Bad Nenndorf: Kreativ und entschlossen gegen Nazis

Bündnis NS-Verherrlichung stoppen! 02.08.2009 12:56 Themen: Antifa
Pressemitteilung (Aktionsbericht/ErstVÖ)

KREATIVE ENTSCHLOSSENHEIT GEGEN NAZI-AUFMARSCH IN BAD NENNDORF
Am 1. August demonstrierten 1.300 Menschen in Bad Nenndorf auf einer vom DGB angemeldeten Demonstration gegen den "Trauermarsch" der Neonazi-Szene. Dabei schlossen sich etwa 400 Leute dem Block des antifaschistischen "Bündnis NS-Verherrlichung stoppen!" an.

Bereits am frühen Morgen versammelten sich 120 Nazi-GegnerInnen direkt vor dem Wincklerbad, um an dieser Stelle den Nazi-Aufmarsch zu blockieren. Zusätzlich ketten sich an gleicher Stelle vier AntifaschIstinnen in einer Betonpyramide an. Durch diese Aktion verzögerte sich der Beginn des Nazi-Veranstaltung

Gegen 10.30 Uhr begann die Polizei die Blockade zu räumen. Dabei ging die BeamtInnen äußerst brutal vor, wodurch zahlreiche AntifaschIstinnen verletzt wurden. Eine der Verletzten erlitt durch den Schlag eines Polizisten eine stark blutende Verletzung am Auge und musste nach der Behandlung durch einen Notarzt ins Krankenhaus gebracht werden. Die Polizei spricht in ihrer Pressemitteilung wahrheitswidrig nur von einer leicht verletzten Person.

Die Entfernung der Betonpyramide gestaltete sich schwieriger und konnte erst gegen 14.00 Uhr abgeschlossen werden, da die Polizei auf eine derartige Form des Protestes nicht vorbereitet war.

Das "Bündnis NS-Verherrlichung stoppen!" bewertet den Tag als Erfolg. Bündnissprecher Daniel Franke erklärt: "Wir konnten zwar wegen des aggressiven Vorgehens der Polizei den Nazi-Aufmarsch nicht komplett verhindern, aber wir haben deutlich gemacht, dass entschlossener Widerstand gegen Neonazis auch in Bad Nenndorf möglich ist."

Vielen AntifaschistInnen gelang es in direkte Nähe des Nazi-Aufmarsches zu kommen und diesen während der Kundgebung vor dem Winklerbad vehement akustisch zu stören. Einige kreative GegendemonstratInnen kletterten auf das Dach des Wincklerbades und warfen buntes Konfetti auf die "trauernden" Nazis.

Die Neonaziszene konnte trotz erheblicher Anstrengungen weniger AnhägerInnen als erwartet nach Bad Nenndorf mobilisieren. Statt der angestrebten 800 bis 1.000 Neonazis fanden nur rund 700 den Weg in die Kurstadt.

"Nach den vielfältigen Aktionen in diesem Jahr sind wir zuversichtlich, den antifaschistischen Widerstand im nächsten Jahren weiter steigern zu können!", so Franke.

Weitere Informationen des "Bündnis NS-Verherrlichung stoppen!" sind auf der Internetseite www.badnenndorf.tk zu finden.
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Ergänzungen

es waren weit über 700nazis dort

leo 02.08.2009 - 13:06
also man sollte die nazi zahlen nicht schön reden
allein auf der nazi demo waren 850nazis (zählung der bullen zum abschluss)
dazu etwa 150 nazis die nicht zur demo zugelassen wurden weil sie sich weigerten weisse t-shirts anzuziehen die die bullen an die nazis austeilten.

bewertung

owl 02.08.2009 - 14:05
der erfolg besteht wohl eher darin, dass es - erstmals - gelungen ist...
1. organisierten widerstand nach b.nennd. zu tragen (in den letzten jahren hätten die faschos auch ohne hilfe der bullen problemlos laufen können)
2. sich in den nach wie vor bescheidenen örtlichen protest einzubringen und diesen ebenso bescheiden mitzuprägen (in den letzten jahren wurde eindeutig "die antifa" als hauptproblem stilisiert)

niemand hat erwartet, dass es mal eben so in der tiefsten provinz gelingt, DAS alljährliche sommer-event der faschos (auch dort intern als ersatz für die hess-märsche eingestuft) zu stoppen. für einen langfristigen erfolg wurden die grundsteine gestern gelegt, im nächsten jahr wird es sicher nicht schlechter aussehen.

dass sich darüber hinaus einige anreisende faschos ihre beulen abgeholt haben, ist da noch ein kleiner bonus...

Schönreden hilft nur den unschönen....;)

k.a. 02.08.2009 - 14:40
"Die Entfernung der Betonpyramide gestaltete sich schwieriger und konnte erst gegen 14.00 Uhr abgeschlossen werden, da die Polizei auf eine derartige Form des Protestes nicht vorbereitet war."

Öhm...na klar! Und wie ist diese Pyramide an den Ort des Geschehens gelangt? Wurde sie in der Tasche versteckt und an Team Green vorbei geschmuggelt? Meiner Meinung nach ganz klare Sache, dass das von den örtlichen Zuständigkeiten zumindest toleriert wurde. So können sich die Verantwortlichen wenigstens einen "Gegen-Rechts"-Button an die Brust heften.

