Bundeswehrgelöbnis in Cadolzburg sabotiert!

SDAJ Franken 31.07.2009 17:19 Themen: Militarismus
Auf dem Cadolzburger Kirchweihplatz, auf dem sonst der Zirkus Station macht, fand am Donnerstagabend ein Affentheater der militaristischen Art statt.
Am 30.7. gab es nicht nur in München ein öffentliches Gelöbnis der Bundeswehr, auch im fränkischen Cadolzburg wurden 150 Rekruten der Heeresfliegerstaffel 269 öffentlich vereidigt. Doch auch in Cadolzburg lief die Veranstaltung nicht störungsfrei ab. Etwa ein Dutzend Aktivisten aus SDAJ, Antifa und DFG-VK gelang es sich unter die ca. 300 Angehörigen und geladenen Gäste zu mischen, um der Bundeswehr den Tag zu verderben.
Im Vorfeld der Veranstaltung hatte der Cadolzburger Gemeinderat einstimmig das Vorhaben der Bundeswehr gebilligt. Bürgermeister Obst (CSU) rechnete nicht mit Störaktionen, sondern mit Zustimmung der Bevölkerung. Bereits vor Jahren wurde Antiislamismus und Terrorhystrie in Cadolzburg geschürt : Weil die Uranwerte im Trinkwasser zu hoch waren wurde im Gemeinderat ernsthaft über einen islamistischen, von al Kaida initiierten Terroranschlag spekuliert. Auch das Vorhaben der Bundeswehr nach dem Gelöbnis in die Cadolzburger Burgruine zu marschieren, stieß nicht auf Widerspruch. Die Burg ist heute noch eine Ruine, da sich am Ende des 2. Weltkriegs eine Handvoll Wehrmachtssoldaten dort verschanzt hatte, um die US-Armee aufzuhalten. Ein Vorhaben, dass mit der völligen Zerstörung der Burg endete. Doch anstatt aus der eigenen Geschichte zu lernen, marschierten die Politiker von Grün bis Braun bei der Bundeswehr mit in die Vergangenheit. Einzig der katholische Pfarrer drückte seine Missbilligung durch ein über den ganzen Tag verteiltes Glockengeläute aus.
Nachdem die Rekruten auf dem „Höhbuck“ aufmarschiert waren, und noch bevor die ersten 2 schon wieder umkippten, entrollten einige SDAJler ein Transpi mit der Aufschrift „Bundeswehr raus aus Afghanistan“ und starteten ein Pfeifkonzert. Sofort gingen Feldjäger auf diese los und drängten sie an den Rand des Festplatzes. Währendessen fing auch schon eine weitere Gruppe von KriegsgegnerInnen an, laut ihren Unmut über Rolle und Funktion der imperialistischen Armee zu äußern.. Diese wurde dann vom USK abgedrängt. So ging es weiter bis alle Cadolzburger vom Cadolzburger „Höhbuck“ entfernt waren, so dass die Rother Soldaten und ihre Fans dort unter sich sein konnten. Die KriegsgegnerInnen hatten es aber geschafft, der getragen-feierlichen-Stimmung, die so ein Gelöbnis ausmacht, einen Dämpfer zu verpassen und blieben mit ihrem Transpi in Sichtkontakt und direkt an der Marschroute des Anachronistischen Zuges. Dies gefiel wiederum dem MAD (Militärischer Abschirmdienst) gar nicht und er erbat die Personalien der Demonstranten von der Polizei. Da der Einsatzleiter während seiner Ausbildung nicht nur geschlafen hatte und wohl auch kein CSU-Mitglied ist erinnerte er sich an Wörter wie „Datenschutz“ und „Amtsanmaßung“ und untersagte der angefragten Beamtin in diesem Moment die Daten an den Bundeswehrgeheimdienst herauszugeben.
Als sich die Heeresflieger in Bewegung setzten mussten sie an den Demonstranten vorbei, die zwar für eine effektive Blockade leider zu wenige waren, ihre Ablehnung gegenüber der Bundeswehr und ihren verfassungswidrigen Einsätzen aber vehement und lautstark zum Ausdruck brachten. Bevor der skuriele Zug in die Burg kam, wurde er noch laut mit antimilitaristischen Liedern wie „Weit in der Campagne“ beschallt . Die Generale in der ersten Reihe rangen um Fassung, viele Rekruten blickten sich verwirrt um, und ein paar Angehörige hoben sogar den Daumen hoch.
Nachdem die Soldaten vorbeimarschiert waren kehrte wieder Friedhofsruhe in Cadolzburg ein. Mit Ausnahme eines knappen Dutzend Jugendlicher, die ihre gelungene Störaktion feierten.
Der Tag zeigte, dass Widerstand auch im kleinen möglich ist und sogar dort auftaucht wo der Imperialismus am wenigsten damit rechnet.
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Ergänzungen

