Berlin: Solidarität mit Antifas in Ru und Ukr - Demo

solianka 03.07.2009 23:00 Themen: Antifa Repression Weltweit
Ungefähr 100 AktivistInnen haben heute, am Freitag, 3.7. vor den Botschaften der Ukraine und Russlands gegen die zunehmende Repression in beiden Ländern gegen antifaschistische und andere soziale Bewegungen protestiert.
Dazwischen lief eine kleine aber feine Demo durch Mitte, wo sie dank fescher Musik, erklärender Durchsagen aus dem Lauti und vieler Transpis auf relativ großes Interesse der zahlreich anwesenden TouristInnen und anderer Mitte-GängerInnen stieß, denen dank Flugblättern auf Deutsch und Englisch auch noch einiges an Hintergrund zur Demo mit auf den weiteren Weg gegeben werden konnte.

Zwar verzögerte sich der Anfang der Demo wegen eines sehr nassen Wolkenbruchs um 20 Minuten. BriefübergabeSobald aber die Sonne wieder, und dann auch ohn' Unterlass, schien, versammelten sich die AktivistInnen, überwiegend aus dem Antifa-Spektrum, vor der Ukrainschen Botschaft. Bei der Auftaktkundgebung dort gab es erst einen Redebeitrag, der die Hintergründe zum „Fall Odessa“ erläuterte – im April mussten sich AntifaschistInnen dort gegen einen tätlichen Angriff einer dreifachen Überzahl von Neonazis wehren, bei dem einer der Faschos so stark verletzt wurde, dass er später starb. Einen entsprechenden Beitrag gab es auch auf Ukrainisch. Auch ein Brief an den Präsidenten Juschtschenko wurde verlesen, in dem dessen einseitige, skandalöse Stellungnahme zu dem Fall kritisiert wurde. Juschtschenko hatte behauptet, die in Notwehr erfolgte Tat sei ein gezielter Mord gewesen, und die Sicherheitsbehörden zu Ermittlungen gegen die angeblich von Russland gesteuerte Organisation Antifa aufgefordert. Der Brief wurde dann an einen Vertreter der Botschaft, der tatsächlich auf der Strasse erschien, live übergeben. Dieser zeigte sich sehr aufgeschlossen und interessiert und sicherte zu, der Brief werde dem Presseattaché zugeleitet, ins Ukrainische übersetzt und an den Adressaten Präsident Juschtschenko auf jeden Fall weitergeleitet.

Auf dem Weg Richtung Botschaft Russlands Unter den Linden gab es dann Hintergrundinformationen zur Situation sozialer Bewegungen in Russland, insbesondere auch nochmal zum Fall von Artyem Loskutov, einem kritischen Künstler, der in Novosibirsk wegen untergeschobenen Drogen und angeblichem Extremismus verfolgt wird. Dabei wurde auch die Praxis der sogenannten „E-Zentren“ (wobei E für Extremismus steht) kritisch beleuchtet.

Die krasse Situation von linken Bewegungen in Russland, insbesondere der meist jüngeren Antifas, machen die letzten Nachrichten aus Moskau wieder einmal tragisch deutlich – Mitte dieser Woche wurde ein aktiver Antifa von bekannten Nazis auf der Straße vor seinem Haus ermordet. Wir haben mit dieser Demo auch an Ilya gedacht und hoffen, unsere Solidarität erreicht seine Familie, FreundInnen und GenossInnen.

Zum Abschluss wurde vor der russischen Botschaft nochmal der Aufruf zur Demo auf Russisch verlesen, um eine deutliche Botschaft an deren „Insassen“ zu senden – AntifaschistInnen, linke AktivistInnen überall werden nicht eher ruhen, als bis die Repression gegen soziale Bewegungen in Russland aufhört, die Extremismus-Zentren abgeschafft werden, dem rechten Terror ein Ende gesetzt wird, und damit der Weg für eine bessere Gesellschaft und ein schöneres Leben mal wieder ein Stück breiter und offener wird!

Mehr Bilder, Hintergrundinformationen, Redebeiträge unter  http://solianka.org/demo_3juli_reportage
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Ergänzungen

Lob

Pavel Kortschagin 04.07.2009 - 10:37
Wie schon auf den Bildern zu sehen gab es viele Transpies in mehreren Sprachen, die Redebeiträge waren auch zum Teil in Russisch. Die Beiträge waren auch für mich sehr informativ. Vielleicht können einigen davon auch als Text ins Netz gestellt werden.
Die Musik war zwar nicht mein Geschmack, was ja aber nicht heißt das sie schlecht war. Zumindest nicht das Standart-Demoprogram.
Ich weiß nicht warum Freitag 16 Uhr als Termin gewählt wurde, das ist etwas früh die/den Lohnsklavin/en aber ich nehme an dafür gab es Gründe. Durch die Verzögerung der Demo habe ich es aber doch noch geschafft.
Also dickes Lob an die Veranstalter und die gut vorbereiteten TeilnehmerInnen!
Ich fordere das Übliche und das Besondere!

Solidarität mit Aleksej!

Roter Helfer 04.07.2009 - 18:33
In diesem Zusammenhang würde ich gerne das Schicksal von Aleksej ansprechen. Für das gelaufene Verfahren und den Anwalt werden noch immer Geld benötigt.

 http://russlandsoli.blogsport.de/

Solidarität mit Aleksej Olesinov

Der Antifaschist und Sozialist Aleksej Olesinov sitzt seit Herbst 2008 in einem russischen Knast ein.
Aleksej war am 6. November 2008 in dem Moskauer Club „Cult“ in einer Schlägerei mit Securities, die als faschistisch gelten, verwickelt. In diesem Zusammenhang wurde er von der Polizei festgenommen – Zuerst nur wegen „geringfügigen Hooliganismus“, was in Russland nur eine Ordnungswidrigkeit, maximal ein Bußgeld ist. Doch die Staatsmacht war schon seit längerem auf Aleksej aufmerksam geworden. Er organisierte verschiedene antifaschistische und linkspolitische Aktionen, und Infoveranstaltungen mit. Zudem wurde einer seiner befreundeten Genossen – Feodor Filatov – wenige Wochen vor der Festnahme Aleksej von Nazis auf dem Weg zur Arbeit erstochen. Im Verlaufe seiner Haft wurde Aleksej dann von der Staatsanwaltschaft eine Beteiligung an einer Reihe militanter Angriffe auf Faschisten vorgeworfen.

Bis zu seinem Gerichtsverfahren im April saß Aleksej in einem speziellen, für seinen desolaten Zustand bekannten, Teil eines Moskauer Knastes, indem vor allem als schwerkriminell geltende Gefängnisinsassen einsitzen. Das Verfahren selbst konnte erst im April beginnen, da ein Anwalt für Aleksej gefunden werden musste. Sein eigentlicher Verteidiger Stanislaw Markelov wurde Anfang Januar zusammen mit weiteren Personen auf offener Straße erschossen.
Mit Michall Trepashkin, einem ehemaligen KGB-Agenten und populären Kreml-Kritiker, konnte ein verlässlicher Anwalt gefunden werden, der ihn beim Prozess verteidigte, Aleksej muss nun noch mindestens bis zum November 2009 einsitzen.

Für die Anwalts- und Gerichtskosten wird noch eine Menge Geld benötigt!

Spendet für die Anwalts-und Prozesskosten
Rote Hilfe e.V.
„Antifa Russland“
Konto Nr. 191 100 462
Postbank Dortmund
BLZ 440 100 46

Gefährliches Leben in Russland

* aka * 05.07.2009 - 15:42
Die "Autonome Aktion Krasnodar" (Libertäre Kommunist_innen) machte am 3. Juli einen weiteren Tod öffentlich und trauert um einen Genossen und Freund. Offenbar wurde der bekannte Aktivist und Saxophonist Andrej Mal'chenko von (unpolitischen) Prolls getötet. Er war in vielen, örtlichen Initiativen udn Bündnissen aktiv. Er beteiligte sich an Aktionen, Demonstrationen und Kundgebungen. (siehe  http://avtonom.org/index.php?nid=2617)

Sein Tod verdeutlicht, daß die sozialrevolutionäre Bewegung in Russland in permanter Gefahr ist und von allen Seiten attackiert wird. Um so wichtiger ist es über diese Gefahr, die Repression aber auch über ihre Erfolge zu berichten. Denn die gibt es auch!!!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Erfolgreiche Demo! — Thorten Schneidar