Irankundgebung in Hamburg

Sozialistische Linke - SoL 21.06.2009 19:19
Aufgrund der aktuellen Proteste gegen das Mullah-Regime im Iran fanden sich verschiedene exiliranische Gruppen in der Iranischen Linken Plattform Hamburg zusammen und organisierten für den Samstag eine Kundgebung gegen das „islamische und faschistische Regime im Iran“.
Kundgebung 20.6.09, Glockengießerwall: „Demonstration gegen das islamische und faschistische Regime im Iran!“

Aufgrund der aktuellen Proteste gegen das Mullah-Regime im Iran fanden sich verschiedene exiliranische Gruppen in der Iranischen Linken Plattform Hamburg zusammen und organisierten für den Samstag eine Kundgebung gegen das „islamische und faschistische Regime im Iran“. Neben der iranischen Linken, Antiimperialisten und Kommunisten waren auch deutsche Zionisten mit kleinen Israel-Fähnchen und -Buttons anwesend, also alles was das antideutsche Herz begehrt und zum partyzionistischen Lifestyle gehört.
Nach mehrmaliger Aufforderung an die Veranstalter, diese Kräfte auf ihrer Kundgebung nicht zu tolerieren, geschah erstmal nichts. Erst als ein Genosse eine Rede zu Palästina hielt, sammelten sich die antideutschen Grüppchen zusammen und es kam zu einem Handgemenge. Daraufhin bespuckte ein Antideutscher eine ältere Frau. Dies konnten wir nicht tolerieren.
Die Polizei versuchte einen unserer Genossen festzunehmen, was durch das entschlossene Handeln von uns verhindert wurde. Unser Genosse verließ, obwohl er von den Organisatoren gebeten wurde zu bleiben, daraufhin die Kundgebung, um die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen. Etwas später kam eine Person der Gruppe Peyvand zu uns und schloss uns im Namen der Organisatoren von der Kundgebung aus. Die Proteste der Genossen der SPI waren ihr offensichtlich egal, da sie der Meinung war, wir würden die islamische Republik seit Jahren unterstützen. Wie sie zu diesem Schluss kommt, bleibt uns als regelmäßige Unterstützer von Anti-Mullah-Regime-Kundgebungen rätselhaft. Ihre offenkundige politische Verwirrtheit zeigte sich auch in ihrer großen Sympathie für die Antideutschen. Wir haben einen großen Diskussionsbedarf über die Ereignisse auf der Kundgebung und rufen alle irgendwie beteiligten Gruppen oder einzelnen Leute auf, sich bei uns zu melden und in ein Diskussionsprozess treten.

Eine iranische Linke, die mit Zionisten zusammenarbeitet oder sie auf ihren Veranstaltungen toleriert, hat keine fortschrittliche Perspektive mehr. Wer mit Zionisten hantiert, holt sich auch den Imperialismus ins Boot. Im Nahen und Mittleren Osten spielt Israel eine tief reaktionäre und imperialistische Rolle, seien es die vergangenen Kriege, die von Israel ausgingen oder die Gefahr von neuen. Israel im Bündnis mit den USA gestaltet die Region nach seinem Willen und akzeptiert bis heute keine Grenzen für sich!
Frieden oder Freiheit gibt es nicht mit den Imperialisten, seien es deutsche, israelische oder nordamerikanische. Das Beispiel des Irakkrieges zeigt, dass es keine Befreiung durch imperialistische Intervention geben kann! Dort paktiert die „Irakische Kommunistische Partei“ mit den USA und entzieht sich so ihrer gesellschaftlichen Basis, anstatt sich an die Spitze des irakischen Widerstandes zu setzen und die Imperialisten aus dem Land zu jagen.
Die Imperialisten bedrohen die Länder dieser Region, wenn sie sie nicht schon direkt besetzt oder zu ihren Vasallen gemacht haben. Deshalb ist eine klare Positionierung gegen sie für den dortigen Kampf unentbehrlich. Wer also zusammen mit den Imperialisten das iranische Regime bekämpfen will, fällt hinter den Status Quo zurück, weil er die imperialistische Besatzung legitimiert. Man muss sich also sowohl gegen das mörderische Mullah-Regime als auch gegen den Imperialismus stellen!