Und wenn hier welche davon reden, dass die Nasen die letzen Jahre auch ohne PolizeiSCHUTZ laufen konnten...Realitätsferne pur! Klar, dass die Polente den Aufmarsch durchsetzen würde, sollte es darauf ankommen. Hier aber nur ansatzweise zu behaupten, dass die realistische Chance bestand, den Aufmarsch gar zu "verhindern", das ist wirkliche Augenwischerei! Was wohl bei einer direkten Konfrontation geschehen wäre?!
Mit Bratwurst und Transparenten gegen evt. wildgewordene Revisionisten? Wohl kaum. Da hilft dann der Zusatz " dass sich darüber hinaus einige anreisende faschos ihre beulen abgeholt haben, ist da noch ein kleiner bonus..." auch nicht weiter! Effizienz? Null komma Nix!
Wenn einer verhindert, dann die Nasen selbst oder aber die Cops, die dann vorgeben, eine "Blockade" von z.B. 500 Menschen im Vergleich zu 800 Bullen nicht räumen zu können. So wird wieder mal der Anschein gewahrt und der Polizeichef kann sich den Sonntag drauf beim Grillen auf die Schulter klopfen lassen!

Aber ruhig weiter im Glauben bleiben, dass man etwas bewirken konnte! Bewirken kann man, aber nur wenn man wenigstens zahlenmässig einen Gleichstand bewirkt! Und hier wird wohl niemand ernsthaft die "Ach-es-ist-Samstag-und-ich-hab-nix-zu-tun-ich-schau-mal-was-so-abgeht"-Bürger zu den wirklichen Protestlern zählen...Oder?!

Freizeit-Antifaschismus stinkt...!


eins sollte man klarstellen

nono 02.08.2009 - 15:11
ohne denn einsatzleiter währen mindestens 1000 nazis aufmarschiert!
dieser einsatzleiter hat es toleriert das man sich festmachen konnte, er sorgte dafür das die bullen zurückgehalten wurden und auch danach nur recht zögerlich eingriffen.
er musste ja die demo route wieder freimachen.
und der einsatzleiter sorgte dafür das die nazis selbst schlichte schwarze pullover abgeben mussten (die nazis wollen dagegen klagen)
und die nazis die sich weigerten ihren pullover abzugeben wurden einfach von der demo ausgeschlossen.
man sollte diesem beamten danken und unterstützen da er jetzt sicherlich einige klagen der nazis bekommen wird!
er sorgte auch dafür das der lautsprecherwagen nicht zugelassen wurde und das mit gründen wo der tüv jedes fahrzeug ohne mängel hätte duchgelassen!

Was denn???

Chaot 02.08.2009 - 15:25
sicher war mehr wie letztes jahr, aber diese mal von erfolg zu schnacken, is jawohl mehr als ein witz. wir waren wenn hoch kommt um die 700 people, nich mehr, der protest war fast nich sichtbar für die faschoschweine, also was??? wie kann man das noch schönreden, was mit kritik und problememn...

Reflexion

anwesender 02.08.2009 - 15:58
Meine Kritik:

1. warum waren so wenig GenossInnen da? Sommerpause, Urlaub oder einfach keine Lust? Oder lag es an der Vorbereitung der Demo? Ideologischen Widersprüchen?

2. Warum gab es keinen eigenen Lauti für den Antifablock? Keine Gruppe vorhanden die sich verantwortlich fühlte? Es fehlte auch an einem eigenen ANtifa Redebeitrag. Die Brochüren für die Demo sind echt super gemacht worden, warum gab es also keinen Redebeitrag?

3. Zu wenig Transpis und Banner, der Block war erbärmlich. Eigentlich kein richtiger Block, sah mehr aus wie ein Sonntagsspaziergang (zwischendurch). Anfangs war es ganz still, nach und nach wurde es dann lauter. Niemand kannte sich aus, außer der Karte war der Großteil orientierungslos.

4. (wichtigster Punkt) überhaupt keine Organisation oder Absprachen was gemacht wird. Es erschiend wie eine Demo aus Konsumenten, niemand hatte Interesse daran gemeinsam zu entscheiden was wir machen wollen! Am auffälligsten war dies kurz vor der zweiten Bürgerlichen Kundgebung, als es einen kleinen Versuch gab zum ehemaligen Internierungslager vorzudringen. Polizei war überrascht, doch Dank der Unfähigkeit der GenossInnen wurde nichts daraus. Wahrscheinlich hätte es auch nicht geklappt, niemand wusste den Weg zum Bad...

Achja, fands auch super dass GenossInnen aus den Niederlanden den langen Weg auf sich genommen haben.
Nächstes Jahr muss es definitiv besser werden, sonst können wir den Nasen den Tag ganz überlassen. Die Bürgerlichen werden nichts erreichen, es liegt an uns!

mehr infos

gibbet net 02.08.2009 - 15:58
die gegendemo als erfolg zu werten, finde ich auch übertrieben. ABER: vielleicht sollte mensch nicht nur kritisieren, sondern sich mal hinterfragen woran es liegt das eine so große faschodemo von so wenigen linken wahrgenommen, bzw. als wichtig angesehen wird. so gab es kaum informationsveranstaltungen in der näheren und weiteren umgebung. und mobilisierung ist nunmal das a und o!!! grade desahlb finde ich es erstaunlich das dennoch, wenn auch kleine, gruppen aus bremen, göttingen und sogar holland vor ort waren!!! von den "örtlichen" antifas, sei es nun wunstorf, schaumburg oder hannover, bin ich jedoch enttäuscht! überall war uneinigkeit und kopflosigkeit zu erkennen... schade, da hätte mehr kommen können!
zur aktion mit der pyramide: warum soll das von den cops gedultet worden sein, wie es hier gesagt wird? die aktion begann früh morgens, als noch kaum cops in der gegen waren... deswegen nicht sagen das ganze war mit den bullen abgesprochen, sondern: nen dickes RESPEKT für die leute die sich diese aktion ausgedacht und vor allem umgesetzt haben! wir brauchen mehr solcher kreativer aktionen!
zum nachgeschehen: bis in den späten abend wurden in und um hannover immer wieder kleinere und größere gruppen von nasen gesichtet. über größere übergriffe ist mir bis jetzt zum glück noch nichts bekannt.

ansonsten gute besserung an die verletzten (vor allem der person mit dem aufgeschittenem auge!) und solidarität mit allen von repressionen betroffenen!

auf das nächstes jahr die mobilisierung besser läuft und auf ähnlich kreative proteste wie dieses jahr!

