[Paris] Cops schiessen Besetzer Auge aus

transladora 10.07.2009 20:49 Themen: Freiräume Repression Weltweit
Die französische Polizei schiesst am Mittwoch bei Protesten nach der Räumung des besetzten Hauses "La Clinique" in Montreuil mit Flashball-Gummigeschossen in Kopfhöhe auf DemonstrantInnen - Einer von ihnen verliert dadurch ein Auge.
Die Opposition wird gejagt

Am Mittwoch den 8. Juli räumt die Polizei zusammen mit dem örtlichen Swat-Team das im Januar besetzte Haus "La Clinique" in Montreuil im Osten von Paris. Die ehemalige Röntgenklinik liegt gegenüber von einem rege besuchten Wochenmarkt, Nachbarn hatten die Besetzung des lange leerstehenden Hause z.B. mit einem kleinen "Merci" Transparent begrüßt. Die BewohnerInnen hatten viele kollektive Sachen gemacht und Workshops für die Bevölkerung vor Ort angeboten: Es gab dort bis vorgestern ein Kino, ein Straßenradio, eine Volxküche, Konzerte, Versuche den zumuten der Arbeits- und Sozialämter kollektiv zu begegnen, über Vermieter- und Wohnungsprobleme zu beraten.

Am Mittwochabend wurde eine versammlung nebst Vokü in der nahegelegenen Fußgängerzone organisiert, um gegen die Räumung zu protestieren. Gegen 22 Uhr zogen die DemonstrantInnen mit einer Demo zur Clinique, entzündeten Feuerwerk und begannen sich mit den drei Wachschutzleuten vor dem frisch zugemauerten Squat zu unterhalten. In diesem Moment stürmten die Cops überfallartig und ohne jede Warnung auf die Leute los und beschossen sie auf Kopfhöhen mit Flashball-Gummigeschossen. Fünf Leute wurden an Oberkörper und Kopf verletzt, eine Person wurde ins Auge getroffen. Er wurde mit dem Notarzt zur Operation ins Krankenhaus gefahren, aber sein Auge konnte nicht gerettet werden.

Drei DemonstrantInnen sind 24 Stunden später noch immer arrestiert.

So viele Leute haben durch diese Waffen bereits nicht wieder gutzumachende Verletzungen erlitten. Allein im Laufe eines Jahres wurden in Frankreich drei Leute in die Augen geschossen - ein 17 jähriger Schüler bei einer Demo in der Bretagne im vergangenen Herbst, ein weiterer, der an einer Aneignungsaktion in einem Supermarkt in Toulouse teilgenommen hatte und nun unser Freund.

Um mehr Flashball-Gewehre zu bekommen argumentiert die Polizei, dass dies nicht-tödliche Waffen seien und dass ihre Anwendung strikt überwacht werde. Die Fakten belegen das Gegenteil: Durch ihre Unverwundbarkeit beflügelzt benutzt die Polizei diese Waffen jeden Tag und ignoriert geflissentlich die sogenannte "Verhältnismäßigkeit". Sie schießen, um zu verwunden, oft aus nächster Nähe.

Wie können die JournalistInnen, PolitikerInnen, SprecherInnen der Polizei noch immer verwundert sein, wenn die Bullen Arme, Prekäre und Protestoierende aller Art brutal angreifen, auf ihre Köpfe zielen, und sich gleichzeitig darüber wundern, wenn nicht gar schockiert darüber sein, wenn diejenigen, auf die geschossen wird zu ihrer Verteidigung auch zu waffen greifen.

In Frankreich spiegelt die öffentliche Debatte den zahlenmäßigen Anstieg der Leute wieder, die wegen "Beleidigung, rebellion, Gewalttätigkeiten" gegen PolizistInnen nach einer Demo oder Personalienkontrolle festgenommen wurden. Nun wird eine andere Seite der Aufgaben der Polizei deutlich: Um diejenigen zu terrorisieren, die als nicht normal oder als GegnerInnen gelten, um jeglichen Ungehorsam aufzulösen sollte man auf den Kopf schießen.

Wir werden uns damit niemals abfinden. Wir rufen alle dazu auf, gegen diese neue Eskalation der Polizeigewalt aktiv zu werden.

Wut und Solidarität

aus Montreuil

auf französisch findet ihr mehr bei

 http://juralibertaire.over-blog.com/a...46976.html

 http://laclinique.over-blog.net
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Ergänzungen

Dossier über Gummigeschosse

mk 13.07.2009 - 13:32
Mehr über Gummigeschosse kann hier nachgelesen werden: http://www.ssi-media.com/pigbrother/Gummi1.htm

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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