Den deutschen Zionisten geht es im Iran nicht um die Menschen, die Opfer des iranischen Regimes sind, oder um Menschenrechte, denn in ihrem politischen Repertoire befindet sich neben dem Genozid an den Palästinensern auch der atomare Erstschlag Israels gegen den Iran! Sie solidarisieren sich mit einer israelischen Realität, die den Faschisten Avigdor Lieberman zu ihrem Außenminister gewählt hat. Was das alles mit Emanzipation zu tun hat, weiß wohl keiner mehr.
Als KommunistInnen stellen wir uns selbstverständlich gegen den Zionismus. Dabei solidarisieren wir uns mit dem israelischen und palästinensischen Widerstand. Der Vorwurf, Antizionismus sei Antisemitismus, entbehrt jeder Vernunft und verwässert den Kampf gegen den Antisemitismus.

Um es auf antideutsch zu sagen: "Verwechselt antideutsch nicht mit links!"
Nehmen wir sie beim Wort!

Zionismus und Imperialismus bekämpfen! Nieder mit dem Mullah-Regime! Gegen imperialistische Intervention! Das iranische Volk muss und kann sich nur selbst befreien! Hoch die internationale Solidarität!


Stellungnahme der Sozialistischen Linken – SoL – www.sol-hh.de



PS: wir posten unsere Stellungnahme bei indy, weil eine Gruppe zu dem Konflikt eine falsche Stellungnahme gegen uns hier schon veröffentlicht hat! Wir wissen, dass indy für so was eigentlich nicht gedacht ist, aber bitten es trotzdem zu veröffentlichen, weil es bei dem anderen auch geschah.
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Ergänzungen

so schwer isses auch nicht

tagmata 21.06.2009 - 23:48
* Proteste gegen obrigkeitsstaatliche Unterdrückung sind aus linker Sicht erst mal positiv zu bewerten
* Wenn der reine Protest gegen konkrete Repression - zu dem es mittlerweile im Iran ja geworden ist - (wieder) zu konkreten Forderungen für eine bestimmte policy oder Poltik wird, dann ist eine individuelle Bewertung vorzunehmen.

Also: Solidarität mit und Unterstützung für die Proteste im Angesicht der knüppelschwingenden und mordenden Staatsgewalt: unbedingt, und ohne Wenn und Aber.
Aber Solidarität mit Mussawis Linie: nur insofern sie eine wirkliche Verbesserung zur Linie Ahmadinejads darstellt - wenn überhaupt, dann also nur in einigen wenigen Punkten, aber sicher eher "gar nicht" als "umfassend".


Andererseits stellt im Iran ein Studentenbesäufnis durchaus einen potentiell revolutionären Akt dar. Man muß es halt an den herrschenden Vehältnissen messen. Und ohne eine zivilgesellschaftliche Öffnung des Iran - und hier steht Mussawi vermutlich für eine spürbare (wenn auch für sich allein nicht ausreichende) Verbesserung - wird es schwierig, die Leute dort davon zu überzeugen daß ihnen US-AmerikanerInnen oder (jüdische) Israelis die gegen Prekarisierung und für trans- oder antinationale Solidarität auf die Straße gehen, natürliche Verbündete sind, und die Hetzer im eigenen Land, die mit ihren antisemitischen Parolen das dumme Volk vernebeln und verblöden, ihre Gegner.

So wie die Verhältnisse im Iran seit 1979 waren, hatten die Menschen dort kaum eine Chance, die offizielle Propagandalinie zu durchbrechen. Und fundamentalistische Hetzer wie Bush und seine Spießgesellen haben die Vorurteile und die fixe Idee, "USrael" wolle die "Islamische Republik" (notfalls nuklear) vernichten, nur noch bestätigt (obwohl ein Krieg realistisch betrachtet seit spätestens al-Fallujah gar keine Option mehr ist - er hätte ansonsten eh längst begonnen).

