(B) Demobericht Dennis

Demonstrant 12.07.2009 14:43 Themen: Repression Soziale Kämpfe
Am 11. Juli fand in Berlin eine Demonstration für die Aufklärung des von Polizeibeamten begangenen Mordes an Dennis J. statt. Dieser war am 31.12.2008 in Schönfließ von einem Berliner Zivilfahnder mit acht Schüssen hingerichtet worden.
Die Demonstration war recht kurzfristig von Freunden und Angehörigen angemeldet worden, weil die Staatsanwaltschaft seit sieben Monaten nur zum Schein gegen den Todesschützen ermittelt.
Vor dem Friedhof am Herrmannplatz wurde sich gesammelt und ab diesem Zeitpunkt gab es einige echt krass polizeifeindliche Redebeiträge, die aber nicht nur Pöbelei waren sondern fundiert das Thema Staatliches Morden aufgriffen.
Um den Fall von Dennis nicht nochmal neu zu erzählen sei auf diesen recht objektiven Bericht verwiesen:  http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,635683,00.html
Ungefähr 200 Leute machten sich dann auf den Weg zum Kottbusser Tor, davon viele Linksradikale, aber auch Menschen für die der Staat nur den Stempel "Intensivtäter" hat.
Ebenso Leute vom Oury Jalloh Bündniss, denn die Demo war als offen für alle Betroffenen von Polizeigewalt angekündigt.
Die Stimmung war durchweg laut und kämpferisch, die Botschaft wurde von den Menschen, die am Kottbusser Damm leben und unterwegs sind zustimmend aufgenommen. Die Polizei war mit mittlerem Aufgebot vertreten, hielt sich zurück weil sie merkten, dass sie in dieser Gegend nicht beliebt sind.
Die Justiz sah sich durch die Demo genötigt, sich zu den laufenden Ermittlungen zu äussern, was hier gelesen werden kann:
 http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11556724/62249/%C2%A0Fall-Schoenfliess-kurz-vor-dem-Abschluss-Gutachten-belastet.html
 http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/?dig=2009%2F07%2F11%2Fa0227&cHash=410fcf80b0
 http://www.morgenpost.de/berlin/article1130372/Todesschuss_Gutachten_belastet_Berliner_Polizisten.html
 http://www.tagesspiegel.de/berlin/Polizei-Justiz-Oberhavel;art126,2845369
 http://www.welt.de/vermischtes/article4102144/Polizeischuesse-durch-nichts-gerechtfertigt.html
Die öffentliche Resonanz auf diese Demo war eines der Ziele, denn je weniger Reaktionen auf einen Mord durch Polizeibeamte folgen, desto niedriger deren Hemmschwelle zur Gewalt und desto grösser die Furcht grundsätzlich Widerstand zu leisten.
Ein weiteres Ziel war es, Personengruppen, die eher wenig miteinander zu tun haben, zusammen zubringen. Das ständige Gefasel von sozialer Revolution oder auch nur Revolte entbehrt nämlich jeder Grundlage, solange nicht alle Betroffenen des Krieges von oben, zusammenkommen. Dazu gehören zweifellos diejenigen, die als negativer Standortfaktor bei allen Problemen als bekämpfenswert angeprangert werden, nicht-deutsche und Hartz 4 Unterschichtler_innen aus Neukölln und Kreuzberg.
Die Resonanz auf diese Demo ist deshalb nicht nur befriedigend, jene die bei jedem Polizeiangriff auf linke Projekte und Antifademos aufschreien, waren zahlenmäßig nicht so vertreten, wie es das ständige Sponti-Posting auf Indymedia sugeriert.
Dennoch wurde gestern deutlich, dass staatliches Gewalt bald auf mehr Widerstand treffen wird.
Nach dem die Demo am Kotti zu Ende ging, wurde problemlos eine Polizeikette umgangen und eine Spontan Demo zum Strassenfest in der Waldemarstrasse folgte.
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Ergänzungen

Gute Demo

Little Jacob 12.07.2009 - 15:00

Vorgetragener Redebeitrag

ABC Berlin 12.07.2009 - 15:39
Redebeitrag von Anarchist Black Cross Berlin
zur Demo in Solidarität mit Dennis und allen Opfern von Polizeigewalt

Wieder einmal sind wir gezwungen einen weiteren Namen auf der endlosen Liste derjenigen einzutragen, die durch die Hand von Bullen ums Leben gekommen sind.

Wieder einmal ist ein Mensch durch die Kugeln aus den Waffen und durch Gewaltanwendung von Polizeibeamten gestorben.

