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Stellungnahme: "Still Dangerous-Crew!"

Eine_r 21.07.2009 14:21
Wie Radio 'Querfunk' auf FSK polemisierte, wird es am Freitag und Samstag eine hauptsächlich im Britcore-Hip Hop befindliche Veranstaltung geben mit entsprechenden Acts. Was stört, dass die von der Onkel Otto-Crew eingeladene Combo 'Ramalla Underground' jetzt dafür herhalten muss, was die linksradikale Szene in Hamburg seit Jahrzehnten nicht bewerkstelligen konnte: Kulturpolitischen Dreck beiseite zu lassen und auf ein paar Bier die Abende genießen.

Es wird von der anti-imperialistischen Faulheit gesprochen und gg. die Veranstaltungen gehetzt, im Sinne von 'Israel Boykott' und 'Hafenstraße', da war doch was.........

Wir nehmen Stellung gegen über jegliche Form von Diffamierung und Antisemitismus und wollen uns bewusst zeigen gegenüber voreilige Vereinnahmungen:
Antisemitismus ist die objektive Ideologie der Barbarei, zu der das Kapitalverhältnis gemäß seiner inneren Bestimmung wie seiner krisenhaften Notwendigkeit treibt, ist die Ideologie seiner negativen Selbstaufhebung auf eigener Grundlage. Der Antisemitismus ist daher so allgemein wie die totale Vergesellschaftung global: in Japan druckt und liest man Hitlers Mein Kampf und Die Protokolle der Weisen von Zion in Millionenauflage, indigene Gruppen in Lateinamerikas schreiben ihre Unterdrückung dem ‘Juden’ Kolumbus zu und die Wall Street steht bis heute als Synonym für ‘jüdisches Finanzgebaren’.

Nichts am Antisemitismus ist ‘typisch deutsch’ – mit der Ausnahme, die allerdings den Unterschied ums Ganze macht, dass er in Deutschland sein Ziel, die Vernichtung der europäischen Juden, erreicht hat. Weil der Volksgemeinschaft der Onkel Adolfs und Tante Emmas die weltweite Vernichtung misslang, ist Antisemitismus in Deutschland Tötungsbereitschaft im Wartestand, die sich als Antisemitismus trotz Auschwitz, und erst recht wegen Auschwitz, darstellt. Das Wesen der ‘nationalen Identität’ ist der Tod, der an anderen vollstreckt werden muss, damit das Selbst im Raubmord Substanz gewinnt. Es handelt sich dabei um einen Tötungswillen, der im genauen Zuge der abermaligen Nationwerdung Deutschlands und ihres notorischen Pochens auf Weltmacht und Weltgeltung die Maske des Philosemitismus abstreift und Israel androht, es künftig “am normalen Maßstab des Völkerrechts messen zu wollen” (Klaus Kinkel).

Nirgends rächte sich der Unwille und die Unfähigkeit der Linken, aus dem Mordzusammenhang ihrer Nation auszubrechen, mehr als in der strikten, mit marxoiden Theoremen legitimierten Reduktion des Nazismus auf eine besonders autoritäre, terroristische Diktatur des Kapitals über die Arbeiterklasse. Auschwitz als das Telos des Nazismus, die Volksgemeinschaft als so klassenübergreifende wie, im Massenmord, tatsächlich klassenaufhebende Organisationsform der barbarischen Gesellschaft, der Antisemitismus schließlich als die integrale Ideologie und Quintessenz der Transformation der bürgerlichen Gesellschaft ins barbarische Kollektiv: das alles war der ‘Neuen Linken’ von 1968 kein Thema; und die Kritische Theorie, avancierteste Form des Materialismus nach Hitler, blieb die marginale Ausnahme, die die Regel bestätigen mußte.