Reflexion von anwesender

egal 02.08.2009 - 18:59
Da du ja dabei warst hast du ja gesehen das ein genosse von der Polizei einen Schlag mit der Faust ins gesicht bekommen hat. als dann zur Ketten bildung aufgerufen wurde, kamen nur wenig die diese kette versterckten von hinten. Ich selbst habe irgendwann einen schlag in die rippe bekommen, und konnte nur noch kurze zeit stehen in der kette. bis mir atemnot und schwindel einen strich durch machten. als ich aus der kette raus bin, sah ich keinen der nachgekommen ist.
auch sollte man mal prüfen was der privatewachmann da zusuchen hatte.
ansonsten muss ich dir recht geben das durchbrechen hat einen kurzen kick gegeben. zum glück ist weder dem genossen mehr passiert noch mir ich habe eine kleine rippenprellung und gut ist.
aber wir wussten alle nicht wirklich wo und wie die nazis gehen auch hatten wir es schwer die straßen zu durchblicken. somit war eine aktion in kleinen gruppen nicht möglich ohne leute die sich auskennen.

"wir sind nicht alle, es fehlen..."

antifa 02.08.2009 - 19:42
hier sollte schon noch erwähnt werden, dass etwa 100 antifas (aus bielefeld, bremen, göttingen und anderen städten - die mit der bestens vorbereiteten blockade um 6 uhr morgens die bullen schlicht überrumpelt hatten. ???"freizeitantifa"???) durch (rechtswidrige) platzverweise für das ganze stadtgebiet nicht mehr an der demo oder anderen aktionen teilnehmen konnten. die meisten wurden von den bullen mit zwang aus der stadt gebracht. alleine dieser antifamob (durchschnittsalter 25-30, sportfaktor hoch) hätte die faschos wohl nicht so einfach laufen lassen (wenn hier schon über "direkte konfrontationen" spekuliert wird)

fazit: die aktion war gut. der tag war kampagnentechnisch ein erfolg.
(und ich bin lieber mit 100 fitten leuten unterwegs als mit 1000 laberköppen)

Nazis im Anschluß in Faßberg

Bolle 02.08.2009 - 22:05
Stimmengewirr, lautes Lachen und wehende Reichsfahnen. In der Nacht zum 2. August herrscht vor dem ehemaligen Hotel "Landhaus Gerhus" reges Treiben. Etwa 50 Neonazis sind hier seit dem späten Abend von einer Demonstration im nahen Bad Nenndorf eingetrudelt und feiern. Solche Szenen könnten sich im niedersächsischen Faßberg künftig öfter abspielen. Vieles deutet darauf hin, dass der NPD-Multifunktionär und Anwalt Jürgen Rieger hier eine dauerhafte Residenz für die Neonaziszene unterhalten will.

"Die Erkenntnisse für ein solches Vorhaben verdichten sich", sagt Maren Brandenburger vom niedersächsischen Verfassungsschutz. "Rieger redet seit Jahren davon, ein Zentrum zu eröffnen. Die Szene erwartet langsam Taten." Und auch der Bürgermeister von Faßberg, Hans-Werner Schlitte, glaubt: "Die Rechtsextremen haben ein ernsthaftes Interesse an der Nutzung der Immobilie."(...)

Weiterlesen:  http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/das-sind-leute-die-auch-hinlangen/

kreativer Protest

Antifa-Skinhead 03.08.2009 - 01:07
Also, ich möchte auch einmal Stellung zu der Blockade von ca. 100-120 Antifaschisten in den frühen Morgenstunden direkt vor dem Wincklerbad beziehen.
Ich selbst war einer der vielen und muss sagen dass ich unseren protest sehr gut fand.
Zu den Vorwürfen dass die Bullen dass alles genehmigt hätten oder uns haben gewähren lassen kann ich nur lachen.

Die Aktion war im Vorfeld ziemlich gut geplant und anscheinend haben alle Vorsichtsmassnahmen zuvor (manche Teilnehmer haben erst in einen der Busse dorthin erfahren was nun genau geplant ist, andere haben am Vorabend erst Treffpunkt und Zeit für den bus erfahren) gewirkt. Den die Bullen die zu Beginn mit nur 4 wannen vor dem wincklerbad waren waren schlichtweg überrumpelt als um kurz vor 6 Uhr eine komplette Busladung buntgekleideter antifaschisten sich spontan auf den Vorplatz des Wincklerbades positinierten.

