muc: Das gestörte Gelöbnis

Brannenburger_in 01.08.2009 11:11 Themen: Militarismus
Trotz 1300 Bullen – Gelöbnis in München mehrmals gestört
Unter der Überschrift „Das gestörte Gelöbnis“ berichtet Iris Hilberth in der Frankfurter Rundschau über das öffentliche Gelöbnis am vergangenen Donnerstag in München. „München. Überall Absperrgitter, überall Polizei“ so beginnt der Artikel. Richtig öffentlich war das angeblich öffentliche Gelöbnis nicht, denn die 1300 eingesetzen Polizist_innen sortieren das Publikum an Etwa 200 Kriegsgegner_innen mehrerer Polizei-"Schleusen" aus. „Linke, Pazifisten, Antifaschisten. Einige Demonstranten wies die Polizei bereits an den Absperrgittern ab - etwa, weil sie Flugblätter der "Roten Hilfe" dabei hatten.“ schrieb die Süddeutsche Zeitung. Nach angaben der Abendzeitung waben es trotzdem 400 [1] Demonstranten unter die Schaulustigen am Marienplatz gemischt und versuchten das Gelöbnis zu stören. Es flogen immer wieder Papierschnipsel mit antimilitaristischen Parolen, Plakate und Transparente wurden hochgehalten und animilitaristische Parolen wurden gerufen, welche das Gelöbnis erheblich störten „als gegen 14.45 Uhr die Rekruten die Gelöbnis-Formel sprachen, konterten die Demonstranten mit Buhrufen.“ schreibt die Süddeutsche „Übertönten mit Parolen und Sperchchören die Zeremonie“ heißt es in der Abendzeitung. Einem Aktivisten gelang es , die Abperrung pünktlich zum eigentlichen Gelöbnis zu überwinden und mit dem Ruf "Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!" einmal quer über den Platz zu rennen. Der Kriegsgegner wurde von Feldjägern zu Boden gerissen und von der Polizei in Gewahrsam gesteck. Da war er jedoch nicht der einzige, denn nach Polizeiangaben [2] wurden 42 Personen vom Marienplatz verwiesen und zwölf Personen vorläufig festgenommen (Verstöße gegen das Waffen- und Pressegesetz, Beleidigung, Nötigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte). Die Straftat der Beleidigung sollen u.a. Personen erfüllt haben, welche auf Regenschirmen Tucholsky zitierten. Auch drei Aktivisten, die beim Gelöbnis unter Ketchupeinsatz wie Erschossene umfielen, wurden abgeführt. „Man habe den friedlichen Protest zulassen, gleichzeitig aber Störungen verhindern wollen“ so die zynische Aussage eines Polizeisprecher gegenüber der SZ doch sogar diese stellte fest „ Zuletzt sind so gut wie keine Plakate mehr auf dem Platz zu sehen, nur noch eine Peace-Fahne und ein Schirm in Regenbogenfarben - das ist unverfänglich genug. Schriften wie "Fuck the army" werden verboten.“

Selbst der konservative Münchner Merkur [3] , welcher im vorfelt massiv gegen die Gelöbnisgegner_innen hetzte, schreibt über z.T. Brutale Polizeieinsätze:„Ich habe nur ein Plakat hochgehalten“, berichtet der 71-Jährige. Auf diesem stand „Auch Töten auf Befehl ist Mord“. Der Friedens-Aktivist erlitt beim Abführen blutende Wunden an Oberarm und Handgelenk. „Ich werde Anzeige wegen Körperverletzung erstatten (..) In Polizei-Gewahrsam genommen wurde auch Stadtrat Orhan Akman – wegen drei Plastik-Pfeifen in seiner Tasche. „Ich bin entsetzt über die Staatsgewalt“, sagte der Linke-Politiker“.

Insgesamt kann die Linke die Aktivitäten gegen das Gelöbnis als Erfolg werten. Die Bundeswehr musste geschütz von 1300 Polizisten, hinter Absperrgitten (wie auch Nazikundgebungenen geschützt werden) geloben. Aus ddem öffentlichen Gelöbnis wurde ein halb-öffentliches und dieses wurde noch massiv gestört. Auch die Vorfeldaktionen wurde viel Öffentlichkeit geschaffen. So wurden an mehreren hunderten großen Plakatwänden, an Unterführungen, in S- und U-Bahnuntergeschossen die Werbung kreativ umgestaltet und zum Zwecke der Mobilisierung gegen das BW-Gelöbnis umfunktioniert. [4] Zudem soll es auch direkten Aktionen gegen DHL gegeben haben und ein Fahrzeug der Bundeswehr soll vor dem Gelöbnis in München völlig ausgebrannt sein [5].

[1] Ralph Hub: Abgeführt für einen Pfiff, Abendzeitung vom 31.07.09, S.2; München; abdere Quellen sprechen von 300 bzw. manchmal auch von 200 Demonstrant_innen welche es auf den Marienplatz geschafft hatten.

