(B) Situation am Kotti

Erna 17.07.2009 12:03 Themen: Repression Soziale Kämpfe
Die Situation am Kottbusser Tor in Kreuzberg spitzt sich für Drogenabhängige weiter zu. Eine "Anwohnerinitiative" bekämpft jetzt sogar deren medizinische Versorgung.
Seit 30 Jahren halten sich am Kotti Drogensüchtige auf. Manche kaufen und verkaufen Cannabis, andere Methadon, Tabletten oder Heroin. Es gibt keine Prostitution, die Beschaffungskriminalität findet meistens nicht vor Ort statt. Öffentliche Toiletten gibt es nicht, die Plätze zum Spritzen werden weniger. Viele Häuser sind von innen und aussen Videoüberwacht, manche Hausverwaltung läßt brutale Wachschützer patroulliern.
Das war nicht immer so, bis Mitte der 90er Jahre wurde die Drogenszene als erträgliches Problem gesehen. Die wirtschaftliche und kulturelle Situation der Anwohner_innen ließ keinen Bedarf aufkommen auf Menschen zu treten, die noch weiter unten stehen.
Seit einigen Jahren geht aber die soziale Säuberung am Kotti nicht vorbei. Der Wunsch nach Recht und Ordnung wird von  http://www.quartiersmanagement-berlin.de/Friedrichshain-Kreuzberg.164.0.html und Milli Görüs gezüchtet, die den Anwohner_innen Angst- und Schreckensvisionen liefern.
Vor einigen Jahren gründete  http://de-de.facebook.com/ercan.yasaroglu eine Anwohnerinitiative am Kotti. Ziel ist die Vertreibung der Drogensüchtigen und seit kurzem auch der Scheibenputzer-Roma. Ein Bericht der Morgenpost  http://www.morgenpost.de/berlin/article1042465/Vaeter_kaempfen_am_Kottbusser_Tor_gegen_Dealer.html ist insoweit falsch, das Ercan Yasaroglu nicht Sozialarbeiter ist sondern Betreiber des Cafe Kotti. Dieses liegt auf der Galerie über der Adalbertstrasse.
Der Verein gegen die Junkies  http://de.dir.groups.yahoo.com/group/burgerinitiativekottbussertor/?v=1&t=directory&ch=web&pub=groups&sec=dir&slk=2 hat erreicht, das der Fixpunkt in der Dresdener Strasse vor einigen Wochen geschlossen hat. Der Fixpunkt wurde mal geschaffen um Todesfälle durch Überdosis zu verhindern, unter ärztlicher Aufsicht konnte hier konsumiert werden.
Um dennoch eine niedrigschwellige Hilfe zum Ausstieg und medizinischen Hilfe anzubieten, kamen Busse der Drogenberatung seit Jahren zum Kotti. Jetzt sind diese Ziel der Bürgerwehr geworden. Zum aktuellen Vorfall:
 http://www.tagesspiegel.de/berlin/Kottbusser-Tor-Fixerbusse;art270,2849663
Den Junkies einen Spritzentausch zu verwehren ist wirklich eine ganz erbärmliche Aktion. Die Infizierung von Drogenkranken untereinander mit HIV, durch Needlesharing, in Kauf zu nehmen, nur um den Umsatz der angeblich beeinträchtigten Läden am Kotti zu sichern, zeigt welches Menschenbild hier vorliegt. Danke auch das ihr das Zahnmobil blockiert habt! Eine große Leistung Menschen, die aus verschiedenen Gründen lange nicht zum Zahnarzt gehen konnten, auch das zu verwehren.
Besonders traurig der Werdegang von Ercan Yasaroglu. In den 80er Jahren aus politischen Gründen aus der Türkei gekommen, hatte er verbindungen zu Antifa Genclik, versuchte sich dann als Filmproduzent und Journalist bei Antifa Demos. Wandelte sich dann zu einem der an den Potentialen Kreuzbergs verdienen will. Zum Schluß bleibt nur noch der Kampf gegen die Schwächsten.
Das Drogenproblem wird sich nicht durch Repression lösen lassen. Selbst in Staaten mit Todesstrafe für Drogendelikte gibt es Dealer und Konsumenten. Das Elend läßt sich mit der legalen Abgabe von ungestrecktem Heroin an Süchtige beseitigen. Der Hass auf Kranke ist das grössere Problem. Mehr Infos hier:
 http://menschenfreundlich.blogsport.de/2009/02/
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Ergänzungen

weitere dubiose bürgerinitiativen

fx 17.07.2009 - 21:48
hier ein für springer erstaunlich sachlicher artikel zum thema "bürgerinitiativen gegen lärmbelästigung", bei denen es teilwiese parallelen zur kotti-bürgerinitiative gibt, auch wenn es hier nicht direkt um die verdrängung von menschen, sondern nur um den kampf gegen kulturelle und kommerzielle einrichtungen (mit z.T. langer tradition) geht:
 http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1120490/Ruhe_da_draussen.html

