Solidemo für Tel Aviv in Rostock

Uschi S. 03.08.2009 22:04 Themen: Gender Soziale Kämpfe Weltweit
Kleine spontane Solidemo in Rostock anlässlich des Attentats auf das schwul-lesbische Zentrum in Tel Aviv.
Aufgewühlt von den Morden an zwei Menschen in einem Schwulen- und Lesbenzentrum am 1.8 in Tel Aviv , bei dem außerdem noch 12 weitere Personen verletzt wurden, wurde heute am Montag dem 3.8 eine solidarische SpontiDemo in Rostock auf die Beine gestellt.

Um 18 Uhr trafen sich ca. 40 engagierte Leute, die teilweise mit Transpis, Handzetteln und einem Megaphon ausgestattet, vom Brunnen der Lebensfreude im Stadtzentrum aus los zogen. Auf dem Weg bekundeten sie lautstark ihre Solidarität mit den Betroffenen und machten Anwohner_innen und Passant_innen auf das menschenfeindliche Verbrechen aufmerksam.

Die Demo war klein, trotzdem war die Stimmung gut ,was auch den antisexistischen Parolen zu verdanken war, die die Teilnehmer_innen anfangs zaghaft, später selbstsicher durch die Straßen riefen. Es kam dabei zu keinerlei Repression von Seiten der ausführenden Staatsorganen- eine Nebenwirkung des Nieselregens?
Dieser war vielleicht auch der Grund dafür, weshalb relativ wenige Menschen in den Passagen und auf den Straßen waren.

Die Resonanz der Passant_innen schwankte von deutlichem Kopfschütteln bzw. Unverständnis bis zu Interesse und Zustimmung. Manche wirkten irritiert – vielleicht auch weil sie dieses Bild von schwulen/lesbischen/Transmenschen und deren Unterstützer_innen, die entschlossen ihrem Unmut Ausdruck verliehen, nicht einordnen konnten. Ebenso erging es vermutlich auch 4-5 Personen die scheinbar nur Bock auf PartyDemo hatten, den Anlass nicht verstanden und später gebeten wurden, ihre sinnfremden Spaßparolen heute mal zu unterlassen.

Erfreulich war, dass angesichts des kurzen Mobilisierungsfensters so viele Menschen zusammengefunden haben um sich einem Thema zu widmen das sonst in der alternativen Szene ein Mauerblümchen dasein führt.

Leider war der Anlass alles andere als erfreulich.
Er erinnert ein Mal mehr daran, dass Sexismus und Homophobie Menschenleben zerstört.
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Ergänzungen

Optimierungsvorschlag

pinki 04.08.2009 - 11:08
Als Aussenstehende war es mir kaum möglich mitzubekommen, worum es bei der Sponti ging. Leider konzentriert sich der Artikel auch sehr darauf, darzustellen, was ihr gemacht habt. Das Warum wirkt etwas in den Hintergrund gedrängt.

Gestern gingen mir in etwa folgende Fragen durch den Kopf als ihr in etwas Entfernung vorbei gezogen ward: Was ist passiert? Weswegen seid ihr auf der Strasse? Was wollt ihr, dass mensch nun tut?

Ansonsten löbliche Aktion, hat vlt. noch etwas Schwung vom Queerfilmfest mitbekommen..

Nach Anschlag: Heute Demo in Berlin!

Antifaschismus 04.08.2009 - 11:44
Nach dem Anschlag in Tel Aviv: Demo in Berlin am 4.8. um 17 Uhr am Breitscheidplatz

Der Anschlag auf ein schwullesbisches Jugendzentrum in Tel Aviv in der Nacht zu Samstag löst weltweit Bestürzung und Entsetzen aus. Auch in Berlin soll für die Opfer des Anschlags und gegen homophobe Gewalt demonstriert werden. Die Demo beginnt heute am 4.8. um 17 Uhr am Breitscheidplatz.

Tel Aviv gilt als weltoffene und tolerante Stadt. Schwule und Lesben fühlen sich sicher und frei, ihre Homosexualität offen zu leben. Das Jugendzentrum war vor allem für diejenigen Anlaufpunkt, die sich am Anfang ihres Coming-Out befinden. In der Nacht von Freitag auf Samstag stürmte ein maskierter Mann den Club und schoss wild um sich. Dabei starben zwei Jugendliche, elf weitere Personen wurden verletzt. In Tel Aviv demonstrierten noch in der Nacht mehrere hundert Menschen.

Flyer aus Israel

homole 04.08.2009 - 13:52
I took the liberty to translate one of the flyers that were written after the murders in the LGBT youth center in Tel Aviv. It is one of the only flyers that actually refers to the political association of Nir, that was an active member of the Democratic Front for Peace and Equality, a radical left party in Israel.





Terror in the Streets

What did prepare the grounds for the murders in the youth center? why was it possible for a person to shoot and kill indiscriminately? It was not only the homophobic incitement. Not only the silence of those that are waking up today. This is possible in a society where "illegals" are being hunted down the streets. This is possible in a society that legitimizes the indiscriminately bombing of cities. This is possible in a society that cold-heartedly throws into poverty the elderly and sick ones, the workers and the unemployed.

To be the Opposite of Murder

Nir Katz (may he rest in peace) believed that every creature has the right to live free of suffering, exploitation and killing. He fought for the rights of the LGBT Community. He was Vegan. He was against the Occupation and remembered the Nakba (the Palestinian Catastrophe of 1948). I don't pretend to speak in his name, but i know one thing: I want our lives to be the absolute opposite of this murder. I want to live with respect and love to every living creature. And i want to struggle.