[2]  http://www.polizei.bayern.de/muenchen/news/presse/aktuell/index.html/98466

[3] Sven Rieber: Kritik am Polizeieinsatz, Münchner Merkur Nr 174 vom 31.07.09; S.33, München
 http://www.merkur-online.de/lokales/nachrichten/kritik-polizei-einsatz-425896.html?cmp=defrss

[4]  http://de.indymedia.org/2009/07/257000.shtml

[5]  http://www.sueddeutsche.de/muenchen/982/482438/text/
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Ergänzungen

Operette ist die Fortsetzung der Politik

mit anderen Mitteln 01.08.2009 - 14:58
Fotos vom Paradeplatz

Kein Bund fürs Leben!

saz 01.08.2009 - 15:58
Kein Bund fürs Leben!

In letzter Zeit scheint die Bundeswehr überall zu sein: Egal, welchen Medien wir gerade Aufmerksamkeit schenken, sein es Radio, Zeitung, Internet oder Fernsehen, überall werden wir unangenehm von ihr überrascht.

Der nette Arbeitgeber von nebenan?
Ein Berliner Radiosender bringt regelmäßig einen Werbespot der Bundeswehr, welcher dann auf eine ihrer Internetseiten verweisen soll. In der Jugendzeitung „Spiesser“, welche kostenlos in nahezu jeder Berliner Schule zu finden ist, läuft genau das gleiche Spiel ab. Hier werden immer wieder ganzseitige Anzeigen des „Arbeitgebers Bundeswehr“ veröffentlicht. Und bei der Sendung „TV Total“ etwa war die Big Band der Bundeswehr vier Tage zu Gast.
Es ist klar: Die Bundeswehr wirbt nicht ohne Grund in Medien, die vor allem ein junges Publikum ansprechen wollen. Die Streitkräfte der BRD suchen dringend Nachwuchs. Und wie rekrutiert man am besten Teenager? Indem man als souveräner, jugendfreundlicher Arbeitgeber auftritt. Das versucht die Bundeswehr natürlich auch bei speziellen Veranstaltungen im Jobcenter oder Auftritten mit einem eigenen Werbemobil. Auf den ersten Blick scheint die Bundeswehr für junge Menschen ein attraktives und sinnvolles berufliches Angebot nach der Schule zu sein. Ein Studium beim Bund verspricht viele Vorteile:
„Einen krisensicheren Arbeitsplatz, gute Perspektiven für die Zukunft und die Möglichkeit, nach der Bundeswehrzeit in dem studierten Beruf zu arbeiten“.
Und was haben wir daran zu kritisieren? Nicht nur, dass man sich für 12 Jahre verpflichten muss, wenn man sich für ein Studium bei der Bundeswehr entscheidet, man muss sich auch darüber bewusst werden, für wen man dann arbeitet. Schon die Geschichte dieses Vereins spricht Bände: Nur sechs Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs startete man den Wiederaufbau einer deutschen Armee. In den ersten Jahren waren die meisten Soldaten ehemalige Offiziere der Wehrmacht und den Namen „Bundeswehr“ erhielten die deutschen Streitkräfte vom früheren Wehrmachtsgeneral Hasso von Manteuffel. Die Bundeswehr setzt die Kontinuität deutscher Kriegsführung, kaum gebrochen, fort.

„Befehl und Gehorsam“
Die Bundeswehr ist kein normaler Arbeitgeber im eigentlichen Sinn. Wenn du bei einem herkömmlichen Job keine Lust auf irgendeine Art von Arbeit hast, dann wirst du schlimmstenfalls gefeuert, beim Bund dagegen kommst du erstmal eine Weile hinter Gitter. Auch wenn es immer wieder so propagiert wird, es ist eben keine normale Lohnarbeit in der Bundeswehr: Es ist noch schlimmer!
Der_die Soldat_in bekommt keinen Lohn für seine/ihre Arbeit, sondern vergleichbar mit Beamt_innen einen Sold. Da er_sie im öffentlichen Dienst beschäftigt ist, unterliegt er_sie anderen, strengeren Regeln als ein_e „normale_r Arbeitnehmer_in“. Das bedeutet z.B., dass ein_e Soldat_in weder kündigen noch gekündigt werden kann, da kein vertragliches Arbeitsverhältnis besteht.
Jegliche Fehler wie „Befehlsverweigerung“ oder Nichterfüllung der Aufgaben werden strenger geahndet und ziehen schwerwiegendere Konsequenzen nach sich, als bei einem normalen Bürojob. Und auch die hierarchischen Strukturen spielen eine ganz andere Rolle. Zu Beginn befindet man sich am untersten Ende der Befehlskette und es gibt dort garantiert keinen Platz für eigene Ideen, denn natürlich gilt das Prinzip von „Befehl und Gehorsam“.