Kein Bund fürs Leben!

saz 01.08.2009 - 00:21
Kein Bund fürs Leben!

In letzter Zeit scheint die Bundeswehr überall zu sein: Egal, welchen Medien wir gerade Aufmerksamkeit schenken, sein es Radio, Zeitung, Internet oder Fernsehen, überall werden wir unangenehm von ihr überrascht.

Der nette Arbeitgeber von nebenan?
Ein Berliner Radiosender bringt regelmäßig einen Werbespot der Bundeswehr, welcher dann auf eine ihrer Internetseiten verweisen soll. In der Jugendzeitung „Spiesser“, welche kostenlos in nahezu jeder Berliner Schule zu finden ist, läuft genau das gleiche Spiel ab. Hier werden immer wieder ganzseitige Anzeigen des „Arbeitgebers Bundeswehr“ veröffentlicht. Und bei der Sendung „TV Total“ etwa war die Big Band der Bundeswehr vier Tage zu Gast.
Es ist klar: Die Bundeswehr wirbt nicht ohne Grund in Medien, die vor allem ein junges Publikum ansprechen wollen. Die Streitkräfte der BRD suchen dringend Nachwuchs. Und wie rekrutiert man am besten Teenager? Indem man als souveräner, jugendfreundlicher Arbeitgeber auftritt. Das versucht die Bundeswehr natürlich auch bei speziellen Veranstaltungen im Jobcenter oder Auftritten mit einem eigenen Werbemobil. Auf den ersten Blick scheint die Bundeswehr für junge Menschen ein attraktives und sinnvolles berufliches Angebot nach der Schule zu sein. Ein Studium beim Bund verspricht viele Vorteile:
„Einen krisensicheren Arbeitsplatz, gute Perspektiven für die Zukunft und die Möglichkeit, nach der Bundeswehrzeit in dem studierten Beruf zu arbeiten“.
Und was haben wir daran zu kritisieren? Nicht nur, dass man sich für 12 Jahre verpflichten muss, wenn man sich für ein Studium bei der Bundeswehr entscheidet, man muss sich auch darüber bewusst werden, für wen man dann arbeitet. Schon die Geschichte dieses Vereins spricht Bände: Nur sechs Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs startete man den Wiederaufbau einer deutschen Armee. In den ersten Jahren waren die meisten Soldaten ehemalige Offiziere der Wehrmacht und den Namen „Bundeswehr“ erhielten die deutschen Streitkräfte vom früheren Wehrmachtsgeneral Hasso von Manteuffel. Die Bundeswehr setzt die Kontinuität deutscher Kriegsführung, kaum gebrochen, fort.

