Freiberg: Antifa-Demo PROGRESS IN MIND[S]

Antifaschistische Gruppe Freiberg 22.06.2009 00:12 Themen: Antifa Antirassismus Freiräume
In Freiberg fand am 20.06. unter dem Motto „progress in mind[s] – Gegen die Deutschen Zustände – Für eine emanzipatorische Gesellschaft“ eine antifaschistische Demonstration statt. Es wurden die Nazi-Aktivitäten, besonders der Aufmarsch am 1. Mai und das anschließende Medientheater, thematisiert. Es wurde gefordert , diese als Problem im Kontext gesamtgesellschaftlicher Verhältnisse wahrzunehmen und auf die ideologischen Schnittmengen zwischen Nazis und „normalen Bürgern“ hingewiesen. Die Polizei war massivst vor Ort und strapazierte die Geduld der 200 bis 250 Teilnehmenden bis aufs letzte mit ihren überzogenen Schikanen.
Los ging es um 13 Uhr mit Musik, Redebeiträgen sowie einem Stand mit Info-Material. Die Polizei war von Anfang an zahlreich vertreten und hat die Teilnehmenden mit massiven Schikanen belästigt. Kontrolliert wurden ALLE und das mit maßloser Übertriebenheit. Es wurden sogar Geldbörsen, Lehrmaterialien von der Uni und Notizbücher durchgesehen. Aufkleber und Fahnen wurden vorübergehend beschlagnahmt und mussten nach der Demo auf dem Polizeirevier wieder abgeholt werden. Genauso wurde ein Transparent mit „Good night white pride“-Logo beschlagnahmt und Anzeige wegen Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen erstattet mit dem Hinweis, dass sich darauf ja ein Keltenkreuz befinde. Dasselbe passierte einer Teilnehmenden mit entsprechendem Aufnäher, die von der Polizei angezeigt wurde.
By the way: Das G.N.W.P.-Logo wird seit Jahren in der Hardcore-Szene verwendet um sich von Nazis abzugrenzen. Die entsprechende gesetzliche Regelung „gilt nicht, wenn das Propagandamittel oder die Handlung der staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken dient.“ ( http://blog.staatsrecht.info/?p=130) Diese willkürliche Aktion der Bullen dürfte wenig Aussicht auf Erfolg haben, was diese wohl auch wissen.

Als sich die Demo in Bewegung setzte, stieg auch die Stimmung durch die Musik (aus einer extrem schicken Anlage) und lautstarken Sprechchören. Vorher wurde darauf hingewiesen, dass sexistische und Gewalt verherrlichende Sprüche sich nicht an einem emanzipatorischen Anspruch messen lassen. Auch das bekannte „Nazis raus“ wurde thematisiert, da dabei offen bleibt, wo die Nazis denn hin sollen. Bei der Zwischenkundgebung am Obermarkt hielt die Polizei noch Leute auf, die den Aufruf verteilten, stellten die Identität fest und zeigten diese auch an, da kein V.i.S.d.P. darauf stand. Am Naziladen „Waffen-Army-Shoes“, an dem wegen der „Nacht der Wissenschaft und Wirtschaft“ der TU Bergakademie Freiberg (wohlgemerkt: Nacht) keine Zwischenkundgebung erlaubt war, wurde es nochmals laut, bevor die Demo zur Abschlusskundgebung in den Albertpark lief. Der Infostand wurde wieder aufgebaut, es gab Tofu-Burger und weitere Redebeiträge.
Insgesamt wurden folgende Redebeiträge verlesen: 1.) der Aufruf zur Demonstration, 2.) ein Beitrag zum Umgang der Stadt mit Nazis und die Kritik daran, 3.) zu Nazistrukturen in Freiberg und das Haus in Gränitz, 4.) ein Beitrag der „Initiative gegen jeden Extremismusbegriff“, 5.) ein Beitrag zum Naziladen „Waffen-Army-Shoes, 6.) ein Beitrag der Antifa RDL zur Gesellschaftskritik als Aufgabe antifaschistischer Arbeit sowie 7.) ein weiterer Beitrag der Antifa-Gruppe Freiberg zu Subkultur und dem Fehlen alternativer Freiräume in Freiberg. Alle Redebeiträge werden in Kürze auch auf dem Blog der Antifa-Gruppe Freiberg ( http://afg.blogsport.de) erscheinen.
Im Mittelpunkt der Demo stand die Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen, die Nazis und deren Ideologie begünstigen bzw. Schnittmengen mit diesen besitzen. Dabei wurde auch auf den Nazi-Aufmarsch am 1. Mai in Freiberg sowie die z.T. abstrusen Reaktionen aus Presse und Öffentlichkeit (Beispiel: Unterschriftenaktion gegen weitere Nazidemos; nachzulesen in der aktuellen, aber noch nicht online erschienenen Ausgabe der Zeitung „FreibÄrger“) eingegangen. Der Aufruf thematisierte daher genauso die bürgerlichen Verhältnisse und Ideologien wie Antisemitismus und Nationalismus, welche es zu erkennen und überwinden gilt. Aber diese Erkenntnis und die anschließende gesellschaftliche Veränderung setzt eine Veränderung im Kopf voraus: „progress in minds“ also.
Trotz Wirtschafts-/Wissenschaftsnacht waren zwar nur wenige Menschen auf den Straßen unterwegs, aber der Großteil nahm die verteilten Flyer an.
Schön war, dass sich keine der teilnehmenden Personen durch die Maßnahmen der Polizei provozieren ließ.
Diese Antifa-Demo war nötig, um klarzumachen, dass...
a) Nazis ein Problem sind, und zwar wegen den Inhalten ihrer Ideologie und nicht wegen des Imageschadens, der für die Stadt entsteht.
b) Nazis Teil einer rassistisch, antisemitisch und autoritär geprägten Gesellschaft sind.
c) das alles zu thematisieren und kritisieren ist.


Internetseite der Antifa Freiberg:
 http://antifa-freiberg.tk

Internetseite des „FreibÄrger – Gesellschaftskritische Zeitung aus Freiberg“  http://www.freibaerger.org



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bilder funktionieren nicht — eher unwichtig

pfui deibel — no nation

Na Na Na — Sagichnich

nochma — papalapap

Faaaahne — Anarchist

An Anrchist — Faaahne ok!

bäääääh — Israelfahne<-

Recht geben! — Recht

linke antisemiten — freiheitsfritte

@ Fahne ok! — Anarchist

@ Anarchist — Flagge ok.

@ alle — mal wieder wegen Fahnen

mobilisierung — atonomer

@ alle — Flagge ok