Und danach wird wieder das Gleiche passieren, wie immer werden die Bullen am Ende freigesprochen werden. Gerechtfertigt wird dieses mit scheinbar auf alles ausdehnbaren Begriffen wie Notwehr, unübersichtliche Situation, usw. Aber wir sagen: es war Mord, kaltblütiger Mord. Sie erhalten für ihr Handeln, welches Leben zerstört eine Legitimation, welche sie immer weiter machen lässt, ohne auch nur einen Gedanken an die Folgen ihres Handelns zu verschwenden.

Damit zeigen die Bullen wieder einmal ihr wahres Gesicht. Nicht das des Freund und Helfers, welches uns immer seit dem Kindesalter fälschlicherweise vorgegaukelt wird. Sondern das des mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln die Macht des Staates und des Kapitals verteidigenden, mit dem Knüppel um sich schlagenden, mit der Knarre um sich schießenden gefühllosen Menschen, der jede Gefühlsregung mit dem Überstreifen der Uniform abgelegt hat.

Natürlich sind die Bullen nicht die einzigen, die im Namen des Staates morden. Tagtäglich sterben Leuten in den Knästen, in den Abschiebeknästen, beim Versuch in die Festung Europa zu gelangen, auf dem Weg zur Arbeit und während dieser. Morde, welche von uns meistens wieder schnell vergessen werden oder wir sie gar nicht erst mitbekommen. Dies zeigt uns, wie alltäglich es für uns ist, dass dieses Konstrukt aus Staat und Kapital darauf aufgebaut ist, dass Menschen sterben nur um die Interessen von ein paar wenigen durchzusetzen.

Und unsere Rolle in diesem ganzen Wirrwarr von Unsicherheit und Verletzbarkeit?
Das Vorantreiben der Solidarität mit den Betroffenen von Bullengewalt und der alltäglichen Gewalt dieses System der Ausbeutung und Unterdrückung. Das Vorantreiben des Kampfes gegen die bestehenden Verhältnisse, hin zu einem lebenswerten Leben für uns alle.

Es gibt auch positive Beispiele, wie auf Bullengewalt geantwortet wird. Zum Beispiel gab es in den letzten Monaten in Berlin eine Vielzahl von solidarischen Aktionen. Auch woanders schweigen die Leute nicht: In Zürich in der Schweiz kam es am letzten Samstag zu einer kraftvollen und entschlossenen Demonstration, bei welcher eine Vielzahl von Gebäuden des Sicherheitsgewerbes und verschiedene Banken angegriffen wurden. Einen Monat zuvor wurde in Biel ein Jugendlicher von Bullen vor einen fahrenden Zug gehetzt und kam dabei zu Tode.

Kein Friede mit dem Bullenstaat!
Freiheit für alle!
Für die Anarchie!

Zivilpolizisten überwachten auch diese Demo

Roland Ionas Bialke 12.07.2009 - 16:37
Skandalös war, dass auch diese Demonstration von bewaffneten Polizisten in ziviler Kleidung weiträumig begleitet wurde. Nicht nur die szenebekannten Polizisten notierten sich wer an der Demonstration teilnimmt und welche Aufgabe er oder sie hat, sondern auch verdeckte Ermittler begleiteten die Demonstration. Diesbezüglich wäre es hilfreich, wenn jemand den Gehweg der Gegenfahrbahn in Höhe der Demonstration fotografiert hat.

Es kann doch nicht angehen, dass Zivilpolizisten aus der selben Einheit wie Dennis´ Mörder nun die DemonstrantInnen einschüchtern.

Warum am 11.07.?

Pirat 12.07.2009 - 22:49
Nun...ich bin ja in diesen Zeiten über fast jede Demo froh die sich irgendwie gegen Kapitalismus/Staatkapitalismus, Überwachung und Ausbeutung richtet.

Aber die Demo lief paralell zur Megaspree-Demo, die entgegen der allg. Presse recht gut besucht war. Schön währe es gewesen das vorher abzusprechen. Viele-Spreeversenker währen auch bei euch dabei gewesen.

Hier eines der wenigen Videos von der Megaspree-Demo (Youtube blockiert mal wieder):
 http://www.youtube.com/watch?v=ecwsayGCVb4

@Pirat

Willi 13.07.2009 - 11:22
Die Demo fand aus mehreren Gründen zeitgleich mit dem Media Spree Dings statt. Die Anmelder gehören nicht zur linken Szene und werden, wie auch der Freundeskreis von Dennis, nicht von der Mobilisierung zu einer peacigen Spaßparade erreicht. Die Media Spree Mobi war auch nicht auf ein radikales Publikum zugeschnitten sondern auf Party. Trotzdem konnte alle ihre Prioritäten setzen, die einen gegen Bullen, die anderen für Strandbars. hier noch ein Pressebericht:  http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/0713/berlin/0030/index.html

Redebeitrag der ARAB

www.arab.antifa.de 13.07.2009 - 18:10
No Justice – No Peace: Dennis – wir vergessen dich nicht

Sylvester 08/09 hat die Berliner Polizei es mal wieder so richtig krachen lassen. Dennis J. wurde in dieser Nacht von einem Bullen bei einer Fahrzeugkontrolle mit 8 Schüssen hingerichtet. Der Bulle ist natürlich immer noch auf Freiem Fuß. Während die Polizeiführung von einem „tragischen Einzelfall“ spricht, wissen wir: Hinter diesem Mord steht ein System. Es war nicht der erste und wird nicht der letzte Mord sein. Vor Zwei Jahren wurde bei Berlin ein Jugendlicher der eine Bushaltestelle demoliert haben soll von einem Bullen ermordert. 2005 verbrannte der Afrikanische Flüchtling Oury Jalloh in einer Dessauer Polizeizelle. Unvergessen sind auch die Bullenmorde an Alexandros im Dezember in Griechenland oder an Banou und Ziad im Herbst 2005 in den französischen Banlieus. All das sind nicht nur eine Reihe „tragischer Einzellfälle“, es sind Vorfälle die ganz klar zeigen wer in dieser Gesellschaft was zu melden hat und wer nicht. Und sie sind nur die Spitze des Eisberges, unzällige Bullenmorde kommen gar nicht erst an die Öffentlichkeit, werden von den Bullen vertuscht, die sich gegenseitig „Decken“.

Doch warum kommt es so oft zu solchen „tragischen Einzelfällen“ und warum werden die Bullen von den Gerichten nie belangt? Die Antwort liegt in diesem Scheiss System in dem wir leben und das von Sozialarbeitern, Lehren und Bullen „Demokratie“ und „Rechtsstaat“ genannt wird. Wir nennen es lieber „Schweinesystem“ und „Kapitalismus“.

Der Staat behält sich vor als einziger Gewalt ausüben zu dürfen, das heisst unmittelbarer körperlicher Zwang um den Willen anderer Menschen zu brechen. Alle Gewalt in diesem System ist illegal, wenn sich nicht von Polizei oder Militär auf Grundlage von „Gesetzten“ ausgeübt weird. Der Sinn und Zweck dieser staatlichen Gewalt ist es die Sicherheit und das Funktionieren des kapitalistischen Systems zu gewährleisten. Wer dagegen verstößt und selber Gewalt anwendet wird mit Knast bestraft. Der Staat findet es also nicht geil, wenn seine Schläger (auch Bullen genannt) über das Ziel hinausschießen und „zuviel „ Gewalt anwenden, wie in Dennis Fall geschehen. Denn für Dennis hat die staatliche Gewalt Knast und einen Gerichtprozess vorgesehen, eine Hinrichtung war nicht geplant.

Trotzdem wird der Staat seine Hand schützend über den Bullen halten, auch wenn er den Mord nicht in Auftrag gegeben hat oder unterstützt. Den die Bullen sind es die für den Staat die Drecksarbeit machen und für ihn Gewalt ausüben. Das heißt Leute wie uns, die nicht zufällig Schweinereich sind, mit Gesetzten das Leben schwer zu machen, kontrollieren und am besten Weg Sperren. Damit sich diese Bullen aber weiter Trauen gegen uns Gewalt anzuwenden, darf der Staat es mit den Gesetzten bei Bullen nicht so genau nehmen und muss ihn eine gewisse „Narrenfreiheit“ garantieren. Deshalb werden einzelne „Fehltritte“ gedeckt. Um das System der Gewalt am laufen zu halten. Denn das Problem sind nicht die „Einzelfälle“, „Fehltritte“ und „überzogene Bullengewalt“ wie bei dem Fall von Dennis. Hier wird nur die Absurdität des staatlichen Gewaltmonopols besonders deutlich. Das Problem ist die ganz alltägliche „normale“ Bullengewalt. Die Personalienkontrollen, Die Festnahmen, die Schikanen. Auch wenn dabei keiner liegen bleibt. Es reicht deshalb nicht „Gerechtigkeit“ zu fordern, sondern wir müssen die Bullen, den Staat und seine Gewalt grundlegend in Frage zu stellen.

Den die Bullen machen keine Fehler, sie sind der Fehler!!
Freiheit für die Gefangenen vom 1.Mai!


Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin (ARAB)

Kommt zum Solikonzert für die 1.Mai Gefangenen am 7.August im Festsaal Kreuzberg….

Solidarität gegen Bullen, Staat und Kapital! ACAB!

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