Anmerkung der Moderationsgruppe: Trotz der Bitte, de.indymedia.org zum Veröffentlichen von eigenen Berichten und selbst recherchierten Reportagen zu nutzen, wurde hier ein Kommentar, ein Diskussionsbeitrag oder eine Stellungnahme einer Gruppe reinkopiert.
Es ist nicht das Ziel von Indymedia, ein umfassendes Infoportal incl. Forum für die Verlautbarungen politischer Gruppen anzubieten. Indymedia will ein Plattform für engagierte MedienmacherInnen und ihren eigenen Inhalte bieten. Indymedia will nicht als virtueller Flugblattständer für die Verbreitung, Kritik und Diskussion konkurrierender teilweise dogmatischer Ideologien herhalten. Das Veröffentlichen von Gruppenstellungnahmen und Flugblatttext gehört nicht zu den Zielen des Projektes. Mehr Informationen darüber, warum sich Indymedia nicht zum Diskutieren von politischen Texten eignet, findest Du hier.    Bitte nutze stattdessen die verlinkten Online-Diskussionsforen.

taz-Autor Till Ehrlich denunziert Vegetarier

taz-Leser 29.06.2009 10:16
Mit einem argumentativ plumpen Artikel denunzierte der in Berlin lebende Autor Till Ehrlich Vegetarier und Veganer. Diese sollen an der Armut und Umweltzerstörung vorallem in Südamerika durch ihren Tofukonsum sein. Zwar ist dies wahrlich nicht der erste Journalist, der es mit der Recherche und Belegen bezüglich Vegetarismus- und Veganismus-Kritik nicht so genau nimmt. Doch das Erschreckende daran ist, dass der Artikel am vergangenen Sonntag in der letzten verbleibenden links-liberalen Massenmarktzeitung "taz" veröffentlicht wurde. In der Kommentarfunktion der Onlinepräsenz kamen über 200 Beschwerden nach nur wenigen Stunden. [Link]
Till Ehrlich (* 1964 in Dresden) schreibt als freier Redakteur für die Süddeutsche Zeitung und die taz, sowie für gastronomische Fachzeitschriften wie "Fine Wine Magazine" oder "Der Feinschmecker". Zudem veröffentlichte der Autor Bücher im "Gräfe und Unzer"-Verlag, so beispielsweise "Die besten Weine unter 10 Euro" oder "200 Fragen zum Wein". Bevor Till Ehrlich Journalismus, Geschichte und Germanistik studierte, arbeitete er in der Gastronomie.Laut Selbstbeschreibung in einem Interview auf der Website des Hallwag Verlags wurde er als bester deutschsprachiger Weinjournalist mit dem "Prix du Champagne Lanson" ausgezeichnet und ist demnach einer der renommiertesten Weinautoren Deutschlands. [Link]Am vergangenen Sonntag, den 28. Juni 2009, veröffentlichte die taz in ihrer Print- (sonntaz, Beilage der Wochenend-taz) und Onlineausgabe einen Artikel jenes freien Redakteurs unter dem Titel "Tofu in der Kulturkritik - Essen ohne Schuld?", in welchem der Sojaanbau demnach die Umwelt zerstört und die Armut vorantreibt - etwa in Südamerika. Lediglich in den letzten zwei Absätzen wird die Kritik behandelt, welche mit keinen Belegen oder realitätsnahen Argumenten untermauert wird.Geschickt indirekt sieht der Autor die Schuld bei Vegetariern und Veganern, ohne dabei zu bedenken, dass der Großteil des Sojaanbaus in Südamerika für die Fleischproduktion in Europa und die USA genutzt wird. [Link 1] [Link 2] Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass nicht wie von Till Ehrlich suggeriert hauptsächlich Vegetarier und Veganer an den negativen Folgen des Sojaanbaus in Südamerika schuld sind, sondern der weltweit steigende Fleischkonsum. Dabei zu bedenken ist weiterhin, dass nicht automatisch jeder Vegetarier und Veganer ausschließlich Sojaprodukte konsumiert. Zusätzlich beziehen selbst die größen "Fleischersatzprodukthersteller" in Deutschland wie z.B. Alpro und Viana ihre Sojabohnen aus biologischem Anbau aus Frankreich, USA, Kanada, England und Österreich. [Link 1] [Link 2]In einem weiteren Satz stellt Till Ehrlich die Frage, wieso Vegetarier nicht auf Fleischgeschmack verzichten können oder wollen. Damit geht der freie Redakteur erneut davon aus, dass Vegetarier ausschließlich Sojaprodukte konsumieren. Erstaunlich daran ist, dass der zuvor in der Gastronomie beschäftige Till Ehrlich anscheinend nicht davon in Kenntnis gesetzt wurde oder die Erfahrung hat, dass selbst Sojawürstchen oder -schnitzel nicht nach Fleisch riechen oder schmecken. Wie er am Anfang des Artikels überraschenderweise jedoch schon selbst festgestellt hat, ist die Konsistenz der ausschlaggebende Punkt.Die Chefredakteurin Bascha Mika, die in knapp drei Wochen die taz verlässt, wurde von diesem inhaltlich mangelhaften Artikel in Kenntnis gesetzt. Dies ist besonders wunderlich, da unter ihr bereits der viel gelobte Artikel "Aufessen oder streicheln?" von Hilal Sezgin in der taz veröffentlicht wurde.Über den geschmacklichen Aspekt von Sojaprodukten kann gut und gerne gestritten werden - immerhin ist dies Geschmackssache. Einen derart schlecht recherchierten und den Vegetarier und Veganern schuldzuweisenden Artikel ist aber für die taz sehr ungewöhnlich und ist leider ein weiterer Beweis für den Qualitätsverlust der letzten "großen" links-liberalen Zeitung in Deutschland.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen