade" sowohl beim Maßnahmeträger Jack in the Box als auch bei der Geschäftstelle der Grünen angebracht.


Jack, get out of this box
sonst rappelt's in der Kiste
Zeit zum Ausstieg aus der 1-Euro-Ausbeutung!

(wütende Niedriglöhner)
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Ergänzungen

gute aktion

kölner 05.08.2009 - 00:04
es ist leider nicht nur bei jack in the box so sondern auch im johanneshaus/johannesbund so wird betrieben von der allerhand!!
und leider auch von der lvr die die leute von der reso für 1,30 einsetzen als vollbeschäftigte hausmeister die die normale arbeit von gas wasser und trockenbauer erledigen

Boom der Zwangsarbeit

helli 15.09.2009 - 00:55

Zitat:
"Auch die Union ist der Auffassung, dass der ALG II Regelsatz zu hoch ist. Hier ist allerdings ein filigraneres und somit auch weit zynischeres Vorgehen geplant. CDU/CSU wollen laut ihrem Regierungsprogramm für ALG II Empfänger sogenannte "Anreize zur Arbeit" schaffen, die nichts weiter beinhalten, als dass die bereits lange geplante Abschaffung der Freibeträge für Zusatzverdienste von rund 100 Euro Brutto auch noch ersatzlos gestrichen werden.

Damit jedoch noch nicht genug. Die Pflicht zur Gegenleistung für das stattliche Almosen soll nach dem Willen der Union gesetzlich verankert werden, was nichts weiter bedeutet, dass Hartz IV Empfängerinnen und Empfänger in Zukunft ihre Arbeitskraft kostenlos zur Verfügung zu stellen haben, ansonsten werde ihnen sämtliche Leistungen ersatzlos gestrichen. Die immer noch auf dem Papier stehende Verpflichtung einer Gemeinnützigkeit bei den 1 Euro Jobs soll dabei ebenfalls komplett wegfallen und die Hartz IV Bezieher sollen, ebenfalls nach dem Willen der Union, auch in der Privatwirtschaft eingesetzt werden können."

quelle:  http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=20072009ArtikelPolitikDuremont1

...da wird es demnächst -logischerweise- jede Menge Entlassungen "austauschbarer" Beschäftigter geben,
welche dann als "Ein-Euro-Jobber-ohne-Ein-Euro" Zwangsverpflichtet werd... ääh - eine Arbeitsmöglichkeit zugeteilt bekommen werden. (is -natürlich- komplett freiwillig ...)

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