Der Hass auf Israel, rationalisiert zum Ideologem des Antizionismus, hatte eine dreifache Funktion für das noch nicht zum ‘Wir sind das Volk’ geeinte Deutschland. Erstens war er die objektive Agentur des Antisemitismus im Lager der Linken, einer Linken, die eben dadurch, insgeheim vielleicht gar mit Absicht, ihre Zugehörigkeit zum nationalen Kollektiv demonstrierte. Antizionismus war die Form, in der sich die Linke, aller Opposition zum Trotz, mit dem Gründungsverbrechen der Nation einverstanden erklärte und ihren Anteil reklamierte. Zweitens war der Antizionismus die Repräsentanz des durch die Sowjetunion in welcher Form auch immer dargestellten Hegemonialanspruchs des Marxismus-Leninismus über die Linke. Marginal, wie diese Linke gesellschaftlich war, suchte und fand sie Rückendeckung in der Geschichte der kommunistischen Arbeiterbewegung, deren Leichnam in den staatskapitalistischen Gesellschaften des Ostens zur Monstranz wurde. Im Antizionismus gestand die Linke ihre fundamentale Unfähigkeit zur Kritik der traditionellen Arbeiterbewegung wie zur Kritik der Vergesellschaftungsweise sowjetischen Typs ein. Und drittens erlaubte der Antizionismus, unterm Vorwand internationalistischen Engagements, die Wiederaneignung der Idiotie von Volk, Vaterland und Muttersprache. Volk, der Inbegriff der Konterrevolution, Volk, die anti-emanzipatorische Kategorie schlechthin und also der Gegenbegriff zu Gesellschaft, gar zur befreiten, stieg auf zur zentralen Kategorie des Internationalismus, das heißt der weltweit zusammenaddierten Befreiungsnationalismen. “Dem Volke dienen” war der Freibrief, die deutsche Geschichte zum Selbstbedienungsladen zu machen, um sich dem Volk der Denker und Henker anzudienen.

Seit 1989 hat sich der Antizionismus im wesentlichen erledigt, vor allem durch den Bankrott der UdSSR als seiner Hauptdistributionsagentur und die langsame Staatwerdung der PLO, deren menschliche Unkosten in den Jahresberichten von Amnesty International nachgelesen werden können. Der tiefere Grund für das gegenwärtige Interesse der Linken am Antizionismus (außer zu Zwecken linksvölkischer Traditionspflege) ist aber die deutsche Einheit. Im Zuge der Nationwerdung, das heißt im Prozess der ‘inneren Einheit’, zeigt sich, dass Einheit und ‘nationale Identität’ nicht zu haben sind ohne Feindbestimmung. Ohne Antisemitismus keine deutsche Nation, ohne Antizionismus daher keine deutsche Außenpolitik. Der linke Antizionismus hat abgewirtschaftet, weil er die zutiefst taktische Haltung, die der westdeutsche Staat im Zeichen des Philosemitismus zu Israel einnahm, interessiert als strategische Wesensbestimmmung eben dieses Staates missdeutete und nicht als Ausdruck der Opposition gegen die pro-arabische Außenpolitik der DDR begriff, nicht als Moment der internationalen Reputation einer BRD, die sich mit den Vereinigten Staaten nicht anlegen durfte. Israel – das war der westdeutschen Politik bis 1989 die willkommene Externalisierung der ‘jüdischen Frage’.

Die antizionistische Linke hat sich erledigt, ihr Auftrag -mit Hilfe des Antizionismus die deutsch-völkische Kontinuität zu wahren und die Nation zu entschulden – ist erfüllt. Ihre partielle Ideologie ist zum zentralen Bestandteil der so genannten freiheitlich-demokratischen Grundordnung geworden. Da die ehemals antizionistische Linke nun ihr nationales Projekt Deutschland hat, kann sie ihre Identifikation mit den unterdrückten Völkern aufgeben und sich anschicken, die ‘Diktatoren’ und ‘unbelehrbaren Nationalisten’ dieser Welt unmittelbar, mit der geballten Macht des ‘Modells Deutschland’ im Rücken, zur Räson zu bringen.