Die Bullen wussten gar nicht was nun zu tun ist und orderten zunächst einmal Verstärkung. Ihre Überforderung konnte man deutlich ansehen als sie zahlenmässig unterlegen waren als plötzlich noch ein 2. Bus mit weiteren 50-60 Personen dazustossen wollte. einige Bullen stelleten sich in den weg so dass sie überrannt werden mussten. Trotzdem blieb es friedlich (auch wenn ein Bulle behauptete dass eine junge Antifaschistin ihn beim "Überrennen" einen kopfstoss verpasst haben soll. (Interessant ist auch dass dieser Bulle von der einsatzleitung im Nachhinein als verletzten Beamten zählt, wo er doch noch den gesamten tag weiterhin im Dienst verbracht hat!) Da ich live dabei war kann ich bestätigen dass außer ein wenig Geschubse nichts passiert ist, vor Allem kein Kopfstoß (zumal besagte antifaschisten 2 Köpfe kleiner war als der jammernde Bulle)!

Als dann auch noch ein LKW in die Straße einbog ließen die Bullen ihn gewähren, da sie ähnlich wie zahlreiche aktivisten davon ausgingen dass es sich um normalen Lieferverkehr handelte, doch sobald der Lastwagen auf Höhe der Blockade war blieb er stehen wurde von mehren antifaschisten beschützt und in Windeseile wurde plötzlich über die Ladefläche und Rollwagen mit Hilfe von Brecheisen die Pyramide auf den Platz gebracht. (Soviel zu der Ausage ob sie in der Hosentasche beigefügt wurde). Bevor die Bullen genau schalteten was passierte waren die 4 aktivsiten schon mit ihren armen in der Pyramide festgekettet. ein sehr hitziger Bulle, der es als erstes mitbekamm stürmte noch im alleingang auf die aktivisten zu und versuchte sie loszureißen und schrie: "scheiße, die wollen sich hier anketten!". Das einzig positive von der Polizei an diesem Vormittag war dass dieser wirklich hitzige Bulle (Zitat zu einem der aktivisten: " Du hast es nicht anders gewollt. Dann brech ich die halt den arm") nach kurzer Zeit von der Pyramide entfernt wurde.

Nach diesen vorfall wurde die Blockade die ganze Zeit über gekesselt von voll ausgerüsteten Bullen, welche auch schon mit helm praktisch nur auf ein Kommando warteten.
Dem buntgekleideten (wahrscheinlich trauten sich die Bullen nicht so hart durchzugreifen, da die aktivisten nicht klar als Black Block zuzuordenen war, sondern auch bürgerlicher Natur sein konnte und wegen der sofort anwesenden Presse und anwälten vor Ort) Protest brach das kein Abbruch. Trotz Kesslung gelang es weiteren Aktivisten sich der Blockade anzuschließen. Danach wurden aber auch die "Löcher" im kessel gestopft und hinzukommende aktivisten die sich an der Blockade beteiligen wollten wurden nicht mehr auf den Vorplatz zum wincklerbad zugelassen, ja sogar ohne ersichtlichen Grund abgeführt als sie direkt hinter den kesselnden Bullen eine Decke zum antirassistischen Picknick ausbreiteten.

Der Protest war ziemlich gut vorbereitet und genug mit Essen und Trinken versorgt, so dass die taktik der Bullen nichts in den kessel reinzulassen nicht aufging.

Die Bullen rüsteten immerweiter auf, bis irgendwann weit über 200 Bullen beim wincklerbad stationiert waren. Man schoss Fotos von den aktivisten unter anderen auch durch schaulustigen anwohnern die die Bullen in ihre Häuser gelassen haben.

Irgendwann hieß es der einsatzleiter wäre auch vor Ort und er hätte richtig Bock uns gewaltsam räumen zu lassen, weil er die ordnungsgemäss angemeldete Demonstration der Nazis nicht verhindern oder unterbinden will. Ab diesen zeitpunkt kam es zu ersten Verhandlungen mit den bullen und den anwälten.

Doch die angebote der Bullen waren zu Beginn mehr als nur lachhaft (Platzverweis für das gesamte Stadtgebiet + ED Behandlung aller Anwesenden, dafür keine Gesa-Inhaftierung), so dass sich die Verhandlungen ziemlich lange hinziehen.

Die Ativisten waren aber zu keiner Zeit wirklich gewillt auf die Forderung der Bullen (den Platz zu räumen) einzugehen. So liess man dann verlauten: Entweder wir gehen alle oder keiner! 8Da uns bewusst war dass die 4 Aktivisten welche an die Pyramide angekettet waren nicht so einfach mitgehen konnten). Also dann das übliche Prozedere: 3 Aufforderungen der Bullen, dann Kettenbilden und die Bullen rissen in mühseligger Arbeit die Ketten gewaltsam auseinander (hierbei wurde nicht nur einer aktivisten ins Auge geschlagen, so dass Galssplitter ihrer Brille die stark verletzten, sondern auch Würgen, Hände vor Nase und Mund (Luft abschnüren), reißen und schlagen keine Seltenheit). Aktivisten welche sich von den bullen "tragen" ließen wirden auch nur solange von mehren Polizeikräften getragen wie die Kameras der Presse darauf gerichtet waren, danach wurden sie oftmals nur noch hinter sich hergeschliffen, weshalb es zu weiteren leichten Blessuren und Verltzungen kam.

Von zahlreichen aktivisten wurden danach Fotos gemacht. Von allen wurden die Personalien aufgenommen und alle Aktivisten bekammen einen schriftlichen Platzverweiß ausgehändigt, welcher sich auf das gesamte Stadtgebiet Bad Nenndorf bezog (was eigentlich nichtmals rechtskräftig ist).