From Jahrzeit Candles to Waving Flags

After the grief and out of it, there is the power and the commitment inside of us to heal society: To wave in the streets the rainbow flags and the red flags. To clean the streets from oppression, hate and weapons. to break every closet, every cage, every polluting factory, every exploitative corporation and to celebrate the festivity of being gay, lesbian, bisexual, trans, hetero and whatever else. In a world that could be so beautiful.

atzen

party 04.08.2009 - 17:40

Eine Prüfung für uns alle
Von Gideon Sa’ar



Solange dieser Mordfall [der Anschlag auf das Beratungszentrum für Homosexuelle in Tel Aviv am vergangenen Samstag] nicht geklärt und die Identität des Mörders festgestellt ist, werden wir weiter fragen: Was treibt einen Menschen dazu, Teenager, ja Kinder zu massakrieren? Was war das Motiv dieses dämonischen Akts?

Am Schauplatz des Anschlags im Herzen von Tel Aviv, zwei Gehminuten entfernt von meiner Wohnung, sah ich vor allem Fassungslosigkeit und Schock in den Augen der versammelten Menge und der Passanten. Die Augen waren voll Tränen, und die Herzen weinten. Als Tel Aviver und als jemand, der magische Momente auf der Nachmanistraße erlebt hat, wo das Verbrechen stattfand, fühlte ich ein säuerliches Gefühl der Scham in mir aufsteigen.

Was passiert mit der israelischen Gesellschaft, das uns von einer schauerlichen Vorstellung zur nächsten führt? Was kann eine Person dazu führen, wahllos Jngen und Mädchen zu töten, die an einen Ort kamen, der ihnen Hilfe und Sicherheit bieten sollte?

Wir müssen vorsichtig sein, solange die Polizei die Ermittlungen nicht abgeschlossen hat. Allerdings darf das Warten auf die Lösung des Falles kein Vorwand dafür sein, einer moralischen Verpflichtung auszuweichen. Für die israelische Gesellschaft ist dies eine Gelegenheit, um klar und eindeutig ihre Verpflichtung zu Freiheit und Toleranz zu bestimmen. Für Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Politiker ist es an der Zeit, zu schwören, dass sie Israels Charakter und seine Zukunft als freie Gesellschaft schützen werden. Denn wo immer eine Person aufgrund ihrer Lebensweise, Entscheidungen, Neigungen oder Unentschlossenheit attackiert oder erniedrigt wird, wird nicht nur die Freiheit und Würde dieser Person untergraben.

Freiheit ist das Lebenselixier. Die Freiheit jedes einzelnen von uns, zu wählen wie er sein Leben lebt, nach seiner Wahl. Die Bereitschaft, alternative Lebensformen zu verteidigen, ist der wahre Test einer freien Gesellschaft. Hass, Intoleranz, Zelotentum und Gewalt sind – alle miteinander verbunden – die großen Feinde der Freiheit. Wir müssen ihnen gegenüber intolerant sein. Es kann keinen Kompromiss zwischen ihnen und der Freiheit geben. Wir müssen entscheiden.



Es ist nicht leicht. Die Feinde der Freiheit sind für ihren Fanatismus bekannt, ihre Liebhaber hingegen für ihre Mäßigung. Doch der Schutz der Freiheit verlangt Entschlossenheit. Der Kampf von Mitgliedern der Schwulen- und Lesbengemeinde dafür, ihr Leben nach ihrer Wahl zu führen, ist nicht allein ihr Kampf. So wie der Kampf für Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern nicht nur eine Angelegenheit der Frauen ist. Das sollten wir im Kopf behalten.

Die israelische Gesellschaft hat in den vergangenen Jahrzehnten erhebliche Fortschritte bei der gegenseitigen Akzeptanz gemacht. Das bedeutet freilich nicht, dass die Aufgabe erfüllt ist. Unter der Oberfläche schimmert die Delegitimierung verschiedener Bevölkerungsgruppen und ihrer Rechte.

Viele unter uns leiden an unerträglichem mentalem Stress; nicht weil sie gesündigt haben, sondern wegen dem, was sie sind. Last uns ihnen in die Augen blicken, die Hand reichen und sagen, dass wir sie so akzeptieren, wie sie sind. Wir sind sie, und sie sind wir.

Israel wird nur dann Großes erreichen, wenn es frei ist. Israel ist nicht Iran, und es wird nicht zu einem Iran werden. Das ist, was wir unseren Kindern versprechen. Das ist, was wir den Kindern versprechen, die das Massaker von Samstagnacht überlebt haben. Das ist, was wir denen versprechen, die in der Nachmanistraße ermordet wurden. Und wir werden dieses Versprechen halten.

Gideon Sa’ar ist Erziehungsminister des Staates Israel.

(Yedioth Ahronot, 04.08.09)

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Schwachsinn — Ich bins

... — Frei_statt_Bayern

merkwürdig — fragender?

Anti-deutsche — sympathisant

liban — as

AntiDs — Für Staaten gegen Menschen

Könnten wir uns.. — Promenadenmischung

Erst denken — dann schreiben

@Name — Antiname

kritik — wann wird ja wohl noch sagen dürfen

@ohmygod — Name

sog. gentests — nn

@ fragender — teamwork, onkel dagobert