„Befehl und Gehorsam“
Die Bundeswehr ist kein normaler Arbeitgeber im eigentlichen Sinn. Wenn du bei einem herkömmlichen Job keine Lust auf irgendeine Art von Arbeit hast, dann wirst du schlimmstenfalls gefeuert, beim Bund dagegen kommst du erstmal eine Weile hinter Gitter. Auch wenn es immer wieder so propagiert wird, es ist eben keine normale Lohnarbeit in der Bundeswehr: Es ist noch schlimmer!
Der_die Soldat_in bekommt keinen Lohn für seine/ihre Arbeit, sondern vergleichbar mit Beamt_innen einen Sold. Da er_sie im öffentlichen Dienst beschäftigt ist, unterliegt er_sie anderen, strengeren Regeln als ein_e „normale_r Arbeitnehmer_in“. Das bedeutet z.B., dass ein_e Soldat_in weder kündigen noch gekündigt werden kann, da kein vertragliches Arbeitsverhältnis besteht.
Jegliche Fehler wie „Befehlsverweigerung“ oder Nichterfüllung der Aufgaben werden strenger geahndet und ziehen schwerwiegendere Konsequenzen nach sich, als bei einem normalen Bürojob. Und auch die hierarchischen Strukturen spielen eine ganz andere Rolle. Zu Beginn befindet man sich am untersten Ende der Befehlskette und es gibt dort garantiert keinen Platz für eigene Ideen, denn natürlich gilt das Prinzip von „Befehl und Gehorsam“.

Und sonst so?
Die Bundeswehr als Institution ist ein Faktor dafür, wie sich Staat und Nation, sprich Herrschaft und ausschließender Kollektivismus, in der kapitalistischen Gesellschaftsordnung reproduzieren. Sie ist ein wichtiges Machtmittel, die bewaffnete Versicherung auf die Souveränität des deutschen Staates. Indem ein Staat seine Grenzen bestimmt, sie bewaffnet, sichert und mit einer Multimilliarden-Euro-Armee notfalls auch verteidigen kann, definiert er, wer dazugehört und wer nicht. Dieser ausschließende Kollektivismus gehört zur Grundgestalt jeder Nation. Er intensiviert sich durch den Gedanken der Schicksalsgemeinschaft. Schicksalsgemeinschaft deswegen, weil alle Menschen, die im selben Staat leben, sozusagen für die Nationalökonomie an „einem Strang ziehen müssen“.
Nationale Betriebe müssen entsprechend erfolgreich sein (Import, Export, dies, das), damit der Staat sich in der Weltmarktkonkurrenz behaupten kann.
Die Bundeswehr agiert international, einerseits um den Zugang zu Rohstoffen nachhaltig zu schützen und zu sichern, andererseits um politische Ziele zu verwirklichen und damit neue Absatzmärkte zu gewinnen. Die Intervention in Afghanistan zum Beispiel hat zwar auch ansatzweise demokratische Verhältnisse hervorgebracht, aber schlicht aus dem Grund, dass es sich mit diesen als Voraussetzung leichter handeln lässt als mit marodierenden Warlordhorden.
Der Iran dagegen ist auch ohne Menschenrechte und bürgerliche Demokratie ein verlässlicher Handelspartner für die deutsche Wirtschaft, weshalb eine militärische Intervention dort nicht nur gar nicht nötig ist, sondern den wirtschaftlichen Beziehungen sogar schaden würde. Und im Sudan als beliebiges Beispiel für Länder, an denen die BRD keinerlei ökonomische oder politische Interessen hat, gibt es auch keine (militärische) Intervention, um die Situation vor Ort zu stabilisieren oder demokratische Mindeststandards als Grundlage für wirtschaftliche Handelsbeziehungen zu etablieren.
Somit wird die Stellung eines Staates in der Weltmarktkonkurrenz von der Armee gefestigt.
Am Beispiel Bundeswehr lässt sich folglich gut veranschaulichen, wie das politische System, in dem wir leben, funktioniert. Es beruht auf Ausschlussmechanismen und Konkurrenz, auf Zwang und der Freiheit, diesem Zwang nachzugehen.
Das sind mehr als genug Gründe, der Bundeswehr den Mittelfinger zu zeigen, anstatt für sie zu arbeiten!

weitere Termine auf www.kehrt-marsch.de

kehrt marsch 01.08.2009 - 02:06
Weitere Werbetermine der Bundeswehr, Aktionsideen und Material gibt es auf www.kehrt-marsch.de. Den Bundeswehr-Werbefeldzug stoppen!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 5 Kommentare an

fuckin hypocrites — Anarcho

Keine Ahnung — MUH

Soldateneid — SDAJ Franken

kinderpipi — @anarcho