Das Verhältnis von Antisemitismus und Antizionismus, das die nachfolgenden Veranstaltungen im 'Hafenklang-Exil' und 'Onkel Otto' polemisch, also sachlich zu entfalten suchen, ist ein Produktionsverhältnis, das heißt ein Verhältnis der materiellen Reproduktion der demokratisierten Volksgemeinschaft durch den formellen Widerspruch der Opponenten hindurch. Ideologie beweist sich darin als das Missverhältnis von subjektiver Meinung und objektivem Inhalt, als ein Verhältnis der Entfremdung, das macht, dass einer sagt, was er weiß, aber nicht weiß, was er sagt – und dies letztendlich auch nicht wissen will.

Wir werden dem Schauspiel von irgendwelchen Anti-imps und anderen Dogmatikern mit geschwungen Britcore-Hip Hop Lyrics den kulturalistischen Aspekt dieses Niedergangs vor 'einer' Band aus Ramallah als Kiez-Nationalismus weg weisen und allen Streitereien zum Trotz einen angenehmen Abend mit 'unsren' Unkosten und 'unsren' Bands haben..........

Fuck the Government!
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Ergänzungen

Infos

Paki-Jackson 22.07.2009 - 01:00
Die 'Still Dangerous-Crew' ist ein Zusammenschluss von Hip Hop begeisterten Menschen, DJs und Rap-Ästheten, die den militant-politischen Kanon des Britcore-Hip Hop aus den Wendejahren wieder in den letzten zwei Jahren haben aufleben lassen. Neben der 'mass hysteria' (am 8.Aug Fundbuerau) kümmern sich die Leute von der 'Still Dangerous-Crew' um neuen Input aus Großbritannien und Europa mit schnellen Lyrics und Flow. Sie reichern das Vinyl derbe an!

Warum die Crew im 'Onkel Otto' gelandet sind, weiß nur der Headmaster 'G..o'...aber mit diesem Kneipenkollektiv gibt es ein Deal: Platten-Raritäten auflegen und dafür Freigetränke. Daraus bildeten sich dann Freundschaften bzw. die Hafenstraße und die Underground-Hip Hop-Szene mit ihren Aktivisten hatten schon 'immer' eine besondere Verbindung. Erinnert sei an die Hip Hop-Abende im 'Ahoi' und den Partys im 'Störte'....

Das jetzt die ganzen auf St.Pauli/Schanze hinzugezogenen wissen wollen, was denn los sei und es leichter ist die dilettantischen Texte in der ZECK zu lesen, lässt beim werben um diese Veranstaltung (jd. letzten Samstag im Monat) auf Ablehnung zurückführen, die wirklich zum kotzen ist. die 'Still Dangerous-Crew' hat mit den ganzen Kommerzpartys in den sogenannten 'Freiräumen' nichts zu tun und versucht nur auf eine Polemik, die heute auf dem 'Freien Sender Kombinat' gesendet wurde, zu reagieren. In erster Linie wird Stuff unter dem Label Britcore-Hip Hop aufgelegt und nicht diese Idol-häscherei um Palästina-Props bzw. Israel-Soli eingegangen, wie im Vorfeld jetzt in Hamburg geschehen und passiert. Die 'Still Dangerous-Crew' hat beim Texten eine ganz klare Meinung zum Thema Antisemitismus, während die Debatte um T. und anderen willkürlich am A... vorbei geht. Britcore-Hip Hop ist für viele elementarer Bestandteil in der 'antifaschistischen Praxis' diverser Freunde in Hamburgs Stadtgebiet.

Wer noch fragen hat.........einfach hinkommen: Freitag Hafenklang-Exil / Samstag Onkel Otto.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Mu — haha

@nosupport — ichIn

denken lernen — antifa

Sektendiskussion — mod-helferlein

Schöner Text — Ich hab heut wieder meine Pillen vergessen

ps — z

Dies und das — dingens k. irchen

still dangerous rulez — mg 'dhl'

Endlich da! — Nie wieder Übergriffe

gegen ne wand gelaufen?? — hallo, soll ich nen arzt rufen?