Aufgrund der Vielzahl von Aktivisten zog sich das gewaltsame Räumen des Platzes ziemlich hin, weshalb unter den aktivisten die Hoffnung bestand dass der Naziaufmarsch vielelicht doch aufgrund eines zu hohen Sicherheitsrisikos nicht zum wincklerbad führen dürfte, doch durch die zahlreichen Kontrollen und Versätungen der Nazis ging der Trauermarsch mit über 3 stunden Verspätung doch die geplante Route. da mittlerweile auch die 4 aktivisten aus der Pyramide vom THW aus der Pyramide "befreit" wurden und in die Gefangensammelstelle untergebracht wurden. Sie sollten am Nachmittag auch noch den Haftrichter vorgeführt werden (wie das ausgegangen ist, entzieht sich leider meinen Kenntnisstand).

Aufgrund der Platzverweise blieb uns nichts anderes übrig als mit Polizeigeleitschutz zu unseren Bussen zurückzukehren und mit Aufpassern die hinter uns herfuhren wirklich zurück auf die autobahn zu fahren, deshalb konnten wir uns an der offitziellen gegendemonstration nicht beteilgen und können dazua uch nichts äußern.

Dennoch hoffen wir mit der aktion ein zeichen gesetzt haben zu können. Ein protest ist auch in bad Nenndorf möglich! Wir selbst kommen nicht aus Bad Nenndorf sondern sind für den Protest auch mehrere Stunden gefahren! Organisiert euch! seit kreativ! Zeigt widerstand auch im nächsten jahr! Naziaufmärsche verhindern in bad Nenndorf und anderswo!

Ich hoffe dass ich mit dieser doch etwas längeren ergänzung den protest für alle welche nicht vor Ort waren verständlich zu machen und auch unsere absichten deutlich machen konnte. Zudem wollte ich definitiv klar stellen dass die Bullen uns nicht so wohlgesonnen waren wie in den anderen ergänzumngen oftmals vermutet!!!

Organisiert euch!

Neonazis stoßen erstmals auf Widerstand

http://www.netz-gegen-nazis.de 03.08.2009 - 10:21

FOTOS von Nazis?

egotrip 03.08.2009 - 11:11
wo zum teufel bleiben die fotos von den nazis?
gibts auch videos?
muss es geben, es wurden ja viele fotos geschossen, bitte also auch mal veröffentlichen!!!

Verhalten der Bürger

Demoteilnehmer 03.08.2009 - 12:38
Interessant ist noch zu erwähnen, wie die bürgerliche Demo auf die Blockade reagiert hat. Nachdem ein Antifaschist sich nach der Räumung der Blockade zur bürgerlichen Demo durchgeschlagen hatte, berichtete er über die Brutalität der Bullen bei der Räumung. Kein anderer Redner ging darauf ein, alle machten ihre normalen Wahlkrampfreden. Als dann einige Antifas noch Aktionen starten wollten, forderte die Demoleitung die Ordner auf, sofort dagegen einzuschreiten. Zum Schluss bedankte sich dann noch das Bündnis für den guten und friedlichen Einsatz der Polizei. Verwunderlich ist so ein Verhalten nicht, ist doch immerhin ein Bulle mit im bürgerlichen Bündnis.

Fazit: Dem "bunten Bündnis" ist es scheißegal, wenn Antifas niedergeprügelt werden. Daher ist eine weitere Zusammenarbeit in Frage zu stellen.

Bündnis "Bad Nenndorf ist bunt"

Entnervter Antifa 03.08.2009 - 18:25
@ Demoteilnehmer 03.08.2009 - 13:38

Nicht erst jetzt ist diese "Zusammenarbeit" in Frage zu stellen. Schließlich ist der Bulle bereits seit Ende 2006 in diesem Bündnis drin. Von daher ist es auch überhaupt kein Wunder, dass sich strategische Überschneidungen ergeben: Das Bündnis wird an den Bullen sicherlich keine Kritik üben und die Bullen ihrerseits am Bündnis auch nicht. Beide legitimieren sich bestens gegenseitig und profitieren von ihrer Zusammenarbeit. Was sich Antifas von diesem Bündnis versprechen, bleibt kritisch zu hinterfragen. Erfolgreich, in einem emanzipatorischen Sinne, geht die Antifa hieraus nicht hervor (und wird es auch zukünftig nicht).

@ antifa 03.08.2009 - 15:11

Dein Kommentar ist absolut typisch. Sobald Kritik am Bündnis "Bad Nenndorf ist bunt" und den Antifas kommt, die mit diesem zusammengearbeitet haben, kommt der Beißreflex (man wolle spalten etc.). Das Medienecho sei ein Erfolg? Sicherlich ist die Blockade nicht verrissen worden, aber das hat nix mit einer "Zusammenarbeit" mit "Bad Nenndorf ist bunt" zu tun. Ein Erfolg sieht trotzdem anders aus. Gemeinsam mit Leuten demonstrieren, die sich für ein starkes, tolerantes oder buntes Deutschland empfehlen wollen (so wie die CDU), mit diesen Leuten kann man nicht demonstrieren, sofern es um mehr als "nur" Nazis geht. Dementsprechend ist das Ergebnis: Aus 800-900 Demonstrierenden auf der Bündnis-Demo, davon etwa 300-400 "Linken" und etwa 200-300 auswärtigen Bürgers, werden über 1.500 DemokratInnen gemacht. Linke Inhalte gab es an diesem Tag nicht, außer man schummelt den DGB-Redebeitrag von Brown dazu.

