11.07.09 "Rock für Deutschland" / Gera
11. Juli 2009 / „Rock für Deutschland“: „Gera bleibt deutsch!“
Seit 2003 finden im thüringischen Gera Neonazikonzerte in aller Öffentlichkeit statt – zuerst unter dem Motto „Rock gegen Krieg“, ab 2005 in „Rock für Deutschland“ umbenannt. Folgten in den Jahren 2003 und 2004 noch 200 bzw. 150 Teilnehmer den Aufrufen zur Veranstaltung, so waren 2005 bis 2008 jedes Jahr bereits 600 bis 750 Neonazis in Gera angereist. Die siebente Veranstaltung im Jahr 2009 übertraf jedoch alle Erwartungen. Mit der Kultfigur der Neonaziszene, Michael Regener, alias „Lunikoff“, gelang es einen unrühmlichen Publikumsrekord in der Stadt zu erreichen. Unter dem Motto: „Hier bleiben – anpacken!“ lauschten mindestens 4000 Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet bei Bratwurst und alkoholfreiem Bier Reden von NPD-Chef Udo Voigt, NPD-Bayern-Vertreter Patrick Schröder oder den thüringischen Lokalagitatoren Peter Nürnberger und Frank Schwerdt. Neonazibands wie „Brainwash“, „Blitzkrieg“, „Sleipnir“ und „Die Lunikoff-Verschwörung“ sorgten für das angemessene Rahmenprogramm, um auch zahlreiche Szenevertreter anzulocken, die sich eher selten für politische Veranstaltungen begeistern lassen. Nur wenige Neonazi-Open-Air-Veranstaltungen erreichten in Vergangenheit eine Höhere Teilnehmerzahl. Die Handelsreisenden der Szene machten an ihren Verkaufsständen ganz sicher den Umsatz des Jahres mit ihrem Angebot an Musik, Kleidung und diverser andere Devotionalien, wie sie das Neonaziherz erfreut.
Zweifellos sind die meisten Gäste wegen der Märtyrerfigur „Lunikoff“ in Gera angereist. Michael Regener, alias „Lunikoff“, der ehemals als Sänger der wohl bekanntesten deutschen Rechtsrockband „Landser“ vorstand, saß bis Februar 2008 eine mehrjährige Haftstrafe ab, nachdem er mit seinen damaligen Bandkollegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung für schuldig befunden wurde. Die Mitangeklagten machten infolge der Ermittlungen umfangreiche Aussagen, Regener dagegen zeigte sich vom Gericht unbeeindruckt und verweigerte jede Aussage. Die Band „Landser“ zerbrach und Regener spielte noch vor Haftantritt eine neue CD mit seinem Nachfolgeprojekt „Die Lunikoff-Verschwörung“ ein. Im April 2005 spielte die neue Band ein „Abschiedskonzert“ für „Lunikoff“ im Schützenhaus des bundesweit bekannten Neonazi-Rechtsanwaltes Jürgen Rieger im thüringischen Pößneck, im Rahmen des dortigen Landesparteitages der NPD-Thüringen. Für das Konzert erging eine Verbotsverfügung, die allerdings aufgrund der unerwartet hohen Teilnehmerzahl von ca. 1500 Neonazis nicht von der Polizei durchgesetzt werden konnte.
Mit einer so großen Resonanz hatten auch die Organisatoren aus der Geraer Neonaziszene nicht gerechnet, Getränke u.a. sollen bereits sehr früh am Tag aufgebraucht gewesen sein und Verantwortlichen seien heillos überfordert gewesen mit dem Ansturm, klagen Teilnehmer im Anschluss in rechtsextremen Internetforen. Zudem weiten sich Diskussionen aus, wie man auf einer „nationalen Veranstaltung“ Cola eines namhaften amerikanischen Getränkeherstellers anbieten könne, dessen Schriftzug symbolisch für den westlichen Lebensstil stehe, während die Mehrheit der Anwesenden den Weltkonzern in einem Atemzug mit Israel und den USA als „Weltfeind Nummer 1“ ausfindig zu machen glaubt. Ferner stieß das Alkoholverbot bei einigen auf wenig Verständnis, sodass zahlreiche Angereiste sich vor und während der Veranstaltung immer wieder in umliegenden Lokalitäten mit Alkoholika versorgten.
Bilder und weiterlesen(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
sachliche Dokumentation
generell dreht es sich hierbei doch eher um einen Dokumentationsartikel, der einen direkten tieferen Einblick in den tatasächlichen Ablauf, Denk- und Handlungskuster der extrem rechten Szene transportiert und gut veranschaulicht. Nur weil in Dokumentationen nicht immer idologiegeschwängerte Phrasen gedroschen werden, ist der Sinn und Nutzen solcher Artikel doch nicht weniger politisch. Objektivität hat auch was mit Seriösität zu tun. Wir sollten einfach auch mal nüchterne Dokumentation und Recherche // auch wenn es schwer fällt, bei dem Thema nüchtern zu bleiben // als Grundlage politischer Arbeit betrachten.
Und die Risiken, die zum Teil für solche Recherchearbeit eingegangen werden, sprechen doch durchaus für sich, zumindest für jene, die das Gefahrenpotenzial einschätzen können.
Wow
"Blood and Honour" - Schriftzug oä in der Öffentlichkeit stellt doch wohl generell ne Straftat dar
mehr Bilder von Gera
http://www.recherche-ost.com/content/view/72/3/
Weitere Infos
Pressespiegel zum Wochenende gibt es auf http://aag.antifa.net
Außerdem: Aufruf an Betroffene und ZeugInnen von Festnahmen und Polizeigewalt am 11. Juli
Bei den antifaschistischen Protesten gegen das Neonazifest gab es mehrfach Angriffe der Polizei. Auf der Heinrichsbrücke wurde in den Antifa-Block geprügelt und mehrere Personen leicht verletzt. In der Heinrichstraße (Höhe Comma), Breitscheidstraße (Höhe Stadtmuseum) und auf dem Puschkinplatz (Höhe Straßenbahnhaltestelle) wurden mindestens elf GenossInnen von den Aufstandsbekämpfungseinheiten BFE und USK aus der Demonstration gezogen.
Betroffene und ZeugInnen von Festnahmen und Polizeiangewalt sollen sich schnellstmöglich bei der Roten Hilfe in Jena melden. Auf Anklageschreiben und Vorladungen der Polizei und Staatsanwaltschaft nicht reagieren. Macht keine Aussagen, egal ob als AngeklateR oder ZeugIn.
http://rotehilfejena.blogsport.de
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Gut gut — Oiii!
Völlig Kritikfrei der Artikel — ........................
Der morgendliche... — Bart
wieso — soll
Bild 5 — gefüllt
Dass mit der weinerlichen Frau ist schön :) — aber
Duisburg Nazi — Bastian
guter — Uwe B
smash we can — Yosemite Sam
artikel fetzt — M.Biolek
Keine inhaltliche Ergänzung — Krasse Scheiße