Es ist also dringend erforderlich, daß gerade die junge Generation der Welt die Schützengräben überspringt und miteinander redet, von ihren Erfahrungen und ihren Sorgen und ihren Hoffnungen erzählt. Wir müssen lernen, den Studis im Iran zuzuhören, und sie uns. Die Bereitschaft ist auf beiden Seiten da. Aber es muß die Politik der alten Ära auf den Müllhaufen der Geschichte geschmissen werden, da sie uns sonst die Möglichkeit einer wirklich globalen Partizipation verwehrt.

Immer noch nicht gelöscht...

C.P. 22.06.2009 - 03:26
Nun die Stellungnahme von Peyvand:
 http://cosmoproletarian-solidarity.blogspot.com/2009/06/zu-den-vorfallen-am-20-juni-in-hamburg.html

Und ich bitte Indymedia den Kommentar von „Ramin“, der fälschlicherweise mit Cosmoproletarian Solidarity“ gezeichnet wurde, zu löschen!

Ansonsten will ich ein bißchen werben, etwa für die Blogger
 http://entdinglichung.wordpress.com/
und
 http://shooresh1917.blogspot.com/
die beide den halben Tag (und mehr) zu recherchieren scheinen. Respekt!

Für die Revolution, zerschlagt die Islamische Republik!

Fotos aus Belrin von Iran Demo

antizensur 22.06.2009 - 17:31

Schluss endlich!

SoL 23.06.2009 - 21:18
Wir die Sozialistische Linke SoL haben keine Rede auf der Kundgebung gehalten, weil wir so die Kundgebung mittragen würden, dies wollten wir nicht, weil wir keine gemeinsame Sache mit Antideutschen machen, obwohl wir von den Veranstaltern angefragt wurden.

Wir haben auch Israel nicht als Aphatheitsregime oder so bezeichnet, noch haben wir irgendwelche AntiDs mit Regenschirmen gestochen. Wir haben uns nur gewehrt, weil die Antideutschen einem Genossen einen Faustschlag versetzt haben.

Auch gibt es zwischen uns und den türkischen Faschisten keine Zusammenarbeit, besonders absurd ist es weil bei uns mehrere KurdInnen organisiert sind. Vor allem haben wir mehrmals Aktionen gegen die Grauen Wölfe mitorganisiert oder daran teilgenommen. Die letzte Aktion war, als die türkischen Faschisten den Irak angreifen wollten um die PKK dort zu schlagen, sie haben deshalb europaweit Demonstrationen organisiert. Als Gegenaktion haben wir bei der Demonstration der kurdischen Gemeinde teilgenommen, wo waren den dort die Leute die uns jetzt irgendeine Zusammenarbeit mit Faschisten in die Schuhe schieben wollen?

Bei der besagten Palästina-Demo haben wir mit der palästinensischen Gemeinde, die in Hamburg säkularund sehr links gerichtet ist, einen gemeinsamen Block organisiert. Das Leittransparent war u.a. "Gegen Antisemitismus und Zionismus", in unserem Block wurden keine Antisemitischen Äußerungen geduldet und auch sonst wenn wir so ein Misst gehört haben, sind wir eingeschritten.
Die türkischen Faschisten hatten auf der Demo eine Fahne, wir sind zu den Leuten hin und so kam es zu einem Handgemenge, daraufhin ist unser Block aus Protest stehen geblieben. Als die Demoleitung uns berichtete, dass sie die Situation klären will und die Fahne runterholen wird, haben wir beschlossen weiter zu demonstrieren. Dass die Demoleitung schließlich die Fahne nicht runternahm, haben wir erst nach der Demo erfahren. Uns nun deshalb ein Strick zu schnüren ist absurd, weil fast alle türkischen und kurdischen Linken Parteien bei uns im Block liefen, so müsste man auch ihnen eine Zusammenarbeit mit den türkischen Faschisten vorwerfen.