Auch in Zukunft ist nicht zu erwarten, dass sich hieran etwas ändert. Vermutlich werden die BürgerInnen-Proteste wieder abnehmen, wurde hier schließlich ein enormer zeitlicher und finanzieller Aufwand über mehrere Monate von Einzelpersonen betrieben, der so nicht mehr weiterzuführen ist. Die Nazis werden vermutlich dieses Level der Mobilisierung halten können und evtl. weiter ausbauen. Was die Antifa angeht, sehe ich schwarz. Besonders dann, wenn fast Konsens ist, dass dieses Jahr einen Erfolg darstellt. Selbst in den eigenen Reihen haben die Leute keine Lust mehr auf Bad Nenndorf. Natürlich liegt das daran, dass dort "nix geht", was ja leider für viele das wichtigste ist, aber auch wegen fehlender Konzepte und nicht-transparenter Vorgehensweise der Antifa-Orga wollen viele einfach nicht mehr in dieses braune Nest fahren (hatte es eben nie was bewirkt).

Viel Text!

woha 03.08.2009 - 19:57
Ich bewerte den Tag alles in allem als Erfolg!
Zum ersten Mal ist dank bester Organisation Antifaschistischer Protest in Form von Blockaden in Bad Nenndorf möglich gewesen und zum ersten Mal wurde die tausender Marke an Gegendemonstranten überschritten!
Ich persönlich war nicht bei der Blockade, sondern nur bei der eigentlichen Demo dabei und frage mich ernsthaft, warum so viele Antifa auf eigene Faust losrennen und sich nicht absprechen! Hätten alle zusammengehalten, dann hätte man unter Umständen vielleicht wenigstens kurz zum Winklerbad vordringen können. Aber immer wenn man wieder eine größere Gruppe zusammen hatte, hat sich diese sofort wieder auseinander gesprengt. Ich muss dabei leider auch starke Kritik an vielen angereisten Bremern äußern (bestimmt auch viele andere, die Bremer sind mir aber die einzig bekannten). Nächstes Mal also besser absprechen. Außerdem bekomme ich Anfälle, wenn mir auf der Demo gesagt wird, dass ich doch den Mundhalten solle, wenn ich mich über fotografierende Antifas aufrege und jetzt hier im Netz auf Naziseiten Fotos von uns aus nächster Nähe sehe. Fotografieren auf Demos ist scheiße, egal von welcher Seite!
Das Bündniss ist sicherlich alles andere als Prima, doch ohne hunderte Bürger hätte der Protest total lächerlich ausgesehen. Und zumindest ein Sprecher auf dem Lautiwagen hat gesagt, dass sich die Militanten und die Bürgerlichen Antifas nicht spalten lassen sollen etc.
Ich denke, dass man auf diesem Tag aufbauen kann und im nächsten Jahr ein Aufmarsch der Nazis entschlossen und kreativ verhindert werden kann!

Viele Fragen, einige Antworten

Demoteilnehmer 04.08.2009 - 21:54
@ Entnervter Antifa: mir ist durchaus bewusst, dass der Bulle seit 2006 bei dem Bündnis ist. Bisher spielte es jedoch keine Rolle, da sich das Bündnis am eigentlichen Tag immer verpisst hat und somit das Bündnis keine Rolle gespielt hat. Also stellt sich die Frage erst jetzt. Zudem nicht nur der Bulle eine untragbare Rolle gespielt hat. Ich erinnere mich noch an das letzte und vorletzte Jahr, als während der ganzen Demo ein Mensch vom Ordnungsamt mit einem Messgerät herumlief, um die Lautstärke zu messen und uns gegebenenfalls unsere Demo aufzulösen. Dieses Jahr kam sein Chef in Gestalt des Bürgermeisters und erzählte, wie toll Antifaschistisch er doch ist und wie wichtig es ist, gegen Nazis zu protestieren. Auf einmal war jeder Politiker ein Antifaschist, nur der CDU´ler wollte es sehr Bund und lehnte Extremismus in jeder Form ab.
Ich würde das mit der Antifa nicht so kritisch sehen. Das was geht, haben wir ja vorm Winklerbad gezeigt. Dass dieses noch ausbaufähig ist, ist unbestritten. Aber immerhin waren 120 Leute dieses Mal kreativ. Wenn es beim nächten mal mehr sind, andere Aktionen finden, uns besser vernetzen, nun ja, kein Aufruf zu strafbaren, aber nötigen Handlungen… Also auch in Bad Nenndorf geht was, das haben wir gezeigt und das werden wir im nächsten Jahr noch größer Zeigen. Und im Übrigen: Was ist die Alternative? Wegbleiben?
Welche Vorgehensweise der Antifa-Orga kritisierst Du? Sollte in indymedia z.B. stehen, dass wir eine Blockade am Winklerbad organisieren? Wohl kaum. Scheiße war und ist es auf anderen Demos auch, dass sich die Antifa bei Aktionen zu wenig abstimmen. Aber mal ehrlich, dass kann nicht erst auf der Demo erfolgen, sondern muss vorab passieren.
@Woha: Es stimmt, dass ein Redner sich gegen die Spaltung ausgesprochen hat. Aber er hat durchaus mehr gesagt: Zuerst einmal hat er auf den brutalen Bulleneinsatz am Winklerbad aufmerksam gemacht. Er hatte selber einen Platzverweis erhalten und nun Angst, dass die Bullen ihn räumten (was nicht unrealistisch war, weil zumindest ein Bulle, neben dem ich stand, einen anderen Bullen auf ihn aufmerksam gemacht hat. Hoffe, den Genossen geht es gut). Danach äußerte er sich sehr kritisch zu der Frage, wo die Bürgers eigentlich im letzten Jahr waren. Er ging auch auf die Diskussion zum Begriff Extremismus bei den Bürgers ein. Danach meinte er, es solle zu keiner Spaltung kommen und man müsse zusammenarbeiten. Und was passierte danach? Ist ein Bürger darauf eingegangen, warum er im letzten Jahr nicht gekommen ist? Hat ein Bürger sich dazu geäußert, dass der Bulleneinsatz scheiße war? Hat ein Bürger sich dafür eingesetzt, dass der Genosse sicher nach Hause gekommen ist? Nein, die Bürger taktieren weiter mit den Bullen. Das Bündnis ist weiter kritisch zu hinterfragen.
@ Antifa: Ähmmm, also nur wenn man in einem bürgerlichen Bündnis ist, bekommt man gute Presse? Das wäre für mich der letzte Grund, in solch ein Bündnis zu gehen und war auch nicht Ziel der Leute, die zu dem Bündnis gegangen sind. Wenn sich die Bürgers bei den Bullen für ihre gute Arbeit bedanken, die vorab uns verprügelt haben, dann ist das in Frage zu stellen. Dieses ist unabhängig von einer Spaltung. Scheiße, ich war selber in solchen Bündnissen für die Antifa und habe sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Ja, nach außen tun alle Bund, aber innerlich sind die Farben schwarz und rot nicht gleichberechtigt. Du wirst mir doch nicht erzählen, dass das im Bunten Bündnis Bad Nenndorf anders ist? Welche Aufklärungsarbeit musste im Bündnis um den Begriff Extremismus geleistet werden?
Außerdem: Spaltet man ein Bündnis, wenn man es kritisch Hinterfragt? Wenn das Bündnis so instabil ist, dass man eine Zusammenarbeit nicht hinterfragen kann, ja dann wirklich schnellstmöglich raus aus dem Bündnis, rein in den Straßenkampf. In diesem Zusammenhang: Am Sonntag war Nachbereitungstreffen der Bürgers. Hat jemand Informationen?