Gentrifizierung der Gentrifizierung

Hanni 19.07.2009 - 02:53
Diejenigen Neuberliner, die es derzeit nach Kreuzberg zieht, sind schon die nächste Stufe der Gentrifizierung. Es sind nicht mehr die hippen Pseudokünstler mit pseudoalternativem Habitus, sondern überwiegend konservative wohlhabende Spiessbürger aus diversen Käffern. Es gibt zahlreiche Initativen von ihnen gegen alles Mögliche, was ihnen nicht passt: gegen Wochenmärkte, gegen verkehrsberuhigte Zonen, gegen Treffpunkte von Jugendlichen (Admiralbrücke zum Bsp), gegen Graffiti, gegen Wagenburgen, usw usf. Aufhören werden sie erst, wenn Berlin wie Ulm oder Kulmbach aussieht. Das nenne ich übrigens *echten* Faschismus.

Paranoide Bürgerinitiative

Dresdos 20.07.2009 - 11:34
Alle die hier pro Bürgerwehr und gegen Süchtige argumentieren zeichnen das gleiche Bild: Junkies lassen ihre Spritzen auf Spielplätzen liegen, pissen alles voll und wollen Drogen an Leute verticken die darauf keinen Bock haben. Das ist original aus den Papieren des Quartiersmanagment zur "Konfliktsteuerung in Problemstrukturen" entnommen. Beim Quartiersmanagment geht Ercan Yasaroglu ein und aus. In seinem Cafe Kotti geben sich die Zivilfahnder die Klinke in die Hand. Kein Wunder, fordert er doch ständig mehr Polizeipräsenz.

nur Lügen,Lügen,Lügen

zum Kotzen 20.07.2009 - 13:15
@dresdos

kommt heraus aus euren Intrigen. Ercan Yasaroglu geht nicht am QM ein und aus. Es sind keine Zivile im Cafe Kotti, er fordert keinen verstärkten Polizeieinsatz. Die Bewohner gehen zu ihm mit ihren Beschwerden. Ist es denn ein Vergehen,wenn man ein Drogenkonsumentenzentrum für professionelle Hilfe fordert??? Ihr kommt mir viel paranoider vorals die BI. Dass es im sozialen Raum vor Intrigen wimmelt ist schon bekannt. Hört auf, euch hier auszukotzen, lasst eure eigenen Interessen bitte aus dem Spiel und gebt den Leuten, die hier leben, ihren sozialen Raum zurück !!!!!!!!

Sticker der Bürgerinitiative

Unbefangener 23.07.2009 - 16:44
Ich wohne seit 17 Jahren am Heinrichplatz und kenne das Problem und die Beteiligten.
Die "Bürgerinitiative" gibt vor aus Sorge vor Spritzen auf Spielplätzen zu handeln. Hab mal einen ihrer zahlreichen Aufkleber hier fotografiert.
Da ist auch ein durchgestrichener Joint drauf abgebildet. Denen geht es nämlich nicht nur um die Vertreibung der Junkies sondern auch der Kiffer. Wer hier rumläuft sieht schnell, das auch viele Touristen und Normalos am Kotti und in der O-strasse kiffen. Sollen die alle weg?
Ich finde das total verlogen, weil die Leute von der "Bürgerinitiative" auch schon beim kiffen gesehen wurden. Ist wie bei den Taliban und im Iran: Todesstrafe für Drogendelikte aber selbst mit dem Zeug rummachen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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ergänzung — öfftersamkottiseiender

es — ist ausgefüllt

ist ausgefüllt — abgefüllt

aber nun... — anarcho

Kotti am Arsch — Anwohner

jaja so vieles muß weg — dein name

anarcho romanze — langweiler

ist — das

Guter Artikel, dumme Kritik — Checks endlich mal

wahl des wohnorts — vorrausdenkender

na du karafatma — Gift losgeworden?

@Vorrausdenkender — das übliche bla

@checks mal endlich — checker

indymedia — was ist denn das

@indymedia — mit der Frage