Antifa-PM zu Übergriff am 12.Juli in Berlin

Bündnis antifaschistischer Gruppen 14.07.2009 03:40 Themen: Antifa
Gefährlicher Übergriff durch Neonazis am 12. Juli. Antifa bezieht Stellung.

Immer wieder kommt es am S+U Bahnhof Frankfurter Allee zu Übergriffen durch Neonazis auf vermeintlich linke Jugendliche, Migrant_innen oder Menschen, die einfach nur nicht ins faschistische Weltbild der Täter_innen passen. Der aktuelle Höhepunkt dieser Gewalt ereignete sich dort am Sonntagmorgen um ca. 5 Uhr 45.
Vier aggressive Neonazis griffen dabei wahllos Passanten an. Ein 22-Jähriger wurde durch sein alternatives Erscheinungsbild dabei zu ihrem Hassobjekt. Die Tritte, die die Täter dem regungslos am Boden liegenden Opfer minutenlang zugefügt haben führten neben schweren Prellung und einem Jochbeinbruch auch zu Hirnblutungen. Eingreifende Passanten konnten ihren Gewaltrausch nicht stoppen, ein Täter trat sogar auf den Kopf des bewusstlosen Opfers ein. Dieser versuchte den Jugendlichen durch einen sog. „Bordsteinkick“ zu töten, konnte den wehrlosen Körper aber nicht zum Bordstein schleifen. Er drehte das Gesicht des 22-jährigen frontal auf den Boden und trat heftig auf seinen Hinterkopf. Er maltretierte sein Opfer selbst dann noch als die Polizei eintraf. Während der polizeilichen Maßnahmen konnten sich die Täter weitestgehend ungestört bewegen und versuchten Zeug_innen einzuschüchtern und anzugreifen. Dabei kam es zu Rangeleien mit der Polizei seitens der Neonazis.

Einer der Neonazis beschuldigte einen der Zeugen, welcher den Übergriff der Polizei beschrieb, dass dieser ihn provoziert haben soll. Auf Grund dieser Behauptung durchsuchte die Polizei am Sonntag die Wohnung des Zeugen, stellten jedoch keine belastenden Materialen fest.
Was der Polizeibericht und die meisten Medien bisher nicht thematisierten, ist der Fakt, dass die Täter aus der gegenüberliegenden Disko „Jeton“ kamen. Diese war in der Vergangenheit immer wieder Ausgangspunkt für neonazistische Angriffe gewesen, was unter anderem die Chronik der lokalen „Antifa Friedrichshain“( http://freeweb.dnet.it/antifhain/chronik.htm) belegt. Da das zum großen Teil auch rechts gerichtete Publikum des Jetons eine Gefahr für viele Menschen im Friedrichshain darstellt, sehen wir es als notwendig an auf dieses Problem mit allen Mitteln aufmerksam zu machen. Wir fordern daher von den Betreibern des „Jeton“, endlich hart gegen sein teilweise rechtsradikales Klientel vorzugehen und somit an der Verhinderung rechter Gewalttaten am Brennpunkt Frankfurter Allee mitzuwirken. Wir verurteilen außerdem das Vorgehen der Polizei, da somit Personen, die sich trauen gegen Neonazis Aussagen zu tätigen, in Zukunft eingeschüchtert werden. Die, auch von staatlicher Seite immer wieder geforderte, Zivilcourage wird somit von staatlicher Seite selbst unterbunden und verkommt zur Farce.

Ein breites antifaschistisches Bündnis organisiert darum für den Samstag, den 18.Juli, um 18 Uhr am Bersarin Platz eine Demonstration um gegen rechten Terror in Friedrichshain zu demonstrieren und das „Jeton“ zu einer klaren Positionierung zu zwingen (Aufruf:  http://nea.antifa.de/specials/fallee.html).

14. Juli 2009, Bündnis antifaschistischer Gruppen

Kontakt: Tel: 015778201345 (Martin Sonnenburg) |  nea@riseup.net

Web:  http://www.antifa-fh.de.vu/ |  http://www.antifa.de/ |  http://nea.antifa.de/ |
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Ergänzungen

Gespräche mit den "Jeton"-Betreibern?

calica 14.07.2009 - 12:25
Laut Eintrag im Handelsregister gehört das "Jeton" in der Frankfurter Allee den libanesischen Geschäftsmännern Mohammed Al-Zaid und Muktaddar Al-Zaid die ja in Berlin als Betreiber von Discotheken, Bordellen und einem Wachschutzunternehmen nicht ganz unbekannt sind.

Trotz des aus linker Sicht sicher bedenklichen Geschäftsfeldes der Familie Al-Zaid, sollte man die als Migranten doch bestimmt gegen Rassismus und Neonazis sensibilisieren können.

Ist denn von Seiten der Antifa da schon mal das Gespräch gesucht worden? Wenn die Al-Zaids dafür sorgen könnten, dass Nazis und rechtsoffene Hools im "Jeton" nicht mehr gedultet würden, dann wäre damit den Menschen im Friedrichshain schon mal sehr geholfen.



Impressionen

unwichtig 14.07.2009 - 13:45
Sie eilten vorüber, viele, sehr viele, oft in einer Eile die nur noch Zeit für ein "Was ist denn hier los?" ließ, wohl aber aus ernsten Gründen, keine Zeit zu hören, was die Antwort ist, dass es Gründe gibt, zu stehen auf Straßen und Wegen, die eigentlich zum Gehen gemacht.
Doch Menschen blieben stehen, fragten, sahen, unterhielten sich, schwiegen.
Die anderen versteinerten ihr Gesicht angesichts der Fahne die da wehte, wie zum Schutz um nicht erkannt zu werden, einige grinsten, hämisch, spottend.
Auch wütende gab es. Wohl aber gilt es zu unterscheiden, die Wut über das Verbrechen, begangen am Sonntag in der Früh und die Wut über Menschen, die ansprechen und fragen, nach der Verantwortung und der Courage, die Mensch erst menschlich macht.
Wer sind sie? Diese anderen, die sich freuen, wenn Blut fließt. Diese anderen, die vor Angst die Augen verschließen. Diese Anderen, die mit großen Augen ganz plötzlich erinnern, das Faschismus nicht nur ein Begriff aus dem Geschichtsunterricht ist, sondern existiert.

Ich sehe all diese Menschen, wie sie in mein Blickfeld gelangen und wieder daraus verschwinden und ich frage mich: Was ist eigentlich Mentalität?

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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