Demorede

einer der Redner 04.08.2009 - 22:29
Demoteilnehmer : Vielen Dank der Nachfrage. Hatte an dem Tag keine Lust auf GESA und bin daher ohne Polizeikontakt nach Hause gegangen. Jede Polizeikette endet irgendwo und ist somit kreativ umgehbar. Und da die Polizei meinen Namen kennt, Fingerabdrücke hat und wir in einem regen Kontakt stehen, können die den Rest auch schriftlich machen.

Rest : Unten steht die Rede, die bereits hier angesprochen wurde. Allerdings fehlt der Teil über die Blockade, den Polizeieinsatz und meinen Platzverweis. Hilft vielleicht bei der Diskussion?

Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,
Liebe Mitdemonstrantinnen und Mitdemonstranten,

es ist erfreulich, dass sich heute so viele Menschen in Bad Nenndorf eingefunden haben, um gemeinsam gegen den Naziaufmarsch zu protestieren. Hier stehen heute Vertreterinnen und Vertreter von Parteien, Gewerkschaften, Religionsgemeinschaften und verschiedenster Vereine sowie zahlreiche Einwohnerinnen und Einwohner dieser Stadt. Selbstverständlich fehlen auch die Anhängerinnen und Anhänger antifaschistischer Gruppen nicht, die sich im Bündnis "NS-Verherrlichung stoppen!" zusammen geschlossen haben und für die ich hier heute sprechen darf.

Der Protest steht in diesem Jahr auf einer sehr breiten Basis. Das war allerdings nicht immer so. In den letzten Jahren wurden die Demonstrationen gegen die Naziaufmärsche fast ausschließlich von uns getragen. Die so genannte "Mitte der Gesellschaft", die hier heute so zahlreich vertreten ist, hat in den Vorjahren nicht selten die Nase gerümpft, wenn wir Antifaschistinnen und Antifaschisten durch Bad Nenndorf liefen. Schnell wurde die Extremismuskeule ausgepackt um Neonazis und Antifa in einen "Topf" werfen zu können. Es ginge beiden Seiten ja nur um Gewalt und ihre Ideologien unterschieden sich ja im Grunde gar nicht, es handele sich eben um Extremisten. Somit ließ sich all die Jahre auch immer das rigide Vorgehen der Polizei gegen die antifaschistischen Demonstrationen rechtfertigen. (Hier bin ich nochmals in freier Rede auf die Brutalität der Polizei am Winklerbad eingegangen).

Einer genaueren Betrachtung hält der Vergleiche von Neonazis und Antifa aber nicht stand. Neonazis wollen eine so genannte Volksgemeinschaft errichten, der man nur nach bestimmten rassistischen Kriterien angehören kann und in der man sich in allen Lebensbereichen strengsten Hierarchien unterzuordnen hat. Frauen sollen wieder auf ihre Rolle als Mutter reduziert werden. Zusammengehalten wird dieses ideologische Konstrukt von einer starker Abgrenzung nach außen durch einen fanatischen Antisemitismus. Die Liedtexte zahlreicher Neonazi-Bands lassen keinen Zweifel daran, was Jüdinnen und Juden nach einer Machtergreifung der braunen Brut erwarten zu hätten: Die Fortsetzung der 1945 gestoppten völligen Vernichtung.