Und sonst so?
Die Bundeswehr als Institution ist ein Faktor dafür, wie sich Staat und Nation, sprich Herrschaft und ausschließender Kollektivismus, in der kapitalistischen Gesellschaftsordnung reproduzieren. Sie ist ein wichtiges Machtmittel, die bewaffnete Versicherung auf die Souveränität des deutschen Staates. Indem ein Staat seine Grenzen bestimmt, sie bewaffnet, sichert und mit einer Multimilliarden-Euro-Armee notfalls auch verteidigen kann, definiert er, wer dazugehört und wer nicht. Dieser ausschließende Kollektivismus gehört zur Grundgestalt jeder Nation. Er intensiviert sich durch den Gedanken der Schicksalsgemeinschaft. Schicksalsgemeinschaft deswegen, weil alle Menschen, die im selben Staat leben, sozusagen für die Nationalökonomie an „einem Strang ziehen müssen“.
Nationale Betriebe müssen entsprechend erfolgreich sein (Import, Export, dies, das), damit der Staat sich in der Weltmarktkonkurrenz behaupten kann.
Die Bundeswehr agiert international, einerseits um den Zugang zu Rohstoffen nachhaltig zu schützen und zu sichern, andererseits um politische Ziele zu verwirklichen und damit neue Absatzmärkte zu gewinnen. Die Intervention in Afghanistan zum Beispiel hat zwar auch ansatzweise demokratische Verhältnisse hervorgebracht, aber schlicht aus dem Grund, dass es sich mit diesen als Voraussetzung leichter handeln lässt als mit marodierenden Warlordhorden.
Der Iran dagegen ist auch ohne Menschenrechte und bürgerliche Demokratie ein verlässlicher Handelspartner für die deutsche Wirtschaft, weshalb eine militärische Intervention dort nicht nur gar nicht nötig ist, sondern den wirtschaftlichen Beziehungen sogar schaden würde. Und im Sudan als beliebiges Beispiel für Länder, an denen die BRD keinerlei ökonomische oder politische Interessen hat, gibt es auch keine (militärische) Intervention, um die Situation vor Ort zu stabilisieren oder demokratische Mindeststandards als Grundlage für wirtschaftliche Handelsbeziehungen zu etablieren.
Somit wird die Stellung eines Staates in der Weltmarktkonkurrenz von der Armee gefestigt.
Am Beispiel Bundeswehr lässt sich folglich gut veranschaulichen, wie das politische System, in dem wir leben, funktioniert. Es beruht auf Ausschlussmechanismen und Konkurrenz, auf Zwang und der Freiheit, diesem Zwang nachzugehen.
Das sind mehr als genug Gründe, der Bundeswehr den Mittelfinger zu zeigen, anstatt für sie zu arbeiten!

weitere Termine auf www.kehrt-marsch.de

kehrt marsch 01.08.2009 - 19:18
Weitere Werbetermine der Bundeswehr, Aktionsideen und Material gibt es auf www.kehrt-marsch.de. Den Bundeswehr-Werbefeldzug stoppen!

Anschlag auf Chinesisches Konsulat

Infomat 03.08.2009 - 09:16
Das chinesische Generalkonsulat in München ist Opfer eines Brandanschlags geworden. Unbekannte bewarfen das Konsulat mit einem Molotow-Cocktail. Eine chinesische Flagge sei daraufhin am Fahnenmast verbrannt.

Auf das chinesische Generalkonsulat in München ist ein Brandanschlag verübt worden. Unbekannte Täter hätten in der Nacht zum Montag einen Molotow-Cocktail auf das Haus geschleudert und die Fassade leicht beschädigt, teilte die Polizei am Dienstag mit. Eine Flagge der Volksrepublik sei am Fahnenmast verbrannt. Die Polizei sucht zwei Männer, die sich im Umkreis aufhielten. Anwohnern war ein Auto aufgefallen, das mit aufheulendem Motor vom Tatort weggefahren war.

In München wohnen annähernd 500 Uiguren, jener chinesischen Minderheit, bei deren Protesten am Sonntag in der Region Xinjiang mehr als 150 Menschen ums Leben gekommen sind. Im März 2008 hatte eine Gruppe militanter Tibeter versucht, das chinesische Generalkonsulat in München zu stürmen, und eine Flagge verbrannt.

Bericht auf Luzi-M

Lucia 03.08.2009 - 09:18

13.06. nachtrag

Kafe Marat 03.08.2009 - 09:21
wie wir mitbekommen haben gab es in letzter zeit wieder einige urteile und vorladungen gegen genossenInnen, welche sich bei den aktionen gegen den naziaufmarsch vor dem marat für uns eingesetzt haben. teilweise wurden diese erst wochen nach den aktionen festgenommen. deswegen nochmal der hinweis an alle betroffenen meldet euch bei der roten hilfe diese hat ihre sprechstunden jeden mittwoch von 18 bis 19 uhr unter der nr. 448 96 38. auch wenn euer prozess schon gewesen ist, meldet euch damit die fälle dokumentiert werden können. macht keine aussagen gegenüber den bullen, einer vorladung auf die wache müßt ihr nicht nachkommen.
wir werden bei der roten hilfe ein spendenkonto einrichten welches wir noch bekannt geben.

wir danken euch für eure unterstützung am 13.06. wir lassen euch nicht allein

betroffen sind wenige doch gemeint sind wir alle.

Infos unter:  http://kafemarat.blogsport.de/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Hehe — *grins

Solidarischer Gruß — Frei_statt_Bayern

- — azi