Glaubt nicht irgendwelchen verwirrten Internetbloggern aus dem antideutschen Spektrum, da sie gezielt Fehlinformationen über uns verbreiten, um uns zu diffamieren!


Zu Palästina/Israel kommt demnächst eine Broschüre/Buch von uns raus, darin beschäftigen wir uns auch mit dem ekligsten Teil der "deutschen Linken" den Antideutschen, sowie dem Zionismus. Auf dieser Grundlage kann man uns dann einschätzen und mit uns über diesen Konflikt diskutieren.

Bis dahin, euch das Ergänzungsformular von Indymedia
und uns die Realität!


Das war`s auch von uns...

C.P. 24.06.2009 - 22:45

Ja, es stimmt, dass Kader von SOL und verschiedener TKP-Gruppen aufgrund des Fahnenschwenkers der Grauen Wölfen bei den Organisatoren des antiisraelischen Aufmarsches im Januar 2009 interveniert haben. Die dutzenden Fahnen der Türkei oder anderer Nationalstaaten (Syrien, die Islamische Republik Iran), waren jedoch geduldet! Ganz abgesehen von Hamas und Hizbollah-Fanstuff…Es wurde auch nichts gegen die Teilnahme der Khomeini-Freaks vom „Muslim Markt“, die mit Bussen nach Hamburg angereist waren, getan. Ihr verweigert euch – wie ihr sagt – eine „Kundgebung mit(zu)tragen“, weil ihr „keine gemeinsame Sache mit Antideutschen machen“ wollt, aber was habt ihr dann am 17. Januar getan? Gemeinsame Sache mit Ahmadinejad-Freaks, die beständig eine Querfront ausloten (der „Muslim Markt“ interviewt mit Vorliebe Nazis wie Andreas Molau von der „Deutschen Stimme“ oder Manuel Ochsenreiter)???

Es wurde in der Peyvand-Stellungnahme nirgends eine Kollaboration mit türkischen Ultranationalisten vorgeworfen (der Autor weiß, dass ihr mit KP-Genossen aus der Türkei befreundet seid, die Gesundheit und Lebenszeit eingebüßt haben, weil sie gegen die türkische Realität Widerstand leisteten), sondern eine beschwichtigende Haltung gegenüber Nationalisten und Islamisten, während das Gemüt immer dann hoch kocht, wenn israelsolidarische Menschen auf Demonstrationen ausfindig gemacht werden (3. Oktober, 1. Mai 2008 etc.). Wie kommt`s?

Tatsächlich stand auf eurem Transparent „Gegen Antisemitismus und Zionismus“, was eine äußerst idiotische Gleichsetzung ist. Außerdem wurde auch von euch die Parole „Kindermörder Israel“ gerufen, die – wenn auch unbewusst – aus der antisemitischen Ritualmordlegende schöpft. Und wenn ihr die „Tod, Tod Israel“-Rufe nicht antisemitisch fandet, na ja…Und wenn ihr von den einzelnen Beschimpfungen von Passanten als „Juden“, wenn diese Flugblätter (nicht von euch, sondern von den Schura-Organisatoren) entgegennehmen wollten, nichts bemerkt habt, was sollst…

In der Peyvand-Stellungnahme wurdet ihr – SOL – nirgendwo namentlich erwähnt, weder wurde behauptet, dass ihr vom „Apartheidsregime Israel“ gesprochen, noch dass ihr mit dem Regenschirm Antifaschisten traktiert habt (es waren jedoch Genossen/Freunde von euch).

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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digga — digga

Genozid — h2

tja — welch wunder

Antisemitismus — hamburg

Schlägerbanden bekämpfen! — Partyzionist

wer dazu aufruft... — antifa

bla bla — h2

Mhm. — anti

diskussion entfacht — h2 meets a7

Bitte löschen! — CP Solidarity

Einige Bitten — Egon

Halbgares Halbwissen — Antifaschistin

Halbgares Wissen — n. oitulover

Schweinewelt — Antifa

kadergruppe — hartz4