Dieser Wahnsinn wird von Anhängerinnen und Anhängern der Extremismustheorie nun mit dem genauen Gegenteil gleichgesetzt, nämlich dem Widerstand von Antifaschistinnen und Antifaschisten gegen die neonazistische Ideologie der Ungleichheit und der Vernichtung. Dabei beweisen so viele, besonders junge Menschen, die sich antifaschistische engagieren ein hohes Maß an Idealen. Sie haben das Grauen des Faschismus nicht selbst erleben müssen. Die Bilder und Berichte aus dieser Zeit reichen ihnen aus, um zu wissen: So etwas darf nie wieder geschehen. Es muss mit aller Kraft verhindert werden. Dabei bleiben direkte Konfrontationen mit der militant agierenden Neonazi-Szene natürlich nicht aus, die sich dabei besonders skrupellos gibt. Ein Familienvater, der sich 1999 über zu laute Nazimusik beschwerte, wurde vom Neonazi Marco Siedbürger tot getreten. Dieser Neonazi, der zur regionalen Nazi-Szene gehört, hat viele weitere Übergriffe begangen, zu Letzt im Frühjahr in Wunstorf, wo er mit 30 Gleichgesinnten auf zwei jugendliche Antifaschisten losgegangen ist und diesen erhebliche Verletzungen zugefügt hat. Auch der Anmelder des heutigen Naziaufmarsches, Marcus Winter, ist alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. 2002 war er an der Entführung und Misshandlung eines Jugendlichen in Rinteln beteiligt. Solche Beispiele, die von der tiefen Menschenverachtung der Neofaschisten zeugen, ließen sich noch Stundenlang aufzählen.

Es sollte auch so deutlich geworden sein, dass Antifaschistinnen und Antifaschisten damit nicht gleich zu setzen sind und dass es mehr als legitim ist, sich entschlossen gegen solche Umtriebe zu Wehr zu setzen. Legitim ist es auch, sich danach zu fragen, wie die neonazistische Ideologie entsteht. Sicher nicht in einem luftleeren Raum, sondern in dieser Gesellschaft. Darum ist auch eine Gesellschaftskritik, wie wir AntifaschistiInnen und Antifaschisten sie betreiben, berechtigt. Die Folgerungen daraus sind die Forderungen nach einer Gesellschaft, in der alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, Hautfarbe und sexuellen Orientierung frei und gleichberechtigt leben können. Das ist nicht extremistisch, das ist menschlich!

Unmenschlich zeigen sich nur die Nazis, die hier in Bad Nenndorf Kriegsverbrecher wie Oswald Pohl verherrlichen wollen. Allein schon, wenn man sich die genannten Gewalttaten der hier auftretenden Neonazis ansieht, ist es ein Hohn, dass sie sich zum Anwalt von tatsächlichen oder vermeintlichen Folteropfern machen wollen. Sicherlich sind im Wincklerbad zwischen 1945 und 47 auch zu verurteilende Dinge passiert. Doch Neonazis, deren Ideologie die brutale Ausrottung ihrer politischen Gegner vorsieht, haben moralisch kein Recht, dagegen ihre Stimmen zu erheben. Sie sind sich der Gräueltaten ihrer Vorgänger auch voll bewusst. Diese erschweren es ihnen, neue Anhänger zu gewinnen. Daher brauchen sie Orte, an denen sie die Verbrechen des deutschen Faschismus relativieren können. Leider zieht diese Masche. Zu den Naziaufmärschen anlässlich der Bombardierung Dresdens kommen alljährlich mehrere Tausend Neonazis. Auch hier in Bad Nenndorf steigt die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Jahr zu Jahr. Doch wir wissen: Der Holocaust ist mit nichts zu relativeren! Der industrielle Massenmord an 6 Millionen Jüdinnen und Juden ist historisch einmalig - einmalig grausam. Die Befreiung der Konzentrationslager und Zuchthäuser der Nazis durch die Alliierten lässt für den 8. Mai 1945 nur eine Bezeichnung zu: Befreiung! Unsere Aufgabe muss es sein, an diese Tatsache zu erinnern, wenn Neonazis aufmarschieren und zu jeder anderen Zeit!

Unverhohlen hat ein Redner auf dem Naziaufmarsch im letzten Jahre gefordert, den jüdischen Staat Israel atomar auszulöschen. Einen deutlicheren Beweis dafür, wie der Nazi-Mob tickt, der hier in Bad Nenndorf aufmarschiert, gibt es wohl nicht und dass dessen Gedenken hier eine bloße Inszenierung ist, um neue Anhänger zu gewinnen, mit denen sich ihre Phantasien vom Massenmord in die Tat umsetzen lassen.

Besagte Rede wurde übrigens unter den Augen und Ohren der Polizei gehalten, die es nicht für nötig hielt einzugreifen und die auch sonst alles Tat, um den Neonazis einen störungsfreien Aufmarsch zu garantieren. Willkommen in Bad Nenndorf? Nicht mit uns!

Lasst uns nicht warten, bis es zu spät ist. Lasst uns die Spaltung in gute und böse Gegendemonstranten überwinden. Lasst uns zusammen alles tun, um dem Treiben der Neonazis in Bad Nenndorf und überall sonst ein Ende zu bereiten. Nur ein verhinderter Naziaufmarsch ist ein guter Naziaufmarsch!

(Viele Dank.)



Wenn ich dazu aufrufe, dass wir eine Spaltung überwinden müssen, ist dieses letztendlich sicherlich auch als ein Aufruf an die Bürgerlichen zu verstehen. Und genau dieses haben sie nicht verstanden, als sie die Polizei gelobt haben.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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jojo — jo

Gefährlicher Trend — bärchi

Vielen Dank — nochmal

!!! — JAAA!

k.a heisst keine ahnung — hamburger jung

Vergeßt das bitte nicht — Teilnehmer

@"Demoteilnehmer" — antifa

blockade — egal

Clever?Wohl kaum... — Antinazi

Push Creative Protest — LaberSchwabe