Irandemo in Frankfurt

saul 26.07.2009 18:13 Themen: Weltweit
Zum gestrigen globalen Aktionstag demonstrierten großzügig aufgerundet 100 Exiliraner In Frankfurt. Hier einige Bilder der Demo.
Sind bekanntlich Sommerferien, die Linken machen Urlaub. Nur wenige Linke fanden den Weg zum Opernplatz, da waren die Iraner weitgehend unter sich. Dafür hatten sie sich eine Parole der derzeit am Strand liegenden Studenten (oder die müssen arbeiten um ihre Handyrechnung zu bezahlen?):-)) ausgeliehen. Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Freiheit klaut. Aber ganz allein waren sie dann doch nicht, drei Vertreter der MLPD waren dabei. Na dann dürfen wir doch ne Meldung in den RF News erwarten. Antifa spärlich vertreten, dafür mit nen Transpi und Flugblattaufruf für den Aktionstag 12. August. Inhalt siehe:  http://antifateheran.blogsport.de
Am Rand versucht ein zufällig vorbeigekommener Vater seiner Tochter die Frage zu beantworten, was die da machen. Das ist etwas kompliziert, die stehen da um ihre Leute zuhause in ihrem Land nicht alleinzulassen. Jedenfalls ein einigermaßen gelungener Vortrag, wie erkläre ich meinen Kind was eine Demo ist.
Nun nach der Kundgebung gabs noch ne Demo, ähm, sorry, die hab ich mir gespart. Mein aber doch, wenn ich nichts melde, dann machts keiner.
PS: Bei einer solchen Demo werden die Gesichter selbstverständlich verdeckt.
PS 2: Sollte schon Samstag rein, doch da funzte Indymedia nicht.

Anschließend noch passend zum Thema, was aus der Jungle World.


Jungle World erweist sich als lernfähig. Ist ja auch keine Schande, Irrtümer einzugestehen.

Jungle World Nr. 26, 25. Juni 2009
Jou, stimmt, wir haben Twitter letztens sinngemäß als überflüssiges Mikro-Blogging für Makro-Egozentriker bezeichnet und müssen nun feststellen, dass wir uns ein kleines bisschen geirrt haben. Twitter kann auch – wie im Iran – ein unerhört wichtiges Informationsmedium sein, das sogar Leben retten kann....
Denn das, was im Iran passiert, ist kein hippes Spektakel von erlebnisorientierten Teheraner Großstadt-Jugendlichen für gelangweilte westliche Nerds.....

Eine Weile lang sah es dann tatsächlich so aus, als könnte die Twitter-Community die Mullahs schlagen.

Jungle World Nr. 27, 2. Juli 2009
Nachdem die ersten Demonstrationen im Iran stattgefunden hatten, dominierten #Iran­elec­tion und #Iran diese Rangliste, atemlos verfolgte die Community die pausenlos aus dem Iran eingehenden Kurznachrichten.
Und dann verbreitete sich die Nachricht, dass Michael Jackson in ein Krankenhaus eingeliefert worden sei. Noch bevor der Tod des Popstars offiziell bestätigt worden war, verdrängten Hash­tags wie Thriller, Billie Jean, RIP Michael den Iran fast aus den Top Ten der wichtigsten Twitter-Themen.
Und einer merk­te zu den Klagen über die sinkende Popularität des Themas Iran kurz und bündig an: »Are you people retarded? We shouldn’t give a flying fuck if #iranelection is the #1 trend right now, «.

Hier haben wir ganz klar eine der Gesetzmäßigkeiten des Mediums. Es hat eben zwei Seiten. Twitter wurde nicht für die Unterstützung der Iranproteste geschaffen, ließ sich aber gut dafür nutzen. Doch jedes Medium hat seine eigenen Regeln und was heute noch von Interesse war, ist morgen wieder Schnee von gestern. Für die Leut vor Ort sicher bitter. ...this is WAR, not a popularity contest.... Für die ist es ernst und kein Medienspektakel, doch die Erfahrung ist mir ja vertraut. Ist eben so, es gibt unterschiedliche Realitäten und wer an etwas beteiligt ist, dafür den Kopp hinhält, für den stellt sich die Sache anders dar, als für den Konsumenten am Screen. Früher der Fernsehschirm, heute kommt eben der Rechner dazu, das Prinzip scheint sich dagegen nicht geändert zu haben.
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Ergänzungen

HR Meldung

saul 27.07.2009 - 21:05
Iran-Demonstration
Protest gegen "mörderisches Regime"
Mehr als 1.000 Menschen haben am Samstag in Frankfurt für Meinungsfreiheit im Iran demonstriert. Erstmals gingen nicht nur Exil-Iraner auf die Straße, sondern auch Politiker, Gewerkschafter und Menschenrechtler.
Auf Plakaten warfen die Demonstranten der Regierung im Iran Wahlbetrug vor und bezeichneten das Regime in Teheran als "mörderisch". Mehr als 50 Gruppen hatten zu der Demonstration aufgerufen, auch der Magistrat der Stadt Frankfurt hatte sich angeschlossen. Die Veranstalter schätzten die Teilnehmerzahl auf 1.500 bis 2.000, die Polizei sprach von gut 1.000 Menschen. Die Aktion verlief bislang ohne Zwischenfälle.

Frankfurts Integrationsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg rief das Regime im Iran in ihrer Rede auf, das Recht auf freie Meinungsäußerung zu achten. Außerdem müsse endlich geklärt werden, ob es Wahlfälschungen gab, forderte Eskandari-Grünberg, die selbst aus dem Iran stammt. Der Vorstandssprecher der Frankfurter Grünen, Bastian Bergerhoff, sagte, die Kundgebung habe gezeigt, dass die "Weltgemeinschaft kritisch auf den Iran" schaue. "Wo Menschenrechte verletzt werden, ist Wegsehen keine Option."

Auch in Kassel sollte am Samstag eine Kundgebung stattfinden. Dort rechneten die Veranstalter auf dem Königsplatz mit rund 350 Menschen.
SPD erklärt Solidarität
Im Vorfeld der Kundgebung auf dem Römerberg hatte auch Hessens SPD ihre Solidarität mit dem Bündnis für Menschenrechte und Demokratie erklärt.

"Auf den Straßen Irans findet schon längst keine Auseinandersetzung mehr um bloße Neuwahlen des Präsidentenamts der Islamischen Republik statt", sagte SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel. Es gehe darum, dass die Bürger Irans ihre Regierung frei wählen wollen und friedlich demonstrieren können.

Dritte Demo innerhalb von zwei Wochen
Bereits in der vergangenen Woche hatten in Frankfurt hunderte Menschen gegen das politische System im Iran protestiert. Am Samstag zogen rund 400 Menschen mit Transparenten vor das iranische Generalkonsulat und danach am Hessischen Rundfunk vorbei zum Römerberg. Dort fand eine Kundgebung statt - so wie auch am 16. Juni, als rund 700 iranische Studenten und Exil-Iraner auf die Situation in ihrer Heimat aufmerksam machten.


Widerstand über Twitter
Sowohl in Deutschland als auch im Iran organisieren sich Demonstranten über das Netzwerk Twitter. Über  http://iran.twazzup.com/ werden pro Stunde bis zu 9.000 Nachrichten ausgetauscht. Auch die Demo in Frankfurt wurde über Twitter organisiert: Iran Election

Sorry für die Faulheit, kann ja nicht überall rumhängen. Dazu ist der HR ja da, die werden ja auch für bezahlt.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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@ würks — anderer antifa

an die antifas — würks

... — one solution

@ würks — anderer antifa